Möglichkeiten der Kunst - Sprachgestaltung. Ein Vortrag von Dr. Wolfgang Peter: Unterschied zwischen den Versionen

Aus AnthroWorld
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 61: Zeile 61:
Das was '''Goethe''' dann später als Methode so ganz bewusst ausgearbeitet hat, das sinnlich- übersinnliche Schauen. '''Im Sinnlichen, am Sinnlichen das Übersinnliche zu schauen.''' Das heißt, in der Pflanze '''die Urpflanze zu sehen'''. Also das heißt, die Wachstumsbewegung eigentlich, die Wachstumsgestalt, die Wachstumsspur, die allen Pflanzen gemeinsam ist, die sich aber dann in Hunderttausenden Millionen verschiedenen Arten und Formen und Farben dann auch verwirklichen kann. Aber hinter allen steckt die Urpflanze, die - ja, eigentlich, wie Goethe dann sagt, das Blattprinzip ist. Da fängt‘s eigentlich an. '''Die ganze Pflanze''', sagt er, ist '''von oben bis unten im Grunde Blatt.''' Nur sie verwandelt sich. Sie verwandelt sich zum Beispiel hier bei den Blütenpflanzen, dass dann der Kelch kommt. Also das heißt, da geht es weg von dem hinauf, dem Licht zu immer weiter und dann Blatt links, Blatt rechts, Blatt links und so weiter. Jetzt auf einmal fängt es an sich zu stauen da oben bei den Kelchblättern. Ganz interessant! Und da wächst die Blüte dann raus. Später… also bei den Blütenpflanzen - die Blütenpflanzen waren ja nicht die ersten, die auf der Erde waren, sondern vorher hat es Farne und solche Sachen gegeben, Schachtelhalme und dergleichen, das schafft noch nicht die Blüte. '''Die Blüte ist was ganz Interessantes'''. Und die hängt ja schon mit diesen Kelchblättern zusammen. Da deutet sich ein Prinzip ganz leise an, was man dann vor allem bei giftigen Pflanzen noch deutlicher sehen kann. Wenn man zum Beispiel so ein Mohnkapsel oder was nimmt, da bildet sich ein Hohlraum oben sogar. Also das heißt, da schließt sich das zusammen zu einem Hohlraum. Den gibt es sonst nicht in der Pflanze. Die Pflanze ist alles strahlig oder flächig. Also der Strahl, der Spross, die Seitensprossen und dann in die Blätter hinein. Da sind vielleicht auch noch Strahlen drinnen und dort verbreitet es sich. Also Linie und Fläche.
Das was '''Goethe''' dann später als Methode so ganz bewusst ausgearbeitet hat, das sinnlich- übersinnliche Schauen. '''Im Sinnlichen, am Sinnlichen das Übersinnliche zu schauen.''' Das heißt, in der Pflanze '''die Urpflanze zu sehen'''. Also das heißt, die Wachstumsbewegung eigentlich, die Wachstumsgestalt, die Wachstumsspur, die allen Pflanzen gemeinsam ist, die sich aber dann in Hunderttausenden Millionen verschiedenen Arten und Formen und Farben dann auch verwirklichen kann. Aber hinter allen steckt die Urpflanze, die - ja, eigentlich, wie Goethe dann sagt, das Blattprinzip ist. Da fängt‘s eigentlich an. '''Die ganze Pflanze''', sagt er, ist '''von oben bis unten im Grunde Blatt.''' Nur sie verwandelt sich. Sie verwandelt sich zum Beispiel hier bei den Blütenpflanzen, dass dann der Kelch kommt. Also das heißt, da geht es weg von dem hinauf, dem Licht zu immer weiter und dann Blatt links, Blatt rechts, Blatt links und so weiter. Jetzt auf einmal fängt es an sich zu stauen da oben bei den Kelchblättern. Ganz interessant! Und da wächst die Blüte dann raus. Später… also bei den Blütenpflanzen - die Blütenpflanzen waren ja nicht die ersten, die auf der Erde waren, sondern vorher hat es Farne und solche Sachen gegeben, Schachtelhalme und dergleichen, das schafft noch nicht die Blüte. '''Die Blüte ist was ganz Interessantes'''. Und die hängt ja schon mit diesen Kelchblättern zusammen. Da deutet sich ein Prinzip ganz leise an, was man dann vor allem bei giftigen Pflanzen noch deutlicher sehen kann. Wenn man zum Beispiel so ein Mohnkapsel oder was nimmt, da bildet sich ein Hohlraum oben sogar. Also das heißt, da schließt sich das zusammen zu einem Hohlraum. Den gibt es sonst nicht in der Pflanze. Die Pflanze ist alles strahlig oder flächig. Also der Strahl, der Spross, die Seitensprossen und dann in die Blätter hinein. Da sind vielleicht auch noch Strahlen drinnen und dort verbreitet es sich. Also Linie und Fläche.


Beim Tier kommt was Neues dazu. '''Das Tier ist räumlich'''. Eigentlich abgeschlossenes räumliches Wesen bis zu einem gewissen Grad und kann auch dann mit seinen Beinen, mit seinen Gliedmaßen über die Erde '''sich bewegen''', was die Pflanzen von selber nicht können. Es steckt bei ihnen was in der Erde drinnen.
Beim Tier kommt was Neues dazu. '''Das Tier ist räumlich'''. Eigentlich abgeschlossenes räumliches Wesen bis zu einem gewissen Grad und kann auch dann mit seinen Beinen, mit seinen Gliedmaßen über die Erde '''sich bewegen''', was die Pflanzen von selber nicht können. Es steckt bei ihnen was in der Erde drinnen. Aber das, wenn die Blütenbildung kommt, also wenn der nächste Evolutionssprung ist, also von den reinen urtümlichen Farnpflanzen zu den Blütenpflanzen - im Übrigen zur gleichen Zeit entstehen auf der Erde die Säugetiere. Vorher gab es die wechselwarmen Tiere noch. Also die Saurier waren schon im Aussterben oder waren schon ausgestorben. Die haben gelebt noch in den Farnen-Wäldern und in den Schachtelhalmen, Gewächsen da drinnen. Unsere modernen Bäume, unsere modernen…  modernen - das ist jetzt auch schon 500 Millionen Jahre her, nach der Wissenschaft, also es war nicht gestern, aber schon… schon trotzdem eigentlich eine Spätphase der Entwicklung im Grunde, wo die Blütenpflanzen kommen und zugleich die Säugetiere.


weiter 0:15:12
GOETHE  URPFLANZE  Goethe entwickelte die Methode, im Sinnlichen, am Sinnlichen das Übersinnliche zu schauen. Er entdeckte die Urpflanze – die Wachstumsbewegung, die allen Pflanzen gemeinsam ist  [Möglichkeiten der Kunst_ Vortrag Wolfgang Peter vom 24.2.2024 | 0:11:35]
 
=== Prinzipien, die beim Menschen in ausgewogener Form vorhanden sind, findet man bei den Tieren immer einseitig. Deshalb können Tiere alles, worauf sie spezialisiert sind, besser als der Mensch 0:16:00 ===
Jetzt dieses '''tierische Prinzip,''' einen geschlossenen Raum zu bilden und da immer mehr zu verinnerlichen drinnen, wo das in einer hohen Perfektion weiterentwickelt wird. Vorher hatte man zum Beispiel '''wechselwarme Tiere''', das heißt, die haben die Wärme bekommen von außen. Die Säugetiere insbesondere, da ist ganz stark entwickelt, dass sie die Wärme in sich entwickeln - in sich. Das heißt, sie sind ja relativ unabhängig von der Temperatur, die von außen kommt. Wenn sie nicht genug Wärme erzeugen können, dann gibt es eventuell im Winter den Winterschlaf oder so, dann fahren sie ganz die Körpertemperatur runter. Gerade so minimal, dass sie mit dem wenigen, was sie an Nahrungsreserven in sich noch tragen, also was abgelagert ist im Körper, dass sie von dem durchkommen – Pulsschlag, Kreislauf, ist alles reduziert. Temperatur ist reduziert und doch sie erfrieren nicht. Also es besteht nicht die Gefahr des Erfrierens. Aber je mehr es Richtung Mensch hingeht, desto mehr ist diese Verinnerlichung. '''Verinnerlichung dessen, was vorher von außen gekommen ist'''. Der Mensch ist  der, der - ja, jetzt wollte ich sagen, der aus der Natur hervorgetreten ist, also eine Natur für sich.
 
Ich könnte es aber auch ganz anders schildern. Und da gibt ja '''Rudolf Steiner''' so deutliche Hinweise. Und eigentlich, wenn man die Natur, sei es die Pflanzen, aber vor allem die Tiere betrachtet, in diesem Zusammenhang sieht, dass bei Tieren - also bei den Säugetieren ist es besonders deutlich, aber es gilt in Wahrheit auch für die niederen Tiere - was bei '''Menschen in ausgewogener Form''' vorhanden ist, oben das Kopfprinzip, das Sinnesprinzip, wo man ganz in den Sinnen drinnen ist, das mittlere rhythmische Prinzip, Atmung, Pulsschlag, also Herzschlag, Kreislauf und dann das Verdauungsprinzip - '''bei den Tieren''' findet man das immer '''einseitig'''. Der Mensch hat das in der größtmöglichen Harmonie. Also es gibt kein Tier, bei dem das so ausgeglichen ist zwischen Kopfprinzip, mittlerem Prinzip und Stoffwechsel-Gliedmaßen-Prinzip. Wir sind dadurch den Tieren gegenüber jeder einzelnen Tiergattung in gewisser Weise im Nachteil. Die '''Tiere''' können alles das, '''worauf sie spezialisiert sind,''' besser als der Mensch. Wir sind eigentlich '''die Ungeschicktesten''' in Wahrheit. Daher müssen wir uns auch '''Werkzeuge''' machen. Daher müssen wir auch, oder deswegen können wir auch Kunst entwickeln.


'''Tiere -  Kunst machen sie nicht'''! Sie gebrauchen vielleicht sogar einfache Werkzeuge, die sie aber nicht herstellen, sondern das Maximum selbst bei den Affen oder so ist, dass sie einen Stock oder Steine oder etwas als Werkzeug gebrauchen können. Aber selber formen, selber sie gestalten tun sie nicht. Dafür haben sie ihre Klauen, ihre Zähne - Zähne von so einem Affen, die sind gefährlich, muss man aufpassen. Also ein Schimpanse oder sowas… möchte ich nicht, dass der zubeißt, da sind wir schwach, schwach dagegen. Also man könnte sagen, die Natur hat eigentlich auf Millionen verschiedene Tierarten verteilt das, was der Mensch in sich hat, alles in sich vereinigt hat.


GOETHE  URPFLANZE  Goethe entwickelte die Methode, im Sinnlichen, am Sinnlichen das Übersinnliche zu schauen. Er entdeckte die Urpflanze – die Wachstumsbewegung, die allen Pflanzen gemeinsam ist  [Möglichkeiten der Kunst_ Vortrag Wolfgang Peter vom 24.2.2024 | 0:11:35]
Geistig gesehen könnte man sagen, '''der Mensch als geistiges Prinzip''' steht ganz am Anfang und '''er setzt''' nach und nach zum Beispiel '''die einzelnen Tierformen aus sich heraus.''' Und daher kann man alle Tiere - und das hat '''Goethe''' eben auch in seiner Metamorphosen-Lehre sehr schön beschrieben - und daher eigentlich einer der ersten gewesen ist. ''Na, natürlich besteht eine Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier, ganz klar, kein Unterschied!'' Dagegen haben alle noch gewettert damals. Der '''Goethe''' war einer der ersten, der das gesagt hat. Und es gab dann so eine irrwitzige Theorie: Naja, die Tiere haben einen Zwischen-Kieferknochen. Das ist also da ein Knochen drinnen, wo die vorderen Schneidezähne drauf sitzen. Und der Mensch habe das nicht und das sei der Unterschied! Da hat der '''Goethe gesagt''', das ist '''ein Blödsinn'''! Also an dem… dadurch unterscheidet sich der Mensch sicher nicht wesentlich. Und er hat dann sogar nachgewiesen, weil er halt genug Schädel studiert hat, dass der Mensch sehr wohl auch in Wahrheit den Zwischen-Kieferknochen hat, nur dass er normalerweise so stark verwachsen ist, dass man das nicht wirklich bemerkt.
 
 
weiter 00:21:24
 
TIER  Prinzipien, die beim Menschen in ausgewogener Form vorhanden sind, findet man bei den Tieren immer einseitig. Deshalb können Tiere alles, worauf sie spezialisiert sind, besser als der Mensch [Möglichkeiten der Kunst_ Vortrag Wolfgang Peter vom 24.2.2024 | 0:16:00]





Version vom 1. März 2024, 18:10 Uhr

Vorschau

+++ Stand 29. Februar 2024: Dieser Vortrag wird aktuell von Elke aus Österreich transkribiert. Wenn du MitTun möchtest, bitte melden

Während einer Anthroposophischen Tagung am 24. Februar 2024 in Wien hielt Wolfgang einen Vortrag zum Thema "Möglichkeiten der Kunst" am Beispiel der "Sprachgestaltung". Zum Miterleben machte Wolfgang mit den Besuchern des Vortrages auch praktische Übungen aus der anthroposophischen Sprachgestaltung. Neben Wolfgangs Vortrag gab es auch Beiträge von Dr. Elisabeth Rössel-Majdan und Anton Kimpfler.

Transkription des Vortrages "Möglichkeiten der Kunst"

gehalten am 24. Februar 2024, Transkription von Elke (27.2.2024)

Von allen Wesen im Kosmos ist der Mensch allein zur Kunst fähig  0:01:35

Ja, wir wollen ein bisschen über die Möglichkeiten der Kunst sprechen - eben die Kunst als etwas, was unsere Entwicklung fördern kann, wodurch wir uns selbst auch weiterentwickeln können. Und ich möchte Ihnen zum Einstieg nur einen Auszug aus Schillers Gedicht „Die Künstler“ vorlesen. Da steckt schon sehr viel drinnen.


Im Fleiß kann dich die Biene meistern,

In der Geschicklichkeit der Wurm dein Lehrer sein,

Dein Wissen theilest du mit vorgezognen Geistern,

Die Kunst, o Mensch, hast du allein.

Nur durch das Morgenthor des Schönen

Drangst du in der Erkenntniß Land.

An höhern Glanz sich zu gewöhnen,

Übt sich am Reize der Verstand.

Was bei dem Saitenklang der Musen

Mit süßem Beben dich durchdrang,

Erzog die Kraft in deinem Busen,

Die sich dereinst zum Weltgeist schwang.

(Auszug aus dem Gedicht „Die Künstler“ von Friedrich von Schiller, 1759–1805)

Also ein Wichtiges drinnen ist, dass die Kunst wir als Menschen alleine haben. Die Götter haben sie nicht. Die Tiere haben sie nicht: Sie Fähigkeiten, alle möglichen instinktiven Fähigkeiten. Biber können einen Biberbau bauen oder einen Staudamm bauen oder so etwas. Und trotzdem, wirkliche Kunst haben sie nicht. Also Kunst… und Kunst begleitet den Menschen eigentlich ziemlich vom Anfang an.

Also, wo der Mensch beginnt, sich aufzurichten, wo er dann beginnt, seine Hände freizubekommen, wo er beginnt, in irgendeiner Form Werkzeuge zu machen, beginnt die bildende Kunst schon. Ist Gebrauchsgegenstand zunächst, aber zugleich auch künstlerisch gestalteter Gegenstand. Also da kann man schon weit in die Vergangenheit zurückgehen. Also das heißt, noch weit vor die vor diese Kulturepochen, die wir haben, also wo der Mensch so in der Aufrichte-Phase war noch drinnen das, was eben Rudolf Steiner auch die Atlantische Zeit nennt, also was man auch nennen kann, die Eiszeit. Wir stehen im Übrigen immer noch in der Eiszeit drinnen. Wir sind nur in einer momentanen Warm-Phase der Eiszeit. Aber wir sind in der letzten Eiszeit drinnen. Aber die letzte Warm-Phase hat eben begonnen, so 10 000, 9000 vor Christus ungefähr. Da hat es die großen Überschwemmungen gegeben, da hat sich das Antlitz der Erde sehr wesentlich verändert.

KUNST Die bildende Kunst beginnt, als der Mensch in der Atlantischen Zeit beginnt, sich aufzurichten und mit den frei gewordenen Händen Gebrauchsgegenstände künstlerisch gestaltet [Möglichkeiten der Kunst_ Vortrag Wolfgang Peter vom 24.2.2024 | 0:01:35]

Der Steinzeitmensch sah noch viel mehr Geistiges - ein Erleben, das teilweise auch heute die Tiere noch haben 0:03:23

Aber die erste Form der Kunst gab es schon davor. Also schon aus der atlantischen Zeit kommt etwas herüber und - sehr interessant, was Elisabeth (Dr. Elisabeth Rössel-Majdan) ja auch erwähnt hat: Also gerade die erste Kulturepoche, dann die urindische Kultur, noch diese ganz starke Verbindung mit der Erde.

Wo man noch teilweise in Höhlen gelebt hat, teilweise aber auch sich Häuser gebaut hat, die wie Höhlen waren, ohne Fenster, ein Eingang vielleicht von oben, wo man hinunterklettert und drinnen stockdunkel. Im Grunde also dieses geborgen sich Fühlen im Mutterschoß der Erde sozusagen. Das ist das, wo der Mensch eigentlich so richtig für die Erde geboren wird zunächst einmal, kulturell gesehen, im kulturellen Geschehen. Und auf der ganzen Welt gab es also diese Höhlen, diese unterirdischen Höhlengänge, die teilweise nicht nur natürlichen Ursprungs waren, sondern die auch weiter ausgebaut wurden. Wir haben ganz tolle Sachen in Österreich hier. Weiß kaum jemand! Klosterneuburg ist unterhöhlt von Höhlengängen. Dort haben Völker, dort haben Menschen gelebt vor Jahrtausenden. Ist nur mehr wenig heute bekannt. Gibt es in der Steiermark. Es gibt es in allen Ländern, es gibt es in Indien viel, also in allen Ländern.

Also der Mensch kommt aus der Erde heraus in gewisser Weise, also da schlüpft er heraus geradezu. Die Erde ist sowas wie die große Eischale, die er dann aufpickt langsam und dann das Köpfchen herausstreckt und dann eben sich beginnt wirklich in der zweiten Kulturepoche so richtig hinauf zu strecken und erstmals wirklich voll bewusst den Himmel und die Sonne zu sehen. Man denkt, na ja, gut, das hat sich ja in der Steinzeit auch schon Menschen gegeben, die haben auch schon Augen gehabt wie wir. Und man glaubt, die Menschen hätten die Welt so gesehen wie wir. Überhaupt nicht! Das Sinnliche war noch ganz schemenhaft, nämlich für das, was sie mit ihrem Bewusstsein erlebt haben. Es ist nicht einfach so, dass wir, weil wir jetzt die Augen aufmachen, dann sehen wir die Welt so, wie sie ist. Wir sehen sie in einer bestimmten Form, die durch unsere Art, wie wir sehen gelernt haben, bedingt ist. Aber es ist nur ein Ausschnitt aus dem Ganzen. Der Steinzeitmensch, der atlantische Mensch, sah noch viel mehr Geistiges. Allerdings schon beginnend in - na ja, sag ich – sinnesqualitätenartige Eindrücke sich zu mischen. Aber er sah noch nicht die äußeren Formen. Wenn ein Tier ihm entgegen kam, dann sah er an der Aura, die er sieht, die er sehr wohl schon in Farben sieht - und Farben sind sinnlich - und trotzdem sieht er übersinnlich zugleich. Er sieht die Aura und sieht daran, das Tier ist gefährlich, das Tier ist nicht gefährlich, das ist ein gutes Beutetier usw.

Das war das Erleben, das teilweise auch heute die Tiere noch haben. Die Tiere erleben auch die Welt teilweise so, heute noch. Man muss nicht glauben, weil eine Katze die Maus findet und so, dass die Katze die Maus so erleben würde wie wir als räumliches Wesen, das irgendwo vor ihm herumläuft, sondern es ist ein großes Aufleuchten, möchte ich sagen. Und es kommt ganz darauf an, ob die Katze verspielt ist, gerade Spielen will mit ihr oder ob sie gar hungrig ist und sie fressen will, dann erlebt sie es ganz anders. Wenn sie gesättigt ist und ihre Ruhe haben will - Katzen wollen 16 Stunden Schlaf am Tag  - der Rest der Zeit sind sie mehr oder weniger aktiv. Also gerade Raubtiere sind ja so, dass sie kurz aktiv sind, dann ermüden sie eigentlich schon, dann ist längere Zeit Ruhe. Also bei Geparden oder so ist das, die sind sehr schnell erschöpft. Also das heißt, wenn sie ihre Beute nicht erwischen rechtzeitig, dann ist die Gefahr sehr groß, dass sie verhungern. Weil sie können dann nicht mehr. Sie brauchen eine lange Regenerationsphase, um das wieder aufzubauen. Weil sie etwas Einseitiges sind gegenüber den Menschen. Der Mensch hat nämlich das, was im Tierreich aufgeteilt ist. Es gibt Tiere, die des Kopfprinzip sehr stark haben, also die Nagetiere zum Beispiel, die alle sehr nervös sind. Sofort, wenn irgendwo ein Geräusch ist, sofort – pfft - sind sie weg. Auch eine Maus oder so, also wo die Zähne ja sehr stark betont sind, also das Kopfprinzip, wo die Sinne drinnen sind, die sind ganz alarmiert. Die Raubtiere wie die Katze zum Beispiel oder die Löwen, halt die großen Katzen - gibt es ja in allen möglichen Variationen - da ist das mittlere Prinzip ganz stark, das Herzprinzip, das Atmungsprinzip. Aber Kraftreserven kaum! Kraftreserven kaum. Schaut euch so einen Löwen an, wenn…  der Brustkorb ist mächtig. Also das heißt, die Atmung, die geht intensiv, wenn der losspurtet oder wenn so ein Gepard oder was losspurtet, da geht schon was dahin. Die erreichen hohe Geschwindigkeiten – 70, 80, 90 Stundenkilometer, das ist gewaltig! Aber lange durchhalten tun sie es nicht. Die Antriebskraft dazu, die kommt über die Atmung, dann wird das Blut halt sehr stark mit Sauerstoff versorgt. Aber die eigentlichen Stoffwechselreserven sind fast nicht vorhanden. Das heißt, das geht ein paar Minuten und wenn es dann die Beute nicht kriegt, dann hängt das Tier da - im wahrsten Sinne des Wortes – mit heraushängender Zunge.

Das Verdauungsprinzip, dort wo die Kraft ist - das ja, man könnte sagen, was fast fernöstliche Meditationshaltung ist, jedenfalls vom Erleben her, na bei der Kuh zum Beispiel. Bei den Verdauungstieren eben, bei denen besonders lang ausgebildet ist der Darm-Trakt. Die Kuh mit ihren 7 Mägen, die sie hat, die das immer wieder hinaufbefördert, wieder hinunter, weil sie das aufarbeitet, was am schwersten aufzuarbeiten ist, nämlich die Pflanzen, die Zellulose. Das ist alles schwer verdaulich in Wahrheit. Also das Gras, wir würden uns vom Gras nicht wirklich ernähren können, weil wir es gar nicht verdauen können, also die Pflanzenfasern aufzubrechen, das ist ein immenser Kraftaufwand. Und da braucht die Kuh halt ihre Meditation dazu, sprich -  sie meditiert wirklich, weil sie schaut in ihr Inneres, sie erlebt ihr Inneres und da erlebt sie sicher unheimlich viel mehr als wir erleben. Weil wir sind im Vergleich zu allen Tieren zum Beispiel so, dass wir… ja wenn wir Nahrung etwa zu uns nehmen oder auch wenn wir nur atmen, ja so viel wie fast gar nichts mitkriegen. Wir sind schon froh, wenn wir mmh! diese Speise ist köstlich und kaum haben wir es runtergeschluckt, ist es weg. Die Kuh spürt es bis in die Gedärme hinein. Und jedes Mal, wenn das wieder hochkommt, ist es ein Wohlgeschmack, der sich da tut und wo eine ganze Welt erzählt davon, was… wo das Gras gewachsen ist - ja auch etwas spürt von den Elementarkräften, die da drinnen sind. Das erlebt die Kuh. Naturhellseherin sozusagen!

STEINZEIT TIER Der Steinzeitmensch sah noch viel mehr Geistiges - ein Erleben, das teilweise auch heute die Tiere noch haben 0:03:23

Goethe entwickelte die Methode, im Sinnlichen, am Sinnlichen das Übersinnliche zu schauen. Er entdeckte die Urpflanze – die Wachstumsbewegung, die allen Pflanzen gemeinsam ist  0:11:35

Ich meine, wir sind von den Wesen auf Erden das erste Wesen, das nicht hellsichtig ist. Also die Tiere sind alle hellsichtig im Grunde. Das heißt, sie erleben die geistige - beziehungsweise sagen wir besser - die seelisch Seite der Welt, das was dahinter ist. Auch wenn sie Farben erleben, erleben sie in den Farben die Seelenqualitäten viel stärker als wir. Wir spüren schon - ah! das ist ein starkes Rotes, das kommt mir fast ein bisschen aggressiv vor. Das ist bei den Tieren viel ausgeprägter. Und eben in diesen Farbtönen erleben sie aber auch das sinnlich-Übersinnliche.

Das was Goethe dann später als Methode so ganz bewusst ausgearbeitet hat, das sinnlich- übersinnliche Schauen. Im Sinnlichen, am Sinnlichen das Übersinnliche zu schauen. Das heißt, in der Pflanze die Urpflanze zu sehen. Also das heißt, die Wachstumsbewegung eigentlich, die Wachstumsgestalt, die Wachstumsspur, die allen Pflanzen gemeinsam ist, die sich aber dann in Hunderttausenden Millionen verschiedenen Arten und Formen und Farben dann auch verwirklichen kann. Aber hinter allen steckt die Urpflanze, die - ja, eigentlich, wie Goethe dann sagt, das Blattprinzip ist. Da fängt‘s eigentlich an. Die ganze Pflanze, sagt er, ist von oben bis unten im Grunde Blatt. Nur sie verwandelt sich. Sie verwandelt sich zum Beispiel hier bei den Blütenpflanzen, dass dann der Kelch kommt. Also das heißt, da geht es weg von dem hinauf, dem Licht zu immer weiter und dann Blatt links, Blatt rechts, Blatt links und so weiter. Jetzt auf einmal fängt es an sich zu stauen da oben bei den Kelchblättern. Ganz interessant! Und da wächst die Blüte dann raus. Später… also bei den Blütenpflanzen - die Blütenpflanzen waren ja nicht die ersten, die auf der Erde waren, sondern vorher hat es Farne und solche Sachen gegeben, Schachtelhalme und dergleichen, das schafft noch nicht die Blüte. Die Blüte ist was ganz Interessantes. Und die hängt ja schon mit diesen Kelchblättern zusammen. Da deutet sich ein Prinzip ganz leise an, was man dann vor allem bei giftigen Pflanzen noch deutlicher sehen kann. Wenn man zum Beispiel so ein Mohnkapsel oder was nimmt, da bildet sich ein Hohlraum oben sogar. Also das heißt, da schließt sich das zusammen zu einem Hohlraum. Den gibt es sonst nicht in der Pflanze. Die Pflanze ist alles strahlig oder flächig. Also der Strahl, der Spross, die Seitensprossen und dann in die Blätter hinein. Da sind vielleicht auch noch Strahlen drinnen und dort verbreitet es sich. Also Linie und Fläche.

Beim Tier kommt was Neues dazu. Das Tier ist räumlich. Eigentlich abgeschlossenes räumliches Wesen bis zu einem gewissen Grad und kann auch dann mit seinen Beinen, mit seinen Gliedmaßen über die Erde sich bewegen, was die Pflanzen von selber nicht können. Es steckt bei ihnen was in der Erde drinnen. Aber das, wenn die Blütenbildung kommt, also wenn der nächste Evolutionssprung ist, also von den reinen urtümlichen Farnpflanzen zu den Blütenpflanzen - im Übrigen zur gleichen Zeit entstehen auf der Erde die Säugetiere. Vorher gab es die wechselwarmen Tiere noch. Also die Saurier waren schon im Aussterben oder waren schon ausgestorben. Die haben gelebt noch in den Farnen-Wäldern und in den Schachtelhalmen, Gewächsen da drinnen. Unsere modernen Bäume, unsere modernen…  modernen - das ist jetzt auch schon 500 Millionen Jahre her, nach der Wissenschaft, also es war nicht gestern, aber schon… schon trotzdem eigentlich eine Spätphase der Entwicklung im Grunde, wo die Blütenpflanzen kommen und zugleich die Säugetiere.

GOETHE URPFLANZE Goethe entwickelte die Methode, im Sinnlichen, am Sinnlichen das Übersinnliche zu schauen. Er entdeckte die Urpflanze – die Wachstumsbewegung, die allen Pflanzen gemeinsam ist  [Möglichkeiten der Kunst_ Vortrag Wolfgang Peter vom 24.2.2024 | 0:11:35]

Prinzipien, die beim Menschen in ausgewogener Form vorhanden sind, findet man bei den Tieren immer einseitig. Deshalb können Tiere alles, worauf sie spezialisiert sind, besser als der Mensch 0:16:00

Jetzt dieses tierische Prinzip, einen geschlossenen Raum zu bilden und da immer mehr zu verinnerlichen drinnen, wo das in einer hohen Perfektion weiterentwickelt wird. Vorher hatte man zum Beispiel wechselwarme Tiere, das heißt, die haben die Wärme bekommen von außen. Die Säugetiere insbesondere, da ist ganz stark entwickelt, dass sie die Wärme in sich entwickeln - in sich. Das heißt, sie sind ja relativ unabhängig von der Temperatur, die von außen kommt. Wenn sie nicht genug Wärme erzeugen können, dann gibt es eventuell im Winter den Winterschlaf oder so, dann fahren sie ganz die Körpertemperatur runter. Gerade so minimal, dass sie mit dem wenigen, was sie an Nahrungsreserven in sich noch tragen, also was abgelagert ist im Körper, dass sie von dem durchkommen – Pulsschlag, Kreislauf, ist alles reduziert. Temperatur ist reduziert und doch sie erfrieren nicht. Also es besteht nicht die Gefahr des Erfrierens. Aber je mehr es Richtung Mensch hingeht, desto mehr ist diese Verinnerlichung. Verinnerlichung dessen, was vorher von außen gekommen ist. Der Mensch ist  der, der - ja, jetzt wollte ich sagen, der aus der Natur hervorgetreten ist, also eine Natur für sich.

Ich könnte es aber auch ganz anders schildern. Und da gibt ja Rudolf Steiner so deutliche Hinweise. Und eigentlich, wenn man die Natur, sei es die Pflanzen, aber vor allem die Tiere betrachtet, in diesem Zusammenhang sieht, dass bei Tieren - also bei den Säugetieren ist es besonders deutlich, aber es gilt in Wahrheit auch für die niederen Tiere - was bei Menschen in ausgewogener Form vorhanden ist, oben das Kopfprinzip, das Sinnesprinzip, wo man ganz in den Sinnen drinnen ist, das mittlere rhythmische Prinzip, Atmung, Pulsschlag, also Herzschlag, Kreislauf und dann das Verdauungsprinzip - bei den Tieren findet man das immer einseitig. Der Mensch hat das in der größtmöglichen Harmonie. Also es gibt kein Tier, bei dem das so ausgeglichen ist zwischen Kopfprinzip, mittlerem Prinzip und Stoffwechsel-Gliedmaßen-Prinzip. Wir sind dadurch den Tieren gegenüber jeder einzelnen Tiergattung in gewisser Weise im Nachteil. Die Tiere können alles das, worauf sie spezialisiert sind, besser als der Mensch. Wir sind eigentlich die Ungeschicktesten in Wahrheit. Daher müssen wir uns auch Werkzeuge machen. Daher müssen wir auch, oder deswegen können wir auch Kunst entwickeln.

Tiere -  Kunst machen sie nicht! Sie gebrauchen vielleicht sogar einfache Werkzeuge, die sie aber nicht herstellen, sondern das Maximum selbst bei den Affen oder so ist, dass sie einen Stock oder Steine oder etwas als Werkzeug gebrauchen können. Aber selber formen, selber sie gestalten tun sie nicht. Dafür haben sie ihre Klauen, ihre Zähne - Zähne von so einem Affen, die sind gefährlich, muss man aufpassen. Also ein Schimpanse oder sowas… möchte ich nicht, dass der zubeißt, da sind wir schwach, schwach dagegen. Also man könnte sagen, die Natur hat eigentlich auf Millionen verschiedene Tierarten verteilt das, was der Mensch in sich hat, alles in sich vereinigt hat.

Geistig gesehen könnte man sagen, der Mensch als geistiges Prinzip steht ganz am Anfang und er setzt nach und nach zum Beispiel die einzelnen Tierformen aus sich heraus. Und daher kann man alle Tiere - und das hat Goethe eben auch in seiner Metamorphosen-Lehre sehr schön beschrieben - und daher eigentlich einer der ersten gewesen ist. Na, natürlich besteht eine Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier, ganz klar, kein Unterschied! Dagegen haben alle noch gewettert damals. Der Goethe war einer der ersten, der das gesagt hat. Und es gab dann so eine irrwitzige Theorie: Naja, die Tiere haben einen Zwischen-Kieferknochen. Das ist also da ein Knochen drinnen, wo die vorderen Schneidezähne drauf sitzen. Und der Mensch habe das nicht und das sei der Unterschied! Da hat der Goethe gesagt, das ist ein Blödsinn! Also an dem… dadurch unterscheidet sich der Mensch sicher nicht wesentlich. Und er hat dann sogar nachgewiesen, weil er halt genug Schädel studiert hat, dass der Mensch sehr wohl auch in Wahrheit den Zwischen-Kieferknochen hat, nur dass er normalerweise so stark verwachsen ist, dass man das nicht wirklich bemerkt.


weiter 00:21:24

TIER Prinzipien, die beim Menschen in ausgewogener Form vorhanden sind, findet man bei den Tieren immer einseitig. Deshalb können Tiere alles, worauf sie spezialisiert sind, besser als der Mensch [Möglichkeiten der Kunst_ Vortrag Wolfgang Peter vom 24.2.2024 | 0:16:00]


[Möglichkeiten der Kunst_ Vortrag Wolfgang Peter vom 24.2.2024 | 0:01:35]

[Möglichkeiten der Kunst_ Vortrag Wolfgang Peter vom 24.2.2024 | 0:01:35]