Ersparte oder eingesparte Arbeit - eine ewige Kontroverse

Aus AnthroWorld

Als ich den Nationalökonomischen Kurs las, bin ich über die „ersparte“ Arbeit genauso gestolpert wie wir im Lesekreis als Gruppe dabei Mühe hatten, diesen Gedanken von Rudolf Steiner zu erfassen. Es kam zum Vorschein, dass man zwei unterschiedliche Dinge verstehen konnte:

Erstens, dass „ersparte Arbeit“ bedeutet, dass man einen Arbeiter von der körperlichen Arbeit freistellen und z.B. als Lehrer oder Erfinder tätig werden lässt. Also müssen die anderen die Arbeit des Freigestellten, man kann ihn Geistesarbeiter nennen, übernehmen. Denn: Leben muss der Geistesarbeiter genauso wie die anderen Arbeiter auch. Deshalb müssen die anderen seinen Teil der notwendigen Warenproduktion für ihn übernehmen.

Zweitens wird unter „Arbeitsersparnis“ auch verstanden, dass als Resultat der Tätigkeit des Geistesarbeiters die körperliche Arbeit weniger wird, weil z.B. neu ein erfundener Pflug die Arbeit rationeller macht. Hier wird die „ersparte“ Arbeit gleichgesetzt der nun eingesparten Arbeit, weil sie dank des Pfluges leichter geht.

Es handelt sich also um zwei verschiedene Dinge, obwohl sie eine Verbindung aufweisen. Beide Male ist es der Geistesarbeiter.

Beim gemeinsamen Lesen des Buches „Das Neue Geld“ von Alexander Caspar, kommt nun diese Doppel- oder Zweifachdeutung der ersparten Arbeit erneut auf, und zwar sehr deutlich, da es einen zentralen Gedankengang bei Caspars Neuem Geld darzustellen scheint.

Welche Deutung ist also „richtig“? Oder sind beide richtig?

Ich verstehe es so, dass Rudolf Steiner im Nationalökonomischen Kurs mit der ersparten Arbeit die Erste Deutung meinte. Hingegen kommt bei Alexander Caspar die Zweite Deutung zur Geltung.

(Juli 2024, Oliver.)