Die Apokalypse des Johannes - 126. Vortrag von Wolfgang Peter

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Themenschwerpunkt

Der 24. Wochenspruch des Anthroposophischen Seelenkalenders setzt den Rahmen für den 126. Vortrag: "Sich selbst erschaffend stets" bringt die Grundcharakteristik des Ichs zum Ausdruck; mit "des Selbstsinns Willensfrucht" wird das andere große Thema des Ichs angesprochen, der Wille, der im freien Willen von uns in der Auseinandersetzung mit den Widersachern letztlich so entwickelt werden möge, dass er mit dem göttlichen Willen eins wird.

Geistig strebende Menschen sehen sich dabei einem besonders großen Ansturm der Widersacher auf ihr Ich ausgesetzt, denn die von ihnen entwickelten geistigen Kräfte üben auf die soratischen Wesenheiten höchstes Verlangen aus.

Das christliche Gebet, insbesondere das Vaterunser, kann uns auf unserem Weg in der Auseinandersetzung mit den Widersachern Hilfe und Unterstützung geben, wenn wir uns auf die Grundbitte besinnen, die abseits jeglicher Egoismen liegt: "Stärke meine Kraft, dass ich die Aufgabe, die ich mir aus meinem Ich heraus gesetzt habe, bestmöglich erfüllen und meinen Willen so anspannen kann, dass mir mein Beitrag auch unter widrigsten Bedingungen gelingt."

Es geht dabei auch um einen neuen Umgang mit Ahriman und Luzifer, indem wir versuchen, sie an unserem Licht teilhaben zu lassen, damit sie von dem ihnen zugedachten Weg in die Freiheit eine Ahnung bekommen, denn die Erlösung der Widersacher ist unsere große Aufgabe, die uns weder der Christus noch der Michael abnehmen können.

Mit dem esoterischen Apostel Vaterunser hat uns Rudolf Steiner eine sehr praxisorientierte Erweiterung des "regulären" Vaterunsers gegeben. Wortlaut des Apostel Vaterunsers und Hilfen, uns mit den Tiefen des Textes auseinandersetzen zu können, tragen uns durch den 126. Vortrag, machen uns aber auch sehr eindringlich darauf aufmerksam, dass Zeit in ihrer Qualität einmalig und somit nicht wiederholbar ist: Wenn wir als Menschen in diesem siebenstufigen kosmischen Zyklus es nicht schaffen, das Entwicklungsziel zu erreichen, uns also nicht befähigen auf einer den derzeitigen Elohim entsprechenden Entwicklungsstufe einen ganz neuen Kosmos auf der Basis von Freiheit und Liebe zu schaffen, dann ist diese Chance vertan. Eine Wiederholung gibt es nicht. Es wird dann anders weitergehen...

Schlüsselwörter

24. Wochenspruch: "sich selbst erschaffend stets" ist die Grundcharakteristik des Ich - in unserem Alltagsbewusstsein sind auch förderliche Impulse der Widersacher, wenn wir sie richtig er-greifen - der Weltengeist wirkt in unserem Ich - das große Göttliche offenbart sich in jedem Menschen auf ganz individuelle Weise - die Frage immer: wie steht der göttliche Wille zu unserem Willen? - der göttliche Wille soll mit unserem Willen eins werden: das bedeutet keine Unterwerfung! - wahre Demut: zu wissen, du arbeitest mit und leistest deinen Beitrag - die göttliche Kraft wirkt in uns in Form der Christus-Kraft und ist voll und ganz vereinbar mit unserem freien Willen - alle Widersacher kämpfen um das Ich, um uns die Freiheit des Ichs zu rauben - so überzeugt uns Ahriman: der Verstand ist ein wunderbares Werkzeug, um alles zu beweisen - beten heute: sich aus der Kraft des Ich heraus erheben zum Göttlichen - die große Revolution im Schöpfungsgeschehen: es wird nicht mehr erwartet, dass wir uns dem göttlichen Willen unterwerfen! - das Ego sollte sich in den Dienst des Ichs stellen - wenn ich meinen Willen stark anspanne, werde ich einen großen Beitrag leisten können letztlich für das ganze Planetensystem - jede Bitte, die nur aus dem Ego heraus kommt, ist gegen den Sinn des christlichen Gebetes: vielmehr "stärke meine Kraft, dass ich meine Aufgabe erfülle" - seinen Willen anspannen, heißt nicht immer äußere Taten vollbringen - der Weg der Zukunft: ich gehe mit den Widersachern so um, dass ich ihnen ihren Weg zeige - Ahriman fürchtet den Menschen mehr,  als wir Grund haben, ihn zu fürchten: vom Menschen hängt das Schicksal der ahrimanischen Wesen ab - es gibt eine Vielzahl ahrimanischer Wesenheiten in den verschiedensten Hierarchiestufen - davon, dass in ihnen das Licht zu leuchten beginnt, haben die ahrimanischen Wesen selbst den größten Gewinn - der Christus lebt in der Äthersphäre der Erde, verbunden mit einer engelartigen Wesenheit, die der Seelenleib des Christus war und deren Bewusstsein durch den Materialismus verdunkelt wurde - Michael hat im 19. Jahrhundert die ahrimanischen Scharen aus der Äthersphäre auf die Erde geworfen: die Menschen haben die Aufgabe, sie zu besiegen - was heißt es, den Christus im Ätherischen schauen? - "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind…" - gute Gewohnheiten entwickeln: an unserem Seelischen arbeiten - Lebenskraft, die zum Bestandteil unserer Ich-Kraft wird - das Ich ist die äußere Hülle, in der sich das Geistselbst entwickelt - die Gemeinschaft freier Menschen bedarf keiner Regeln: die Gemeinschaft der "144 Tausend Auserwählten" ist Aufgabe für die nächste Kulturepoche - als Kind lernen, die Hände zu falten und zu beten: Höheres verehren lernen schenkt im Alter die Kraft des Segnens - Ätherkräfte entwickeln und dann als lebensspendende Kraft in das soziale Geschehen hineintragen - zum guten Karma des Betens - in Einklang kommen mit seinem Schicksal: es wird geschehen, was geschehen soll - was wir im Leben erarbeitet haben, ist ein Licht,  das wir in die Welt der Hierarchien hinauftragen - seinen Weg erkennen, seine Kraft daran entwickeln und gestärkt in die nächste Inkarnation herunterkommen - "nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe" meint, nicht der Wille des Egos geschehe: der göttliche Wille und mein Wille werden eins - das Vaterunser zeigt uns den Weg und ist gebaut auf den ganz Ich-bewussten Menschen: ich verbinde mich mit jedem Wort und jedem Gedanken - zum Missbrauch des Betens - das Vaterunser eröffnet Welten: es ist in seiner Wirksamkeit nicht gebunden an eine Übersetzung (Sprache) - das esoterische Apostel Vaterunser, gegeben von Rudolf Steiner, bringt neue Perspektiven zum Vaterunser hinzu: die höchste göttliche Kraft möge in uns rege werden - "Vater, der du warst, bist und sein wirst in unser aller innerstem Wesen": in jedem Menschen - "Dein Wesen wird in uns allen verherrlicht und hochgepriesen": allein dieses Erfassen ist schon Lobpreisung - "Dein Reich erweitere sich in unseren Taten und in unserem Lebenswandel": es ist unsere Aufgabe, wirklich tätig zu werden, auch wenn wir zunächst hundert Mal scheitern - ich brauche keinen kirchlichen Kultus - "Deinen Willen führen wir in der Betätigung unseres Lebens so aus, wie du, o Vater, ihn in unser innerstes Gemüt gelegt hast": der Ich-Impuls lebt in unserem innersten Wesen - "Die Nahrung des Geistes, das Brot des Lebens, bietest du uns in Überfülle in den wechselnden Zuständen unseres Lebens": auch die innere Seite kommt hier deutlich heraus, nämlich unsere Aufgabe, Lebenskräfte hineinzuarbeiten, die der Christus verstärkt - "Lasse Ausgleich sein unser Erbarmen an anderen für die Sünden an unserem Wesen begangen": Ich verzeihe dir aus dem tiefsten Herzen heraus und schenke dir meine ganze Kraft, dass du in dir selber deinen Fehler gutmachen kannst - auch sich selbst Fehler verzeihen! - "Den Versucher lässt du nicht über das Vermögen unserer Kraft in uns wirken, da in deinem Wesen keine Versuchung bestehen kann; denn der Versucher ist nur Schein und Täuschung, aus der du, o Vater, uns durch das Licht deiner Erkenntnis sicher herausführen wirst": dieses Licht, das jetzt aus unserem Ich ausstrahlt - es ist eine innere Notwendigkeit, dass geistige Entwicklung einhergeht mit einem stärkeren Ansturm der Widersacher: wir müssen mit den Widersachern fertig werden, das kann uns auch Michael nicht abnehmen - "Licht deiner Erkenntnis": Gott erkennt mit uns oder wir mit ihm - Jacob Böhme und Johannes Scottus Eriugena: die höchste Stufe der Erkenntnis ist "Ich und Gott sind eins im Erkennen" - dieses Licht ist ein anderes Licht als das des Luzifer: sein Licht ist gegenüber diesem Licht Dunkelheit, aber wir können ihn einladen, mit dieser Kraft zu arbeiten - Schritt für Schritt können wir den Widersachern dieses Licht entgegen tragen: dann geht ihnen das Bewusstsein auf, wie ihr Weg weitergehen könnte - der eine Schritt, das Unmögliche möglich zu machen: die entscheidende Kraft des Ichs ist die Kraft des Mutes und gleichzeitig die Michaelskraft - "Deine Kraft und Herrlichkeit wirke in uns in die Zeitläufe der Zeitläufe": wohin der Weg führen soll, liegt an uns - der Mensch soll wirklich neue Welten bauen nach dem Durchlaufen der sieben kosmischen Entwicklungsstufen - die Erdenwelt soll ein Kosmos der Freiheit und der Liebe werden: wir verschenken Kraft, aus der eine ganze Welt entsteht - das esoterische Apostel Vaterunser im zusammenhängenden Text - diesem Wesen Mensch die Freiheit zu ermöglichen: das geht nur einmal und nie wieder! - der Weg ist endgültig gescheitert, wenn kein einziger Mensch diesen Impuls wirklich ergreifen kann - der Zeitbegriff: es gibt nicht die lineare Zeit, sondern die Qualität der Zeit - aus göttlicher Perspektive liegt in jedem Zeitpunkt die ganze Ewigkeit: jedes Ereignis gibt’s nur einmal in der Welt - das alte zyklische Zeitprinzip: wenn man genauer schaut, ist es die Wiederkehr des nicht ganz Gleichen, denn jedes geistige Wesen bringt seinen individuellen Einschlag - das Vaterunser ist das tiefste christliche Gebet, das uns den Weg zeigt, wie wir es schaffen können - jeder ist aufgerufen, aus dem Vaterunser etwas Langes, Individuelles zu machen - mich im Rückblick in meinen Begegnungen betrachten und dann aus dem Vaterunser einen Roman machen - hinter dem Vaterunser stehen sieben Stufen, zusammenhängend mit unseren sieben Wesensgliedern - Rudolf Steiner spricht oft vom Ich-Träger, der noch zu den eigentlich leiblichen Wesensgliedern zu rechnen ist und der einen individuellen Ankerpunkt für das von draußen wirkende göttliche Ich schafft - das von draußen wirkende Ich kann so an den unteren Wesensglieder arbeiten und physischen Leib, Ätherleib, Astralleib vergeistigen - Geistselbst und Lebensgeist aus dem Nichts erschaffen - die Kraft der Auferstehung: neues Physisches und letztlich einen neuen Kosmos aus dem Nichts heraus zu erschaffen - die Gottheit hat die Geduld, dass wir immer wieder Fehler machen dürfen auf dem Weg - aus der Freiheit heraus auf die Freiheit zu verzichten: der Weg ins soratische Reich - das reguläre Vaterunser in einem Wortlaut Rudolf Steiners: es gibt keine Norm-Fassung - Rudolf Steiner hat das Vaterunser mit einer Zeichnung versehen: ein Dreieck über einem Quadrat deuten die sieben Wesensglieder an (s. GA 96, Vortrag vom 28. Januar 1907) - Wiederholung des 24. Wochenspruchs: in Kurzform die Inhalte des 126. Vortrages - Willensfrucht: dieser ganze Weg in die Freiheit hinein - kein Augenblick ist wiederholbar - in den kleinen Dingen, in den Begegnungen liegt die weltverändernde Kraft - das Ich muss das Unmögliche von sich verlangen: der kleine Schritt mehr - nichts ist zu klein: es geht nicht um Anerkennung in der Welt - wie wenig habe ich noch erkannt, dass ich etwas geben muss? - die Burgen Ahrimans und Luzifers finden wir dort, wo die geistig strebenden Menschen sind - Kirchen, Meditationshäuser und Sonstiges sind keine Schutzorte vor den Anfechtungen der Widersacher: die Gefahr zu Gottesdiensten für die Widersacher abzugleiten

Transkription 126. Vortrag (von Ghislaine und Susanne am 23. September 2022)

Begrüßung und Einführendes zum 24. Wochenspruch

Meine Lieben, ich begrüße euch beim 126. Vortrag zur Apokalypse. Ich habe jetzt wirklich schon Schwierigkeiten mit dem Mitzählen langsam. Ich muss immer aufpassen, dass ich nicht falsch bin. Ich begrüße euch mit dem 24. Wochenspruch. Ganz ein toller finde ich:

Sich selbst erschaffend stets

Wird Seelensein sich selbst gewahr;

Der Weltengeist, er strebet fort

In Selbsterkenntnis neu belebt

Und schafft aus Seelenfinsternis

Des Selbstsinns Willensfrucht.

Da steckt immens viel drinnen. Also erst einmal dieses "Sich selbst erschaffend stets", das ist einmal die Grundcharakteristik des Ich, dass es darin besteht, sich beständig selbst zu erschaffen. Das Ich ist nicht etwas, was einfach "ist", sondern es ist immer im Werden, und dieses Werden kommt aus ihm selbst heraus. Also, es wird aus sich selbst heraus, erneuert sich immer wieder, auch wenn es so ähnlich bleibt wie vorher. Natürlich, es ist nicht gleich wieder ganz was anderes, das wäre nicht gut, aber es erneuert sich mit jedem Atemzug, wenn man es so nennen will. Und dadurch, durch diese Arbeit des Ichs in der Seele, wird das Seelensein, das Seelische sich selbst gewahr. Vorher ist es noch so, pfff..., ja, Ego, was ist es eigentlich? Man weiß gar nicht, wo all die Einflüsse herkommen. Gerade in unserem Ego, sprich in unserem Alltagsbewusstsein, mischt sich alles Mögliche hinein. Da sind auch förderliche Impulse der Widersacher drinnen; förderlich, wenn wir sie richtig er-greifen und als Aufgabe be-greifen, dann kann das was durchaus Wichtiges sein. Und der Weltengeist wirkt in unserem Ich, in Wahrheit. Im Grunde der ganze Weltengeist, aber aus unserer ganz individuellen Perspektive ergriffen. Also, wenn man so will, das große Göttliche, das sich aber in jedem einzelnen Menschen auf ganz individuelle Weise offenbart, in individueller Weise tätig wird.

In welchem Verhältnis steht der göttliche Wille zu unserem Willen? Der göttliche Wille möge unser freier Wille werden

Und wir werden das sehen, auch bei unserem Thema, das uns jetzt beschäftigt - also das Vaterunser, dasGebet überhaupt -, welche Kraft dadrinnen ist. Und da ist ja auch also vom Willen des Vaters, des Göttlichen, die Rede. Und die Frage ist immer: Wie steht das im Verhältnis zu unserem Willen? Nimmt das uns vielleicht die Freiheit oder nicht? Nein, ganz im Gegenteil. Ganz im Gegenteil. Es geht darum, dass der göttliche Wille eins wird mit unserem Willen. Sie sind nicht mehr zu trennen. Es ist nicht eine Unterwerfung unter den göttlichen Willen. Das ist überhaupt nicht - im christlichen Sinn - überhaupt nicht gemeint. Im vorchristlichen Sinne ist es: Wir unterwerfen uns der Macht, die über uns steht. Jetzt heißt es eigentlich: Wir machen uns bereit, dass diese Kraft mit uns, durch uns, in ganz individueller Weise wirksam werden kann. Also niemals geht es darum, um Unterwerfung, um, sozusagen, Dienerschaft in dem Sinn. Das soll uns nicht hochmütig machen, im Gegenteil. Die wahre Demut besteht darin zu wissen: Aber du arbeitest mit. Deine Bestimmung liegt sozusagen drin, selbst mitzuarbeiten, selbst einen Beitrag zu leisten zur Verwirklichung des göttlichen Willens. Und was wir nicht tun, fehlt im Ganzen. Eben gerade die Gottheit hat uns die Freiheit gegeben, damit wir unseren Beitrag leisten können, der zugleich dann der göttliche Beitrag ist.

Also, das ist die ganz große Kehrtwendung oder Erneuerung, die passiert ist, letztlich ausgelöst durch das Mysterium von Golgatha, als Gott eben Mensch geworden ist, wenn man das so nennen will, aber im Grunde in jedem Menschen Mensch wird. In jedem Menschen, in jedem menschlichen Ich wirkt die göttliche Kraft in Form der Christus-Kraft - und die ist voll und ganz vereinbar mit unserem freien Willen. Und der Christus kann nicht das machen, was wir aus unserem Ich heraus wollen können, wollen sollen. Wenn wir es nicht tun, dann verarmt die Welt um diesen Betrag. Also, so groß ist das Vertrauen der Gottheit in uns, dass sie sagt: Der göttliche Wille vollziehe sich durch dich, durch dich, durch jeden, in dem das Ich, der Ich-Funke erwacht ist zum Bewusstsein, zum wirklichen Bewusstsein. Weil nur dort, wo wir auch uns unseres Ichs wirklich bewusst werden und welche Kraft da drinnen steht, dort erst können wir wirklich aus Freiheit handeln. Dort fängt es erst an, wo wir uns der Kraft bewusst sind. Solange wir noch im Ego schwimmen, wissen wir nicht: Ist das wirklich unser Wille? Ist es der Wille vom Luzifer? Oder wer wirkt da eigentlich mit? Oder ist es der Ahriman, der hineinfunkt? Oder gar die Asuras oder soratischen Kräfte? Alle die kämpfen um das Ich, im Grunde, und die wollen es uns in gewisser Weise rauben - jedenfalls die Freiheit des Ichs rauben - und lauern aber auf alle Impulse, die wir auf dem Weg dorthin, wo wir in ihre Gefangenschaft geraten würden, noch möglichst viel hereinholen, möglichst viel mitbringen. Und dann werden wir, gerade wenn wir geistig strebende Menschen sind, immer wertvollere Opfer für diese Wesen. Und das heißt, wir müssen auch immer mehr aufpassen und aufpassen heißt: Ganz bewusst werden, was kommt aus dem Ich, was kommt damit aus dem Göttlichen, wird eins mit dem Göttlichen - und was kommt von anderer Seite? Weil, die andere Seite, die Widersacherseite, sage ich mal, fördert unsere Freiheit sehr indirekt, indem sie sie immer herausfordert und sie uns eigentlich immer wieder nehmen will und uns etwas als Freiheit verkaufen will, was gar nicht aus unserem Willen entspringt. Aber wo wir halt glauben: "Ja, das klingt ja recht vernünftig. Na, mach ich's halt so."

Der Verstand ist ein Werkzeug: Wir können ihn im göttlichen Sinne gebrauchen oder im Sinne der Widersacher

Gerade der Ahriman überzeugt uns immer mit Vernunftgründen oder Verstand… sagen wir besser Verstandesgründen. "Vernunft" wäre ja noch mehr, da würden wir die göttliche Stimme in uns wirklich vernehmen. Aber der Verstand ist ein wunderbares Werkzeug, um alles beweisen zu können. Alles. Es gibt nichts, was man mit dem Verstand nicht beweisen könnte. Man muss sich nur die richtigen Fakten, die richtigen Tatsachen zusammensuchen und eine logische Verbindung dazwischen knüpfen. Und jeder wird einsehen: "Ja, das muss so sein." Und das muss mit der Wirklichkeit gar nichts zu tun haben. Der Verstand ist ein Werkzeug, das wir im guten oder im schlechten Sinne gebrauchen können. Das heißt, wir können es gebrauchen, um bewusst in die Wirklichkeit einzutauchen und sie in ihrer Vielfalt erfassen zu können und die Zusammenhänge klar und bewusst zu sehen. Aber wir können uns auch von der Wirklichkeit lösen und genauso klar eine Illusion erfassen. Und wenn wir das nicht unterscheiden können, dann gehen wir auf einen Irrweg. Und das heißt, es geht letztlich drum, das Ich zu erfassen; das Ich zu erfassen, in dem der göttliche Funke von uns beständig neu entfacht wird. Wenn wir diese Aktivität spüren, wenn wir diese Aktivität erfassen, dann sind wir in dem drinnen, dass der göttliche Wille durch uns wirksamwerden kann. Und in einer noch ganz anderen Form wirksam werden kann, als es in der vorchristlicher Zeit der Fall war, wo es einfach von oben kam und wir uns halt öffnen konnten diesem Willen - als Werkzeug im Grunde -, aber noch ohne den wirklichen eigenen Beitrag zu leisten. Das ging in vorchristlicher Zeit nicht. Jetzt geht's umgekehrt darum, eben diesen eigenen Beitrag dazu zu liefern, der sonst nicht entstehen würde und den der ganzen geistigen Welt zurück zu schenken.

Das christliche Gebet: Keine Anbetung mehr, sondern sich aus der Kraft des Ich heraus erheben zum Göttlichen und zur geistigen Welt

Das betrifft eben auch unser zentrales Thema jetzt, also das Vaterunser, das christliche Gebet überhaupt. Und das Vaterunser ist das zentrale christliche Gebet, das eben einen ganz anderen Charakter hat als Anbetung im vorchristlichen Sinne. Anbetung heißt jetzt oder beten heißt jetzt: Sich aus der Kraft des Ich heraus erheben zu dem Göttlichen und der geistigen Welt etwas zu geben, etwas zu schenken. Also, das sollte zumindest immer mehr, immer mehr zunehmen, immer mehr wachsen. Und der alte Weg wird zurückgehen. Und das heißt, wenn wir am Puls der Zeit unseres Bewusstseinsseelenzeitalters sind oder sein wollen, dann geht's drum, immer mehr Bewusstsein dafür zu entwickeln: Wo ist das Ich tätig, wo ist etwas anderes tätig? Und eben, wenn etwas anderes tätig ist, dem wir uns bewusst oder unbewusst einfach unterwerfen, dann können wir sicher sein, dass es die Widersacher sind, die das von uns fordern oder die uns dazu verleiten. Und das kann sehr, sehr… sehr erhaben ausschauen. Und man kann sich wunderbar auchheilig fühlen, weil: "Ich unterwerfe mich dem göttlichen Willen", aber es wird mehr erwartet von uns heute. Es wird erwartet, dass wir aus unserem Ich etwas beitragen zur ganzen Gestaltung der geistigen Welt. Und das ist geradezu im Schöpfungsgeschehen die große Revolution, wenn man so will, die Um-wälzung,die wirklich radikale Umwälzung, die drinnen ist. Und ich denke, dass das heute noch sehr wenig verstanden wird. Weil, wir haben zwar im Prinzip die Möglichkeit zur Freiheit, das heißt zur Erkenntnis, dass da ein Ich drinnen ist, das schöpferisch frei ist und umgestalten kann, aber es wird noch sehr, sehr wenig erlebt, habe ich den Eindruck.

Wir halten noch sehr stark unser Ego, also unser kleines irdisches Ich mit seinen irdischen Wünschen und Bedürfnissen, die durchaus legitim sind, aber wir halten das schon für das Ganze - und das ist es nicht. Es ist im Grunde ein Mittel, ein Werkzeug, mit dem wir hier in der irdischen Welt tätig werden können. Dazu brauchen wir das Ego. Ich sage nicht, das Ego ist was Schlechtes, überhaupt nicht. Es ist nur schlecht, wenn wir nicht unterscheiden können. Und wenn wir nicht wissen, wer hat die Führung. Es sollte immer so sein, dass das Ego in den Dienst des Ichs sich stellt. Und nicht umgekehrt: dass das Ich irgendwo draußen bleibt und unten halt das Ego für sich werkelt. Dann ist die Gefahr eben sehr groß, dass wir auf die Widersacherpfade kommen - und sie tun alles dazu, uns den Weg schmackhaft zu machen. Es ist immer der einladendere Weg. Weil, der Weg des freien Ich ist der: Ich stehe mutterseelenallein, verlassen von allen guten Geistern da, bis ich dann endlich darauf komme: "Aber in meinem Ich ist ja die ganze göttliche Kraft drinnen." Und wieviel ich davon, sozusagen, in Regsamkeit bringen kann, liegt nur an mir selber. Wenn ich meinen Willen nicht anspanne und tue, dann wird nichts passieren, vielleicht gar nichts passieren oder sehr wenig passieren. Wenn ich ihn stark anspanne, werde ich einen großen Beitrag leisten können zu dem, was Menschheitsentwicklung, Weltentwicklung ist, weil, es betrifft eben nicht nur uns Menschen, sondern es betrifft die ganze Natur, es betrifft die ganze Erde und darüber hinaus - also letztlich unser ganzes Planetensystem. Und wenn man es noch größer denken will: Wir geben dem ganzen Kosmos etwas - oder können es auf jeden Fall. Sollen es.

Die Grundbitte des christlichen Gebetes: Stärke meine Kraft, dass ich auch unter widrigen Umständen meinen Weg gehen kann

Das ist das Angebot, das die Gottheit uns gemacht hat. Aber sie kann uns nicht zwingen dazu, was zu machen, das müssen wir selber wollen. Und das zu erkennen, ist eben auch ganz wichtig für das richtige Verständnis des christlichen Gebetes: Das appelliert ganz an das Ich und ganz an das wache Ich-Bewusstsein. Und daher haben die christlichen Gebete einen anderen Charakter als die vorchristlichen Gebete. Und wenn sie richtig gebetet werden, verlangen sie, dass man ganz mit dem Ich-Bewusstsein dabei ist. Und jede Bitte, die nur aus dem Ego heraus kommt - ich sage bewusst "nur aus dem Ego heraus kommt" -, ist eigentlich gegen den Sinn des christlichen Gebetes. Ich meine, bei manchen Dingen ist es ganz klar, wenn ich nur so ganz oberflächlich um Dinge bitte, die nur meinem Eigennutz dienen, werden wahrscheinlich die meisten Menschen einsehen, dass das vielleicht doch nicht ganz im Sinne des Gebetes sein kann: "Bitte, bitte, lieber Gott, schau, dass ich reich werde und dass ich mich nicht mehr anstrengen muss im Leben", oder irgend so was…, "Bitte, bitte, sorge dafür, dass ich a Lotto Zwölfer… ähhh …Sechser mache." Wurscht... I verdoppel es gleich, i leg gleich mehr drauf... Na, das wird nicht unbedingt das Richtige sein, sondern die Grundbitte besteht eigentlich darin: "Stärke meine Kraft, dass ich meine Aufgabe, die ich mir gesetzt habe aus meinem Ich heraus, dass ich sie so gut als möglich erfüllen kann und dass ich meinen Willen so anspannen kann, dass ich meinen Weg gehe, meinen Beitrag leiste, auch unter widrigen äußeren Bedingungen." Also das heißt, das ist auch die Bitte um die Kraft, dass ich meinem Weg treu bleibe, auch wenn es oft sehr schwierig wird, und ich scheinbar viele, viele Umwege gehe.

Vielleicht schlägt mich eine Krankheit, die mag karmische Ursachen haben, aber dann ist trotzdem die Bitteda, dass ich einen Weg finden möge, trotz dieser Erschwernis, meinen Beitrag leisten zu können. Und der mag dann vielleicht sehr bescheiden ausschauen. Vielleicht bin ich dann ans Bett gefesselt, kann mich nicht mehr rühren, kann nur mehr innerlich mich beschäftigen damit - und vielleicht gerade da meine größte geistige Kraft entwickeln. Also, Willen anspannen, heißt nicht immer äußere Taten vollbringen; kann es auch heißen, sie sind sehr wichtig, aber es gibt viele Wege, die man gehen kann und auch, wenn man äußerlich ganz behindert oder verhindert ist, tätig zu werden, kann man sehr wohl eine ganz starke geistige Arbeit leisten. Und man kann eine ganz starke Arbeit leisten, wie soll ich sagen, in der Auseinandersetzung mit den Widersacherkräften, die vielleicht gerade in einer Krankheit oder in einer schweren Schicksalssituation ganz stark an mich herantreten. Wie gehe ich mit diesen Widersachern um?

Ein neuer Weg im Umgang mit den ahrimanischen Wesenheiten: Sie zu einem Verständnis der Ich-Kraft bringen und ihnen so den Weg in ihre eigene Freiheit aufzeigen

Und da ist der Weg für die Zukunft der: wie. Nicht nur, dass ich kämpfe gegen die Widersacher, sondern dass ich eigentlich sie auf den richtigen Weg führe; das heißt, an ihrer Erlösung mitwirke. Das heißt, sieauch nicht nur als Widerstand zu empfinden, sondern zu sagen: "Ja, dieser Widerstand hilft mir, bewusst zu werden", aber ich kann auch ein Schäuferl darauf legen und kann sagen: "Ja, das ist eure Aufgabe - und ich zeige euch den richtigen Weg." Das Interessante ist ja, dass die Widersacher allesamt nicht ganz genau Bescheid wissen, was ihre Aufgabe ist. Und sie haben - also namentlich die ahrimanischen Mächte ganz besonders, noch mehr als die luziferischen - haben eigentlich einen großen Respekt vor den Menschen. Und auch eine gewisse Angst vor dem Menschen, weil er ihnen unheimlich ist, weil eben genau dieser Zugang zum schöpferischen Funken unmittelbar im Ich zu haben - unmittelbar im Ich diesen Zugang zu haben -, das ist etwas, was sie nicht verstehen können. Das ist ihnen nicht zugänglich. Und sie spüren aber: Der Mensch hat eine Kraft, die sie nicht durchschauen können, die für sie völlig unberechenbar ist, im Grunde.

Und daher, in Wahrheit, der Ahriman fürchtet den Menschen mehr, als wir Grund haben, ihn zu fürchten. Weil er weiß oder die ahrimanischen Wesen überhaupt wissen: Ihr Schicksal hängt ab davon, was der Mensch tut. Aber sie können nicht vorherberechnen, sozusagen, was der Mensch tun wird. Und sie versuchen, ihn halt immer auf einen Weg zu leiten, von dem sie glauben, dass das der für sie beste ist. Aber in Wahrheit ist der beste Weg der, dass wir sie nach und nach zu einem Verständnis bringen dessen, was wirklich in der Ich-Kraft drinnen ist, was in diesem Freiheitsmoment drinnen ist. Und ich habe das schon mehrmals in den Vorträgen gesagt: Dann werden… gerade die erlösten Widersacher werden die ersten sein, die der Freiheit teilhaftig werden. Und das heißt, sie gehen dann in gewisser Weise voran den regulären Engelhierarchien, die über uns stehen. Die kommen erst an zweiter Stelle dran. Die ersten, die teilhaftig werden, sind die erlösten Widersacher: jedes einzelne ahrimanische Wesen, das von uns erlöst wird. Nicht wahr, wir werden nicht gleich Ahriman, also die gesamte ahrimanische Welt… weil, wer ist Ahriman? Es gibt eine Vielzahl ahrimanischer Wesenheiten und in verschiedensten Hierarchiestufen, und von mir aus gibt es eine an der Spitze, die höchste, aber die umfasst alle irgendwo. Das Ganze werden wir nicht gleich erlösen können, aber wir fangen an mit einzelnen ahrimanischen Wesenheiten, kleinen, von mir aus, ahrimanischen Wesenheiten, wo dann irgendwann einmal der Funke fällt, weil wir eben nicht so reagieren, wie sie es vorherberechnen, aber es so - wie soll ich sagen - so schonend sie daran gewöhnen, dass es einen anderen Weg gibt, an dem sie teilnehmen könnten, wenn sie wollen.

Und in dem Moment, wo sie das "kapieren", sozusagen, dass es auf ihren Willen ankommt, dann ist das der erste freie Entschluss. Dann ist es der erste freie Entschluss. Und das ist die erste Stufe, dass sie von ihrer Aufgabe entbunden werden, eben dem Menschen Widerstand zu leisten, damit er selbstständig werden kann, damit er frei werden kann - und dann fängt an das Licht zu leuchten: "Ja, aber dadurch haben ja wir als ahrimanische Wesenheiten den allergrößten Gewinn, wenn wir den Menschen dort hingeführt haben. Die Frucht davon bekommen wir. Natürlich der Mensch auch, aber mit dem Menschen bekommen wir es auch." Das ist das ganz Große. Und das ist auch mit ein Grund, warum wir heute in unserem Bewusstseinsseelenzeitalter im Grunde uns nicht nur mit den Engelwesenheiten beschäftigen sollten, die über uns stehen, sondern sehr intensiv eben auch mit den Widersacherkräften, weil, da liegt eine große Aufgabe für uns. Und das ist eine Aufgabe, die im Grunde nur wir lösen können - wir in Verbindung mit dem Christus. Die Christus-Kraft steht uns zur Verfügung. Aber von uns muss der Impuls ausgehen, der Christusmacht's nicht für uns. Er kann nicht den Ahriman besiegen oder verwandeln für uns. Das können wir. Also, diese Widersacher sind eben gerade so bestellt worden, dass im Grunde die Gottheit jeden Einfluss auf ihr Reich ausgeschlossen hat und dass sie ihnen ein eigenes Reich damit begründet haben, in das die Gottheit nicht einmal hineinschauen kann oder konnte. Der Christus, dadurch dass er Mensch gewordenist und zu Gleichem, in gewissem Sinn, göttliches und menschliches Ich, göttliches Wesen und Menschenwesen, geworden ist - und damit allen Menschen vorangegangen ist als Erster, der diese Vereinigung in sich erlebt hat… aber es geht drum, dass wir alle es in uns erleben.

Der Christus lebt in der Äthersphäre der Erde, aus der Michael die ahrimanischen Scharen auf die Erde verbannt hat: Sie zu besiegen ist unsere Aufgabe

Nicht wahr: In jedem Menschen lebt der Christus. Und es geht nur drum, dass er erwacht, dass dieses Bewusstsein für den Christus in uns erwacht, dass unser Ich wach wird - nicht, der Christus ist eh wach - aber es ist sogar tatsächlich so, dass wenn der Christus jetzt… Also, wo lebt er denn jetzt? Also, ja, er hat sich mit der Erdensphäre verbunden, aber eigentlich geht es jetzt gar nicht so sehr um die physische Sphäre, sondern um die Äthersphäre der Erde, in der lebt er. Und da ist das Potenzial, dass neue Belebenskräfte hineinkommen, wenn wir dazu etwas beitragen. Und der Christus verstärkt es so, dass das auch der ganzen Erde zugute kommt. Er lebt in dieser Erdensphäre, und er lebt verbunden mit einer engelartigen Wesenheit. Könnten wir ja mal behandeln, welche Wesenheit das denn sein wird, lasse ich jetzt einmal als Frage offen. Wir kennen sie. Wir kennen sie. Eine Wesenheit, die schon seit langer, langer Zeit mit dem Christus verbunden war und einmal auch auf Erden verbunden war mit - oder vorbereitet hat diese Verbindung mit dem Christus auch im Physischen. Und die nie mehr wieder inkarniert worden ist auf Erden in einem physischen Leib, aber weiter begleitet den Christus, eng verbunden ist damit. Und die aber zum Beispiel, Rudolf Steiner beschreibt das sehr deutlich, wie im 19. Jahrhundert, als so stark der Materialismus aufgekommen ist, so etwas wie einen seelischen Erstickungstod erlebt hat. Nicht der Christus direkt selber, sondern diese Engelwesenheit, die in gewisser Weise, ja, der Seelenleib des Christus war - in der ätherischen Welt, das Ganze. Und dieses Ereignis, das sich im 19. Jahrhundert abgespielt hat… Und als Folge dann kam der Michael, der also namentlich die ahrimanischen Scharendann auf die Erde herunter geworfen hat, also große Verdunkelung dadurch auf der Erde. Weil, es ist ja ganz wichtig: Der Michael hat diese Scharen besiegt in dem Sinne, dass wir sie jetzt haben. Also, es ist nichts weniger geworden, sondern er hat sie uns übergeben im Grunde. Das ist die Tat des Michael. Und das ist die richtige Tat des Michael. Also, er macht nichts für uns. Er kann es gar nicht. Er kann den Ahriman nicht besiegen, sondern das ist unsere Aufgabe.

Daher ist die Aufgabe jetzt zu sehen hier diese schwarzen Scharen, wenn man so will, einerseits; zu sehen aber andererseits auch, wie da jetzt diese Engelwesenheit, die mit dem Christus verbunden (ist), wiederer Bewusstsein komplett verdunkelt wurde, indem die Menschen halt auf Erden den Materialismus entwickelt haben. Und wie wir eben erstens auch dieser Engelwesenheit - oder engelartigen Wesenheit - helfen können, helfen sollen, wie wir da Licht hineinbringen können, das muss alles von uns kommen. Und eine dieser Früchte, dieser Verdunkelung des Bewusstseins dieser Engelwesenheit, dieser engelartigen Wesenheit… Ihr seht, ich lege immer den Wert auf "engelartiges", ist nicht ein Engel im klassischen Sinn. Aber was hat das bewirkt? Es hat bewirkt, dass ab dem 20. Jahrhundert die Menschen den ätherischen Christus schauen können. Wäre diese Verdunkelung nicht passiert, könnten wir Menschen nicht den ätherischen Christus schauen.

Den Christus im Ätherischen schauen: Was heißt das?

Was heißt den ätherischen Christus schauen, erleben, erfassen, spüren? Also zunächst einmal, das ist der Beginn: spüren, wie die Christus-Kraft in unseren Lebenskräfte wirkt. Und wenn wir durch unsere geistige Arbeit, mit der wir an unserer Seele arbeiten: Dann geht etwas von dieser Kraft, wird vom Christus aufgenommen und wird belebende Kraft in unserem Ätherischen. Das heißt, es wird auch etwas von unserem Ätherischen wirklich zu Lebensgeist umgewandelt. Und das ist eine ganz, ganz starke Kraft. Und zu erkennen, dass diese Kraft eben verbunden ist mit dem Christus, damit fängt das Schauen des ätherischen Christus an, in Wahrheit. Das heißt, wir beginnen diese Kraft, die eigentlich in uns zu wirken beginnt, zu schauen. Das heißt, sie zuerst einmal zu spüren. Ihr müsst jetzt alle nicht warten: "Ah! Wann kommt denn das? Ich habe noch nichts gesehen." Erstens stellt man es sich meistens falsch vor. Man hat alle möglichen Vorstellungen, wie das sein könnte. Und ich kann euch dazu nur das Eine sagen: So wie man es sich vorstellt, ist es unter Garantie nicht. Wie es wirklich ist, das muss man einfach abwarten. Aber man beginnt diese Lebenskraft einmal zu spüren in sich. Diese belebende Kraft und, ja, wo spürt man sie besonders? Oder wo ist sie besonders wichtig? Sicher jetzt bezüglich Krankheit, Gesundheit, aber das ist gar nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass man sie zu spüren beginnt im sozialen Zusammensein. Alles, jede soziale Gemeinschaft, jede wirklich lebendige soziale Gemeinschaft, da ist das Band, sind die Ätherkräfte. Das ist das "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind". Und wenn es mehr ist, ist es auch gut. Aber wenigstens zwei oder drei, damit fängt es an. Drei ist besonders gut, weil, da wird's dann so richtig lebendig. Da fängt es an in Bewegung zu kommen - und dann lebt etwas von der Christus-Kraft in dieser Gemeinschaft. Und das ist diese große Verstärkung.

Und das heißt, was jeder einzelne Mensch an sich arbeitet, um an seinen Lebenskräften zu arbeiten, das heißt, sich gute Gewohnheiten anzueignen, und das dauert lang, weil alles was Gewohnheit... Gewohnheitist jetzt so ein Wort, das man missverstehen kann. Aber es wird einfach eine Kraft in uns, die wir selbstverständlich zur Verfügung haben. Wir bemühen uns einmal, an unserem Seelischen zu arbeiten, dass das funktioniert, dass ich nicht immer gleich in Rage komme, wenn mir irgendwas entgegenkommt, was mir halt gerade nicht passt, oder dass ich nicht immer träge bin und mich nichts aufregen kann und mir alles gleichgültig ist - oder was immer auch sonst ist. Daran zu arbeiten, dass das seelische Erleben wirklich angemessen ist dem, was passiert in der Welt, das ist schon schwer genug. Aber wir müssen uns immer wieder von Neuem anheben - und bei jedem Mal entscheidet sich es: Haben wir die Kraft oder nicht? Aber wenn es Lebenskraft wird, wird es zu etwas, was selbstverständlich da ist, was zu unserem Wesen gehört dann, weil wir es durch unsere Ich-Tätigkeit uns angeeignet haben. Es ist Bestandteil geworden unserer Ich-Kraft, in Wahrheit. Nicht wahr, die höheren geistigen Wesensglieder sind nicht so wie eine Hülle um das Ich herum. Sie sind eigentlich Bestandteil des Ich. Man könnte eigentlich fast sagen, es ist umgekehrt: Das Ich ist die äußere Hülle, und da drinnen entwickelt sich jetzt das Geistselbst und das gehört zum Ich dazu. Und es entwickelt sich, anfänglich zumindest, der Lebensgeist. Dann wird das wirklich lebensspendende, lebensbildende Kraft, vor allem in der Bildung einer lebendigen Gemeinschaft.

In der Gemeinschaft freier Menschen bedarf es keiner Regeln: An der Gemeinschaft der 144 Tausend Auserwählten in der nächsten Kulturepoche kann jeder teilnehmen

Und das ist der Schritt, wo ich immer sage: Eine wirkliche Gemeinschaft freier Menschen wird dort entstehen, wo jeder einzelne Mensch sich ganz stark auf sein Ich stellen kann und aus seinem Ich heraus tätig wird. Und jeder hat einen anderen Impuls. Und das Große ist: Diese Kräfte strömen zusammen - und da ist der Christus mitten drinnen. Und aus dem entsteht was viel, viel Größeres, als ich alleine machen könnte. Aber dazu muss ich in diese soziale Begegnung kommen. Da entscheidet sich es. Das ist der nächste Schritt, das kann ich nimmer allein meditieren, in meinem Kammerl nur machen, sondern da muss ich wirklich zu den Menschen hingehen und mich mit ihnen austauschen und mit ihnen diesen gemeinsamen Lebensstrom bilden, der gerade reich wird durch die unterschiedlichen Kräfte, die jeder einbringen kann. Also, das ist die Überwindung jeglicher Gleichschaltung. Da geht es nicht drum: "Aha, wir bilden eine Gemeinschaft, wir haben dieses Programm, diese Regeln." Es gibt keine Regeln. Wenn das wirklich vollendet ist, gibt es überhaupt keine Regeln, sondern man nimmt einander wechselseitig wahr, spürt die Impulse, die der andere geben kann, nimmt sie auf seine individuelle Art auf und unterstützt damit zugleich, was der andere kann - und so bei jedem. Das ist Zukunftsmusik natürlich noch.

Also, da sind wir noch ziemlich weit weg davon, aber das sollte spätestens in der nächsten Kulturepoche passieren; bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall sollte das passieren. Das sind dann die Menschen… die das schaffen, die bilden die Gemeinschaft der 144 Tausend Auserwählten. Ihr wisst, da ist aber keine Anzahl damit gemeint, sondern eine bestimmte geistige Qualität, die damit verbunden ist. Es geht nicht darum: "Sind es jetzt 144 Tausend- oder kann noch einer dazukommen? Nein, nein, geht nicht." Na, es können! Wenn es ideal ist, sind es Milliarden Menschen. Und trotzdem haben sie alle diese Qualität "144 Tausend", über das haben wir schon einmal gesprochen; will ich mich nicht zu sehr verbreiten drüber. Aber das heißt, alles geistige Streben jetzt in unserer Zeit beweist sich in den sozialen Gemeinschaften, die sich bilden, und welchen Charakter haben sie. Sind sie Gemeinschaften immer noch nach dem alten Schlag hierarchisch geordnet irgendwo? Man einigt sich auf ein Programm, das wir alle durchziehen. Also, damit kann man schon wissen: Alles, was Parteiprogramme sind, hat mit dem christlichen Impuls schon einmal grundsätzlich nichts zu tun, selbst wenn es gute Programme sind. Sondern es geht darum, dass da absolute Freiheit drinnen herrscht und dass jeder seinen Impuls einbringt. Und das Programm ändert sich im Grunde jeden Tag und kann immer wieder korrigierend eingreifen, das ist ganz wichtig. Ist natürlich Zukunftsmusik. Ist jetzt im Grunde noch nicht wirklich zu schaffen. Aber jetzt müssen die ersten Schritte dazu passieren, wenn es dann in einer ferneren Zukunft Realität werden soll, in der Kulturepoche von Philadelphia, der Bruderliebe, also der nächsten Kulturepoche - oder, um es geschlechtsneutral zu sagen, der Geschwisterliebe oder wie immer man es nennen will. Hängt überhaupt nicht vom Geschlecht ab, hängt nicht vom Alter ab, überhaupt nicht. Es ist eine Gemeinschaft dann der Kinder, Erwachsene, Greise, Greisinnen: Alles kann teilnehmen.

Gebet und Verehrung in der Jugend lernen, kann uns auf den Weg zur Kraft des Segnens im Alter führen

Und jeder kann was dazu beitragen, weil jeder besondere Qualitäten hat. Also zum Beispiel, wieder betrifft es unser Thema mit dem Beten sehr stark, was Rudolf Steiner ja wirklich oft, oft, oft, oft ausgesprochen hat: Im Alter kann man segnen, wenn man als Kind beten gelernt hat, die Hände falten gelernt hat, beten gelernt hat. Die Frage ist, nur wie. Und das heißt auch verehren gelernt hat, etwas Höheres verehren gelernt hat, auch einen anderen Menschen, selbst wenn er einen Fehler haben mag, alles. Aber zu sehen, da ist ein Mensch, der hat in seinem Leben… Ja, das Kind wird das noch gar nicht so erfassen können, was der alles getan hat, aber es spürt: Da ist ein Mensch da, der hat was Großes getan in seinem Leben; muss nicht äußerlich groß sein, aber er hat an sich gearbeitet und vor diesem Menschen habe ich Ehrfurcht. Steiner schreibt es oder sagt es so schön: Wo ich fast Scheu habe die Klinke zu berühren zu der Tür, wo der dahinter vielleicht sein Zimmer hat oder was, dort hinein zu gehen, wo ich mit einer heiligen Ehrfurcht hineingehe. Weil ich mir bewusst bin, na, "bewusst", als Kind bin ich es mir noch nicht bewusst, aber unbewusst ist es dann noch, aber damit bereite ich vor, später die Kraft des Segnens haben zu können.

Und segnen heißt auch nicht jetzt irgendein Sprücherl aufsagen: "Und ich segne dich", sondern wo mandurch das, was man geworden ist - und zwar gerade im Ätherischen geworden ist - geradezu heilsame Kräfte auf seine Umgebung ausströmt. Und wenn man sein Leben anschaut, wird man sich vielleicht erinnern können: Da gibt es immer wieder mal Menschen, wenn die hereinkommen in eine Gemeinschaft oder wo: Es geht von ihnen eine, ja, segnende Kraft aus. Wenn der Mensch kommt, ist plötzlich die ganze Gemeinschaft harmonisch. Irgendwie wirkt es einfach, weil die, man würde sagen, eine gute Ausstrahlung haben. Aber im Grunde liegt es daran, dass er diese Ätherkräfte relativ stark entwickelt hat und lebensspendende Kraft jetzt in das soziale Geschehen hineintragen kann. Dazu muss er gar nichts äußerlich tun, also er muss nicht einmal irgendeine Segengeste machen; die hat mehr symbolischen Charakter. Aber es wirkt durch das, was dieser Mensch geworden ist in seinem langen, langen Leben. Aber dazu gehört, dass ich als Kind verehren gelernt habe. Und zwar in so ganz kindlicher Naivitätverehren gelernt habe. Nicht grübeln: "Ja, ist der das überhaupt wert - oder, na, das ist auch so ein blöder Mensch wie ich." Na, das denkt sich ja zum Glück das Kind gar nicht, außer es wird von den Eltern verzogen irgendwo, weil natürlich nehmen die Kinder das an, wenn jetzt die Eltern sagen: "Mmh, der ist auch nichts im Grunde, ist auch nur ein Mensch wie ich." Also, diesen Blick zu lernen, zu schulen auch, für Menschen, die dieser Verehrung wert sind. Aber Verehrung heißt eben nicht jetzt: Anbeten wie einen Götzen oder was. Heißt auch nicht jetzt: "Ach, ich nehme alles von dir auf und tue selber nichts, weil ich kann's ja gar nicht." Ich kann diesen Impuls aufnehmen, aber tun muss ich selber. Was entscheidend ist, ist nicht, was ich aufnehme, solange ich nicht selber was tue damit…

Der kleine Schritt, den ich selber mache, wo ich sage: "Das ist mein Beitrag." Egal wie klein, winzig der ist; wo ich es eigenständig sage, wo ich es eigenständig tue, aus meinem heraus, aus eigener Verantwortung heraus tue. Und selbst wenn ich mal daneben liege damit: ganz egal, es kommt auf dem Weg, ich muss tätig werden dabei. Und da seht ihr, man könnte sagen: Das Karma des Betens, das gute Karma des Betens, des richtigen Betens, ist, dass ich dann später segnen kann - alleine durch meine Anwesenheit. Das genügt im Grunde schon. Und eben genau das ist das, was man aber als Kind wahrnehmen kann, unbewusst noch, aber man spürt: Da ist ein Mensch, der strahlt etwas aus, man sagt sich das nicht in Gedanken, aber man spürt es einfach. Etwas, was ich als groß, als starke Kraft empfinde und von dem ich innerlich empfinde: "So etwas möchte ich auch einmal können." Und das geht nur, wenn ich nicht sage: "Jetzt bin ich schon so groß, der interessiert mich gar nicht, ich bin ja selber größer." Sondern wo ich sage: "Jetzt trinke ich noch ganz von deiner Kraft, aber es ist mir ein Beispiel, ein Zeichen dafür, eine Anregung, dass ich etwas aus dem mache, was ich als kleines Kind aufgenommen habe dadurch, dass ich diesem Menschen begegnet bin und dass ich ihm in der richtigen, seelisch offenen Haltung begegnet bin." Das heißt Ehrfurcht haben, Verehrung haben. Das heißt nicht Götzenanbetung, überhaupt nicht. Ganz und gar nicht. Und im Laufe des Lebens wird man, wenn es gut läuft, auch in gewisser Weise noch ein bisschen ebenbürtiger dem verehrten Menschen, weil ich etwas aus dem Impuls gemacht habe. Das heißt, ich nähere mich dem, was er halt vielleicht schon noch viel mehr entwickelt hat, aber ich beginne, mich auch dorthin zu entwickeln. Und wenn das nicht passiert, passiert gar nichts Fruchtbares.

Es geschehe, wie es geschehen soll: In Einklang kommen mit unserem Schicksal und das, was wir uns in diesem Leben erarbeitet haben, als Licht hinauftragen

Also, das nur so als Hinleitung einmal dazu, dass das Beten im christlichen Sinn nichts ist, wo ich mir erwarte: Irgendwer macht was für mich; ich brauche es nicht zu tun. Sondern es geht um die Bitte darum, dass ich mir meiner Kraft bewusst werde in mir und (sie) - egal unter welchen Einschränkungen ich leide - trotzdem etwas davon rege machen kann. Um das geht es. Und gerade dadurch erfüllt sich der göttliche Wille, gerade dadurch. Und wie gesagt, es geht selbst in der ärgsten Beschränkung. Ich kann im Gefängnis in Ketten liegen - und es geht. Ich kann ans Krankenbett gefesselt sein - und es geht. In der Art, wie ich zum Beispiel mit der Situation umgehe, da kann sehr viel drinnen liegen. Ich kann sagen: Es wird geschehen, was geschehen soll. Das heißt, ich komme in Einklang mit meinem Schicksal, auch wenn es tödlich endet. Ich meine, das Leben endet meistens tödlich, an dem kommen wir sowieso nie vorbei; und der richtige Zeitpunkt ist dann, wenn ich das, was ich erfüllen kann in meinem Erdenleben, in diesem Erdenleben, erfüllt habe. Und dann ist es im Grunde Zeit zu gehen. Dann… aber dazu gehört Größe. Ich meine, dazu gehört Größe. Ich meine, es lässt sich sehr bequem reden… Wenn das vielleicht noch ein paar Jährchen weit weg ist, redet sich leichter drüber, als wenn man schon in den letzten Zügen liegt. Aber da den Frieden zu finden, zu sagen: Es ist in Ordnung, es geschehe, wie es geschehen soll. Ich wehre mich nicht dagegen. Das heißt nicht, jetzt den Lebenswillen aufgeben, überhaupt nicht.

Aber es heißt, dann nicht mit Krampf sich an etwas klammern, was einfach keinen Sinn mehr macht, sondern wo eigentlich schon alles drüben wartet, dass wir das, was wir uns in diesem Leben erarbeitet haben, mitbringen, hinauftragen. Wo wir da so richtig… wenn wir da durchgehen durch die ganze geistige Welt, muss man ja sehen, wenn wir uns wirklich etwas erarbeitet haben in diesem Sinne, jubiliert die ganze Welt der Hierarchien im Grunde bis zu den höchsten hinauf. Wenn wir da durch diese ganzen Sphären durchgehen, ist das ein Licht, das wir mitbringen. Weil, es zeigt ihnen schon zumindest einmal, was das ist, was der Mensch aus seiner Freiheit tun kann. Was sie in dieser Form noch nicht tun können. Damit bringen wir ein Licht hinein von etwas, was ihnen auf anderem Weg noch nicht zugänglich ist. Sie können es nur an unserem Beispiel sehen. Und damit können wir ganz, ganz stark eben auch für die Engelwesenheiten - bis zu den höchsten Hierarchien hinauf - etwas tun: Mit dieser Fackel sozusagen, die wir durch unser Ich entzündet haben, da in den Himmel hinaufzusteigen. Und daher ist es aus geistiger Sicht überhaupt nicht stimmig dann zu sagen: "Nein, ich will noch nicht, ich will noch da unten bleiben", und klammere mich da ganz verbissen und leide fürchterlich drunter, weil, wenn ich sage: "Es geschehe, was geschehen soll", ist das eigentlich vorbei.

Es wird so oder so sein. Es kann ja dann wieder gut gehen im Sinne von: Vielleicht habe ich danntrotzdem noch zehn Jahre und gehe durch die Krise durch. Aber es ist in diesem Moment einfach: Ich ergebe mich in den göttlichen Willen, der aber zugleich der Wille meines wirklichen Ichs ist. Nicht wahr, das wirkliche Ich weiß, wann es Zeit ist zu gehen, nur unser Ego unten weiß es oft nicht und glaubt: "Na, jetzt noch nicht." Aber irgendwann, und sei es mit 110 Jahren oder wann, kommt der Moment, wo es Zeit ist. Und oft ist dann nicht einmal da der Wille da - oder es ist schon Lebensverdruss. Das ist es aber auch nicht. Sondern, sozusagen, entfliehen zu wollen, zu sagen: "Gott sei Dank ist es endlich alles… es ist eh schon so mühsam. Gott sei Dank ist es schon zu Ende, jetzt." Das ist auch nicht die richtige Einstellung. Ist alles verständlich. Aber zu sagen: "Das ist ein Weg, ja, von dem ich erkenne, dass das zu meinem Weg dazugehört, diese Dinge zu durchleben, und mit der Kraft, die ich mir daran entwickle, hinüberzugehen und dann gestärkt durch diese Impulse dann irgendwann in die nächste Inkarnation herunterzukommen." Weil, man lernt unheimlich viel. Ich weiß, das ist eine übermenschliche Forderung, das durchzuziehen. Na ja, weil, unser Ego jedenfalls wird es so empfinden: "Das kann ja kein Mensch leisten." Es geht ja auch wirklich immer nur drum, danach zu streben, es zu leisten. Wir werden oft scheitern und ab und zu gelingt es einem wirklich durchzugehen und loszulassen im richtigen Zeitpunkt: Weder das Leben zu fliehen, weil es zu mühsam ist, noch sich zu klammern dran, obwohl eigentlich schon die Zeit um ist.

Aber einfach mit Gott und sich selbst ins Reine gekommen zu sein und zu erkennen: Dieser Wille ist eins. Wenn es dann… Es heißt ja auch das Christus-Wort: "Aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe", dann ist damit gemeint nicht der Wille des Ego. Das will was anderes, vielleicht. Aber das wirkliche Ich, in dem Fall das makrokosmische Ich des Christus, das eben ganz im Einklang mit dem Vater ist: Der göttliche Wille des Vaters ist der Wille des Christus. Das ist nicht mehr unterscheidbar, nicht mehr trennbar von einander. Die Wirkungsstätte ist vielleicht eine andere, aber es ist ein und derselbe Wille. Und so ist es aber mit unserem Ich im Kleinen auch. Wir haben halt noch sehr wenig beizutragen, aber das wird mehr werden.

Das Vaterunser ist ein Schulungsweg: Gebet und Meditation werden eins

Und das Vaterunser ist das Gebet, das uns den Weg dazu zeigt, in Wahrheit. Und das ist gebaut auf den bewussten Menschen, auf den ganz Ich-bewussten Menschen. Es ist also nicht etwas… Ich meine, was sofort also falsch wird, wenn man es so wie eine alte Gebetsleier oder was, (Wolfgang murmelt dabei) man murmelt’s runter - und erwarte mir, jetzt passiert irgendwas, irgendwer tut was jetzt für mich. Sondern, wo ich mich ganz bewusst mit jedem Wort, mit jedem Gedanken, der da drinnen ist, verbinde. Ich sage bewusst jetzt "mit jedem Gedanken, der drinnen ist". Das Vaterunser hat natürlich im Originaltext, im Aramäischen oder was - oder auch noch in der lateinischen Übersetzung auch - noch eine relativ starke mantrische Kraft. Ist in Ordnung, aber die ist eigentlich nicht das Wesentliche daran. Sondern, das Wesentliche dran ist, dass ich mit ganz wachem, klaren, denkenden Bewusstsein drinnen bin - ohne irgendeine Sentimentalität, ohne irgendeine Frömmelei oder was. Das sind alles Kräfte, die total entgegen wirken.

Und das sieht man auch… Also, es kann das Beten auch sehr missbraucht werden. Und die Widersacher missbrauchen es ganz, ganz stark. Und vieles, was sich abspielt in den, ich sage einmal, "Gebetshäusern" oder sonst was, entspricht nicht dem, was es sein sollte; ist eigentlich unheimlich selbstgefällig. Man fühlt sich heilig und gut, wenn man das jetzt herunterleiert - und im Grunde aber gar nicht wirklich mit voll wachem Ich-Bewusstein und vollem Bewusstsein der Verantwortung, die ich in meinem Ich dafür habe, für jedes Wort dieses Gebetes, das ich spreche oder auch nur denke im Innerlichen, (dabei bin).Gerade das christliche Gebet überhaupt, das muss nicht notwendigerweise laut gesprochen werden. Es ist ein Hilfe, aber es soll eigentlich innerlich gedacht werden, mitgedacht werden. Und darin liegt die Kraft, ja, auf diesem Wege immer weiter zu kommen. Es hat eine ganz starke geistige Kraft dieses Gebet drinnen; es ist eigentlich ein Schulungsweg für sich, wenn man so will. Gar nicht so viel: da dieses Mantra und jenes, und jene Imagination und dieses Bild und jenes… Allein das Vaterunser eröffnet Welten. Eröffnet Welten. Und das ist… Gebet und Meditation geht da in eins im Grunde. Es ist nicht trennbar voneinander. Gerade das gibt dem Vaterunser auch die Kraft, dass es im Grunde in jeder Übersetzung, sofern sie den Gedankengehalt dieses Gebetes mitnimmt, wirksam werden kann. Eben ganz anders gegenüber alten Mantren, die ganz gebunden dran sind an die Sprache, in der sie ursprünglich verfasst sind. Weil, in einer anderen Sprache ist eben der Lautcharakter, der Klangcharakter, der Rhythmus, der Kräfte eben - aber eben nur halb bewusst oder traumbewusst locker - noch drinnen. Es kann eine Übersetzung sein, die eben jetzt ganz weggeht von dem mantrischen Charakter und nur mehr in der Gedankensprache drinnen lebt. Und dann, wenn ich das lebendig denke, dieses Gebet, dann kann ich den Text ausweiten. Der kann länger werden, viel länger werden, weil, er ist eigentlich der Keim für etwas, was ich weiterdenke und heraushole drinnen. Weil, es ist so wie ein Keim, der in uns gelegt ist, der zum Blühen gebracht werden kann.

Das esoterische Apostel Vaterunser, eine uns noch vor dem 1. Weltkrieg von Rudolf Steiner gegebene Fassung des Vaterunsers, appelliert an unser freies Ich, Teil I

Naja, ich weiß nicht, ob ihr das kennt, Rudolf Steiner hat das ja so schön… ja, "übersetzt" kann man eben nicht sagen: Das esoterische Apostel Vaterunser. Schauen wir uns das einmal an. Es ist länger als die gewohnte Fassung des Vaterunsers. Und man wird alles wiedererkennen, aber es ist ganz, ganz anders formuliert. Das hat Rudolf Steiner… ganz genau kann man es nicht datieren, aber 1913 wird es gewesen sein. Also noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist es gegeben worden. Und da sind sehr interessante Dinge drinnen:

"Vater, der du warst, bist und sein wirst in unser aller innerstem Wesen!"

Das ist schon mal ein ganz gewichtiger Satz. Und klingt irgendwie schon ganz anders als "Vaterunser im Himmel". Nicht, dass das falsch wäre, aber es gibt noch ganz neue Perspektiven dazu, auf die man vielleicht so gar nicht kommen würde. Die liegen aber drinnen in dem Vaterunser. Das ist nicht was dazu, gedacht als: Ja, jetzt hat das der Steiner ausgeschmückt irgendwo, damit es netter wird und umfangreicher. Sondern, es liegt im Originalgebet drinnen - wenn ich es in diesem christlichen Sinne verstehe, dass es appelliert an das freie Ich. Dann ist es ganz klar. Weil, sonst könnte ich es noch missverstehen: "Unser Vater im Himmel, ja, da oben. Ich schaue, bitte, bitte, hilf mir und mach für mich." Und das ist es absolut nicht. Sondern es ist der Appell, dass diese göttliche Kraft, die höchste göttliche Kraft in uns, durch unser Ich regsam wird. Also daher:

"Vater, der du warst, bist und sein wirst in unser aller innerstem Wesen!"

In unserem innersten Wesen - und das bei jedem Menschen. Dort ist er zu finden. Da ist der Himmel zu finden (Wolfgang zeigt auf sich) irgendwo, ich will es jetzt nicht räumlich angeben, aber brauchen wir nicht irgendwo da draußen suchen. Primär mal.

"Dein Wesen wird in uns allen verherrlicht und hochgepriesen."

"Dein Wesen wird in uns allen verherrlicht und hochgepriesen", wenn wir das erfassen, dann ist… dieses Erfassen schon ist diese Verherrlichung und Lobpreisung; wenn wir diesen Sinn des Vaterunsers so verstehen, wenn wir es so erfassen, uns dessen ganz bewusst werden.

Das esoterische Apostel Vaterunser, Teil II: Ich darf auch scheitern, aber ich habe tätig zu werden - und irgendwann geht ein geistiges Licht auf, auch ohne kirchlichen Kultus

"Dein Reich erweitere sich in unseren Taten und in unserem Lebenswandel."

Dort wird’s Realität. Ich kann mich in Gedanken in das alles vertiefen, aber ich muss daraus auch Taten… es können scheinbar kleine bescheidene Taten sein, es können vielleicht auch nur Worte sein, die ich zu wem spreche, aber ich muss tätig werden damit. Es ist nichts, was ich - jetzt sage ich es jetzt einmal recht locker - was ich konsumieren kann: "Ah! der liebe Gott schenkt mir das, danke", und jetzt gehe ich wieder befriedigt nach Hause. Sondern, es ist eine Aufgabe, die ich habe, tätig zu werden damit: "in unseren Taten und in unserem Lebenswandel". Das heißt, so wie ich alltäglich durch die Welt gehe, wie ich anderen Menschen begegne. Jedem! Wurscht, dem kleinsten, dem größten, dem unsympathischsten, wie auch immer. Dort entscheidet’s sich. Daher, Christentum und Anthroposophie als ein Weg zu einem ganz bewussten Verständnis des Christentums heißt, in jedem, in jeder menschlichen Begegnung, aus dem heraus zu arbeiten oder es zu versuchen zumindest. Und wir werden scheitern. Wir werden immer wieder scheitern auch dabei. Das gehört dazu. Das soll uns nicht kleinmachen. Es braucht sich niemand jetzt schämen, im schlechten Sinn schämen, weil er schon wieder gescheitert ist. Es heißt nur: Und beim nächsten Mal probiere ich es wieder und irgendwann nach dem hundertsten Mal funktioniert es einmal - und eine Sonne geht auf. Eine wirkliche Sonne geht auf. Ein geistiges Licht geht auf, das nicht nur mich weiterbringt und mir einen weiteren Umkreis erleuchtet, sondern auch dem anderen oder den anderen, denen ich so begegnet bin, eben wirklich christlich begegnet bin. Und da brauche ich keine kirchliche Formalität dazu, gar nichts. Es geht nicht drum, dass ich irgendeine Regel beachte, die irgendwo steht, sondern die Regel kommt aus mir. Das ist gerade der Witz daran, dass sie aus mir fließt. In dieser individuellen Situation. Natürlich, die Kirche und der kirchliche Kultus und alles sind Hilfsmittel, um uns auf diesen Weg zu bringen. Und im Kultus liegt eine Kraft drinnen, die uns unterstützt dabei, aber wenn ich mich nur darauf  verlasse: "Der Kultus macht das schon für mich, der wirkt halt in mir, und das wird schon werden." Irgendwann muss aber der Moment kommen, wo ich bewusst das ergreife und es bewusst selber tue. Also, das heißt, wo ich das, was der Kultus mir an Impulsen gibt, bewusst ergreife und dann aus meinem Ich, aus Freiheit heraus, umsetze im Leben. Wieder in den ganz kleinen, alltäglichen Begegnungen fängt es an. Nie geht es drum, jetzt irgendwelche weltbewegenden Taten zu setzen, die von heute auf morgen die Welt aus den Angeln heben. Wir heben sie aus den Angeln gerade in den kleinen Dingen. Das sind die wirklichen Sensationen: Wo man vorher gleichgültig an einem Menschen vorbeigegangen ist, jetzt nicht mehr gleichgültig vorbeigeht. Und vielleicht ist es nur ein Blick oder nur ein paar Worte - und dann leuchtet die Sonne auf. Da leuchtet die Christus-Sonne für den Moment auf. So, jetzt geht's weiter:

"Deinen Willen führen wir in der Betätigung unseres Lebens so aus, wie du, o Vater, ihn in unser innerstes Gemüt gelegt hast."

Ja, der Impuls ist der Ich-Impuls, der uns verliehen worden ist. Der ist in unser Innerstes, in unser innerstes Gemüt, in das Innerste unseres Wesens hinein verlegt. Dort ist der Kern dieses Ichs. Und aus dem heraus müssen wir tätig werden. Dann sind wir erst wirklich christlich. Und das ist in uns. (Jemand aus dem Zuhörerkreis niest. Gesundheit).

Das esoterische Apostel Vaterunser, Teil III: Hineinarbeiten in unsere Lebenskräfte und dabei eine Verstärkung durch den Christus erhalten

So, jetzt geht's weiter:  

"Die Nahrung des Geistes, das Brot des Lebens, bietest du uns in Überfülle in den wechselnden Zuständen unseres Lebens."

"Das Brot des Lebens". "Die Nahrung des Geistes", steht da drin. Da kommt so deutlich heraus also auch die innere Seite dessen. Weil, das Brot… also so wie das Vaterunser herkömmlich übersetzt wird, gesprochen wird, steht das Brot zunächst einmal für den physischen Leib, aber für den physischen Leib, der von den Lebenskräften erfasst wird. Und da kommt jetzt sehr deutlich heraus, dass wir aber was dazu beitragen können, sollen, dann wird es erst richtig. Also, dass es wirklich das Brot des Lebens wird, ein physischer Leib, der aus den durchchristeten Lebenskräften heraus gestaltet wird; das heißt, aus den Lebenskräften, wo wir bereits begonnen haben hineinzuarbeiten, und die verstärkt sind durch den Christus. "Und das alles bietest du uns in Überfülle in den wechselnden Zuständen unseres Lebens": Diese Kraft liegt da drinnen, im Ich drinnen mit dem Christus vereint - mit dem Vatergott vereint, in Wahrheit. Auch der ist nicht dort draußen - oder nicht nur dort draußen. Er ist auch da drinnen zu finden.

Das esoterische Apostel Vaterunser, Teil IV: Ich verzeihe dir aus dem tiefsten Herzen heraus und schenke dir meine ganze Kraft, dass du in dir selber deinen Fehler gutmachen kannst

Weiter geht es:

"Lasse Ausgleich sein unser Erbarmen an anderen für die Sünden an unserem Wesen begangen."

Also: "Lasse Ausgleich sein unser Erbarmen an anderen für die Sünden an unserem Wesen begangen". Habt ihr den Satz verstanden? Er ist schwierig. "Lasse Ausgleich sein unser Erbarmen an anderen für die Sünden an unserem Wesen begangen". Also, das heißt: Von anderen Menschen, durch die Widersacher, sonst was, sind Sünden an unserem Wesen begangen worden. Da ist was zerstört worden - und der Ausgleich ist unser Erbarmen an anderen. Nicht jetzt: "Hähhh, da ist alles weh in uns! Und bitte, wie bringe ich das wieder in Ordnung?" Ich bringe es dadurch in Ordnung, dass ich Erbarmen den anderen gegenüber bringe. Dadurch heile ich diese Wunden. Ich kümmere mich nicht drum: Wie kann ich das alles reparieren? Wo ist die Hilfe, dass das wieder in Ordnung kommt? Es kommt in Ordnung dadurch, dass ich meine Kraft aufwende, Erbarmen den anderen, Verzeihen auch den anderen gegenüber zu bringen. Selbst meinem ärgsten Feind. Was bitte nicht immer heißt, ich lasse jetzt jeden gewähren: "Ja, mach alles kaputt, ich verzeihe dir." Ich muss vielleicht auch Stopp sagen bei manchen, weil es auch andere betreffen könnte und zerstörerisch wirken könnte. Aber wichtig ist: Wie stehe ich innerlich dazu? Stehe ich aus Hass, aus Verzweiflung, "ach du Böser, und das verzeihe ich dir nie, das kann ich nie vergessen", sondern wo ich sage: "Ich verzeihe es dir, aus tiefstem Herzen heraus verzeihe ich es dir. Ich sehe, dass du halt eben ergriffen bist durch die Widersacher." Was ja letztlich der Fall ist, weil, aus seinem Ich heraus würde er das ja nicht tun, aus seinem wirklichen Ich, aber er tut es, indem er halt bewusst oder unbewusst mit den Widersachern verbunden ist. Und ich bringe dieses Verzeihen allen Menschen entgegen, auch meinem größten Feind gegenüber. Ich versuch's zumindest. Auch wieder: Es wird nicht immer gelingen, bei Gott, nicht immer. Aber der schlechteste Weg wird sein, wenn ich ewig nachtragend bin, weil mir vielleicht einer mal ein böses Wort gesagt hat.

Es gibt Menschen, die können ein Leben lang nachtragend sein und in Wahrheit nicht bereit sein zu verzeihen. Und das ist schlecht. Damit schadet man dem anderen und sich selbst aber auch. Aber man muss auch wissen, dass das Verzeihen muss eines sein, das wirklich aus dem tiefsten Herzen heraus kommt. Wenn ich es oberflächlich sage: "Ja, ich verzeihe dir. Eigentlich weil… lass mich in Ruhe, ich will nichts mehr von dir wissen. Ja, ich verzeihe dir und du interessierst mich eigentlich nicht mehr." Sondern, verzeihen heißt eigentlich: "Ich schenke dir meine ganze Kraft, damit du, was du vielleicht wirklich schlecht gemacht hast, dass du den Weg findest, in dir selber diesen Fehler gutzumachen, den Ausgleich für dich zu finden." Um das geht es eigentlich. Also, so weit geht das: Die Anteilnahme auch für den, der mir tief geschadet hat, von dem weiß ich oder sehe ich sogar, der ist besessen von dem Bösen irgendwo drinnen und aus dem heraus agiert er. Aber gerade dem verzeihe ich. Und da ist eine Kraft in mir wirksam. Es ist keine Gleichgültigkeit. Ich kann sagen: "Okay. Ich will dich nicht mehr sehen und ich tue dir jetzt nichts mehr, und ich wehre mich nicht mehr gegen irgendwas, aber ich gehe einfach." Nein, sondern ich nehme Anteil. Ich leide eigentlich mit mit dir, dass du so gefangen bist von den Widersachern, dass sie dich zu dem bringen, was ich dir aber jetzt verzeihe.

Und das heißt, aber auch in gleichem Ausmaße sich selbst verzeihen zu können, wenn man Fehler begangen hat, wenn man ungerecht zu anderen Menschen war, wenn man ihnen vielleicht was ganz Schreckliches sogar angetan hat. Und dann nur zu sagen: "Mea culpa, mea maxima culpa, ich bin so böse", ist einmal gut, als erster Schritt bewusst zu werden: Das war nicht in Ordnung. Aber das ist noch lange nicht das Ende des Weges. Das Ende des Weges ist, auch mir verzeihen zu können und zu sagen: "Gut, es ist für mich aber die Aufforderung, probiere ich es, beim nächsten Mal besser zu machen", und nicht: Jammere ewig drüber, was du in der Vergangenheit verfehlt hast. Weil, im Grunde führt dich das keinen Schritt weiter. Also, sich auf den Weg machen. Das ist da drinnen. So. Also, das heißt:

"Lasse Ausgleich sein unser Erbarmen an anderen für die Sünden an unserem Wesen begangen..."

Das esoterische Apostel Vaterunser, Teil V: Das Licht der göttlichen Erkenntnis ist zugleich das Licht, aus dem unsere Erkenntnis gewoben ist

Jetzt geht’s weiter:

"Den Versucher lässt du nicht über das Vermögen unserer Kraft in uns wirken, da in deinem Wesen keine Versuchung bestehen kann…"

Und jetzt geht’s noch weiter:

"...denn der Versucher ist nur Schein und Täuschung, aus der du, o Vater, uns durch das Licht deiner Erkenntnis sicher herausführen wirst."

Aber das ist genau dieses geistige Licht, das jetzt aus unserem Ich ausstrahlt. Aus dem strahlt das göttliche Licht aus. Und wenn wir aus diesem Licht heraus arbeiten, ja, dann werden trotzdem die Versucher alles daran setzen, an uns heranzukommen und versuchen, uns zu verderben. Aber das Interessante ist gerade: Sie können es auch nur in dem Maße, in dem wir die Gegenkraft entwickelt haben. Und je mehr wir sie entwickeln, desto mehr stürmen sie an. Aber wir müssen eben unser Licht immer mitsehen dabei. Dann werden wir nicht in Angst und Schrecken verfallen vor dem Ansturm der Widersacher, der immer größer wird. Es ist eine innere Notwendigkeit, dass, je mehr ich mich geistig entwickle, desto stärker wird der Ansturm. Und wir sind, noch einmal gesagt, wir sind die, die mit diesen Widersachern fertig werden müssen. Niemand anderer. Auch nicht der Michael. Ja. Er kommt mit seinem Schwert oder mit seinem Speer, oder was immer es ist, und wirft sie zu uns. Das war der Punkt. Wir, wir sind die Einzigen, die das bewältigen können. Wir können es, wenn wir es wollen. Weil, den Entschluss dazu, müssen wir aus der Freiheit heraus fassen und das ist natürlich oft unbequemer als den Widersachern zu folgen. Aber dann kommen wir halt von unserem Weg der Freiheit ab. Und dazu ist notwendig "das Licht deiner Erkenntnis", ja, Gott erkennt es mit uns - oder wir mit ihm. Es ist beides eins.

Wie sagte Jakob Böhme so schön? "Gott und ich sind eins im Erkennen." Im Kleineren hat es der Johannes Scottus Eriugena mit dem Engel so gesagt: "Das Erkennen des Engels ist zugleich mein Erkennen und umgekehrt. Ich bin, indem mich der Engel erkennt, und der Engel ist, indem ich den Engel erkenne." Und das ist dann die höchste Stufe: "Ich und Gott sind eins im Erkennen". Da gibt es keine Trennung. Gibt es keine Trennung mehr. Ja, in diesem bestimmten Aspekt eben.

Wir haben sicher nicht jetzt den ganzen Umfang der göttlichen Erkenntnis, brauchen wir aber nicht. Aber das, was wir in der Situation brauchen, das wird uns zugänglich. Und das ist das Licht, gegen das kein Versucher ankommen kann, sondern wo er durchdrungen wird von dem Licht, durchlichtet wird von uns. Das ist Erlösung der Widersacher. Also namentlich… ja, es gilt für die luziferischen schon, weil dieses Licht… Luziferische Wesen sind ja auch was sehr Lichvolles, aber es ist ein anderes Licht; es ist ein Licht, das gegenüber diesem Licht Dunkelheit ist, in Wahrheit, das wir von da ausstrahlen können. Und indem wir den Luzifer teilhaben lassen können an unserem Licht, diesen Impuls aufzunehmen, dass er mal richtig lernt, was Licht ist - und dann wirklich seinem Namen erst so wirklich gerecht wird: "Luzifer", der Lichtträger. Das, was er so jetzt trägt, ist ein Abglanz des Lichtes. Dann lernt er das richtige Licht kennen und wird eingeladen, mit dieser Kraft zu arbeiten. Und das ist seine Erlösung letztlich, wenn das wirklich einmal restlos gelingt. Und alles andere ist eben nur Schein und Täuschung, "denn der Versucher ist nur Schein und Täuschung". Also, das ganze riesige Brimborium, das die Widersacher machen, um uns in ihre Fänge zu kriegen, und vor dem man so schlottern kann - oder so verführt wird hinauf ins Luziferische, wie auch immer - das ist alles Schein und Täuschung in Wahrheit. Und wir haben Angst davor, weil wir uns unserer Kraft gar nicht bewusst sind, die da drinnen ist.

Das esoterische Apostel Vaterunser, Teil VI: Wir können den Widersachern unser Licht entgegentragen

Die ganze göttliche Kraft steht uns zur Verfügung. Und daher der erste Satz: "Den Versucher lässt du nicht über das Vermögen unserer Kraft in uns wirken". Ja, eigentlich suchen wir geradezu die Begegnung mit dem Versucher, mit dem Widersacher, um ihm dieses Licht zu geben nach dem Maß unserer Kraft, die wir jetzt haben. Natürlich geht’s jetzt nicht drum, dass wir es gleich übernehmen und sagen: "Jetzt wird gleich… morgen wird der Luzifer erlöst - und dann haben wir’s." Das wird nicht funktionieren. Das ist ein weiter, weiter Weg noch. Aber Schritt für Schritt geht es. Schritt für Schritt können wir den Widersachermächten dieses Licht - ich sage einmal - anbieten, entgegentragen, in ihr Wesen sogar tragen, sie zu durchlichten, und dann müssen sie schauen, was passiert dabei. Dann geht ihnen das Bewusstsein auf, wie ihr Weg weitergehen könnte. Und so genau wissen sie es eigentlich nicht. Es ist für das, was von oben kommt, es ist alles verdunkelt für sie, das kriegen sie nicht mit; von unten kommen die Einflüsterungen der soratischen Wesenheiten. Der Sog ist sehr stark - am wenigsten auf den Luzifer… aber trotzdem auch - und wird in der Zukunft noch mehr sein. Da kommt ein starker Impuls und da sind sie auch im Schwanken, ob das wirklich Ihre Bestimmung ist. Also, wir helfen ihnen eigentlich, ihren wahren Weg zu finden - oder können ihnen helfen. Also, das ist dieser Abschnitt: "Den Versucher lässt du nicht über das Vermögen unserer Kraft in uns wirken".

Das esoterische Apostel Vaterunser, Teil VII: Die Kraft des Mutes ist die Michaelskraft

Also wirklich das Geniale: Wir können uns zu hundert Prozent drauf verlassen, die Schwierigkeit, die Aufgabe, die uns entgegenkommt, ist die Aufgabe, der wir gerade noch gewachsen sind. Beziehungsweise, wie ich es oft schon gesagt habe, die noch den einen kleinen Schritt dazu erfordert. Aber genau da sind wir in unserem Ich dann rege. Ich meine, was wir eh schon können, das ist, sozusagen, die Selbstverständlichkeit schon. Aber der eine Schritt, das Unmögliche möglich zu machen, das ist die entscheidende Kraft des Ich. Immer über die eigene Grenze einen Schritt hinauszugehen. Das ist Ich-Kraft. Und die liegt in uns, in jedem von uns drinnen. Und wenn wir es nicht rege machen, sind wir letztlich - und das müssen wir jetzt in unseren Bewusstseinsseelenzeitalter langsam schon sagen - "selber schuld", dass wir uns unserer eigenen Kraft nicht bewusst werden, nicht den Mut haben, uns auf unsere eigene Kraft zu stellen. Und diese Kraft des Mutes, das ist auch die Michaelskraft. Die wird aber auch wirksam durch unser Ich. Auch wieder nicht: Der Michael schenkt es uns von oben irgendwo und träufelt es uns ein. Sondern, er gibt uns die Anregung und den Anstoß und den Hinweis: "Die Kraft schläft in dir noch. Wach auf, benutze sie."Aber ohne uns zu was zu drängen. Er zeigt es uns nur. Er gibt uns den Fingerzeig dazu. Ob wir diesen Fingerzeig verstehen, ergreifen, wach werden dafür oder nicht, liegt schon wieder an uns. Also, auch der Michael drängt uns nicht irgendwohin. Er gibt uns nur Gelegenheiten, immer wieder Gelegenheiten, wach zu werden für unser wirkliches Wesen, in dem das göttliche Wesen wirkt. Das ist der entscheidende Punkt drinnen.

Das esoterische Apostel Vaterunser, Teil VIII: Die Zukunft gestalten wir - es gibt kein endgültiges Ziel!

Ja, und dann ist noch der letzte Satz, der im Vaterunser im Original eigentlich gar nicht drinnen steht, der erst auch später dazugekommen ist, aber der sehr stimmig in Wahrheit ist. Also, auch das betont Rudolf Steiner, dass der sehr stimmig ist. Dann eben dieser Schlusssatz:

"Deine Kraft und Herrlichkeit wirke in uns in die Zeitläufe der Zeitläufe."

"In die Zeitläufe, der Zeitläufe." "Deine Kraft und Herrlichkeit wirke in uns in die Zeitläufe der Zeitläufe."Hat also was mit der Zeit zu tun. Die Zeit hat ja auch was mit den Ätherkräften zu tun, das heißt mit dem sich entwickelnden, mit dem sich lebendig Entfaltenden, mit dem hat es was zu tun. Darin wirke diese Kraft. Weil mit dem, dass dem Menschen die Freiheit gegeben wurde, oder die Möglichkeit zur Freiheit gegeben wurde, - darüber haben wir ja auch schon oft gesprochen - sind wir es eigentlich, die die Zukunft gestalten. Wir kriegen alle Hilfe dazu, um das dann in die Wirklichkeit umzusetzen. Da sind wir noch nicht kräftig genug, das allein zu können, aber, wie soll ich sagen, wohin der Weg führen soll, liegt an uns. Es liegt an uns. Wir gehen nicht auf ein fertiges Ziel zu. Sondern, das Ziel wird das sein, das wir durch unsere Taten bereiten, dann werden wir irgendwo hinkommen. Und das wird das Etappenziel sein. Weil, es geht ja dann immer weiter noch. Also, es gibt auch kein endgültiges Ziel. Es ist auch nicht das Ziel jetzt dann: "Ja, dann kommen wir alle, vereinigen uns in der Gottheit, in der höchsten Welt, und dort bleiben wir auf alle Zeiten." Wir werden eigentlich vorbereitet auf eine ganz, ganz große Aufgabe, irgendwann weltschöpferisch im großen Stil zu sein.

Und es ist also nicht - sicher nicht - das Ziel des Menschen, sich jetzt in die höchste Region zurückzuziehen und dort immer zu bleiben dadrinnen und nichts mehr zu tun. Sondern, wir sind eigentlich die, die dann sehr wohl auch uns selber aussenden dazu, könnte man sagen, um neue Welten zu bauen, wirklich neue Welten zu bauen. Das ist das große Ergebnis - oder kann das große Ergebnis sein dieser ganzen kosmischen Evolutionskette über die sieben planetarischen Entwicklungsstufen, von denen wir schon gesprochen haben. Ich hab’s eh schon öfter erwähnt in den Vorträgen: Wenn wir diese sieben Stufen durchgemacht haben, dann stehen wir auf der Stufe, auf der die Elohim jetzt während unserer Erdentwicklung stehen. Dann sind wir - wenn wir dieses Ziel anstreben und erreichen  durch unsere Willenskraft, also wenn wir wirklich lernen aus unserem Ich was zu machen, aus der Kraft - dann sind wir so weit, einen ganzen Kosmos zu erschaffen. Ja, nicht ganz allein. Da werden andere Hierarchien und so weiter mitwirken dabei. Aber wir werden die sein, die es machen. Wir sind dann die, die sozusagen an der Front stehen und das tun.

Und damit ist natürlich auch noch nicht das Ende der Geschichte erreicht. Aber ich will jetzt nicht über eine weitere kosmische Entwicklungskette reden. Wir können im Grunde noch gar nichts drüber sagen, außer dass dort eine Aufgabe für uns warten wird. Alles andere wäre rein spekulativ.

Es ist schon schwer genug, in die nächste Zukunft hineinzuschauen. Und gerade ist es deswegen schwierig auch, weil die Erdenwelt, unser Erdenkosmos jetzt, der Planet der Freiheit auch ist oder der Kosmos der Freiheit ist - oder wird, im Werden ist. Genauso wie er der Kosmos der Liebe werden wird, weil das zusammengehört: Freiheit und Liebe gehören zusammen. Aus der Freiheit heraus, etwas, ja, ganz individuell aus dem Nichts heraus erschaffen, etwas, was noch nie da war - und das verschenken. Und daraus entsteht in letzter Konsequenz, wenn wir das wirklich jetzt durch einige Stufen noch geübt haben, entsteht letztlich ein ganzer Kosmos. Das heißt, wir verschenken etwas an Kraft, aus dem eine ganze Welt entsteht. Das ist, wenn man so will, das, was ermöglicht werden soll durch diese sieben kosmischen Entwicklungsstufen, damit wir dann, wenn man es jetzt so rechnen will, auf einer achten Stufe so weit sind wie die Elohim heute. Und das ist schon was ziemlich Gewaltiges.

Das esoterische Apostel Vaterunser im Wortlaut, Teil IX: Die individuell gewordene göttliche Kraft gestaltet die Zukunft

Ja, ich lese euch dieses esoterische Apostel Vaterunser jetzt noch einmal in einem Zug durch:

"Vater, der du warst, bist und sein wirst in unser aller innerstem Wesen!

Dein Wesen wird in uns allen verherrlicht und hoch gepriesen.

Dein Reich erweitere sich in unseren Taten und in unserem Lebenswandel.

Deinen Willen führen wir in der Betätigung unseres Lebens so aus, wie du, o Vater, ihn in unser innerstes Gemüt gelegt hast.

Die Nahrung des Geistes, das Brot des Lebens, bietest du uns in Überfülle in den wechselnden Zuständen unseres Lebens.

Lasse Ausgleich sein unser Erbarmen an anderen für die Sünden an unserem Wesen begangen.

Den Versucher lässt du nicht über das Vermögen unserer Kraft in uns wirken, da in deinem Wesen keine Versuchung bestehen kann; denn der Versucher ist nur Schein und Täuschung, aus der du, o Vater, uns durch das Licht deiner Erkenntnis sicher herausführen wirst.

Deine Kraft und Herrlichkeit wirke in uns, in die Zeitläufe der Zeitläufe."

"Wirke in die Zeitläufe der Zeitläufe." Der ganze Entwicklungsbogen, also der jetzt in die Zukunft sich spannt, ist damit letztlich gemeint. Dort hinein, immer dort hinein, in die kleinen Zyklen, in die großen Zyklen, immer mehr soll dort diese Kraft, diese individuell, also die im Ich individuell gewordene göttliche Kraft, wirken. Das gestaltet die Zukunft. Also da ist der Weg gezeichnet, die ganze zukünftige Entwicklung hin, und welche Arbeit wird da leisten können dabei. Und darauf, wenn man so will, wartet oder hofft die Gottheit.

Dem Wesen Mensch die Freiheit zu ermöglichen: Es gibt nur diesen einen einzigen Versuch

Weil, wenn wir es nicht machen, passiert es eben einfach nicht. Dann wird es auch irgendwie weitergehen, aber es wird eine viel, viel ärmere Welt werden. Und der - wie soll ich sagen - welthistorische Versuch, ein freies geistiges Wesen in die Welt zu stellen, ist dann gescheitert. Und man muss auch sehen, dass das… könnte man denken: Na, gut dann wird es halt die Gottheit wieder versuchen und dann, okay, der Versuch mit Menschen ist fehlgeschlagen, probieren wir es halt beim nächsten Mal noch einmal. Aber so einfach ist es auch nicht, weil, um - wie soll ich sagen - diesem Wesen Mensch die Freiheit zu ermöglichen, eine Grundlage zu schaffen, einen ganzen Kosmos so zu schaffen, dass das möglich ist, das geht einmal und nie wieder. Wir als kleine Menschen können viele Dinge öfter probieren und aus unseren Fehlern lernen, aber aus dem Göttlichen heraus ist es einmal da als Impuls - und es wird ergriffen von uns oder nicht. Und wenn es nicht ergriffen ist, dann war's das, dann geht die Entwicklung anders weiter. Und dann wird es diese Art von freiem geistigen Wesen nicht geben. So groß ist die Bedeutung dorthin. Also man darf sich da eben das Göttliche… muss man da sehen, wie soll ich sagen, in seiner Radikalität geradezu, alles aufs Spiel zu setzen. Es gibt den einen Versuch - und nicht mehr. Es gibt den einen einzigen Versuch. Wenn er scheitert, ist er für immer gescheitert. Also das heißt, mit dem Menschen ist was sehr, sehr Großes, was wirklich Einmaliges da, und es liegt an uns… Das Einmalige des Menschen ist es… liegt an ihm, ob der Versuch gelingt oder nicht. Und wenn er scheitert, ist er endgültig gescheitert.

Und endgültig gescheitert ist er, wenn alle Menschen… wenn kein einziger Mensch diesen Impuls wirklich ergreifen kann. Wenn letztendlich ein einziger ist, der ihn ergreift, dann lebt der Impuls in irgendeiner Form weiter, sehr, sehr rudimentär wahrscheinlich, aber… wenn es zwei sind, ist es besser, und so weiter. Aber, wie soll ich sagen, das muss man sich einmal zu Herzen nehmen und ins Bewusstsein rufen, was da mit den Menschen angestrebt ist. Angestrebt ist, was ihm ermöglicht werden soll. Es ist also nichts angestrebt, wo dem Menschen was vorgeschrieben wird. Es ist gerade das angestrebt, dass ihm nichts vorgeschrieben wird. Das ist unsere peinliche Situation und unsere schwierige Situation, in Wahrheit. Und mit dem hängen zusammen all die Schwierigkeiten auch, die wir in unserem ganzen Leben immer wieder haben - durch Inkarnationen und Inkarnationen. Es könnte alles viel, viel bequemer und scheinbar auch harmonischer gehen, wenn wir nicht in dieser einmaligen Situation drinstehen würden - und wo alles jetzt oft im Grunde auf eine Karte gesetzt ist, dass es mit dem Menschen gelingt. Oder nicht gelingt. Es ist offen. Die Gottheit kann es nicht erzwingen.

Es gibt keine lineare Zeit: Es gibt nur die Qualität der Zeit - und die ist nicht wiederholbar

Und, mein Gott, da hängt so viel dran. Damit hängt unser ganzer Zeitbegriff, zum Beispiel, zusammen. Weil, so wie wir unseren linearen Zeitbegriff denken, könnte man ja sagen: "Na gut, das ist halt mit dem Menschen schief gegangen, also, aber die Gottheit ist doch mächtig genug, dass, wenn das dann alles zu Ende ist und schiefgegangen ist, probiert sie es halt noch einmal." Aber so läuft das nicht. So läuft es eben nicht. Es gibt auch nicht diese lineare Zeit, sondern es wird hier eine bestimmte Qualität entwickelt - und wenn die entwickelt wird, dann sind weitere Wege eröffnet. Wenn der jetzt nicht entwickelt wird, gibt's diese Wege nicht mehr. Dann geht die Entwicklung in anderer Richtung weiter. Wie auch immer. Darüber wage ich nicht irgendwie zu spekulieren, wie er auch immer weitergehen würde. Aber das, was jetzt durch den Menschen möglich ist, nicht mehr. Vielleicht was anderes, auch ganz Tolles, weiß ich nicht, das wäre wirklich höchst spekulativ. Aber, es ist so, dass aus der göttlichen Perspektive gesehen, liegt in jedem Zeitpunkt die ganze Ewigkeit. Und es entscheidet sich immer etwas endgültig, in jedem Zeitpunkt. Und eben mit der Freiheit des Menschen ist verbunden: Es kann gelingen oder es kann scheitern.

Und das ist das Neue, was hineingekommen ist, dass es am kleinsten geistigen Wesen hängt, ob der Impuls sich entfalten kann oder ob er letztlich scheitert. Das ist der Witz dran. Also, wenn man das so will: alles zu riskieren, um das zu machen. So viel ist notwendig. Anders wäre die Freiheit nicht in die Welt zu bringen. Es ist wirklich dieses so, so, so… Also Freiheit geben, heißt: es wirklich in die Hand des Menschen zu legen - und endgültig in die Hand des Menschen. Nicht im Hintergrund, sozusagen, zu haben: "Naja, wenn es der Mensch nicht schafft, vielleicht die Nächsten, die nachkommen, vielleicht schaffen es die. Und dann probiere ich halt so lange, bis es nach x gescheiterten Versuchen funktioniert." Nein. Und es ist so: Die Gottheit, das Göttliche, lädt uns sozusagen ein, an diesem Werk mitzuarbeiten. Und wenn das funktioniert, ist es gut; wenn es nicht funktioniert, geht alles einen anderen Weg. Aber es ist eine Einmaligkeit drinnen. So einmalig wie jedes individuelle Ich auch ist, so einmalig ist es auch, dass das überhaupt in der kosmischen Entwicklung passieren kann. Und das ist nicht wiederholbar. Zeit ist, wie soll ich sagen… besteht in bestimmten Taten, in bestimmten Ereignissen, die in die Welt treten. Und im Grunde, jedes Ereignis gibt’s nur einmal in der Welt. Nichts wiederholt sich in genau gleicher Weise. Es ist unmöglich. Und das, was jetzt mit unserer Entwicklung angestrebt ist, ist ein ganzer Bogen von einmaligen Ereignissen, die dann letztlich zu einem Ergebnis führen, das so oder so ist. Und das muss man dann zur Kenntnis nehmen, das ist nicht wiederholbar. Es ist nicht wiederholbar. Also Zeit hat diese eigene Qualität eben, das ist nicht wiederholbar in Wahrheit.

Das ist nur der Schein, dass Wiederholungen drin sind, Rhythmen drinnen, man könnt ja sagen: "Ja, gerade die alten Religionen haben immer gelehrt, im Grunde, die Wiederkehr des praktisch Gleichen, immer dieses zyklische Zeitprinzip, es kehrt etwas immer wieder, sind Perioden drinnen. Aber wenn man es eben genauer anschaut, ist es die Wiederkehr des eben nicht ganz Gleichen. Sondern, da ist immer a Fuzerl, was nicht Wiederholung ist, sondern was Neues - und das macht's aus. Und das ist eben jetzt... wird immer deutlicher herauskommen, wenn es mehr geistige Wesen sind, die ihren eigenen individuellen Einschlag hineinbringen. Das muss man sehen, also dass die Gottheit sich, sozusagen, darauf eingelassen hat, das immer mehr in die Hände der Menschen zu legen, ihren Impuls durch die Menschen zu verwirklichen. Zu verwirklichen oder nicht zu verwirklichen. Und das Vaterunser ist eben jetzt das wirklich tiefste christliche Gebet, das uns den Weg zeigt, wie wir es schaffen können; was wir alles tun müssen dabei.

Gedanken zum Vaterunser: Das Vaterunser individualisieren

Na ja, lesen wir vielleicht einmal das Vaterunser jetzt in der üblichen Fassung oder sagen wir mal in der Fassung, wie es Rudolf Steiner sonst gegeben hat. Der hat ja auch wieder seine eigene Fassung dabei ein bissel. Und aus der Übersetzung oder... "Übersetzung" kann man's gar nicht nennen, weil, was heißt das, so wie jetzt Rudolf Steiner das esoterische Apostel Vaterunser da niederschreibt, was heißt denn das? Es ist schöpferisch aus der Welt herausgeholt. Dieser geistige Inhalt, der im Vaterunser ist, ist jetzt aus der Freiheit heraus in eine bestimmte Gestalt gebracht, in eine bestimmte Abfolge von Worten, von Lauten, von Gedanken, die drinnen sind in dem - aber jetzt ausgearbeitet. Eigentlich wäre jeder von uns aufgerufen, aus dem Vaterunser sowas Langes draus zu machen, von mir aus, einen ganzen Roman draus zu machen.Ganz individuell. Man könnte einen ganzen Roman draus machen, nämlich, wie wende ich das in der oder der Situation an, konkret im Leben. Wie tue ich da. Ich begegne... oder es im Hintergrund so habe, wenn ich eine menschliche Begegnung jetzt im Rückblick betrachte, was hat sich abgespielt? Ich habe mich geärgert über den. Ich habe ihm das nicht verzeihen können, dass er sich so blöd aufgeführt hat. Was muss ich an Kraft in mir entwickeln, dass das nicht mehr passiert? Kann ich einer ganz konkreten  Situationen, von mir aus, anhängen. Da kann ich wirklich einen ganzen Roman aus dem Vaterunser machen. Und das jetzt Praxis werden lassen, Lebenspraxis werden lassen, sozusagen, und das beschreiben. Und es sind aber alle die Stufen drinnen.

Die sieben Stufen des Vaterunser und unsere sieben Wesensglieder

Das Wichtige ist, das - ja, werden wir uns heute wahrscheinlich nimmer in allen Details anschauen können, werden wir eben uns das nächste Mal anschauen - das sind ganz wichtige Stufen drinnen; sieben Stufen eigentlich, die drinnen sind, die zu durchlaufen sind, mit denen wir langsam im Grunde unser ganzes Wesen so verändern, dass wir zu dem Ziel kommen, wirklich dieses ganz freie geistige Wesen zu sein - und das in die Vergeistigung hinaufzubringen, bis zu unseren höchsten Wesensgliedern. Also, das so als kurze Anregung einmal dazu.

Hinter dem Vaterunser in den sieben Stufen, die eigentlich drinnen sind: das hat was zu tun mit unseren Wesensgliedern, mit unseren sieben Wesensgliedern. Also, das heißt, mit unserem physischen Leib, mit unserem Ätherleib, mit unserem Astralleib, mit unserem Ich als Zentrum des Ganzen. Das bringt das alles in Bewegung - bzw. es muß auch im Leib aber seine Basis finden, daher spricht Rudolf Steiner oft auch vomIch-Träger. Das ist nicht ganz das Gleiche wie das Ich, sondern der Ich-Träger ist das, was im Menschen durch das Ich so geformt ist, dass es überhaupt eingreifen kann da. Also da sind so ganz feine Nuancen drinnen. Weil, den Ich-Träger könnte man sogar noch - und muss man eigentlich in gewisser Weise - zu den leiblichen Wesensgliedern, zu den eigentlich leiblichen Wesensgliedern, rechnen. Das Ich ist jenseits von leiblich oder nicht leiblich, ist was anderes. Aber es kann sich nur entfalten dadurch, dass es in den anderen Leibesgliedern sich seine Basis, seinen Ankerplatz schafft, durch das es herein wirken kann. Das heißt, damit wird das, was uns physischer Leib, Ätherleib, Astralleib geben kann, überhaupt erst dem ermöglicht, auch Träger des Ichs zu werden, dass es eben herein wirken kann; sonst würde es draußen bleiben. Aber dann ist es das göttliche Ich, das von draußen wirkt. Und das muss aber da sich einen Ankerpunkt, einen ganz individuellen Ankerpunkt, schaffen.

Und dann kann jetzt dieses Ich daran arbeiten, die unteren Wesensglieder, also den physischen Leib, den Ätherleib, den Astralleib, zu vergeistigen im Sinne dessen, sich die Kraft anzueignen, voll individuell aus dem Ich heraus, diese Wesensglieder erschaffen zu können. Also, Geistselbst zu haben, heißt eigentlich, dass sich Astralisches ganz individuell aus dem Nichts heraus schaffen kann. Lebensgeist zu entwickelnheißt, dass sich Ätherkräfte ganz individuell aus dem Nichts heraus schaffen kann. Und das Höchste, die Kraft der Auferstehung, wenn man so will, dass sich auch das Physische aus dem Nichts heraus schaffenkann. Ganz neu. Ich meine, das ist die Kraft, die wir dann letztlich brauchen, um einen neuen Kosmos zu schaffen. Und das wird das Letzte sein, was wir uns jetzt also auf der 7. kosmischen Entwicklungsstufe einmal erwerben wirklich, dass wir bis ins Physische herein aus dem Nichts schaffen können - es wird ganz anders sein als das Physische, wie wir es jetzt kennen, im Übrigen. Aber, wir können dann… am Ende des 7. kosmischen Entwicklungszustandes haben wir dann, wenn es gut läuft, uns die Kraft erworben, ganz aus dem Ich heraus bis ins Physische hinein schaffend tätig zu sein, aus dem Nichts heraus. Das heißt, wir können eine Seelenwelt erschaffen aus dem Nichts, diese Seelenwelt wird zu Ätherwelt, wandelt sich um zu Ätherwelt, die wir schaffen können oder ein Teil davon, und dann geht's sogar bis ins Physische. Und wenn wir das alles können, sind wir gerüstet, einen ganz neuen Kosmos selbst zu gestalten. Wenn wir es schaffen. Und das ist offen. Entwicklung der Freiheit heißt: ob das gelingt oder nicht gelingt, ist ganz offen. Und auf das wartet die Gottheit im Grunde, auf unsere Entwicklung. Sie hat die Geduld, uns diesen Weg gehen zu lassen. Sie verzeiht uns, dass wir immer wieder Fehler machen. Nur das wirklich Schlimme wäre, wenn wir also ganz, für immer ausscheren aus der Entwicklung und halt den Einflüsterungen der soratischen Wesenheiten folgen. Dann verzichten wir, ich habe das auch schon gesagt, aus Freiheit drauf, unsere Freiheit zu behalten, in Wahrheit. Das ist der letzte freie Entschluss, den wir dann haben, wenn wir sagen: "Ja, wir gehen in das soratische Reich hinein, und werden dort vielleicht eine sehr mächtige Wesenheit, aber wir ordnen uns unter, diesen soratischen Wesen." Das ist also genau das Gegenteil von dem, was hier angestrebt ist.

Das reguläre Vaterunser in einem der Wortlaute Rudolf Steiners

Ja, jetzt schauen wir mal, wie das im regulären Vaterunser ausschaut, also in der Kurzfassung, könnte man sagen, so wie sie auch jetzt Rudolf Steiner gibt. Hat nämlich auch so seine bissel Eigenwilligkeiten in der Formulierung drinnen - und das ist gut. Das ist gut. Es gibt eben nicht die Norm-Fassung. Und trotzdem ist die Gesetzmäßigkeit - muss drinnen sein - diese sieben Stufen, die mit unseren Wesensgliedern zusammenhängen. Das werden wir dann das nächste Mal genauer besprechen. Aber schauen wir mal, wie es da ist:

"Unser Vater, der du bist in Himmeln,

Dein Wille geschehe,

Geheiliget werde dein Name,

Zu uns komme dein Reich,

Unser tägliches Brot gib uns heute,

Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,

Führe uns nicht in Versuchung,

Erlöse uns von dem Übel."

So in etwa ist jetzt diese Fassung hier. Rudolf Steiner hat, ich zeige euch das, mit seiner Zeichnung versehen (s. GA 96, Vortrag vom 28. Januar 1907). Die  werden wir uns das nächste Mal genauer zu Gemüte führen. Ihr seht da unten ein Viereck, ein Quadrat, besser gesagt, und oben ein mehr oder weniger gleichseitiges Dreieck, das drinnen ist. Das hängt mit den insgesamt sieben Wesensgliedern zusammen. Und da sind jetzt die verschiedenen Bitten, die da drinnen sind, verbunden mit diesen verschiedenen Wesensgliedern. Das werden wir uns genauer anschauen. Es gibt aber eine höhere Dreiheit; und eine, wenn man so will, untere Vierheit. Das ist das Bild eben drinnen: mit dem Quadrat, das ist die Vierheit, das ist das Untere. Naja, um's kurz einmal zusammenzufassen, hängt es zusammen mit unseren leiblichen Wesensgliedern, bis inklusive des Ich-Trägers. Und das höhere Dreieck, das sind die höheren Wesensglieder dann, also das Geistselbst, der Lebensgeist und der Geistesmensch. Und die unten, die vier Ecken, das Quadrat sozusagen, entsprechen halt dann dem physischen Leib, dem Ätherleib, dem Astralleib und dem Ich-Träger.

Der 24. Wochenspruch als Essenz des 126. Vortrags

Ja. Mehr will ich heute gar nicht geben. Es ist fünf vor neun. Ich höre ein bissl früher auf. Ich lese euch jetzt zum Abschluss noch einmal den Wochenspruch, gebe euch den mit. Weil er, ja, in Kurzform im Grunde auch von dem spricht, von dem wir heute gesprochen haben. Es ist der 24. Wochenspruch:

Sich selbst erschaffend stets

Wird Seelensein sich selbst gewahr;

Der Weltengeist, er strebet fort

In Selbsterkenntnis neu belebt

Und schafft aus Seelenfinsternis

Des Selbstsinns Willensfrucht.

Willensfrucht, tun, tätig werden. Also dieser ganze Weg in die Freiheit hinein - und wie wir das tun sollen und wie das alles gehen soll; hat nichts damit zu tun: Ach, wir grübeln jetzt den ganzen Tag drüber, wie das denn sein soll. Sondern, es verwirklicht sich dort, wo wir tätig werden. In der Begegnung, wie ich jetzt, ohne mir vorher auszudenken, wie wer reagiert auf dieses oder jenes, sondern wie ich in dem Moment dem anderen entgegenkomme. Wie ich tätig werde. Von meiner ganzen Körperhaltung her, von meinem Blick her, natürlich auch von den Worten, die ich spreche - aber die jetzt ganz spontan in diesem einmaligen Augenblick passieren, der unwiederholbar ist. Auch wenn ich den Menschen morgen wieder treffe, es ist eine neue Situation - und die von gestern lässt sich nicht wiederholen. Da ist dasselbe drinnen, wo ich gesagt habe: Wenn die Freiheit, wenn das Ganze, was die Gottheit fordert, wenn es misslingt mit dem Menschen,dann ist es für immer misslungen. Es ist nicht wiederholbar. Im Kleinen ist das bei uns… in jeder Begegnung ist eine Chance, was Einmaliges zu machen, wo wirklich diese Begegnung von Ich zu Ich stattfindet und damit eine gemeinsame Tat eigentlich entsteht. Weil, indem ich dem Menschen so entgegenkomme und ihn wirklich berühren kann in seinem Kern, tut er in Wahrheit auch was. Wird meistens so sein. Es liegt natürlich in seiner Freiheit, er kann es auch zurückweisen, natürlich. Aber wenn es gut läuft, ist es eine Anregung und beide schaffen aus ihrem Ich, aus ihren Beiträgen, gemeinsam etwas noch viel, viel Höheres. Nur in einem Blick kann das sein, in ein paar Worten. Es ist nichts Spektakuläres.

Wir verändern die Welt nicht dadurch, dass wir ununterbrochen, weiß ich nicht, riesige Steine wälzen oder Sonstiges, sondern in den kleinen Dingen, in den Begegnungen. Da liegt die weltverändernde Kraftdrinnen. Ja, natürlich müssen wir äußerlich auch was tun, aber das ist alles nichts wert, wenn das nicht dabei ist. Das ist der entscheidende Impuls dabei - und den kann jeder bringen, wenn er will. Wir sind Ich-Menschen. Wir haben das Ich in uns. Wir haben die göttliche Kraft in uns. Wir müssen nur die Demut, die Bescheidenheit entwickeln, zu sagen: "Ja, da ist uns eine riesige Möglichkeit gegeben und wir sind halt noch so klein und können sie erst Schritt für Schritt rege machen in uns. Wir sind uns bewusst, wie klein das noch ist, aber das soll uns nicht abhalten, den nächsten Schritt zu machen. Und kein Schritt ist zu klein, um nicht wertvoll, unendlich wertvoll eigentlich zu sein." Der kleinste Schritt ist es. Ja, es wird das Unmögliche von uns verlangt, weil das Ich das von sich verlangen muss. Immer einen, und sei es noch einen so winzigen Schritt, über seine Grenze hinauszuwachsen. Das ist es. Wir können so viel schon haben. Das ist gut und natürlich für die Praxis gut, dass wir das haben, damit können wir viel machen, aber was die Welt und uns weiterbringt, ist der winzige, vielleicht ganz winzige Schritt, der darüber hinausgeht. Da ist das Ich wirklich. Dort geht's weiter. Dort geht's weiter. Und das können wir.

Und nichts ist zu klein. Und wenn es niemand mitkriegt in der Welt, ganz egal. Es ist als Kraft, ist es da. Da geht's nicht um Anerkennung, da geht's nicht drum, den anderen zu zeigen: "Ach, wie toll habe ich das gemacht, wie heilig bin ich schon!" Das führt alles in die falsche Richtung und wir haben leider Gottes halt viel. Es ist verständlich, die menschliche Schwäche, wir haben sie alle, niemand ist gefeit davor. Aber wieviel Scheinheiligkeit ist in dem drinnen, was zur Schau gestellt wird, und in Wahrheit nicht dem entspricht, was es zur Schau stellt. Und da müssen wir verdammt aufpassen. Da müssen wir wirklich verdammt aufpassen und uns immer wieder prüfen. Sowohl, sei es als Priester, als Ministrant, als Gemeindemitglied oder was. Mit welchem Impuls stehe ich jetzt gerade hier drinnen in der Gemeinschaft, die sich versammelt hat? Und was  ist echt? Was ist wirklich echt? Wo gehe ich diesen kleinen Schritt weiter? Oder wie weit ruhe ich mich auf dem aus und nehme den Segen, sozusagen, dankbar zur Kenntnis, der auf mich herabkommt? Und wie wenig habe ich noch erkannt, dass ich ja etwas geben muss? Eigentlich also ist dieses… ja, natürlich, der Priester, der Pfarrer sollte diesen Segen geben, aber nicht nur er. Aus jedem Herzen, aus jedem Ich muss er ihm entgegenkommen eigentlich, in die ganze Gemeinschaft hinein. Und es geht eigentlich nur drum, sich dessen bewusst zu werden, dass das notwendig ist, dass wir das aber auch können.

Und wenn es, wie soll ich sagen, nur Routine ist und ich mich halt wohlfühle in der Gemeinschaft, dann ist es zu wenig. Dann ist es viel zu wenig. Dann hat mich der Luzifer. Und wenn ich es mir dann mit Gedanken rationalisiere, ja, ich habe eh alles gemacht, wie es in Büchern steht, dann ist der Ahriman auch noch dabei - und dann feiern sie. Ja! Ich meine, wo findet man die Burgen Ahrimans und Luzifers? Dort, wo die geistig strebenden Menschen sind. Das sind die Hochburgen. Dort versammeln sie sich. Und das muss uns bewusst sein. Dort sind sie am allermeisten. Und wir dürfen nicht blind sein dafür, dann können wir ihnen Paroli bieten. Aber gefährlich wird es, wenn wir es nicht bemerken. Also, es ist eben: die Kirchen - oder wie immer man es nennen will oder die Meditationshäuser oder Sonstiges - sind nicht die Schutzorte vor den Anfechtungen der Widersacher. Sondern, sie sind eigentlich der Ort, wo wir ihnen am stärksten begegnen können, weil dort sind sie. Dort suchen sie uns. Dort reiten sie ihre Attacken, im Grunde. Und drum geht's drum, wach zu sein - gerade dort. Und wenn man das nicht sieht, dann kann das alles ziemlich schief gehen, weil, dann merkt man nicht, wie man immer mehr eigentlich zu einem Gottesdienst für die Widersacher abgleitet, in Wahrheit, und sie füttert.

Ja, wir werden uns sicher das nächste Mal noch weiter beschäftigen damit.

Ausklang

Jetzt habe ich doch fünf Minuten überzogen. Bis zum nächsten Mal, meine Lieben. Danke. Danke fürs Dabeisein. Bis nächste Woche.

Themenbezogene Leseanregungen

Rudolf Steiner: "Das Vaterunser, Eine esoterische Betrachtung" (2 Vorträge, gehalten in Berlin am 28. Januar und 18. Februar 1907; erschienen zusammen mit weiteren 18 Vorträgen, alle gehalten in Berlin in den Jahren 1906 und 1907: Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft; GA 96)

Der Vortrag vom 28. Januar 1907 ist auch als Sonderdruck erschienen, Dornach 1991, ISBN 3-7274-5125-4

Rudolf Steiner: Aus der Akasha Forschung. Das Fünfte Evangelium (18 Vorträge, gehalten 1913 in Oslo, Berlin, Hamburg, Stuttgart, München und Köln; GA 148)

Die 5 in Oslo (Kristiania) gehaltenen Vorträge sind auch erschienen zusammen mit dem in Den Haag gehaltenen Vortrag vom 13. April 1922 "Die Lehre des Auferstandenen: Tod und Auferstehung des Menschendenkens" (zu finden auch in GA 211), herausgegeben 2011 von Pietro Archiati im Archiati Verlag, ISBN 978-3-86772-150-9

Zu Michael:

Rudolf Steiner: "Die Sendung Michaels" (12 Vorträge, gehalten in Dornach im November und Dezember 1919; GA 194)

sowie

"Das Michael-Mysterium" in Anthroposophische Leitsätze (1924/25 Dornach; GA 26)