8. Wochenspruch Anthroposophischer Seelenkalender

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Der 8. Wochenspruch im Text

Es wächst der Sinne Macht

Im Bunde mit der Götter Schaffen,

Sie drückt des Denkens Kraft

Zur Traumes Dumpfheit mir herab.

Wenn göttlich Wesen

Sich meiner Seele einen will,

Muss menschlich Denken

Im Traumessein sich still bescheiden.

Schlüsselwörter aus Wolfgangs Erläuterungen zum 8. Wochenspruch

die Seele fliegt hinaus und kommt ein wenig in Traumstimmung - das Geistige, was in der Natur wirkt, zu ahnen beginnen - hin- und herpendeln: sich verbinden mit dem, was draußen ist, und wieder ganz bei sich sein - die imaginative Sphäre hat eine gewisse Verwandtschaft mit der Traumessphäre - Imagination mit wachem Denken ergreifen - für die Traumdeutung ist die erfahrene Stimmung wichtiger als die Bilder - in sinnliche Bilder kleiden, was nicht sinnlichen Charakter hat - Bezug des 8. Wochenspruchs zu Dantes "Die Göttliche Komödie": auf dem Läuterungsberg - Imagination braucht Inspiration, um Zusammenhänge zu klären - aus dem Bewusstwerden der Zusammenhänge kann Denken ohne Eigendenken entstehen - zu Rudolf Steiners "Opferung des Intellekts" - großartige Erscheinungen als sinnliches Bild sagt als solches noch wenig aus

Gedanken von Wolfgang zum 8. Wochenspruch (Film)

Hier gelangst du direkt an die entsprechende Stelle im Film, in der 112. Folge der Apokalypse des Johannes

Gedanken von Wolfgang zum 8. Wochenspruch (Text)

Quelle: Transkription des Vortragsausschnittes zum 8. Wochenspruch aus dem 112. Vortrag Apokalypse des Johannes (von Susanne und Ghislaine)

Meine Lieben, ich begrüße euch zum 112. Vortrag zur Apokalypse (leichtes "Stolpern" bei Apokalypse). Nach 112 bringt man's nicht mehr grad raus, offensichtlich. Und es geht los mit dem 8. Wochenspruch. Also, er greift das Thema auf, das jetzt eh schon länger im Schwung ist: Die Seele fliegt immer mehr hinaus und kommt immer ein bisschen mehr in die Traumesstimmung hinein: Also, ein bisschen dumpferes Erleben, aber ein seelenvolles Erleben, das ganz wichtig ist, eben auch um das Seelische, das Geistige, was in der Natur wirkt, was um uns herum wirkt, ja, vielleicht zunächst einmal nur zu ahnen. Aber das ist ganz wichtig: hinauszugehen auch mit der Seele. Und die Kunst ist dann, irgendwann einmal überhaupt beides zugleich zu können, sozusagen immer hin- und herpendeln zu können, so schnell hin- und herpendeln zu können, dass man draußen leben kann, sich ganz verbinden kann, aber auch ganz bei sich sein kann, immer wieder. Sodass man es also wirklich auf die Erde bringt und nicht nur in Träumen schwebt. Aber ich lese es einmal:

Es wächst der Sinne Macht

Im Bunde mit der Götter Schaffen,

Sie drückt des Denkens Kraft

Zur Traumes Dumpfheit mir herab.

Wenn göttlich Wesen

Sich meiner Seele einen will,

Muss menschlich Denken

Im Traumessein sich still bescheiden.

Nun, es ist ja gerade so, dass namentlich die imaginative Sphäre hat ja eine gewisse Verwandtschaft mit der Traumessphäre; andererseits auch wieder nicht, weil die Traumessphäre halt sehr stark noch mit sinnlichen Bildern durchzogen ist. Und wenn wir in die wirkliche Imagination hineingehen, wird es noch viel seelenhafter. Also, es ist wirklich dieses Ahnen da, aber das kann eben sehr konkret auch werden, dieses Ahnen, sodass man sich in ganz bestimmten Seelenqualitäten, in Seelenstimmungen, doch sehr sicher und eben auch mit einer gewissen Wachheit dann bewegen kann. Dann ist man in der Imagination drinnen. Und dann sie zu ergreifen mit dem wachen Denken, dann kommen wir dem nahe, was heute Geisteswissenschaft bedeutet. Also, zu verbinden dieses seelische Wahrnehmen mit der Klarheit des Geistigen, das dann wirklich die Grundstrukturen, die Zusammenhänge vor allem dieser seelischen Erlebnisse uns vor Augen stellt. Nicht wahr, das gedankliche Element, wenn man so will, oder das geistige Element, lebt in dem, wie diese ganzen seelischen Erlebnisse innerlich miteinander zusammenhängen. Weil, man kann wunderbare Stimmungen erleben, von einer in die andere gleiten  - und auch keine Ahnung haben: Was soll das eigentlich? Man spürt es halt, man erlebt es halt irgendwie, aber man sieht die Zusammenhänge noch nicht. Man fängt dann vielleicht an zu spekulieren, auszudeuten, so wie es oft in der Traumdeutung passiert. Da passiert meistens sehr viel Unsinn dabei. Weil dann erklärt wird, was bedeutet diese Erscheinung, die ich gesehen habe. Und diese Erscheinung ist vielleicht nur in ein sinnliches Bild umgesetzte Darmstörung, oder irgendwas. Also, das heißt, das Bild an sich bedeutet im Grunde gar nichts, sondern es bedeutet etwas die Stimmung, die damit verbunden ist. Die hat eine sehr große Aussage. Wenn ich das Bild zum Beispiel mit einer bestimmten seelischen Anspannung, mit einer Angst vielleicht sogar verbinde, ist das eben etwas anderes, als wenn mich das seelisch, ja, erhebt, durchleuchtet, jetzt im übertragenen Sinne, dann bedeutet das ganz was anderes. Man müßte eigentlich schauen auf den Rhythmus, auf die Art, wie sich die Stimmungen ändern, ineinander verwandeln. Dann bekomme ich auch bei der Traumeswelt erst wirklich heraus: Was bedeutet das? Dann wird es erst zu sinnvollen Bildern. Und die nächste Schwierigkeit ist dann, das wisst ihr ja auch schon, wie übersetze ich das in Sprache, wenn ich das anderen Menschen mitteilen will? Weil, da muss ich es jetzt in die Worte kleiden, die wir zur Verfügung haben. Und die Worte, die wir zur Verfügung haben, sind im Großen und Ganzen hauptsächlich der Sinneswelt entnommen. Und das heißt, ich muss etwas in sinnliche Bilder kleiden, was eigentlich nicht sinnlichen Charakter hat. Das eigentlich Seelische, vor allem das tiefere Seelische, hat eben diesen sinnlichen Charakter nicht mehr, streift ihn ab. Und diese Hülle, dieser Schatten, dieser Nebel, der sich darüber legt, den muss man eigentlich erst durchdringen, dann kommt man zum Eigentlichen.

Der 8. Wochenspruch in seinem Bezug zu den Schilderungen Dantes in der "Göttlichen Komödie" (im Purgatorio Gesang 32 - Auf dem Läuterungsberg)

Und ich sage das also ganz besonders auch als Vorbereitung jetzt auf die Schilderungen, mit denen wir uns heute beschäftigen werden. Ich habe euch ja versprochen, schon seit langem, dass wir uns mit Dante beschäftigen, mit dieser, in meinem Sinn, Schlüsselszene der ganzen "Göttlichen Komödie". Und er muss natürlich das auch in sinnliche Bilder, in irdische Begriffe kleiden, in irgendeiner Form. Und das kann immer auch missverstanden werden. Also, es kommt immer eben auch darauf an, dass man auch dort, wo man ganz klare Begriffe hört, aber mitfühlt, mitahnt, was seelisch eigentlich dahintersteckt, hinter dem Ganzen. Die Aufgabe des Sprechenden ist dann vor allem eben auch, die Zusammenhänge aber deutlich zu machen zwischen den verschiedenen Bereichen, die da auftreten. Also, da Brücken zu schlagen. Das eine mit dem anderen zu verbinden, weil man es eben so erleben kann in der Imagination, wenn schon ein bisschen Inspiration dabei ist. Die Inspiration klärt eigentlich die Zusammenhänge. Das ist die Sprache der Inspiration, dass sie diese Zusammenhänge klärt. Und das ist sehr gut auch jetzt in diesem Wochenspruch drinnen. Wir müssen dieses Ahnen, dieses rein seelische Erleben, zusammenbringen aber letztlich auch mit dem menschlichen Denken, mit unserem ganz wachen, bewussten Denken. Ich lese daher noch einmal den 8. Wochenspruch:

Es wächst der Sinne Macht

Im Bunde mit der Götter Schaffen,

Sie drückt des Denkens Kraft

Zur Traumes Dumpfheit mir herab.

Wenn göttlich Wesen

Sich meiner Seele einen will,

Muss menschlich Denken

Im Traumessein sich still bescheiden.

Und wenn ich vorhin sagte: Wir müssen aber dann trotzdem doch auch wieder in einer gewissen Wachheit zu uns selbst kommen, so ist aber ganz wichtig, dass dieses Denken, das jetzt dann wieder aufleuchtet, dass das entsteht aus dem Bewusstwerden der Zusammenhänge, die man in diesem Ahnen eben zuerst einmal nur gefühlt hat, aber die man jetzt zum klaren Bewusstsein sich bringt - und ganz ausschließt aber das Eigendenken, also sozusagen: "Ah ja, da habe ich bei Steiner gelesen, das ist so und so!" Dann ist eigentlich die Inspiration mit Sicherheit in dem Moment schon weg. Ich darf mich eigentlich nicht... Ich darf nicht zurückgreifen auf etwas, was ich schon einmal gedacht habe, sondern ich muss es aktuell denken - und dieses Denken aber entnehmen diesem Strom des Ahnens, des seelischen Ahnens, der immer mehr gedankenklar in seinem Zusammenhang wird, wenn ich wieder zu mir selbst komme. Aber ich muss das Eigendenken, das Gescheitsein sozusagen, das muss ich dabei schweigen lassen.

Das bezeichnet Rudolf Steiner gelegentlich auch als das "Opfer des Intellekts", dass wir bringen müssen. Wir können Intellekt sehr stark entwickelt haben, sollen wir durchaus auch. Ich habe oft schon gesagt: Es ist nicht der am besten vorbereitet für diese Inspiration, oder so, der sagt: "Ja, ja, ich bin eh dumm, Intellekt, nein, keine Ahnung." Wenn es heißt: Das "Opfer des Intellekts", dann ist es auch gut, wenn man etwas hat, was man als Opfer bringen kann. Also, je kleiner das ist, desto weniger ist es. Es geht einfach darum, dass man da wirklich, wie soll ich sagen, die Eigensinnigkeit, die man in sich trägt, einmal beiseite legt und sich eben inspirieren lässt durch das, was man zuerst in der Imagination geahnt hat - und das sprechen zu lassen durch die Bilder. Das ist das, was drinnen wichtig ist. Und wie gesagt, alles äußere Bild ist nur eine Krücke, um es überhaupt vermitteln zu können, um es überhaupt aussprechen zu können - oder auch, um es als Bild vielleicht wirklich zu malen, irgendwo, als Maler zum Beispiel, oder wenn man es in einem Film, von mir aus, inszenieren wollte oder auch auf der Bühne inszenieren wollte, dann muss man es zwangsläufig mit sinnlichen Mitteln darstellen. Aber die darf man eben nicht verwechseln mit dem eigentlichen Wahrnehmen. Und das ist eben auch immer zu berücksichtigen. Wenn es großartige Engelerscheinungen oder sonstiges ist, dann ist es schon bis zu einem gewissen Grad eine Übersetzung in ein traumartiges, aber zugleich sinnesartiges Bild. Immer wenn es so ganz klar ist - wie eine Gestalt, die man auch vor Augen sehen kann, mit Augen sehen könnte, was Flügel hat oder sowas - dann weiß man, es hat sich schon im Erleben gekleidet in ein sinnliches Bild. Und dieses sinnliche Bild als solches alleine sagt noch sehr wenig. Es ist höchstens die Andeutung: "Aha, da kommt was." Aber dann muss ich diese Hülle durchdringen. Also, um das geht’s.

Der 45. Wochenspruch als Spiegelspruch zum 8. Wochenspruch im Text

Es festigt sich Gedankenmacht

Im Bunde mit der Geistgeburt,

Sie hellt der Sinne dumpfe Reize

Zur vollen Klarheit auf.

Wenn Seelenfülle

Sich mit dem Weltenwerden einen will,

Muß Sinnesoffenbarung

Des Denkens Licht empfangen.

Themenschwerpunkt des 112. Vortrags Apokalypse des Johannes

Wir leben in einer Zeit größten Umbruchs, extremster Gegensätze und unüberbrückbar scheinender Widersprüche. Damit verbunden sind aber auch bislang in der Menschheit nicht gekannte Möglichkeiten der geistigen Entwicklung in Richtung Geistesmensch. Über den mühvollen, von Ahriman unterstützten Weg der Ausbildung höchster intellektueller Kräfte, die uns zu größter Gedankenklarheit führen, können wir mit der Hilfe des Christus das von der Liebe geführte Schwert der Ich-Kraft schmieden, das uns in der gefahrvollen Auseindersetzung mit den übermächtig erscheinenden Widersacherkräften den Weg auf das Gleis zum freien Ich finden und festigen lässt. Dantes in der "Göttlichen Komödie" verewigter Höllenweg auf die Spitze des Läuterungsberges mag uns Vorbild, Trost und Ermutigung sein.