9. Wochenspruch Anthroposophischer Seelenkalender

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Der 9. Wochenspruch im Text

Vergessend meine Willenseigenheit

Erfüllet Weltenwärme sommerkündend

Mir Geist und Seelenwesen;

Im Licht mich zu verlieren

Gebietet mir das Geistesschauen,

Und kraftvoll kündet Ahnung mir:

Verliere dich, um dich zu finden.

Schlüsselwörter aus Wolfgangs Erläuterungen zum 9. Wochenspruch

Hinausgehen über das Ego - eintauchen in den Weltenwillen - Eigendenken zurückstellen - im Geistigen sind das Objektive und das Subjektive nicht getrennt - der Schleier der Maya - rhythmischer Wechsel - Gefahr des sich Verlierens: Wo bleibe jetzt ich? - Verstandesbewusstsein braucht Trennung - es gibt nur eine Idee - das Insgesamt der geistigen Welt durch den individuellen Ich-Punkt ziehen - die geistige Welt ist in ständiger Veränderung - das platonische Ideal trägt nicht mehr - Aristoteles, Logik und Denkregeln - Naturwissenschaften vor großem Sprung - das Lebendige hat immer schöpferische Erneuerung - vollkommen sein auf ganz individuelle Art - die ganze Natur hat teil an unserem Ich - das Ich als neue Schöpfungsquelle - unser individuelles Gestalten durch Mitwirken der Widersacher - Gottes Wille und der Wille unseres wirklichen Ich sind eins - das Ego und der Doppelgänger - das 2. Mysteriendrama: Johannes Thomasius und seine Begegnung mit dem Doppelgänger - es ist gesund, dem Doppelgänger zu begegnen, um den richtigen Weg zu finden - die Scheußlichkeiten in uns erkennen - das Ego und die Angst vor dem Tod - Transhumanismus - technologische Entwicklungen und ihre Notwendigkeiten für die Fortpflanzung der Menschheit - die Menschheit wird immer jünger: ohne eigene Anstrengungen entwickeln wir uns vom 26sten Lebensjahr geistig nicht weiter - das Schicksal sind wir selber - die Tricks und Verlockungen der Widersacher, uns an unserem Schicksal vorbeizuführen - der 9. Wochenspruch in seiner umfassenden Bedeutung und Genialität - wir dürfen mit unserer Seele hinausschweben und sollen dabei lernen, ganz bewusst zu bleiben

Gedanken von Wolfgang zum 9. Wochenspruch (Film)

Hier klicken, um den Film in youtube abzuspielen

Gedanken von Wolfgang zum 9. Wochenspruch (Text)

Quelle: Transkription des Vortragsausschnittes zum 4. Wochenspruch aus dem 113. Vortrag Apokalypse des Johannes (von Susanne und Ghislaine)

Meine Lieben, ich begrüße euch zum 108. Vortrag zur Apokalypse - und es kommt der 4. Wochenspruch zum Einstieg:

Ich fühle Wesen meines Wesens:

So spricht Empfindung,

Die in der sonnerhellten Welt

Mit Lichtesfluten sich vereint;

Sie will dem Denken

Zur Klarheit Wärme schenken

Und Mensch und Welt in Einheit fest verbinden.

Also, es ist das Thema, das uns ja schon lange begleitet durch die Wochensprüche: Hinausgehen, sozusagen, über das eigene Innere, über das, was man so in seinem kleinen Ego erlebt, hinauszugehen, sich zu verbinden mit der Welt draußen und in der Welt das Seelische, das Geistige zu finden, das dort gestaltend wirkt - und zugleich zu finden das eigene wirkliche Ich, das in all dem mit lebt, drinnen lebt. Und das ist aber nicht so wie beim sinnlichen Schauen, dass ich einfach was Fertiges sehe und nehme es jetzt wahr, aber halt nur geistig - "nur" unter Anführungszeichen - sondern was man geistig wahrnehmen will, muss man zugleich erst erschaffen, dass es Bild wird. Wenn ich nicht schaffend tätig bin, wird es nicht Bild. Daher kann das Bild durchaus individuell recht unterschiedlich sein. Und trotzdem ist es nicht einfach unserer Willkür unterstellt, sondern wir tauchen in den Weltenwillen ein - und aus dem heraus schöpfen wir mit unserem Willen das Bild, das mir jetzt diese geistige Wirklichkeit als seelisches Bild vor Augen führt, wenn man so will, vor das geistige Auge führt. Aber das heißt, der Wille muss selbstlos werden. Das Denken haben wir jetzt eh schon einmal beiseite gelegt, nämlich dieses Eigendenken, zunächst einmal, rückt jetzt in den Hintergrund. Es geht nicht drum zu spekulieren: Ja, wie wird denn das sein? Wie könnte das sein, diese geistige Welt? Wie stelle ich sie mir vor?

Geräusche.... Uwe, ich glaube, dein Mikro ist offen.

Also, es geht drum, dieses Eigendenken zurückzustellen, einmal. Wir haben ja schon besprochen, wir sollen sehr wohl unseren Intellekt pflegen und ihn haben, damit wir ihn zu einem richtigen Zeitpunkt opfern können. Also, haben sollen wir ihn durchaus und wir sollen ihn auch benutzen, wo er am Platz ist. Aber gerade da ist er jetzt zunächst einmal nicht am Platz… sondern ihn hier mal beiseite stellen, den Weltenwillen durchdringen mit dem eigenen Willen, sozusagen, den Weltenwillen zum eigenen Willen machen, aber auf individuelle Weise. Und daraus... ja... das Bild schaffen - und diese Ahnung jetzt dabei aber auch zu bekommen: Indem ich das tue, finde ich mich, mein wirkliches Wesen, gerade in dem drinnen auch. Ich erkenne die geistige Welt in ihrer besonderen Eigenart, aber ich erkenne auch mich selbst, weil ich der bin, der dieses Bild aufbauen muss, der künstlerisch, eigentlich künstlerisch-schöpferisch, tätig sein muss dabei. Also, das ist eben das so schwer zu Verstehende. Die meisten denken: "Na ja, wenn ich selber das Bild schaffe, dann ist es ja aus meiner Willkür. Dann ist es nichts Objektives, wie man so sagt." Aber im Geistigen ist eben das Objektive und das Subjektive in Wahrheit nicht getrennt. Das gilt wirklich nur für unser kleines Ego-Bewusstsein. Für unser inneres ich-Bewusstein. Da sind wir hier eingesperrt in unserem kleinen Seelenkäfig oder Körperkäfig, wie immer wir es nennen wollen, und glotzen irgendwie hinaus in die Welt. Und das alles draußen ist Außenwelt, also Objekt, das mir gegenübersteht. Aber das ist eine Trennung, die durch unser, ja, sogar physisches Wesen, also jedenfalls durch unser irdisches Wesen, bewirkt wird - und gerade dadurch erwacht aber unser Selbstbewusstsein. Wir müssen eigentlich, um zu erkennen das Objektive und das Subjektive, das in Wahrheit zusammengehört, für unser Bewusstsein aktiv wieder zusammenfügen. Und dann durchdringen wir die sogenannte objektive Welt mit unserem Wesen - und dann sind wir erst in der Wirklichkeit.

9. Wochenspruch: Den Schleier der Maya lüften bringt die Gefahr des sich Verlierens

Die Objekte, die wir so um uns sehen, sind in gewissem Sinne Schein. Das haben schon die alten Inder gewusst, indem sie gesagt haben: Die Sinneswelt ist, wenn wir sie so für bare Münze nehmen, wie wir sie mit Augen erleben, ist sie der Schleier der Maya, der sich über die Wirklichkeit drüber legt. Aber die Frage ist: Wie können wir durch diesen Schleier durchkommen? Wie können wir ihn durchdringen? Indem wir eben mit unserer Willensaktivität eintauchen in den Weltenwillen und aus dem heraus gestaltend wirken. Dann dringen wir zur Wirklichkeit vor, zur geistigen Wirklichkeit, mit der wir verbunden sind, mit der aber auch alle anderen geistigen Wesen verbunden sind. Es ist eben halt in der geistigen Welt so, dass es nicht diese strikte Trennung gibt, die wir hier erleben. Im Geist… Schon in der Seelenwelt: Die Seelen leben nicht nebeneinander, sondern ineinander. Und dass wir uns mal mehr selber wahrnehmen und dann andere Wesen, liegt halt daran, dass wir uns mehr auf uns selber konzentrieren und dann mehr auf die anderen Wesen um uns herum konzentrieren. Das ist wichtig, dass auch im Dasein, zum Beispiel nach dem Tod, ein gewisser rhythmischer Wechsel stattfindet. Weil, gerade wir, die noch nicht so ein riesig stark entwickeltes geistiges Bewusstsein haben, wir sind immer natürlich in der Gefahr, uns dann zu verlieren in den vielen Seelen, die uns umgeben - und uns selbst zu verlieren dabei. Also, einzutauchen in alle anderen. Aber wo bin ich? Das kann auch im geistigen Erlebnis sehr stark kommen.

Also, zum Beispiel in dem 2. Mysteriendrama, das wir jetzt dann spielen werden im "Grünen Goetheanum" bei Frankfurt, da ist die erste Szene der Professor Capesius, der jetzt erstmals wirklich ein geistiges Erlebnis hat und tief erschüttert drüber ist, weil er ganz stark die Gefahr fühlt, sich zu verlieren: "Wo bleibe ich? Ich erlebe etwas, aber was ist das überhaupt? Es kann nicht nur mein Hirngespinst sein, weil, auf so was, wäre ich gar nicht gekommen, was sich da vor meinen Augen abspielt. Es ist eigentlich so ganz neu und überraschend für mich. Aber wo bleibe... Und es ist so stark und so eindringlich, aber wo bleibe jetzt ich? Ich fühle mich verbunden mit dem, aber ich habe das Gefühl, ich verliere mich in der Welt". Das ist das große Problem.

Der 9. Wochenspruch: Die Bedeutung des rhythmischen Wechsels

Ist im Übrigen auch das Problem bei jeder menschlichen Begegnung. Nicht wahr, wenn wir wirklich ganz offen auf einen Menschen eingehen und uns intuitiv ganz mit ihm verbinden, dann ist das der Moment, wo wir uns eigentlich ganz in ihm verlieren. Ganz an ihn hingegeben sind und uns ganz vergessen. Und die Frage ist nur: "Schaffe ich es, wieder zu mir zurückzukommen und das, was ich da erlebt habe, mit wachem Bewusstsein mitzunehmen." Aber es muss eigentlich immer dieser rhythmische Wechsel herrschen zwischen sich… aufgehen in dem Ganzen und wieder zu sich selbst kommen. Das ist ganz wichtig. Das ist ja,  wie soll ich sagen, ein Grundrhythmus, der in der Seelenwelt schon herrscht - und in der Geisteswelt herrscht. Dass immer dieses… das andere Wesen werden und dann wieder ganz das eigene Wesen werden. Und ich kann aber auch nur mein ganz eigenes Wesen werden. Oder: Ich werde es umso mehr, je mehr andere Wesen da sind, in die ich eingetaucht bin und von denen ich etwas mitnehme. Es ist ganz interessant. Also ganz anders als in dem, wie wir es in der sinnlichen Welt erleben. Da gibt es diese klaren Trennungen. Darum können wir auch unser irdisches Verstandesbewusstsein entwickeln, das braucht diese Trennung immer, diese Grenze. Schon allein wenn wir Verstandesbegriffe bilden, dann bilden wir sie mit dem Verstand ja gern bis zur klaren Definition aus. Und das hat wissenschaftlich eine gewisse Berechtigung, dass man klare Grenzen zieht. Also: Das gehört zu dem Begriff dazu, das gehört nicht mehr dazu. Weil, wenn ich das nicht mache, dann erlebe ich das, was Goethe erlebt hat und auch ausgesprochen ist: Es ist ein Unding, von der Idee in der Mehrzahl zu sprechen, denn sie ist immer eine einige Eine. Und es gibt nur eine Idee, im Grunde. Weil, die Wirklichkeit, da ist alles miteinander verbunden, alles miteinander verbunden. Und alles das, was miteinander verbunden ist, kann ich potenziell durch mein Ich schöpferisch in Tätigkeit bringen - und indem ich dem einen individuellen Impuls mitgebe, das Ganze aber zugleich auch bereichern. Aber im Grunde ist es so: Wenn ich schöpferisch tätig bin, erfasse ich - halt so, wie wir heute sind, sicher noch nicht voll bewusst, nicht annähernd voll bewusst, aber doch: Ich tue es, ich fasse das Insgesamt der geistigen Welt und ziehe es sozusagen durch durch meinen individuellen Ich-Punkt. Da bereichere ich es durch meinen schöpferischen Beitrag und lasse es wieder hinausströmen in die ganze geistige Welt. Und sie ist danach eine andere geworden. Sie hat sich verändert. Noch nicht gleich eine komplett andere. Gott sei Dank, schaffen wir das nicht. Es wäre wahrscheinlich nicht so gut, aber unseren kleinen Beitrag lassen wir einfließen.

9. Wochenspruch: Die geistige Welt ist heute kein fertiges Gebäude mehr

Und so ist diese geistige Welt in einer ständigen Veränderung begriffen, in einer Bewegung begriffen. Das ist auch das Neue eigentlich, was uns jetzt in unserem gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalter, also Beginn der Neuzeit, wo das angefangen hat, aber eigentlich, in Wahrheit, erst im ersten Drittel drinnen ist. Und das heißt, wir arbeiten noch, in Wahrheit, sehr viel von der ganzen Vergangenheit auf. Also, wir sind noch gar nicht so richtig mitten drinnen. Aber wir steuern sehr energisch drauf zu. Aber unser Bewusstsein ist halt noch sehr, sehr klein. Aber für dieses Bewusstseinsseelenzeitalter ist die wichtigste Erkenntnis die, dass die geistige Welt nicht ein fertiges Gebäude ist, ewig in dem Sinn, dass sie einfach dort nichts mehr ändert, weil sie fertig und vollkommen ist - und ändern könnten sich höchstens nur ein paar Erscheinungen, die auf der Erde sind. Nein, die ganze geistige Welt ist in einer schöpferischen Umgestaltung, in Wahrheit. Und selbst dort, wo sie unveränderlich erscheint. Und so ist sie in der griechisch-lateinischen Zeit, vor allem, den Menschen erschienen. Das war das platonische Ideal, die ewige, unveränderliche Ideenwelt und von der alles Irdische nur halt spärliche Abbilder sind, unvollkommene Abbilder sind. Das einzige Ziel sei, das, was in der Ideenwelt schon alles fertig vorhanden ist, herunter auf die Erde zu tragen - und zwar in Ideenformen, in Gedankenformen herunterzutragen. Der Plato war ja nicht einmal mehr der Ansicht, dass das so toll ist, das ins Künstlerische hineinzutragen, weil, die Künste, das schien ihm als eigentlich viel zu grobe Tätigkeit. Es durfte eigentlich seiner Ansicht nach nur in das reinste seelisch-geistige Erlebnis des Menschen getragen werden, also in sein Denken hinein. Aber das ist natürlich dann immer ein Denken, das a bisserl über der Erde schwebt.


Der Gegenpol war der Aristoteles. Der also ganz klar das heruntergetragen hat, der die Logik geschaffen hat, der die klaren Definitionen geschaffen hat, der Denkregeln - ich will nicht sagen aufgestellt - gefunden hat: Denkregeln, die für unsere Welt sehr tauglich sind. Und von dem Ursprung leben wir heute noch in der Logik, obwohl sich die Logik natürlich seit Aristoteles in bedeutsamer Weise auch weiterentwickelt hat. Eben gerade auch jetzt in unseren Zeiten weiterentwickelt hat, eben um auch so ein bisschen heranzutasten sich an das, was alles an, ja, unvorhersehbaren neuen Dingen sich in der Welt ereignet. Die Naturwissenschaften überhaupt sind heute auf einem großen Sprung drinnen, in einem großen Sprung drinnen. Es kündigt sich so langsam an, schon seit vielen Jahren kündigt es sich an, aber es wird jetzt immer drängender, dass dieses alte Bild… Sich vorzustellen, auch die Natur sei nach ewigen Gesetzen geregelt, die man halt dann Naturgesetze nennt, und die seien unveränderlich - und es gelte nur als Physiker, als Chemiker, als Biologe, diese Gesetze, die irgendwo fertig vorhanden sind, aufzufinden. Und dann verstehe ich die Welt, die da ist. Dann verstehe ich sie nicht. Jedenfalls nicht vollständig, sondern ich verstehe nur, ich will nicht sagen das Unwichtigste, aber ich verstehe nur die Schlacke der Vergangenheit, selbst auch nur die Schlacke der Vergangenheit, die im Lebendigen drinnen ist. Das wirklich Lebendige hat immer wieder diese schöpferische Erneuerung, auch wenn eine Katze oder ein Hase immer eine Katze und ein Hase bleibt - und auch als Nachkommen Hasen oder Katzen erscheinen werden. Und trotzdem ist jedes einzelne neue Katzerl, das geboren wird, und jedes Haserl, das geboren wird, und jeder Schmetterling, der geboren wird, ist einzigartig. Und er hat etwas in sich, was völlig neu ist. Er ist nicht einfach immer wieder eine Replik desselben Vollkommenen, sondern... Also, das heißt, diesen vollkommenen Schmetterling, den gibt es eigentlich gar nicht, auch in der geistigen Welt nicht. Sondern, ja, selbst wenn es ihn gäbe, dann gäbe es eine höhere Vollkommenheit. Und die besteht darin, dass jeder einzelne Schmetterling auf seine individuelle Art vollkommen ist.

9. Wochenspruch: Die ganze Natur hat teil an unserer Ich-Entwicklung, denn jetzt ist jedes individuelle Ich Quelle der Schöpfung

Und das ist das, dass die ganze Natur in Wahrheit teilhaben darf an unserer Ich-Entwicklung. Weil, durch unser Ich, durch unsere schöpferische Freiheit, die wir darin haben, kommt dieser Impuls in die ganze Natur hinein - und schon lange bevor wir uns unseres Ichs wirklich voll bewusst geworden sind. Aber weil es zu dieser Freiheit veranlagt ist, ist dieser Impuls überall in der Natur drinnen. Ohne den Menschen wäre das nicht drinnen. Also, jedes Naturwesen, jeder Kristall, jeder Schneekristall, jeder Edelstein ist etwas Einzigartiges. Und jedes auf diese Art, wenn man es aus naturwissenschaftlicher Sicht betrachtet, insofern ein Wunder, als er durch keine noch so ausgetüftelte Gesetzmäßigkeit in dem Sinn zu erklären: Er musste so werden, wie er ist. Das gibt’s eigentlich nicht. Nichts. Nicht einmal der einfachste Kristall musste genau so werden. Er folgt ganz strengen Gesetzen, die bestimmen ihn vielleicht zu 99,999 Prozent, aber die letzten Kommastellen sind was ganz Eigenes und Individuelles, was ganz Neues - und geben dem eine ganz besondere Note. Also, das heißt, das ist so der Punkt, wo wir überall in der Natur der Wirkung unseres Ichs begegnen können, weil, das ist durch uns in der Natur drinnen, nur durch uns. Nur dadurch, dass eben die Schöpfung… Seit der Mensch die Erde betreten hat - und insbesondere immer bewusster werdend durch das "Mysterium von Golgatha" - passiert eben die Schöpfung nicht mehr von einer Quelle von oben, so nach einem, ja, wir sollen wir sagen, perfekten Plan, wenn man so will. Für die alten Zeiten, die Zeiten, die der Erde, der Erdentwicklung, vorangegangen sind, galt das in gewisser Weise. Da gab es diese platonische Ideenwelt, das heißt, es kam ein schöpferischer Wurf aus der göttlichen Quelle heraus und nach dem hat sich nach und nach die äußere Welt, die natürlich früher ganz anders war als unsere Erdenwelt, aber danach hat sie sich gestaltet. Allerdings auch - darüber haben wir vor längerer Zeit auch einmal gesprochen… Allerdings läuft es ja so, dass aus der Schöpfungsquelle nicht direkt einfach das fertige Werk herauskommt, sondern das wird Stufe für Stufe über die Welt der Engelhierarchien hinuntergeleitet - bis es sich dann letztlich sogar bis ins Physisch-Äußere verwirklicht.


Und der Punkt ist, dass auf diesem Weg nach unten das Werk immer unvollkommener wird. Und genau das hat Platon auch so empfunden. Er hat also geahnt und gesehen, bis zu einem gewissen Grad, diese Vollkommenheit, die da aus der schöpferischen Quelle kommt. Aber je mehr sie herunter ins äußere Dasein tritt, umso unvollkommener… Ein umso unvollkommeneres Abbild dieses ursprünglich ganz, ganz Vollkommenen realisiert sich da. Und daher war es, ja, wie soll ich das sagen, ein weiser göttlicher Entschluss, das Schöpfungsprinzip geradezu auf den Kopf zu stellen - oder auf die Füße zu stellen, wie immer man es nennen will. Weil, jetzt ist jedes menschliche Ich die Quelle, von der die Schöpfung ausgeht. Das heißt, der Impuls, der hier in unserer Welt wirkt, kommt unmittelbar von unserem Ich. Und das heißt, er kommt da eigentlich in viel, viel größerer Reinheit heraus, als wenn er durch die ganze Kette der Hierarchien herunter bis zu uns kommt. Der Haken an der Sache ist, dass halt hier auch die Widersacherkräfte sind - und die strengen sich natürlich sehr an, in diesen ganzen Plan hineinzufunken. Nicht wahr, gäbe es die Widersacherkräfte nicht, dann würde alles das, was wir schöpferisch aus unserem Ich heraus entwickeln, eine sehr hohe Vollkommenheit haben. Aber jetzt eine Vollkommenheit, die ganz individuell gestaltet ist. Aber dann hätten wir andererseits, wenn die Widersacher nicht da wären, hätten wir uns die Freiheit nicht erobern können, erwerben können. Und dann würde das Ganze ja auch nicht funktionieren, weil eben dazu, dass diese Individualisierung des Schöpfungsimpulses passiert, also eben wirklich so, dass jeder Mensch etwas, zumeist unbewusst, beiträgt dazu - heute noch unbewusst, aber wir werden immer bewusster werden dabei - aber dadurch, dass die Widersacher mitwirken, können wir dieses Individuelle gestalten. Wir sind im Grunde unabhängig. Nichts, selbst die Gottheit, kann uns zwingen zu was. Nichts. Nichts. Sie kann uns zu nichts zwingen. Und wir erfüllen Gottes Wille, indem wir unseren Willen erfüllen, aber den Willen unseres wirklichen Ich und nicht des Ego, das von den Widersachern durchsetzt ist.

9. Wochenspruch: Die Ängste und Begierden des Ego und die heilsame Begegnung mit dem Doppelgänger

Und da besteht die große Schwierigkeit, das unterscheiden lernen. Weil meistens dort... Es wird ja heute sehr viel vom "Ich" gesprochen. Die Mehrzahl der Menschen sagen: "Ich, ich, ich, ich, ich will das, ich möchte jenes, das macht mir Spaß, das will ich haben, das brauche ich unbedingt und das gönne ich dir nicht." Und so weiter. Aber das hat alles mit unserem wirklichen Ich nichts zu tun. Also da ist eigentlich das Wort "Ich" ein kapitaler Missbrauch, in Wahrheit, wenn man es verwendet. Man müsste sagen: " Ego will, Ego will das, Ego will das, Ego will jenes." Wenn wir uns das sagen würden, dann wären wir schon eine Stufe weiter zu erkennen: "Hoppla, aber Ich ist noch was anderes. Ganz was anderes vielleicht." Und wir stehen dadurch - und gerade jetzt in unserer Zeit ganz besonders - daher in der ständigen Auseinandersetzung mit unserem Ego. Man könnte auch sagen mit unserem Doppelgänger, der dahintersteckt. Daher ist das die wichtigste Begegnung heute, die man haben kann. Die tägliche Begegnung mit seinem Doppelgänger. Also täglich, ist jetzt vielleicht schon a bisserl überzogen. Das ist schon eine große Wunschvorstellung. Aber wenigstens hier und dort, dass es einen deutlich anspringt, dann muss man sagen: "Dankeschön, dass du mir erscheinst, du zeigst mir was nicht passt, was ich noch alles an mir umarbeiten muss, um der zu werden, der ich sein will - oder sein soll."

Es gibt so eine schöne Stelle in den Mysteriendramen, also gerade in dem zweiten Drama auch, da kommt ja erstmals die große Begegnung des Johannes Thomasius. Das ist… Dieser Maler Johannes Thomasius, eine der Hauptfiguren in dem Drama, begegnet seinem Doppelgänger. Und er hat ja eine Freundin, die ihm sehr zugetan ist, die ihn inspiriert zu seinen Werken. Und er kann eigentlich nur schaffen, wenn er sozusagen ihre Impulse, was in ihrer Seele lebt, was sie im Geist erschauen kann, wenn er das in die Bilder umsetzt. So glaubt er jedenfalls. Und er denkt, er ist also sehr in einer starken geistigen Liebe ihr verbunden, die ganz rein ist. Und nur durch diese reine Liebe, sozusagen, ist es ihm möglich, das, was im Geistigen lebt, in sichtbare, sinnlich fassbare Bilder umzusetzen. Und der Doppelgänger zeigt ihm aber, dass hinter dieser vermeintlich reinen Liebe ganz was anderes steckt, nämlich halt doch sehr viel niederes Begierdenhaftes. Und zugleich auch einfach der Unwille, aus sich selbst zu schöpfen - was er tun müsste, wenn er wirklich als freier Künstler gestalten wollte. Stattdessen ist ihm lieber und bequemer, er trinkt aus ihrer Seele, was sie ihm gibt und womit sie ihn immer wieder beschenkt - und auch ein gewisses selbstsüchtiges Genießen dabei hat, dass sie ihn immer groß beschenken kann und sich sozusagen selbst widerspiegeln kann dann in den Werken, die er daraus hervorbringt. Und das genießt sie genauso. Und das sind die großen Fallen, denen man auch als geistig Strebender nur sehr schwer entkommt. Das Ego stellt sich die Welt dann immer ganz viel schöner vor und den eigenen Wünschen entsprechend, als es in der Realität schon ist.

Und es ist ein weiter Weg, diese Wirklichkeit zu erschaffen, wo diese reine Beziehung wirklich herrscht. Und daher ist es aber dann ganz gesund, wenn der Doppelgänger auftaucht und wenn die Begegnung mit ihm dann einmal völlig ernüchternd und niederschmetternd ist. Und dann kann man mal anfangen zu sagen: "Okay, jetzt weiß ich, wo ich wirklich stehe. Oder ich ahne es zumindest. Jedenfalls nicht dort, wo ich dachte, dass ich stehe, sondern ich stehe noch zwanzig Stockwerke drunter oder mehr." Das macht aber nichts. Das ist dann der Anfang dazu, den richtigen Weg zu finden - und vor allem auch nicht den Aufzug zu nehmen, den uns der Luzifer bietet. Der will uns nämlich so einen schnellen Aufzug für die zwanzig Stockwerke bieten. Allerdings kommen wir dann in einem anderen Gebäudetrakt heraus. Das ist blöd irgendwie. Aber der ist natürlich auch mit aller Schönheit erfüllt, mit allem luziferischen Glanz, sodass man das auch nicht gleich bemerkt, dass man dort ist.

9. Wochenspruch: Unser Weg in den Abgrund, durch den Abgrund hindurch und über den Läuterungsberg hinauf

Also, das sollte vielleicht auch die Lehre aus den letzten Vorträgen sein - bzw. besser nicht aus den Vorträgen, sondern aus der Apokalypse, wo wir gerade stehen. Also diese entscheidende Stelle, die soll uns halt klarmachen, wie es wirklich mit uns steht. Und dazu müssen wir nicht nur in den Abgrund hineinblicken, sondern mit besonnenen Schritten bis zum Grund gehen und durch den Grund hindurchzugehen und so, wie es Dante geschildert hat, dann aufzusteigen über den Läuterungsberg - und dann erst recht an der obersten Spitze noch der ganz großen Versuchung ausgeliefert zu sein. Und da muss man schon sehr wachsam sein. Weil, bitte stellt euch vor, man nimmt auf sich, schon einmal bis in die tiefste Hölle hinabzusteigen. Und das heißt, man setzt sich mit allen Scheußlichkeiten auseinander, die es nur geben kann, und erkennt dabei, dass man eine ganze Menge davon auch noch in sich hat - und das sind wirklich Scheußlichkeiten. Und derer sind wir fähig. Und wenn die Situation entsprechend ist, zum Beispiel wenn eine kritische Situation ist, wenn es ums eigene Überleben geht oder was. Oh Gott, dann erwachen diese Kräfte - und mit einer ungeahnten Brutalität erwachen sie dann. Einfach weil, das kleine Ego will um alles in der Welt natürlich nicht zugrunde gehen und will nach Möglichkeit seine Bequemlichkeit nicht verlieren. Und das hat Angst natürlich als einzelnes Ego dazustehen unter Tausenden, unter Millionen, die sagen: "Du bist der Böse, du denkst falsch." Und dann dazu zu stehen: "Aber nein, ich sehe es anders. Ich weiß, dass es anders ist." Da gehört viel Kraft dazu. Und man sollte niemanden jetzt verteufeln, weil er das nicht schafft. Ich meine, wir müssen uns alle selber fragen, ob wir das schaffen.

Wenn man denkt, wie das in der Nazi-Zeit war, oder was. Und die Nazis waren raffiniert darin, indem sie ein aktives Bekenntnis zu ihrer Ideologie eingefordert haben. Schon allein mit dem Hitlergruß. Wenn du den verweigert hast, war schon klar: Aha, du bist nicht linientreu. Weil, bis dahin, war es noch ziemlich die Sitte: Man hat die Leute in Ruhe gelassen, solange sie nicht aktiv irgendeinen Widerstand geleistet haben. Aber das geniale Neue war: Ich zwinge dich zum Bekenntnis. Du musst dich entscheiden. Entscheide dich für die dunkle Seite - die natürlich als die helle präsentiert wurde, aber es ist die dunkle Seite - oder geh unter. Zumindest als äußerer Mensch. Zumindest hast du Schwierigkeiten. Du verlierst deinen Beruf vielleicht als mildeste Maßnahme - und dann ein bisschen später kommst du irgendwohin, wo du verschwindest und nicht mehr auftauchst. Und ich meine: Wer darf wem verübeln, dass er dann doch halt vorsichtig die Hand hebt und leise zumindest sich bekennt, zu dem er sich eigentlich nicht bekennen will? Weil, das Ego hat keine größere Panik, als dass es ihm sozusagen ans Leben gehen könnte. Das ist eine der größten Ängste - und das ist eine große Triebkraft.

Ich meine, wenn man schaut, was heute ja sehr en vogue ist, also, vor allem im Westen drüben und ganz besonders in Amerika, die Strömung des Transhumanismus. Sie wird gespeist praktisch ausschließlich in Wahrheit - nebenher will man auch Geldverdienen damit, aber vor allem gespeist - aus der Angst vor dem Tod. Weil man kein Bewusstsein entwickeln kann für etwas, was nach dem Tod sein könnte. Weil man sich nicht vorstellen kann, dass es eine Existenz ohne physische Verkörperung geben könnte. Und das ist… Diese Angst sitzt unheimlich tief und die krampft dieses Ego zusammen, macht sehr dicht, aber damit auch sehr stark und ist ein Anziehungspunkt dann natürlich für all die ahrimanischen Inspirationen, die sie dann zu ihren technologischen Entwicklungen bringen. Das kommt nicht von ungefähr.

9. Wochenspruch: Aus dem Transhumanismus hervorgegangene technologische Entwicklungen werden noch erforderliche Inkarnationen ermöglichen

Und der weitere Punkt ist, haben wir auch schon gesagt: Viele dieser Erfindungen werden aber für die Zukunft notwendig sein. Einerseits um uns damit auseinanderzusetzen und uns gerade dadurch besser kennenzulernen. Aber auch um den Menschen, die nicht rechtzeitig so weit ins Geistige kommen können, dass sie dann schon ihre letzte Inkarnation auf Erden durchmachen können, sondern die noch vielleicht längere Zeit auf Erden bleiben müssen, um denen überhaupt eine Möglichkeit zur Inkarnation zu geben. Weil, das ist der Punkt, auf den Steiner immer wieder hingewiesen hat: Ab dem 5., 6., 7. Jahrtausend, 8. Jahrtausend, werden reguläre Inkarnationen auf Erden nicht mehr möglich sein. Es wird die Fruchtbarkeit der Menschen einfach nicht mehr das hergeben, dass man auf natürlichem Weg ein Kind hervorbringen kann oder gebären kann auf natürlichem Wege. Es wird nicht möglich sein. Der physische Leib wird so verhärtet sein, dass das nicht mehr geht. Und die Menschen werden nicht einmal mehr bis zu einer wirklichen Geschlechtsreife kommen. Das ist auch ganz interessant. Rudolf Steiner spricht da von einem  sogenannten jünger werden der Menschheit. Jünger werden der Menschheit heißt bei ihm, der Mensch wird sich immer weniger aus den natürlichen Kräften alleine heraus entwickeln können. Heute entwickeln wir uns aus den natürlichen Kräften, die wir also halt durch unsere Geburt mitbekommen und die in unserem physischen Leib, in unseren Ätherkräften, in unserem Astralleib drinnen leben, etwa noch bis zum, sage ich mal, 26. Lebensjahr. Wenn wir dann nicht anfangen - wir können früher auch schon anfangen - aber wenn wir dann nicht anfangen, aus eigener Kraft uns geistig weiterzuentwickeln, dann bleiben wir auf dem Niveau stehen, selbst wenn wir 100 Jahre alt werden. Wir kommen nicht weiter. Wir behalten diese Fähigkeiten, bzw. manche verlieren wir dann vielleicht in älteren Jahren - was nämlich eigentlich gut sein sollte, weil sie ja ersetzt werden sollen durch neue geistige Kräfte. Es ist also dann sogar mit einem Abbau zu rechnen. Aber jedenfalls mit dem, was wir bis zum 26. Lebensjahr… kommen wir durch damit, dafür genügt es, aber dann geht es eigentlich bergab, wenn wir nicht neue geistige Kräfte entwickeln. Das heißt, der Aufruf zur geistigen Entwicklung ist ein sehr starker. Nicht von mir jetzt, dass ich das als Propaganda in die Welt schleudere, sondern einfach durch die natürliche Entwicklung, die läuft - und der entkommen wir einfach nicht. Es ist ja heute schon sichtbar, namentlich in den westlichen Ländern, dass die Zeugungsfähigkeit, die Empfängnisbereitschaft, nämlich körperlich gesehen - nicht jetzt vom "ich will oder ich will nicht", aber von den körperlichen Möglichkeiten - jetzt schon leidet, ganz deutlich. Und das hat in den letzten dreißig, vierzig Jahren sehr, sehr stark zugenommen. Und das wird weitergehen.

9. Wochenspruch: Unser Schicksal sind wir selber

Das wird weitergehen, weil, wie soll ich sagen, die Segnungen der westlichen Kultur - oder die Un- Segnungen - werden sich überallhin verbreiten, gerade das. Und vor allem auch dieses jünger werden der Menschheit, also dass wir nur bis zum 26. Lebensjahr etwa entwicklungsfähig sind aus den natürlichen Quellen heraus, das passiert überall auf Erden, egal in welcher kulturellen Umgebung wir aufwachsen. Es passiert überall. Sicher hat die Kultur da einen Einfluss darauf, wie sich das abspielt, aber wir stehen in der Gefahr, stehen zu bleiben. Es gibt für uns nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir sagen, wir wollen uns geistig entwickeln, dann ist eine Entwicklung möglich. Wenn wir sagen: "Ich bin, wie ich bin - und so will ich auch bleiben", dann wird eben keine Entwicklung stattfinden. Na, das wird nicht wirklich passieren, weil, es gibt genug Menschen, die es anstreben. Oder genug - na, genug sind’s vielleicht noch nicht - aber es gibt doch viele Menschen, die das tun. Und oft müssen wir dankbar sein dem Schicksal, das uns dann vielleicht einmal wirklich schwere Prügel erteilt - und dann eben die Wendung kommt dazu: "Okay, ich muss was tun, sonst gehe ich unter." Wo mich das Schicksal so stark prüft und das, was mir die Natur mitgegeben hat, alleine mir nicht die Kraft gibt, drüber zu kommen! Und dann steht man wirklich unter Umständen vor der Frage: Willst du zugrunde gehen oder unternimmst du was? Und dann muss ich schöpferisch tätig werden. Das Schicksal zwingt uns dazu, aber das Schicksal sind wir selber. Weil wir es, unser wirkliches Ich, es will. Also, was als Zwang des Schicksals erscheint, ist in Wahrheit die größte Freiheitstat. Weil, es ist Ausdruck des Willens von unserem Ich. Unser Ich will das. Ich meine, wenn unser Ich nicht das Schicksal wollen würde, dann gäbe es das gar nicht. Dann gäbe es das gar nicht!

Das ist ja, habe ich auch gesagt, ein Trick der Widersacher, dass sie uns Wege zeigen, wie wir an unserem Schicksal vorbei können, wie wir ihm entrinnen können, zumindest für lange Zeit. Weil, das Schicksalsgesetz ist einerseits unerbittlich, es fordert, aber es ist unser Ich, das fordert. Und wenn uns die Widersacher eben von unserem wirklichen Ich entfremden und nur das Ego aufpäppeln, dann gibt es sehr wohl Möglichkeiten, dem zu entkommen. Das ist eine der großen Verführungen, mit denen die Widersacher arbeiten. Da arbeiten sie alle zusammen. Der Luzifer zeigt uns das in den hellsten und schönsten Farben, obwohl es verderblich ist für uns. Die ahrimanischen Kräfte zeigen es uns in seiner unbestechlichen Logik, dass das der beste Weg ist. Und die soratischen Wesenheiten warten nur und sagen: "Kommt doch zu uns, wir empfangen dich. Wir nehmen dich so, wie du bist. Wir wollen dich. Und wir haben einen ganz tollen Platz für dich in unserer Welt." Und das ist aber halt alles nicht so was Fernes, sondern das ist so im Kleinen - nur passiert vieles unbewusst. Es sind Entscheidungen, vor denen wir jetzt immer wieder stehen und immer mehr stehen werden in der nächsten Zeit. Das kommt auf uns zu, ist aber zugleich ein Zeichen, dass es Zeit ist für unser Ich, da aktiv zu werden. Es ist so weit. Es ist so weit. Und das Einzige, was dem entgegensteht, ist das: "Ich will nicht". Also, wir können das.

9. Wochenspruch: Die Essenz

Und, ja, das liegt alles jetzt einfach nur in dem Wochenspruch auch so im Hintergrund drinnen. Also, wenn man… Ihr werdet sicher sagen: "Na, steht es wirklich alles drin?" Ja, es steht drinnen. Aber es steht noch viel anderes drinnen. Man kann solche Sprüche… Sie sind so genial, dass man je nachdem… Man kann das so, wie soll ich sagen, als Lupe oder Teleskop nehmen - und das kann man in verschiedene Richtungen wenden und dann erkennt man diese Gesetzmäßigkeiten in allem Möglichen drinnen. Und wir können sie auf unsere Zeit richten, sozusagen, jetzt auf unsere gegenwärtige Welt, schauen durch diesen Wochenspruch und können bestimmte Dinge erkennen und können Aufgaben erkennen für uns. Wenn wir wollen. Also, nach einer dreiviertel Stunde lese ich ihn jetzt noch einmal:

Vergessend meine Willenseigenheit

Erfüllet Weltenwärme sommerkündend

Mir Geist und Seelenwesen;

Im Licht mich zu verlieren

Gebietet mir das Geistesschauen,

Und kraftvoll kündet Ahnung mir:

Verliere dich, um dich zu finden.

Also, es ist eigentlich auch eine sehr schöne Art des Erlebens. Nicht umsonst schätzen viele Menschen den Sommer, wenn es halt schön ist und wenn man wieder hinaus kann in die Welt. Ich meine, es muss nicht gerade unbedingt 35 Grad oder 40 Grad haben, dann, glaube ich, wird es anstrengend. Aber wenn es so angenehm sommerlich draußen ist und einfach die Welt sich zeigt von ihrer schönsten Seite draußen, dann ist es doch schön, sich wirklich zu verlieren da draußen und zu schweben mit dem da draußen. Das dürfen wir alles ohne Weiteres machen. Wir dürfen hinauschweben mit der Seele. Ganz hinaus. Nur - irgendwann sollten wir uns finden dann dabei. Und je weiter wir hinausschweben eigentlich, desto dringender wird es, sich in all dem zu finden, sich bewusst zu sein: "Ich bin in der Blume, ich bin in dem Baum, ich wirke in dem allen drinnen. Ich bin mit dem verbunden. Die ganze Welt ist mit mir verbunden, selbst die fernsten Sterne, wenn sie so im schönen Sommerhimmel irgendwo erglänzen draußen. Und ich weiß, dort gehöre ich auch dazu." Von unserem Stern, oder unserer Sternenregionen, haben wir schon ein paar Mal gesprochen. Mit dem sind wir ganz real dann verbunden, ganz wirklich, in Wirklichkeit verbunden; besonders im Leben zwischen Tod und neuer Geburt gehen wir durch. Das ist unser Tor, das uns hinausführt über die sichtbare, über die räumliche, zeitliche Welt hinaus. Dort, wo unser Ich ist, dort draußen (Wolfgang weist mit dem Arm weit nach außen) - und zugleich aber da (Wolfgang weist auf sein Halschakra). Es ist ein und dasselbe Ich. Aber das Ich erscheint uns im Leben nach dem Tod jenseits von Raum und Zeit ganz draußen. Dort sind wir ganz damit verbunden - meistens leider noch nicht so ganz wach. Das müssen wir erst lernen. Oder wir können es auch ganz in uns werden. Wir können es in dem Punkt, in dem schwarzen Punkt, der da in uns ist - und der "Ich" heißt. Dort können wir es genauso finden. Wir können durch den Punkt durchschlüpfen und kommen heraus jenseits von Raum und Zeit. Oder umgekehrt, wir machen uns wieder auf den Weg zur Inkarnation von dort ganz draußen und landen bei dem Punkt da drinnen.

Der 44. Wochenspruch als Spiegelspruch zum 9. Wochenspruch im Text

Ergreifend neue Sinnesreize

Erfüllet Seelenklarheit,

Eingedenk vollzogner Geistgeburt,

Verwirrend sprossend Weltenwerden

Mit meines Denkens Schöpferwillen.

Themenschwerpunkt des 113. Vortrags Apokalypse des Johannes

Folgt in Kürze. Stand 18. Juni 2022