Was ist Anthroposophie? Ein Vortrag von Dr. Wolfgang Peter am 6. Mai 2010

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- Wolfgang Peter -
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Themenschwerpunkt

Ein Vortrag, gehalten in der Rudolf Steiner-Gedenkstätte in Brunn am Gebirge bei Wien. In diesem Basis-Vortrag über die Anthroposophie im allgemeinen zeigt Wolfgang anschaulich die enge Beziehung von Geisteswissenschaft und Naturwissenschaften. Ausgangspunkt bildet die von Rudolf Steiner gegebene Erklärung: "„Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen möchte.“ Zunächst werden Fragen erörtert, was Geist ist und was unser Gehirn und die Gedanken damit zu tun haben. Ausgehend vom heutzutage allgemein materiellen Verständnis von Evolution, Materie, Atomen, Intelligenz etc. führt er die Zuhörer an die Erkenntnis heran, dass Geistiges sowohl in unserem Gedanken-Leben als auch in der Natur waltet. Das Gehirn ist dabei ein Spiegelungsapparat für die Gedanken und macht uns diese bewusst. Das alte Weltbild der materiellen Vorstellung aus dem 19. Jh. von der räumlich-gegenständlichen Wirklichkeit stößt heute an seine Grenzen und wurde inzwischen von der modernen Physik längst korrigiert....

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Transkription des Vortrags (von Elke, 15.11.2022)

Begrüßung

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserem heutigen Vortrag. Das Thema: "Was ist Anthroposophie?" - Anthroposophie, also die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. Rudolf Steiner ist ja hier sehr eng verbunden gewesen mit Brunn. Hat eben hier eine Zeit lang gewohnt hier in diesem Haus, wie Sie wissen. Und hat hier eigentlich die grundlegenden erkenntnistheoretischen Arbeiten begonnen, die dann später in die Anthroposophie gemündet sind. Und die Frage, was ist Anthroposophie? Also ich weiß nicht, wie viel Sie schon darüber wissen. Ich werde mich also langsam ein bisschen vortasten müssen, weil es ist ein Gebiet, das abseits des Gewohnten ist, das man es aus dem Alltagsleben kennt.

Was bedeutet Anthroposophie?

Also schauen wir uns einfach einmal das Wort an. Was bedeutet das Wort Anthroposophie? Anthropos kommt aus dem Griechischen. Ist der Mensch. Das griechische Wort für den Menschen. Eigentlich der Aufgerichtete, oder der Entgegengewendete. Wörtlich heißt eigentlich der Entgegengewendete, der, der der Erde entgegen gewendet ist. Der sich also sozusagen von der Erde abstößt, sich selber trägt, als aufgerichteter Mensch durch die Welt schreitet. Das ist was sehr Wichtiges, das zu beobachten. Weil eigentlich der Mensch auf Erden das einzige Wesen ist, der eine wirklich aufrechte Haltung hat. Wenn Sie etwa vergleichen es mit dem Tierreich, die Tiere laufen auf ihren vier Haxen herum. Sie sind eben nicht aufgerichtet, sind eigentlich horizontal zur Erdoberfläche gerichtet. Nur bei den Affen ist es so ein bisschen so eine gewisse Aufrichtung da. Aber wenn man es mit den Menschen vergleicht, ist es doch nur so eine bisschen eine verpatzte (Umgangssprache für vermasselt) Aufrichtekraft die vorhanden ist. Und die Affen laufen sehr gerne auch auf allen Vieren noch. Der Mensch ist also das einzige Wesen auf Erden, das wirklich vollkommen aufgerichtet ist. Und diese aufrechte Haltung ist im Grunde eine sehr labile Haltung, wenn man so will. Nicht wahr, weil das Gleichgewicht zu halten erfordert im Prinzip eine ununterbrochene Aktivität des Menschen.

Nicht wahr, das aufgerichtete Stricherl, was wir sind, es fällt eigentlich sehr leicht um und wir müssen beständig um unser Gleichgewicht kämpfen. Beim Tier ist das nicht der Fall. Und Tiere, wenn sie geboren werden, können sehr bald laufen auf allen Vieren. Oder was geboren wird, zwei, drei Stunden nach der Geburt fängt's schon an, noch ein bisschen wacklig noch, aber zu laufen und ein paar Stunden später rennt es problemlos dahin. Wir Menschen brauchen hübsch eine Zeit, bis wir uns in diese aufrechte Lage hinein bewegen. Das ist mit eine der Faktoren, die uns ein ganz anderes Bewusstsein auch verleihen, als als dem Tier. Nicht wahr das Tier hat... selbst die höchstentwickelten Tiere haben ein viel dumpferes Bewusstsein als der Mensch. Ein viel - man könnte sagen - traumartigeres Bewusstsein als der Mensch. Die Tiere sind immer so... zwischen träumen und wachen schweben sie irgendwo herum. Sie werden nie so voll wach wie der Mensch und sie können sich auch nicht s von der Welt unterscheiden wie wir Menschen. Daher empfindet sich das Tier viel weniger als ein selbständiges Wesen als wir. Daher entwickelt das Tier im Grunde kein wirkliches Selbstbewusstsein. Nicht einmal die Affen, die uns relativ nahestehen. Dieses sich-unterscheiden-Können von der Welt hängt auch damit zusammen, dass wir als Menschen am stärksten von allen Wesen auf der Erde - na ja - das entwickeln, was man nennen kann Gegenstandsbewusstsein. Ein bewusstes Erfassen der räumlichen Welt, wo wir uns eben den Gegenständen der Welt gegenübergestellt sehen. Bei den Tieren ist das viel weniger ausgeprägt. Wenn Sie sich anschauen etwa ein Pferd. Nun ein Pferd, dem sieht man schon also von der Anatomie her an, dass es nicht sehr viel räumliches Bewusstsein entwickeln kann. Das eine Auge schaut nach links, das andere schaut mehr oder minder nach rechts und die Gesichtsfeld überlappen sich nur sehr wenig.

Die Voraussetzung für das räumliche Bewusstsein ist aber, dass sich die Gesichtsfelder überlappen. Wir erleben den Raum dadurch, dass wir ihn mit dem einen Auge von einer Perspektive sehen und mit dem anderen Auge von einer leicht anderen Perspektive. Diese zwei Bilder schieben wir im Grunde aktiv übereinander und dadurch erleben wir erst die räumliche Tiefe. Die Tiere erleben das nicht oder nur sehr wenig. Das hat gar nichts damit zu tun, dass sie sich geschickt im Raum vorwärts bewegen können. Wir können uns auch im Raum sehr geschickt vorwärts bewegen, wenn wir die Augen zumachen. Der ganze Bewegungsorganismus macht das. Man kann im Dunkeln, wenn man keine Angst hat, wunderbar durch ein unebenes Gelände laufen und stolpert nicht. Weil die Füße spüren den Boden und die Unebenheit. Ich meine, wenn gerade wo eine Fallgrube ist, dann ist es ein Pech, dann liegen wir drin. Aber normale Hindernisse, die im Weg sind, wenn man nicht schreckhaft ist, kommt man da wunderbar drüber. Ja sogar besser, als als wenn man versucht, sich bewusst räumlich zu orientieren. Da liegt man dann, wenn es bissel düster ist, sehr bald auf der Nase. Wenn man sich sozusagen, ich sag einmal, seinen Instinkten überlässt, dann geht das sehr gut. Wir können das noch sehr viel besser und sehr viel geschickter. Also sich geschickt im Raum zu bewegen heißt nicht, dass man bewusst auch den Raum als solchen erlebt. Das sind zwei verschiedene Dinge. Wir erleben den Raum bewusst und wir wachsen aber langsam in den ersten Lebensjahren erst hinein in dieses räumliche Bewusstsein. Und dieses räumliche Bewusstsein hat eben zur Folge unter anderem, dass wir uns als eigenständiges Wesen unterscheiden lernen von der Welt. Ich bin hier, die Gegenstände sind dort. Dadurch erfasse ich mich als ein eigenständiges Wesen, als ein Ich-Wesen, wenn Sie so wollen. Das dauert beim Kind einige Zeit, bis es soweit kommt, zu sich Ich zu sagen oder sich als ich selbstständige Persönlichkeit zu empfinden,

so etwa erst im dritten Lebensjahr herum. Bei einem ein bissel früher, beim anderen ein bisschen später. Aber das ist etwas, was wir erst langsam erwerben. Und die Voraussetzung ist dafür, dass wir zuerst dieses räumliche Bewusstsein entwickeln. Und das hängt zusammen mit dieser Aufrichtekraft, unter anderen auch. Also das Kind fängt an, dieses räumliche Bewusstsein zu entwickeln, indem es zuerst einmal anfängt, die Blick-Bewegungen überhaupt zu koordinieren. Am Anfang schaut das eine Auge dorthin und das andere Auge woanders hin und die zwei Bilder haben nichts miteinander zu tun. Und daher kann das Kind auch keine Distanzen oder nichts einschätzen. Irgendeine Lampe, die weit entfernt ist oder die Nase des Opas, die ganz nahe ist - das ist kein Begriff. Das sind alles bunte, bunte Flecken, die vielleicht faszinierend sind. Aber das Kind kann die Distanz nicht einschätzen. Langsam lernt es erst den Blick zu fixieren. Na ja, und dann langsam beginnt es ich aufzurichten, zu krabbeln erst einmal, auf allen Vieren noch und dann die ersten, ersten Schritte. Und im Zuge dieses ganzen Prozesses beginnt sich für das Kind immer mehr die räumliche Welt zu eröffnen. Und das ist ein Prozess, der sehr, sehr lange dauert, bis er abgeschlossen ist. Ja ganz abgeschlossen ist er eigentlich nie. In Wahrheit, nicht wahr? Also die kleinen Kinder sind oft im Verkehr, auf der Straße so gefährdet, weil ihr räumlicher Horizont, das Abschätzen von Entfernungen, wie weit ist ein Auto entfernt, oder so. Kleine Schulkinder können das nur sehr, sehr schlecht abschätzen. Sie haben einen räumlichen Horizont, der nur die nächste Umgebung erfasst. Und der Rest ist es irgendwie flächenhaft, wo das Kind nicht sagen kann, wie weit es weg ist. Also wir erobern uns den Raum erst langsam, dieses räumlich sinnliche Bewusstsein. Wenn etwa der große Philosoph Kant gesagt hat, Raum und Zeit sind Anschauungsformen, die dem Menschen apriori gegeben sind.

Apriori heißt von vornherein, also dass sie von Anfang an gegeben sind. So stimmt das eigentlich nicht. Raum und letztlich auch das Zeitempfinden ist etwas, was der Mensch erst langsam lernen muss. Am meisten lernt er eben in den ersten Lebensjahren. Aber es ist ein Prozess, der weitergeht. Nicht nur, auch bezüglich dem Zeitempfinden. Wenn Sie vergleichen, so wie man als Kind den Zeitlauf erlebt, wo wird unendlich lang die Zeiträume sind. Mein Gott, die Ferienzeit, oder was. Das ist eine unendlich lange Periode. Wenn man älter wird, hat man das Gefühl, die Zeit saust nur so dahin, die Jahre verfliegen. Also das Zeit-Bewusstsein ändert sich auch. Also es ist auch nicht etwas, was fix und fertig gegeben ist, sondern es ist etwas, was in Entwicklung begriffen ist. Das alles steckt in dem Wort anthropos, Mensch, drinnen. Also der Mensch, das Aufgerichtete, das der Erde entgegen gewendete Wesen. Dieses der Erde entgegen gewendet oder entgegengestellt zu sein bedeutet aber auch, dass sich der Mensch dadurch bis zu einem gewissen Grad aus den reinen Natur-Instinkten, die das Tier treiben, herausheben kann. Das Tier ist ganz in die Instinkte eingespannt und handelt eigentlich instinktiv, das heißt ohne Bewusstsein der Gesetzmäßigkeiten seines Handelns. Der Mensch kann sich herausheben und seine Handlungen überlegen. Ein Katzerl, das eine Maus fressen will, überlegt nicht, ob es jetzt moralisch anständig ist, die Maus zu fressen oder nicht, oder mit ihr zu spielen oder so, sondern wenn Hungergefühl da ist dann stürzt sie sich einfach darauf, weil der Instinkt sie dort hintreibt. Und wenn sie satt ist, unterlässt sie es in der Regel. Aber nicht aus eigenem Entschluss. Nicht weil sie sagt: So, ich bin jetzt eh voll, jetzt ist mir das zu anstrengend, eine Maus zu jagen. Sondern dann springt der Instinkt, der entsprechende Instinkt einfach nicht an. Das heißt, das Tier unterscheidet das nicht mit dem Wachbewusstsein. Darum kann man einTier auch nicht für seine Handlungen moralisch verantwortlich machen.


Der Löwe ist nicht böse, wenn er jetzt die Gazelle frisst oder vielleicht versehentlich einen Löwen-Jäger frisst, der ihm in die Quere kommt. Das ist sein Instinkt, der ihn dazu treibt. Beim Menschen.... er hebt sich unter anderem auch durch seine aufrechte Haltung heraus aus diesem instinktiven Verhalten. Und kann dadurch auch bis zu einem gewissen Grade frei über seine Handlungen entscheiden. Kann selber sagen: Ja, das tue ich, ja, das tue ich nicht. Bis zu einem gewissen Grad, nicht wahr. Wir haben trotzdem auch so eine Unterschicht in uns drinnen, die uns mit dem Tier irgendwo verbindet. Wir haben heute auch noch so genügend Reste von tierischen Instinkten, namentlich auch von tierischen Trieben in uns, etwas Triebhaftes. Manchmal kann sehr wohl die freie Entscheidung ein bisschen getrübt sein und die Triebe und Instinkte treiben uns voran. Also das kommt schon sehr häufig vor, wenn der Zorn mit uns durchgeht, oder weiß Gott was alles. Oder wenn die Menschen unter starkem Hunger leiden, dann werden sie manchmal auch zur Bestie, wenn man so will, nicht wahr? Da ist dann die ganze Moral nichts mehr wert, sondern da ist der Instinkt, das heißt, eigentlich das Tier in uns, das wirkt. Also, das heißt, wir haben eigentlich auch das Tier in uns, aber wir haben darüber eine höhere Instanz noch, die uns über das tierische Dasein hinaushebt. Und das sieht man eben dem Menschen durchaus schon in seiner äußeren Haltung an, dass es sich über diese Ebene des Tierischen hinaus heben kann. Bis in Details. Verfolgen Sie einzelne Menschen, beobachten Sie sie nur in ihrer aufrechten Haltung, die ist sehr unterschiedlich. Menschen, die sich selbst auch, wie soll ich sagen - na ja, Moral ist so ein abgegriffenes Wort - aber die sich, sagen wir mal selbst in der Hand haben, haben auch eine andere Körperhaltung als Menschen, die mehr dem Triebhaften verfallen sind, bei denen das stärkere Rolle spielt.


Ich will damit niemanden abqualifizieren. Aber beobachten Sie das! Die geistige Freiheit des Menschen, die der Mensch entwickelt hat, drückt sich auch in seiner Körperhaltung aus - bis zu einem gewissen Grad. Ich sag einmal, in der Fähigkeit zur Körperhaltung. Weil es kann jemand durch Behinderung eine verkrümmte Haltung haben. Und trotzdem ist diese Aufrichtekraft aber in ihm vielleicht sehr stark drinnen. Er ist nur durch äußere Gebrechen dadurch gehindert, es ganz durchzuziehen. Kann aber trotzdem dieses Bewusstsein entwickeln. Weil es liegt eigentlich in dem Streben, in dieses nach aufwärts Streben, in diese aufrechte Haltung zu streben. Das ist eigentlich das Wesentliche. Beobachten Sie, wie die Menschen gehen! Wie sie ihre Schritte lenken. Manche gehen sehr plump, sehr erdverhaftet. Andere gehen ganz leichtfüßig, fliegen über die Erde, irgendwie. Also da gibt es ganz Unterschiedliches. Und wenn man genau beobachtet, sieht man da sehr viel von dem Menschen. Die Menschen verraten sehr viel durch die Art, wie sie gehen. Sie werden doch wissen, wenn man so zu Hause ist und jemand kommt im Stiegenhaus. Man hört schon am Gang, wer das ist. Man kennt. Man könnte gar nicht sagen, woran man das erkennt, aber man erkennt den Menschen am Schritt, weil eigentlich die ganze Persönlichkeit im Schritt drinnen liegt. Also unser ganzes Ich liegt eigentlich drinnen, in Wahrheit. Wenn wir es uns auch nicht ganz zum Bewusstsein führen können, woran das im Detail liegt - aber wir erkennen es. Also da liegt unheimlich viel drinnen, dass wir aufrecht schreiten können. Diese aufrechte Haltung, dieses aufrechte Bewusstsein ist, wie wir schon gesagt haben, die Grundlage auch für unser räumliches Erleben,. Also, dass wir die Welt räumlich erleben. Aus dem dürfen wir jetzt wieder nicht gleich den Schluss ziehen, dass die ganze Welt und die ganze Wirklichkeit sich im räumlichen Dasein erschöpft. Nicht wahr, es ist heute nämlich so: Weil wir dieses räumliche, räumlich-gegenständliche Bewusstsein so stark ausgebildet haben, möchte ich sagen etwas, was die Menschen sehr heute dazu verführt, sich die Wirklichkeit überhaupt nur mehr räumlich-gegenständlich vorzustellen:


Wirklich ist, was im Raum steht und was ich angreifen kann. Und alles andere ist unwirklich, weil wir das eben einfach am stärksten heute erleben. Wenn wir die Augen aufschlagen, sehen wir die Welt räumlich-gegenständlich und glauben, alles müssen wir nach diesem Muster der gegenständlichen Welt erklären. Das wäre aber wieder viel zu eng gedacht. Also die Wirklichkeit reicht viel weiter als unser räumliches Vorstellungsvermögen, unser räumliches Wahrnehmungsvermögen auch. Das hat man mittlerweile gerade in den Naturwissenschaften, in der Physik sehr klar erkannt. Also die Physik des 19. Jahrhunderts etwa noch, die sehr stark materialistisch geprägt war, die hat alles im Grunde zurückgeführt auf räumlich-Gegenständliches. Die Realität der Welt besteht in Atomen, hat man es genannt, und Atome sind winzig kleine Gegenstände, Kugerln oder sonst irgendetwas, was man sich halt vorgestellt hat. Und aus dem Wechselspiel dieser winzig kleinen Gegenstände soll im Prinzip die ganze Welt erklärbar sein. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts, mit der Entdeckung der Quantentheorie, ist dieses Bild so radikal weggefegt worden, dass die Physiker am Anfang selber ja geradezu erschüttert darüber waren, weil also das ganze Weltbild, wie man sich's vorgestellt hat, sich als - naja, ich will nicht sagen, falsch - aber als nur sehr eingeschränkt gültig erwiesen hat. Also was wir heute unter etwa Atomen oder unter Materie oder der Elementarteilchen verstehen - das Wort Teilchen ist schon eigentlich nicht passend, weil es suggeriert schon wieder, dass das was Gegenständliches ist. Wir wissen heute, dass die Atome, dass die Bestandteile der Atome, keine Gegenstände sind. Sind keine Gegenstände, selbst wenn man das in den Schul-Lehrbüchern immer noch so abgebildet findet. So kleine Kugerln, da ist ein Atom, da ist der Kern, das ist ein kleines Kugerl und da gibt's tausend Elektronen. Das sind auch so kleine Kugerln. Das ist ein sehr, sehr naives Bild, das im Grunde überhaupt nicht stimmt, das heute keine Gültigkeit mehr hat.

Das ist also eine nur sehr, sehr vage Annäherung an die Wirklichkeit. Zwischenfrage aus dem Publikum: Welches Bild malt man heute auf die Tafel? Ja, das ist das Problem. Das große Problem besteht darin: Was sind jetzt Atome oder was sind Elementarteilchen? Wir stehen vor dem riesigen Problem, sie sind nichts räumlich-Gegenständliches. Ja, wie stelle ich mir das jetzt vor? Wir können uns zunächst einmal eigentlich nur räumlich-Gegenständliches vorstellen. Und das heißt, wir können im Grunde uns von den Atomen oder den Bestandteilen der Materie überhaupt kein Vorstellungsbild machen. Na, die Physiker haben es relativ bequem, sie haben ihre mathematischen Formeln. Und für sie ist im Grunde das Atoms etwas, was ich in eine mathematische Formel fassen kann. Und mit der kann ich wunderbar rechnen. Das funktioniert ganz toll. Also die Technik des 20. und 21. Jahrhunderts hat wunderbar gezeigt, dass diese Formeln im Großen und Ganzen sehr gut funktionieren. Die ganze moderne Elektronik und das alles beruht darauf. Beruht alles darauf, dass dieses alte Bild eben überwunden ist. Beruht alles bereits auf diesem neuen Bild? Na, Bild kann ich nicht sagen, weil Bild haben wir eben keines. Wir haben nur die Formeln im Grunde. Es ist also unheimlich schwer zu kommunizieren. Man kann aslo höchstens irgendwelche symbolischen Bilder sich irgendwo machen davon. Aber diese symbolischen Bilder sind für die Physiker eben ihre Formeln im Grunde. Darum ist es so wahnsinnig schwer zu kommunizieren. Und darum ist, habe ich die Befürchtung, auch bis in die breitere Öffentlichkeit noch nicht vorgedrungen, dass dieses alte Bild des 19. Jahrhunderts, dieses materialistische Bild, endgültig überwunden ist. Man muss wirklich sagen endgültig überwunden. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob die Physik, wie wir sie jetzt kennen, ob das schon der Weisheit letzter Schluss ist. Da wird es sicher noch neue Entwicklungen geben und es wird irgendwann einmal auch überholt sein und man wird noch etwas anderes finden. Aber eines kann ich Ihnen garantieren: Man wird nicht wieder zurückkommen zu dem alten materialistischen Bild.

Von dem weiß man, dass es nicht stimmt, weil es einfach mit den Tatsachen nicht übereinstimmt. Weil diese Atome, wie wir sie heute sehen, haben also höchst merkwürdige Eigenschaften, diese Elementarteilchen. Es kann zum Beispiel wunderbarerweise ein und dasselbe Teilchen gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten sein. Seine Wirkung an zwei verschiedenen Orten erzeugen. Normale Gegenstände können das in der Regel nicht. Na, stellen Sie sich vor, ein Kieselstein, der zugleich neben sich noch einen Meter weiter entfernt steht. Das funktioniert nicht. Mit den kleinen Dingen funktioniert das! Das kann man experimentell durchführen. Nur dann hat man es eben nicht mit Gegenständen zu tun, sondern man hat es, ja, mit messbaren Wirkungen zu tun, wenn Sie so wollen. Das ist einzige, was man darüber sagen kann. Man kann sagen, die Wirkungen, die von diesem Atom oder Teilchen ausgehen, erscheinen zugleich an zwei verschiedenen Orten. Man kann sagen, dass diese Elementarteilchen bis zu einem gewissen Grad gar nicht fertig definierte Eigenschaften haben, sondern dass die Eigenschaften erst im Wechselspiel, dann mit den Messinstrumenten und dergleichen entstehen. Das heißt, sie sind nicht fix und fertig als Objekte vorhanden in der Welt. Sondern es ist eher die Fähigkeit vorhanden, gewisse Wirkungen im Raum zu erzeugen, die abhängen, aber auch von den Bedingungen, von den Mess-Bedingungen, unter die ich sie unterwerfe. Nicht wahr, von normalen Gegenständen sagt man, das kann ich beschreiben. Es hat die oder die Eigenschaften. Bei den kleinen Teilchen - das Wort ist wirklich so unpassend wie nur möglich - aber wir haben auch schon wieder nichts Besseres. Wir nennen die kleinsten Teilchen heute Quarks. Also das ist ein Wort, das man wenigstens nicht versteht und nicht kennt. Also gut, dann Quark, wie die Deutschen den Topfen nennen. Die Quarks, das ist ein Begriff oder ein Wort, das verwendete James Joyce im Roman Finnegans Wake.

Und irgendein englischer Physiker, der den Roman geliebt hat, hat das Wort von dort genommen. Weil er sich gesagt hat, irgendein Wort, das man mit etwas Gegenständlichem verwechseln kann, passt nicht. Ich nehme also ein Phantasiewort, da kann es wenigstens keine Verwechselung geben. Seitdem heißen die kleinen Dinger Quarks, was immer sie sein sollen. Man kann sich nicht vorstellen, man soll sich auch nichts Räumliches darunter vorstellen. Aber immerhin, einen Namen haben wir für den ganzen Quargel damit gefunden. Also, Sie sehen, wir sind mit der Physik im Bereiche des nicht Sinnlichen, des nicht sinnlich Vorstellbaren vorgedrungen. Und Anthroposophie tut das in anderer Weise. Sie stößt auch in Bereiche vor, die nicht unmittelbar sinnlich vorstellbar sind. Na ja, schauen wir uns einmal an, wie Rudolf Steiner die Anthroposophie - na ja, ich will nicht sagen definiert, weil Definitionen sind ja immer was sehr eng Gefasstes. Aber wie er es ja einmal in einem kurzen Satz charakterisiert. Er hat so kurz vor seinem Lebensende, kurz vor seinem Tod, hat er so genannte anthroposophische Leitsätze niedergeschrieben. Das heißt, er hat versucht, in knappen Gedanken, Formulierungen das Wesentliche der Anthroposophie zusammenzufassen. Um sozusagen prägnante Formulierungen zu haben. Und gleich der erste Leitsatz, der erste Satz überhaupt, der da drinnen steht: Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen will. Also ein Erkenntnisweg. Also das heißt, wir sollen was erkennen, bewusst erkennen. Es ist nicht en sich in Trance versetzen oder von irgendetwas Geistigem träumen oder so. Sondern es soll ein Erkenntnisweg sein, der vergleichbar ist in seiner Qualität, in seiner Präzision etwa dem naturwissenschaftlichen Erkenntnisweg. Aber, der sich jetzt richtet auf das Geistige und zusammenschauen möchte sozusagen das Geistige im Menschenwesen mit dem Geistigen im Weltenall. Da stecken schon ein paar ganz wichtige Dinge drin. Also erstens einmal die Feststellung: Es gibt ein Geistiges im Menschen.


Na, das ist man vielleicht noch halbwegs geneigt, zuzugeben. Wie schaut es aus mit de Geistigen im Weltenall? Also jedenfalls im materialistischen Weltbild des 19. Jahrhunderts hat das überhaupt keinen Platz gehabt. Da gab es also die kleinen Kugerln, die wurln (bayr.-österr.= wimmeln, durcheinanderlaufen) überall herum und machen alles. Da gibt es also überhaupt nichts Geistiges. Im Weltenall schon gar nicht. Ja, eigentlich dachte man auch im Menschen nichts. Weil was wir als Geistiges erleben, das entsteht auch durch das Durcheinanderkugeln dieser Atome oder sonstiges. Und wir erleben das halt nur irgendwie anders. Also diese kleinen Dinger machen das alles. Also das Weltbild der Anthroposophie ist damit zweifellos einmal primär ein nicht-materialistisches oder etwas, das zumindest übers Materialistische hinausgeht. Also in dem Punkt trifft sie sich auch mit der modernen Physik, weil die geht auch über das Materialistische bereits hinaus. Nur untersucht sie halt in eine andere Richtung. Anthroposophie will das geistige Menschenwesen mit dem Geistigen im Weltenall irgendwie zusammenführen. Was ist das Geistige? Wir kennen alle das Wort irgendwo. Aber was ist das - Geist? Ist das ein Nachtgespenst, das so irgendwo erscheint und einem kalte Schauer über den Buckel laufen lässt? Oder was ist es? Na ja, meisten sind wir geneigt, es zu identifizieren mit unserem bewussten Gedanken-Leben. Also wir sind geistig, wenn wir gescheite Gedanken haben. Ein geistiger Mensch ist ein Mensch, der gescheite Gedanken hat, also der den Intellekt gut ausgebildet hat. Das ist ein geistiger Mensch. Die Frage ist, ob das wirklich schon die Realität des Geistigen ist? Vor allem, wenn ich es jetzt in Blickrichtung auf das richte: Wir wollen das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen in Weltenall führen. Wie soll das jetzt im Weltenall oder in der Natur oder sonst wo draußen sein? Spintisiert die Natur draußen auch so herum wie wir? Nur wir merken es nicht? Oder wie ist das? Nicht wahr, das Erleben unseres Gedanken-Wesens besteht doch heute darin, dass das - na ja, einerseits etwas ist - was wir mit sehr großer Klarheit und Wachheit erleben, hoffentlich.

Also zumindest wenn man präzise logisch denken, sollten wir relativ wach dabei sein und überschauen können, unsere Gedanke. Nur dann sind sie klar. Also diese Klarheit, diese Bewusstheit des Gedankenlebens ist einmal das eine Charakteristische. Das andere Charakteristische ist aber auch, dass wir von diesen Gedanken den Eindruck haben, dass sie für sich genommen etwas na ja, ich sage mal etwas Kraftloses sind. Nicht war, wir haben nicht den Eindruck, in dem ich jetzt einen Gedankenbild, passiert dadurch schon irgendetwas in der Welt? Wenn man denkt, also ich möchte reich sein und mir den Gedanken sehr konkret ausmale, deswegen passiert noch gar nichts Also deswegen allein wird man nicht reich. Da müssen wir vielleicht irgendwas unternehmen in der Welt, um das zu tun. Also, wir haben den Eindruck, unsere Gedanken alleine bewegen noch nichts in der Welt. Da muss ich dann erst meinen Willen in Tätigkeit setzen und die Sache anpacken. Dann kann ich das, was ich in Gedanken entworfen habe, bis zu einem gewissen Grad vielleicht umsetzen. Manchmal gelingt es, manchmal nicht. Also wir haben das Gefühl, Gedanken sind etwas Kraftloses, so wie wir sie erleben. Das ist aber noch nicht Geist. Also Geist ist nicht das oder zumindest noch nicht ganz das, was wir nur sage ich mal, als Bild, als schattenhaftes Bild erleben, als kraftloses Bild erleben. Geist, überhaupt, wenn es etwas sein soll, was auch in der Welt wirksam ist und tätig ist, muss sozusagen auch diese diese Kraft-Komponente in gewisser Weise in sich haben. Andererseits, ja, vielleicht ist es sogar so, dass wir heute und gerade heute - also wir leben im Zeitalter des Intellektualismus - können wir sagen. Also in einer fast Hypertrophie des Gedanken-Lebens. Weil das Gedanken-Leben spielt heute viel, viel mehr Rolle als etwa noch in der Antike oder noch früher. In der Antike beginnt's erst mit der Philosophie.

Und Aristoteles ist der erste, der die Logik dann entwickelt. Das ist der Vorläufer unseres Intellekts. Aber heute ist es ganz stark ausgeprägt. Weil wir diese Gedanken seither so kraftlos empfinden und auf der anderen Seite sich aber in unserem sinnlichen Erleben die gegenständliche Welt so massiv aufdrängen weil der Stein, den ich anstoße, das ist Wirklichkeit, das ist Realität. So erleben wir's. Und Gedanken, das ist was Irreales im Grunde, was keine Kraft hat, was luftig ist. Daher ist es kein Wunder, dass die Menschen dann irgendwie verfallen sind auf den Materialismus. Sodass sie sagen: das, was ich angreifen kann, ist die Realität. Was ich denken kann, ist eigentlich nur blasser Schatten. Dieses Bild ist einfach entstanden aus der Art, wie wir heute die Welt und uns selbst erleben. Früher hat man es anders erlebt. Früher hat man eben diesen ausgeprägten Intellekt nicht gehabt. Da war das Seelenleben der Menschen etwas anders gestaltet noch und auch das Erleben der äußeren Welt war noch etwas anders. Je weiter man zurückgeht in der Vergangenheit, desto weniger haben auch die Menschen dieses starke räumliche Bewusstsein entwickelt. Sie sind, könnte man sagen, in früheren Zeiten noch eher auf einer kindlicheren Stufe stehengeblieben wurde dieses räumliche Erleben und dieses starke sich Unterscheiden von den Gegenständen der Welt nicht so ausgeprägt war. Wir sind erst langsam hineingewachsen. Und eine Folge davon ist eben, dass wir dann auf den Materialismus verfallen sind. Vor allem im 19. Jahrhundert hat das sehr stark begonnen. Heute sind wir im Grunde wissenschaftlich darüber hinaus. Hat sich aber noch nicht herumgesprochen. Vor allem, unsere Erlebensart hat sich noch nicht wesentlich geändert. Weil primär erleben wir noch immer: Das ist wirklich - und die Gedanken sind unwirkliche Schatten, Schall und Rauch. Wird sich wahrscheinlich irgendwann einmal auch ändern, diese Art. Dauert halt alles ein bisschen lang in der in der Menschheitsentwicklung.

Manche Dinge dauern Jahrhunderte, Jahrtausende vielleicht, bis sie sich ändern. Und dann muss man eine größere Perspektive sich anschauen. Dass Geistiges in der Natur tätig ist, müsste einem... also Geistiges, das in gewisser Weise verwandt ist mit unserem Gedankenleben, aber eben diese Kraftseite auch in sich hat, das heißt auch wirklich tätig wird in der Natur - könnte man es sich eigentlich sehr, sehr leicht zu Bewusstsein führen? Nicht wahr, nur wir denken doch über die Natur, über die Welt nach. Also wenn man als Physiker nachdenkt, oder als Biologie, als Wissenschaftler machen wir uns Gedanken über die Natur und wollen uns ein gedankliches Bild der Welt machen. Und haben auch die Hoffnung dabei, dass das irgendwo mit der Wirklichkeit draußen übereinstimmt. Es wäre aber völlig sinnlos, wenn wir uns Gedanken machen über die Welt, wenn der Struktur der Welt nicht irgendwas Gedankenartiges zugrunde läge. Sonst wäre es ein reines Hirngespinst. Dann wäre das etwas, was wir nur in uns tragen. Also wenn die Ordnung, die wir glauben zu erkennen, wenn sie nicht wirklich in der Welt wirksam wäre, dann wäre das Denken etwas völlig Sinnloses. Denn dann wäre das Erkennen eine reine Illusion. Aber die Erfahrung zeigt, dass wir mit dem, was wir uns dann teilweise in Gedanken ausspinnen, durchaus zurechtkommen. Auch mit der Welt. Manchmal besser, manchmal schlechter. Manchmal haben wir uns auch falsche Gedanken gemacht, aber irgendwie nähern wir uns zumindest, tasten wir uns heran. Das allein zeigt schon, dass in gewisser Weise Intelligenz - nennen wir es mal so - auch in der Natur wirksam ist. Und wie wirksam ist! Die Natur ist noch viel intelligenter gebaut als unsere ganzen Maschinen, unsere ganze Technik, die wir haben. Und wie viel Grips steckt in unserer Technik drin? Aber wie viel Grips unter Anführungszeichen steckt noch mehr in der Natur drinnen, nicht wahr, in Wahrheit. In allem, wie weisheitsvoll ist das alles geordnet. Und es ist schon sehr absurd, eigentlich das alles zurückzuführen: Der Zufall hat das alles irgendwie zusammengewürfelt.

Es ist heute eine sehr beliebte Erklärungsmethode, namentlich in der Evolutionstheorie oder so. Da ist alles durch Zufall entstanden. Zufällig ist alles zusammengewürfelt. Und das, was halt funktioniert, ist durch Auslese übrig geblieben. Das ist das Wundermittel, die Erklärung der Evolutionstheoretiker. Also, alles, was geistig ist, wollen wir nicht anerkennen. Also was bleibt, dann muss es durch ein zufälliges Würfelspiel im Grunde entstanden sein. Es ist eigentlich im Grunde ein Quatsch. Aber gut! Es ist insofern auch Quatsch, weil, weil da eben auch nicht zur Kenntnis genommen worden ist, dass dieses materialistische Weltbild, nachdem diese Evolutionstheorie in der Art aufbauen, dass die durch die Physik schon längst überwunden ist. Also das Bild, das zu Grunde liegt, das ist schon überwunden, das hat sich noch nicht ganz herumgesprochen. Auch dorthin nicht. Das ist also sehr interessant. Das heißt nicht, dass die Entwicklungstatsache als solches, dass es also Entwicklungsfolgen und dergleichen gibt, die man an den Fossilien und so weiter verfolgen kann, dass dahinter nicht was steckt. Nur dass das ganze völlig geistlos passiert ist, das ist der Hokuspokus. Das ist wirklich der große Hokuspokus, wo man das Kaninchen aus dem Hut ziehen will. Also das funktioniert nicht wirklich. Also das heißt, wir sollten nicht davon ausgehen, dass das, was als Geist sich in unserem Denken nur sehr schwach und sehr blass abspielt, aber was in der Realität dahintersteckt, dass das nicht auch in der ganzen Natur waltet. Vor allem, wir sollen nicht glauben, dass diese, ich sage mal in der Natur waltende Weisheit unbedingt daran gebunden ist, sich eines Gehirns zu bedienen. Jetzt könnte man fragen, wo ist denn das große Gehirn, das sich das alles ausdenkt? Haben wir irgendwo im Kosmos ein Riesen-Hirn, das sich das alles ausdenkt und von dort das ganze Universum steuert? Das ist also absolut nicht notwendig. Ich habe in einer Wissenschaftszeitschrift gelesen: Ja, da ging es um um Flugzeuge, um den Flugzeugbau, um die Steuerung von Flugzeugen und und vor allem um diese Kampfflugzeuge, also die eine sehr komplizierte Steuerung haben und dergleichen.

Und da steht: Ein Sperling hat Fähigkeiten der Flugsteuerung, die weit über denen eines hochgezüchteten Kampfflugzeugs liegen. Und dennoch hat dieser Vogel lediglich das sprichwörtliche Spatzenhirn. Das heißt, man muss nicht davon ausgehen, dass also die ganze Intelligenz, die hinter dieser Flugsteuerung des Sperlings liegt, dass die vom Gehirn ausgeht. Die liegt gar nicht dort drinnen. Es gibt also Intelligenz auch abseits des Gehirns. Das Gehirn in Wahrheit ist für uns das Instrument, das uns das Geistige, das in der Natur bzw. in uns speziell wirkt, in einer ganz bestimmten Weise ins Bewusstsein spiegelt. Dazu ist das Gehirn da. Das Gehirn denkt nicht eigentlich, sondern das Gehirn macht uns das Denken, das unabhängig vom Gehirn vorhanden ist, bewusst. Und zwar bewusst in der Art, wie wir es als blassen Schatten erleben. Und dazu ist das Gehirn da, nicht zum Denken. Das ist ein schwieriger Gedanke, nicht wahr, ein schwieriger Gedanke! Weil wir heute glauben, von da oben, das ist so eine Art Computer, der rechnet alles au. Und so ist es eigentlich gar nicht. In Wahrheit ist das - man könnte sagen - ein Spiegelungs-Apparat, der uns sozusagen die Intelligenz, die Weisheit, den Geist, der in der Natur - und wir sind selber auch unter anderem auch ein Stück Natur mit unserem ganzen Organismus - der uns diese Intelligenz ins Bewusstsein spiegelt. Das macht das Gehirn. Versuchen Sie es einmal - es ist ein kühner Gedanken, nicht wahr? Ein sehr kühner Gedanke abseits davon, das als großen Computer zu sehen. Aber wenn man eben verfolgt, wie überall in der Natur, eigentlich diese ungeheure Weisheit waltet und man da durchaus ein Gespür kriegt, dass eben Intelligenz abseits von Gehirnen auch möglich ist, dann muss man sich die Frage stellen, ob das Gehirn wirklich notwendig ist, um diese Intelligenz hervorzubringen? Oder ob es eben eine andere Aufgabe in Wahrheit hat, nämlich, das bewusst zu machen. Dazu ist also namentlich die Großhirnrinde verantwortlich. Ich gebe Ihnen das nur als Gedanke mit.

Sie müssen mir das nicht glauben. Glauben müssen Sie bei mir überhaupt nichts. Ich kann Ihnen nur Anregungen geben, einmal die Dinge von einer ganz anderen Seite zu betrachten, als man es gewohnt ist, vielleicht zu betrachten. Da komme ich kurz einmal wieder auf das Wort Anthroposophie zurück. Anthropos, der Aufgerichtete, der entgegen Gewendete, man könnte sagen der Aufständige, der Rebell, der, der gegen die konventionellen Ansichten sich auch einmal entgegenstellt und sagt: Hallo! Man kann sich das alles von einer anderen Seite auch anschauen. Weggeht von dieser Einseitigkeit. Wir sind heut bis zu einem gewissen Grad, wie jedes Zeitalter, gehen wir an die Dinge mit einer ganz bestimmten Blickrichtung heran, die etwas für sich hat, keine Frage. Aber die vielleicht einseitig ist und wo es andere Standpunkte vielleicht auch noch gibt, vielleicht sogar ganz entgegengesetzte Standpunkte. Ich lese Ihnen ein Sätzchen vor "Zur Realität des Geistigen im Gegensatz zur Realität des Materiellen". Ein Physiker sagt - zitiert wird ein Physiker, den man nicht verdächtigen kann, dass er Anthroposoph ist, der abseits davon steht. Und der dies immer relativ locker formuliert, also sehr markig formuliert. Hans Peter Dürr ist ein Quantenphysiker, Träger des Alternativen Nobelpreises. War Mitarbeiter von Werner Heisenberg. Ich weiß nicht, ob sie Werner Heisenberg kennen, war ein Quantenphysiker, der sehr stark gewirkt hat, in den 20er, 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, Mitentwickler der Quantentheorie, der ganz wesentliche Grundlagen dafür geliefert hat. Hans Peter Dürr war dann in späteren Jahren Mitarbeiter von ihm. Heisenberg ist glaube ich 1976 gestorben. In den letzten Lebensjahren war er Mitarbeiter und er sagt das einmal so: Es gibt keine Dinge, also keine Gegenstände. Es gibt nur Form und Gestaltveränderung. Die Materie ist nicht aus Materie zusammengesetzt, sondern aus reinen Gestaltwesen und Potenzialitäten. Potenzialitäten heißt so viel wie Möglichkeiten, etwas, was aber gar noch nicht wirklich existiert, was aber unter gewissen Bedingungen Wirkungen erzeugen kann.

Also eigenartig! Das ist wie beim Geist. Und ein bisschen später sagt er dann noch: Im Grunde gibt es nur Geist. Und dann sagt er sehr schnoddrig: Aber er verkalkt. Und wir nehmen nur den Kalk wahr als Materie. Also die Materie ist die sozusagen verkalkter Geist. Also, wenn der Geist ein bisschen in die Jahre kommt, dann verkalkt er und dann erscheint als Materie. Also Materie ist im Grunde nichts anderes als etwas, wo Geistiges seine lebendige schöpferische Gestaltungskraft bis zu einem gewissen Grade zurückgenommen hat und damit in einer starreren und unbeweglicheren Form erscheint. Das Wesen des Geistes ist nämlich im Grunde schöpferisches Gestalten und Umgestalten, Neues zu schaffen, neue Gesetzmäßigkeiten hervorzubringen, neue Zusammenhänge zu schaffen in der Welt. Und ihn dadurch zu einer gewissen Höherentwicklung zu treiben, von einfachen Formen, zu komplexeren Formen voranzutreiben. Aber irgendwann erstarrt erstarren diese Formen, in dem sich das Geistige eben - sag ich mal -ein bissel zurückzieht, ein bisschen lahmer wird, nicht mehr so tätig ist. Und das erscheint uns dann als Materie. Materie ist sozusagen Geist, der ruhiger, gemächlicher geworden ist. Weil wirklich Geistiges ist beständige Gestaltung und Umgestaltung. So nennt's der Goethe jedenfalls im Faust lässt er das mal irgendwo sagen, Gestaltung und Umgestaltung des Geiste. Der Geist ist was ununterbrochen Tätiges. Führt uns ein bisserl vom Materie-Begriff, wenn man es jetzt physikalisch betrachtet, näher heran an den Energie-Begriff. Energie ist etwas, was wir als tätiger empfinden, als das rein materiell Gegenständliche. Nicht wahr, Materie denkt man sich immer gegenständlich. Energie kann man sich schon nicht mehr gegenständlich denken. Energie - was ist das Feuer, strahlendes Licht oder dergleichen? Aber das kann man nicht gegenständlich fassen. Licht ist kein Gegenstand. Wärme ist kein Gegenstand. Aber das ist etwas, was Veränderungen in der Welt hervorruft. Und tatsächlich ist es in der Physik so, dass wir den Übergang schon geschafft haben von der Materie zunächst einmal zur Energie. Das hat schon Einstein gesagt.

Materie und Energie sind eigentlich äquivalent, sind Erscheinungsformen ein und desselben. Materie ist eigentlich nur Energie, die auf einen engen Raum konzentriert ist und dort wirkt. Und darum erscheint sie uns, so irgendwie in mehr geschlossener Form. Das ist das, was wir als Gegenstände erleben, aber in Wirklichkeit steckt dahinter wirbelnde Energie. Und jetzt sind wir mittlerweile schon auf den nächsten Schritt, der sich vage im Horizont, in der Naturwissenschaft, in der Physik ankündigt, wo man sagt: Na ja, gut, aber Energie ist noch etwas, was so planlos, ziellos in der Welt wirkt. wenn ich Energie loslasse, macht's einen großen Krach und dann fliegt alles durcheinander. Aber dadurch entsteht im Grunde nur Chaos. Nichts anderes. Jetzt beginnt man aber immer mehr zu entdecken, dass man an allen Ecken und Enden in der Natur findet eben diese ungeheure Intelligenz, diese Weisheit, dieses Ordnungsprinzip, eine ordnende Kraft in der Natur. Das heißt, die Frage: Wie bringe ich der Energie bei, Ordnung zu schaffen? Und das verbindet man heute mit dem Begriff der Information. Es ist ja ein geläufiger Begriff, der aus der Nachrichtentechnik, aus der Computertechnik kommt: Information verstanden im Sinne als etwas, was Ordnung enthält Also Information ist nur dort, wo eine gewisse Ordnung drin ist. Im reinen Chaos, wo alles zufällig durcheinander gewürfelt ist, finde keine Information. Wenn in einem Buch alle Buchstaben durcheinander gewirbelt sind, finde ich nichts Gescheites darin. Wenn sie gewisse Ordnung haben kann, kann ich es unter Umständen als sinnvollen Satz und Wort usw. erkennen. Also Information hat etwas mit Ordnung zu tun. Das heißt, man beginnt sich vorzustellen in der Physik, dass hinter der Energie eigentlich diese ordnende Kraft steht, die man halt sehr abstrakt heute mit dem Begriff Information umfasst. Und es beginnt sich also langsam das Bild zu verschieben. Also die Realität, die Wirklichkeit besteht nicht aus Materie, sie besteht auch nicht aus Energie, wie man zunächst einmal als nächsten Schritt angenommen hat. Also dahinter steht die Information als eigentliche Realität.

Information ist aber etwas, was wir uns überhaupt gegenständlich nicht vorstellen können. Was aber schon relativ nahe rückt an das, was wir vorhin diese Intelligenz genannt haben, die in der Natur waltet. Weil, wenn man sich das als Physiker etwa vorstellt, dann meint man damit auch nicht Information im Sinne von irgendetwas, was immer wo abgespeichert ist, sondern es ist eigentlich tätige Information, also Informationsverarbeitung, wenn man so will. Also etwas, was sich ändert, was entsteht, was sich entwickelt im Laufe der Zeit. Und das kann dann unter gewissen Bedingungen als Energie erscheinen oder wenn es noch mehr verkalkt ist, wie der Dürr sagt, dann letztlich auch als Materie erscheinen. Also dort stehen wir heute im Weltbild der Physik, an dieser Grenze stehen wir. Dieser Schritt zur Information ist noch nicht so ganz allgemein anerkannt, unter den Physikern. Aber viele sehr prominente Physiker gehen sehr stark in diese Richtung. Also etwa Carl Friedrich von Weizsäcker, das war auch ein sehr großer Physiker des 20. Jahrhunderts - der Bruder von dem ehemaligen deutschen Bundespräsidenten - der dann also vor allem in seinem Alterswerk sehr alt geworden ist. Ich glaube, er ist vor drei oder vier Jahren gestorben, hochbetagt, über 90 war er da schon. Hat also sein ganzes Alterswerk dem gewidmet, die ganze Physik zurückzuführen, sozusagen auf Informationseinheiten: Also auf der Grundlage der Welt liegen immer Elementarteilchen und dann tätige Informationseinheiten, wenn man so will. Es fällt uns so schwer, uns das vorzustellen, weil uns da das räumliche Vorstellungsvermögen verlässt. Es verlässt uns schon bei der Energie, es verlässt uns bei der Information völlig. Nur, da können wir es langsam von einer anderen Seite fassen. Wir können es fassen mit dem, was wir in unserem Denken erleben, so schattenhaft fassen. Halt eben nur abgeblasst und kraftlos. In der Natur draußen müssen wir es uns mit tätiger Kraft erfüllt denken. Dann kommen wir so ein bissel an die Realität des Geistigen heran.

[00:52:45] Und dieses Geistige, das will die Anthroposophie erforschen, und zwar jetzt durch die Art, wie wir es zunächst einmal in unserem bewussten, wachen Seelenleben erfahren und erleben können. Allerdings, wenn man das Geistige in der Realität erfahren will, muss man dazu über das bloße, blasse, schattenhafte Gedanken da sein hinaus gehen. Das heißt, es ist eine Entwicklung des Bewusstseins notwendig, die über diese Art des Gedanken Lebens, wie wir es gegenwärtig haben, hinausgeht. Eine Erkrankung des Bewußtseins Lebens ist dazu notwendig, welche auch gesagt ist das Bewusstsein, so wie wir es jetzt haben, dass das schon die letzte Stufe ist, die, die man erringen kann. In früheren Zeiten haben die Menschen auch dieses intellektuelle Bewusstsein, das wir heute haben, nicht gehabt. Und das heißt ja nicht, dass wir jetzt schon der Weisheit letzter Schluss sind und dass das alles aufhört und dass es nicht weitergeht, dass wir also nicht auch im Gedankenleben oder in unserem Seelenleben überhaupt eine weitere Entwicklungsstufe durchmachen können. Aber das ist das Interessante, wenn wir jetzt einerseits sehen, das Geistige als Grundlage der Natur und draußen, andererseits aber auch sehen, dass wir es in unserem Seelenleben von einer anderen Seite erfassen können, dann müßte es doch eine Möglichkeit geben, durch diese seelisch geistige Erfahrung dort hineinzukommen und das zu erforschen, irgendwie von der Seite zu kommen. In gewissem Sinne tun das sogar die Physiker jetzt, wo nur jetzt sehr spekulativ noch nicht, erleben sie es nicht, versuchen sie auszudenken, wie das sein könnte. Und daraus entwickeln sie ihre Theorien, nämlich die theoretische Physik. Heute wird mit Recht von vielen gesagt, dass das eigentlich schon spekulative Metaphysik ist, also etwas, was sie über das gegenständliche Erleben jedenfalls weit hinausgeht, und sich herantasten eben ans Geistige wieder wie der, Dürr sagt In Wahrheit gibt es nur Geist. Nur wir erleben Zeit.

Nur wir erleben es zunächst nur in diesen sehr abstrakten Gedanken-Schemata heute. Bitte! (Frage aus dem Publikum) Darf ich Sie fragen, womit beschäftigt sich dann diese moderne Physik? Ich meine, in welche Richtung wird da geforscht? Oder wie wird das angewandt? In welchen Gebieten oder... Na ja, also die theoretische Physik. Im Kern ist sie eine Grundlagen-Wissenschaft, die nicht unmittelbare Anwendungen gleich direkt hat, sondern erst in der Folge. Wenn man nimmt, dass zum Beispiel diese Experimente . die im CERN zurzeit gemacht werden. Die sollen eigentlich dazu dienen, um diese Theorien, die diese Quantenphysiker, Kernphysiker und dergleichen entwickeln, zu überprüfen. Diese Theorien sind eben zunächst einmal weit weg noch von all dem, was man messtechnisch im Kleinen erfahren kann. Dazu braucht man diese riesigen Anlage. Und die praktischen Anwendungen, die entstehen in der Folge dessen, dass man überhaupt diese Maschinen baut, mit denen man das überprüfen kann. Da steckt nämlich unheimlich viel Technik drinnen. Also wenn man denkt, zum Beispiel heute ist das Internet so weit verbreitet. Das Internet ist im CERN im Grunde entwickelt worden. Zunächst einmal nur zum Datenaustausch, zum bequemen Datenaustausch der Forscher, der Physiker untereinander zwischen den verschiedenen Universitäten. Das kommt zum Beispiel von dort. Also man könnte sagen, eine Unmenge an Technik wird sozusagen als Abfallprodukt, als Nebenprodukt dessen entwickelt, was zunächst einmal ein rein theoretisches Interesse hat, diese hochspekulativen Gedanken der Kernphysiker zu überprüfen. Und da gibt es teilweise die verschiedensten Theorien. Die oft so phantastisch klingen, dass man sich nur wundern kann. Also da ist die ganze Anthroposophie hier gar nicht so phantastisch wird wie das, was sich die Physiker teilweise ausdenken. Und was so völlig weg ist von unserem gegenständlichen Erleben. Ich meine, da spekulieren welche, dass es, ich weiß nicht wie viele Paralleluniversen gibt, zwischen denen es irgendeinen Austausch oder nicht gibt. Und sie reden von weiß Gott wie vielen dimensionalen Räumen, in denen die Wirklichkeit eigentlich ist und unser dreidimensionaler Raum ist dann nur ein Abfallprodukt dessen.

Da gibt's zwölf dimensionale Räume und sonst was, für die wir halt keine Erlebnisart haben. Also alles, was sich gedanklich mathematisch formulieren lässt, probieren Sie aus, im Grund. Und versuchen es im konsequenten logischen Durchdenken in ein System zu bringen, das zumindest widerspruchsfrei ist in sich. Und dann ist aber jetzt die Frage, ob das mit der Wirklichkeit draußen auch was zu tun hat. Das ist die nächste Frage. Also es ist eine gewaltiger Gedanken-Übung eigentlich, die dahintersteckt. Im konsequenten Durchdenken von im Grunde völlig unvorstellbaren Dingen. Aber das Denken kann eben weit über das sinnliche Vorstellungsvermögen hinausgehen. Und so weit sind wir eben, dass wir erkannt haben: Die Wirklichkeit reicht eben viel weiter als unser sinnliches Vorstellungsvermögen. Wir können die Wirklichkeit nicht erklären, indem wir sie nur zurückführen auf sinnlich Gegenständliches. Das funktioniert nicht. So viel wissen wir, dass das nicht funktioniert. Schon in der Physik nicht funktioniert. Und in Wahrheit dann in den höheren Dingen, wo es um das Leben und dergleichen geht, funktioniert's schon gar nicht. Also wenn es da unten schon nicht funktioniert, funktioniert's dann schon gar nicht. Und wenn wir etwas erklären, so in unser Seelenleben, dann, dann ist es ganz weg. Also unser Bewusstseins-Erlebnisse, das Seelenleben zurückzuführen auf Atome. die herumkugeln, ist eigentlich absurd. Das ist nämlich, wenn man sie sich gegenständlich vorstellt. Das ist wirklich im Grunde absurd. Da wird man irgendwann in 100, 200 Jahren sich zerkugeln darüber, was da für Aberglaube geherrscht hat eine Zeitlang. Aber es ist gut, dass man es einmal konsequent durchdacht hat und an die Grenze gestoßen ist, wo man sieht, das funktioniert nicht. Die Physiker sind dort, es zu sehen, dass es nicht funktioniert und bis zu den anderen wird es sich irgendwann auch einmal herumgesprochen haben. Gut Ding braucht eben Weile. Also bis sich neue Erkenntnisse in der Menschheit durchsetzen, das dauert oft gigantisch lang. Es ist interessant!

Und bis das dann in die Schulen kommt, dauert es noch länger. Dann muss man dann noch zwei Jahrhunderte drauflegen. Es gut so, so ist das halt. Muss man halt ein bissel Geduld haben. Also, da ist man in der Physik, in diese nicht mehr vorstellbaren, aber nicht mehr sinnlich vorstellbaren Bereiche vorgedrungen, die man aber doch konsequent durchdenken kann. Das das Interessant. Und diese Experimente sollen jetzt dazu dienen, zu schauen, wie weit das wirklich was mit der Wirklichkeit der Natur draußen zu tun hat. Zunächst sind es einmal Denkmöglichkeiten, die widerspruchsfrei sind, die sozusagen im Gedanken funktionieren, die auch zusammenstimmen mit den Messergebnissen, die bis jetzt bekannt sind. Aber jetzt muss man noch weitere Experimente machen, eben mit höheren Energien und dergleichen, um zu schauen, ob es auch dort stimmt. Und weil man also bis an den Urknall und diese Dinge herankommen will. Das sind Bereiche, an die man mit Experimenten eh nicht ganz herankommt, aber man kann sich halt näher herantasten und dann kann man zumindest gewisse Theorien ausscheiden und von manchen sagen, die funktionieren auch dort noch. Also man kann den Kreis ein bisschen einengen, an das tastet man sich heran. Aber das Interessante ist also, dass die Haupttätigkeit dieser theoretischen Physiker darin besteht, sich in dieses sehr abstrakte, aber auf der anderen Seite auch interessante, auch sehr geistige Gedankenleben zu vertiefen und sozusagen auch zu wagen, etwas über die Welt auszusagen, wo ich noch nicht unmittelbare sinnliche, messtechnisch Beobachtungen jetzt machen kann. Sondern ich wage mich in Bereiche vor, wo ich eigentlich noch gar nicht mit der Messtechnik hin kann. Aber mit dem Denken presche ich sozusagen als Pionier vor. Auf eine andere Art ist ja Steiner auf seinem Weg zur Geisteswissenschaft auch von einer Vertiefung des Gedankenlebens ausgegangen ist. Halt von einer anderen Seite her. Aber er hat den Ansatzpunkt gehabt. Na gut, also, ich will das Geistige beobachten.

Ich habe es zunächst einmal in einer nur sehr schattenhaften Form gegeben. In dem, was wir als Gedanke erleben. Aber vielleicht, wenn ich dieses Gedankenleben eben komplett konzentrierter, intensiver beobachten kann, wenn ich da sozusagen ein bisschen dahinter schauen kann, hinter dem, was wir normalerweise erleben und mit dem Bewusstsein, das Bewusstsein zum Aufwachen bringen kann, einen Schritt, bevor das eigentlich Geistige zu diesem blassen Gedankenleben erstorben ist, im Grunde. Wenn ich da ein Stück dahinter schauen kann, wenn ich sozusagen vordringen kann, den Prozess des Denkens oder den Prozess, wo das Geistige eigentlich diese Gedankenformen bildet. Wenn ich den irgendwo erhaschen kann, dann komme ich zu einem anfänglichen Erleben dieses Geistigen, komme also einen Schritt weiter. Und mit dem hat es sich beschäftigt, schon lange bevor die eigentliche Anthroposophie begründet hat Also etwa in einer grundlegenden philosophischen Schriften in der "Philosophie der Freiheit" geht es sehr stark um die Beobachtung des Denkens. Den Schritt dahinter zu kommen hinter diese blassen Gedankenschatten. Wir erleben eigentlich sozusagen immer erst die fertigen Gedankengebilde. Und wie das alles zustande kommt, wie das eigentlich aus dem Geistigen herausschneit - möchte ich fast sagen - das verschlafen wir. Da sind wir noch nicht wach. Aber durch entsprechende Konzentration und Konzentrations-Übungen, wenn man so auch will, kann man dorthin kommen. Und dann erlebt man schon eine etwas realere, eine etwas wirklichere Stufe von dem, was wir immer als das Geistige bezeichnen können, von dem wir den bloßen Gedanken Schatten zunächst haben. Zu dem sind einzelne Menschen auch so gekommen, ganz unsystematisch durch ihren Schicksals weg. Ich zitiere ihnen wieder einen Physiker. Es ist eines meiner Lieblingszitate, du kennst es sicher schon. Ein österreichischer Physiker: Wolfgang Pauli, auch einer der Quanten-Theoretiker der großen Quanten-Theoretiker des 20. Jahrhunderts hat das sogenannte Pauli-Prinzip aufgestellt. Daraus lässt sich dann ableiten, wie die ganzen chemischen Elemente aufgebaut sind.

Warum die so sind, hat also sehr viel zum Verständnis der Materie beigetragen und dass sie eben nicht bloß gegenständlicher Natur ist. Dieser Pauli sagt von sich selbst zunächst: Ich wurde anti-metaphysisch getauft. Anti-metaphysisch, das heißt von irgendwelchen jenseitigen Dingen oder so will er nichts wissen, weil er ist ein rein intellektueller Mensch. Er bezieht sich auch auf die Tatsache, dass sein Taufpate tatsächlich Ernst Mach war. Ernst Mach war einer der großen Positivisten am Anfang des 20. Jahrhunderts. Also positiv, die Positivisten, also eigentlich das, was äußerlich gegeben ist, das ist das Wirkliche. Und alles andere ist Spintisiererei. Von dem wollen wir nichts wissen. Metaphysik ist überhaupt Blödsinn. Wenn ich also über das Physische hinausgehen will, ist Blödsinn. Also das war sein Taufpate und das war zunächst auch die Einstellung des Wolfgang Pauli. Er war also ausgeprägter Intellektueller. Und wie es oft bei Intellektuellen ist, hat er im Praktischen zwei Linken gehabt. Also Experimentalphysik war für ihn überhaupt nichts. Wenn er nur irgendwas angegriffen hat, hat es schon nicht funktioniert und war kaputt. Es ging dann die Mär: Wehe, der Pauli kommt in ein Labor, dann geht sicher irgendwas schief. Er hat auch an der Uni Wien gearbeitet, aber vor allem in Göttingen, in Deutschland. auch Und er war verschrien diesbezüglich, dass er wirklich einen negativen Einfluss auf alles Experimentelle hatte. Geräte funktionieren in seiner Umgebung nicht. Da gibt es ja nette Anekdote: Einmal in Göttingen - großes Experiment, lange geplant, monatelang vorbereitet, alles schaut wunderbar aus, die Geräte laufen an, alles schaut gut aus und dann macht's: Bumm! Und die ganze Apparatur zerreißt's und aus unerfindlichen Gründen ist alles kaputt. Kein Mensch weiß, warum. Alle schreien: Pauli, Pauli muss in der Nähe gewesen sein. Aber Pauli war nicht da, der war auf Vortragsreise irgendwo. Später stellt sich heraus, in derselben Minute, wo das passiert ist, ist er mit dem Zug durch Göttingen durchgefahren.

Jedenfalls der Pauli hat selbst schon daran geglaubt, dass wenn er nur in die Nähe eines Gerätes kommt, dann zerreißt's es. Er hat das dann selber den Pauli-Effekt genannt. Also ein reiner Theoretiker, ein sehr intellektueller Mensch mit all den Einseitigkeiten, die man auch als reiner intellektueller Mensch entwickelt. Menschen, die nur im Intellekt sind, kennen den Rest des Lebens oft nicht wirklich und können damit sehr schlecht umgehen. Und das war beim Paul ist ja auch der Fall. Er ist so mit seinem Leben an sich immer sehr schlecht zurecht gekommen und ist dadurch auch immer wieder in seelische Krisen verfallen. Und in diesen seelischen Krisen ist dann immer wieder so irgendwie dieses Intellektuelle auch ein bissel weggespült, weil er ist von allen möglichen Traumbildern heimgesucht worden und dergleichen. Das ist ihm natürlich fürchterlich am Nerv gegangen, weil ihn das als intellektueller Mensch gestört hat. Und er ist aber dann in Kontakt getreten mit C.G.Jung, mit dem Psychiater, Psychologen C.G.Jung, der sich sehr mit dem Unterbewusstsein beschäftigt hat. Ist in seiner Behandlung gewesen und ist in einen sehr intensiven Dialog mit ihm gekommen und und hat dann mit der Zeit entdeckt, dass diese Traumbilder, die ihn da heimsuchen, dass die also auch eine gewisse Systematik haben und dass die nicht bloße normale Träume sind, sondern dass sich in denen auch etwas ausspricht. In manchen zumindest, nicht in allen. Viele Träume sind völliger Blödsinn, weil eigentlich im Grunde eher Erinnerungen aus dem Tagesleben als Fetzen irgendwie durcheinandergewirbelt werden. Und dass das als dramatische Geschichte erscheint, die aber nicht sehr viel auszusagen hat. Nicht, dass Sie glauben, ich will sie zu Traumdeutung oder sowas hinführen. Aber es gibt also Träume manchmal - und die hat der Pauli gehabt - die mit einer gewissen Regelmäßigkeit kommen und die, von denen er dann langsam das Empfinden gehabt hat: Ja eigentlich hinter dem, was ich so untertags im Intellekt entwickle, das ist eigentlich so ein Art Schattenbild nur von dem, wenn ich eine Stufe zurückgehe, in Form dieser Bilder sich auslebt. Das heißt, hinter dem abstrakten Denken steht eigentlich ein bildhaftes Gedankenerleben, wenn man so will.

Und sozusagen dort bin ich einen Schritt näher an der Realität dessen, was sich eigentlich in dem Gedanken, in dem normalen, abstrakten Gedanken nur schattenhaft ausspricht. Nun, ich lese Ihnen das einmal vor, wie er das formuliert. Er sagt:

Wenn man die vorbewusste Stufe der Begriffe analysiert, findet man immer Vorstellungen, die aus symbolischen Bildern mit dem allgemeinen starken emotionalen Gehalt bestehen. Die Vorstufe des Denkens ist ein malendes Schauen dieser inneren Bilder, deren Ursprung - das ist jetzt wichtig - nicht allgemein und nicht in erster Linie auf Sinneswahrnehmungen (des betreffenden Individuums) zurückgeführt werden kann.

Also zwar gewisse Elemente übernehmen wir natürlich aus der Sinneswelt, aber gerade das, was dann die Ordnung dieses Traum-Ablaufes ausmacht, das ist etwas, was nicht unmittelbar aus der Sinneswelt entnommen ist, sondern was im Grunde das ist, aus dem dann, wenn dieses Bild-Gehalt verblasst, dann in dem abstrakten intellektuellen Denken erscheint. Aber das steht also eine Stufe intensiveren Erlebens dahinter, die wir aber normalerweise verschlafen. Diese symbolischen Bilder nennt er auch Urbilder des Denkens oder archetypische Bilder, so in Anlehnung an diese Ausdrucksweise von C.G. Jung, der von diesen Archetypen und dergleichen gesprochen hat. Archetypus heißt Urbild im Grunde. Und er schreibt jetzt weiter:

Die archaische Einstellung - archaisch ist jetzt nicht veraltet, sondern er meint das Archetypische, also die auf das Urbild ausgerichtete Einstellung - ist aber auch die notwendige Voraussetzung und die Quelle der wissenschaftlichen Einstellung.

Also er sagt: Unser Intellekt entspringt aus dem, von dort kommt er her. Zu einer vollständigen Erkenntnis gehört auch diejenige der Bilder, aus denen die rationalen Begriffe gewachsen sind. Und jetzt wird es noch interessanter:

Das Ordnende und Regulierende muss jenseits der Unterscheidung von physisch und psychisch gestellt werden. So wie Platos Ideen etwas von Begriffen und auch etwas von Naturkräften haben. Sie erzeugen von sich aus Wirkungen in der Welt nämlich. Ich bin sehr dafür, dieses Ordnende und Regulierende Archetypen zu nennen. Es wäre aber dann unzulässig, diese als psychische Inhalte zu definieren. Vielmehr sind die erwähnten inneren Bilder die psychische Manifestation der Archetypen, die aber auch alles Naturgesetzliche im Verhalten der Körperwelt hervorbringen, erzeugen und bedingen müssten. Die Naturgesetze der Körperwelt wären dann die physikalische Manifestation dieser Archetypen. Es sollte dann jedes Naturgesetz eine Entsprechung innen haben und umgekehrt. Wenn man das heute auch nicht immer unmittelbar sehen kann.

Zwischen-Bemerkung eines Teilnehmers: Diese Sinn-Widrigkeit von der Entwicklung her, wo der junge Mensch mit 7 Jahren in die Schule kommt und ....einen Teil dieser Kräfte frei gibt.... die werden dann fürs Denken verwendet. Richtig! Das heißt also, wir kommen der Stufe tiefer, sozusagen mit dem Erleben hinein in das, was man jetzt einmal im Groben sehr allgemein als Geistiges bezeichnen kann. Wir hören dann vielleicht ... nicht heute, weiß nicht, ob sich das ausgeht, werden wir sehen... vielleicht beim nächsten Vortrag sehen, dass dieses Geistige dann, wenn man es beginnt zu erforschen, durchaus also noch verschiedene Stufen hat, die man unterscheiden kann. Wenn wir von Geist reden, müsste man sich fragen Was ist denn die Seele des Menschen? Ist es dasselbe wie Geist und dergleichen. Was ist das Leben? Ist Leben bloß was Physikalisches oder was ist es eigentlich? Da gibt es ja verschiedene Abstufungen, sozusagen, wenn man das erforscht. Und genau das wollte eben auch Steiner erforschen und eben von dieser Seite - sag ich mal - des inneren Erlebens her erforschen. Es ist das, was die Physiker auf der einen Seite von außen durch ihre Messungen erforschen, aber andererseits eben auch von innen, indem sie ihre intellektuellen Gedanken bilden, die sich aber steigern können bis zu diesem archetypischen Erleben von dem Pauli spricht. Im Grunde ist der Weg Steiners nicht so ein viel anderer, denn er führt dann dieses Gedankenleben auch weiter zurück zu einem bildhaften inneren Erleben, das Steiner dann genannt hat: Imagination.

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[01:16:37] Die Imagination imago heißt Bild ist auch ein bildhaftes Erleben, das heißt, wo das, was wir hier einmal schattenhaft als Intellekt erleben, wo wir eben genau zu dieser Stufe vordringen, zu einem bildhaften Erleben, das ist eine gewisse Verwandtschaft mit den Traumbildern. Aber der große Unterschied ist, dass sie eben nicht diese diese Verworrenheit des Traumleben haben, und dass sie dann ganz wach im Bewusstsein erlebt werden, nicht als im Schlafende und in einer Übergangsphase, wo man nicht ganz da sind, sondern ganz wach erlebt werden. Also so etwas wie eine Art wach traum. Traum ist das richtige Wort, aber wo einfach das Gedankenleben verdichtet wird zu einem bildhaften Erleben, zu einem symbolisch bildhaften Erleben, das man aber verstehen kann und. Das ist die Stufe, wo man dann auch das, was etwa die Physiker heute noch sehr abstrakt formulieren und nur informelle Formeln niederschreiben können. Das sage ich mal zu einem konkreteren inneren seelischen Bilder werden kann. Das heißt, die Physik fordert eigentlich, dass man zu dem Herankommen, wenn man nicht nur einen sehr abstrakten mathematischen Formeln vorzustellen, sondern wenn wir noch konkreter erleben wollen, geschieht das nicht beim Lesen. Beim Lesen. Wovon meinen Sie ihn? Dann habe ich einen Blick. Dann habe ich eine bildhafte Vorstellung. Das ist richtig. Das ist richtig. Allerdings sind es in der Regel sinnliche Bilder, die wir uns in der Regel. Es kommt natürlich darauf an, was, was wir lesen. Wenn man etwa Schriften Steiners liest, dann sollten auch andere Bilder angeregt werden. Dann sollten auch solche Imaginationen angeregt werden. Oder wenn man etwa auch mit dem richtigen Bewusstsein dann. Stimmt, religiöse Schriften liest und dergleichen. Da stecken auch solche Bilder dahinter. Also auch gerade bei uns in der Gesellschaft, in der Kirche wird die Schöpfungsgeschichte über die biblische Schöpfungsgeschichte anhand des hebräischen Textes.


[01:18:56] Und was da an Bildern dahinter steckt, hinter den eigentlich ganz kargen äußeren Schildern, die die Genesis erzählen, in Wahrheit verglichen mit anderen Schöpfungsgeschichten, etwa wie sie bei den Griechen oder so geschildert wird, wodurch gigantische Bilder geschildert werden. Ist es auf den ersten Blick etwas ganz Karges, wenn man dahinter beginnt zu schauen? Stecken gewaltige, interessante Bilder dahinter, die dann durchaus auch gewisse Beziehungen zur modernen Physik etwa zulassen? Nicht, dass man sagt, die moderne Physik stecke es ist zu viel gesagt, aber auch, worum es dabei geht. Das ist ein von einer anderen Seite betrachtet, aber da gibt es Anknüpfungspunkte, ist also hochspannend, diese Bilder zu erleben. Also das heißt, ein waches Bilder Bewusstsein sozusagen zu entwickeln, den Intellekt weiter zu entwickeln zu einem wachen Bilder Bewusstsein, wobei dann im Grunde sogar der wahrheitsgehalt des bewusstseins grad gegenüber unserem normalen intellektuellen denken sogar noch höher ist. Also es ist nicht etwas, wo man, wo man in einer Unbewußtheit zustand, in einen Zustand verfällt. Das ist auch ganz interessant. Das wollte also Steiner ganz, ganz wichtig, weil er will mit seiner Anthroposophie nicht etwas geben, so wie die alte Mystik oder etwa mit der Mystik. Da versetzt man sich in seinen gewissen Traumzustand hinein, dann erlebt man auch solche Bilder oder konnte sie früher erleben, aber in einem nicht ganz wachen Zustand, in einem Zustand, der unseren Träumen eher vergleichbar ist, wo wir nicht so ganz bei uns sind, wo man zwar früher durchaus richtige Dinge erleben konnte, aber sie nicht wirklich mit wachem Bewusstsein beurteilen konnte. Und das genügt nicht, sozusagen, um in das, was da vorgegeben wurde, das auch mit wissenschaftlicher Klarheit zu erfassen. Und Anthroposophie will im wahrsten Sinne des Wortes Geisteswissenschaft sein, das heißt eine wissenschaftliche, das heißt im klaren Denken formulierte Beschreibung, Erfassung des Geistigen, also nicht der Geisteswissenschaft begriff, wie wir ihn heute an den Universitäten haben.


[01:21:24] Interessant ist im wesentlichen die Kulturwissenschaften, also was der Menschheit dann an Literatur und Philosophie und so weiter hervorgebracht, dass man's Steiner nicht damit, sondern er meint. So wie die Naturwissenschaft eine Wissenschaft von der Natur aus nicht, so sei Anthroposophie Anthroposophie eine Wissenschaft vom Geistigen. Sein soll das Geistige, und zwar eine Erfahrungswissenschaft des Geistigen. Die Erfahrung besteht im Erleben dieser Bilder, wenn Sie so wollen. Da ist die Erfahrung Interesse als sinnliche Erfahrung natürlich, da komme ich unmittelbar an eine geistige, aber indem ich eben den Intellekt verstärke, vertiefe bis zu diesem bildhaften Erleben, den. Mit einem Wachzustand, der diese oder diese Bilder mit einem Wachzustand erleben, der sogar über das normale Wachbewusstsein hinausgeht, letztlich also, wo man völlig besonnen ist, nicht irgendwie eingelullt wird wie bei der Mystik. Das ist einfach unserem Zeitalter nicht mehr angepasst und trotzdem aber auch in diese Bereiche vordringen kann, durch die einstmals durch die Mystiker erfahren wurden und der Weisheit noch drinnen sind. Aber das war immer Stufe der früheren Zeit. Angepasst ist die, die nicht unserer heutigen Zeit mehr angepasst ist. Heute wollen wir das auch klar gedanklich formulieren können. Das konnte man damals nicht, weil wenn man solche alten Mystiker liest, unvorbereitet liest, versteht nur Bahnhof. Und wenn man ganz ehrlich ist, machen wir vielleicht schöne Bilder. Aber was die eigentlich wirklich bedeuten? Keine Ahnung, nicht wahr? Und heute müssen wir aber sehr, sehr klare nicht nur Ahnung, sondern wir sollen wissen, ein klares Wissen auch davon erwerben und entwickeln. Also das strebt die Anthroposophie an, haben wir irgendwo in Salzburg, dass Steiner auch formuliert? Ja. Unter Anthroposophie verstehe ich eine wissenschaftliche Erforschung der geistigen Welt, welche die Einseitigkeiten einer bloßen Naturerkenntnis ebenso wie diejenigen der gewöhnlichen Mystik durchschaut und die, bevor sie den Versuch macht, in die übersinnliche Welt einzudringen, so übersinnlich heraustritt, wo sie gegenständliche Erleben hinausgeht.


[01:24:10] Also bevor sie den Versuch macht, in die übersinnliche Welt einzudringen, in der erkennenden Seele erst die im gewöhnlichen Bewusstsein und in der gewöhnlichen Wissenschaft noch nicht tätigen Kräfte entwickelt, welche ein solches Eindringen ermöglichen, das heißt im normalen Denken haben, weil eben diese diese Kräfte noch nicht oder noch nicht genügend entwickelt. Da können wir es noch nicht bis zum Bild verdichten, da müssen wir erst unsere Seelenkräfte stärken, weiter entwickeln und die sind entwicklungsfähig. Hoffentlich mein ich. Wir machen ja als Mensch. Wenn wir vom Kind zum Erwachsenen herauswachsen, machen wir eine starke Entwicklung durch, schon in unserem Seelenleben, bis wir einmal zum intellektuellen Denkvermögen kommen. Wer sagt, dass das nicht weitergeht? Das ist eine Stufe der Entwicklung. Nicht die Endstufe der Entwicklung muß es nicht sein. Das ist. Kann es nicht sein. Kann es nicht sein? Im Grunde. Nein, es ist. Es ist eine Zwischenstufe. Immerhin, dieser Intellekt hat schon was sehr Großes gebracht für den Menschen, und zwar gerade dadurch, dass es so etwas Blasses im Grunde ist zu etwas, was uns so unwirklich erscheint. Denn was gibt es uns dadurch? Dadurch gibt es uns gerade die Möglichkeit, uns so ganz frei der Welt gegenüber zu stellen. Die Gedanken zwingen uns zu gar nichts von sich aus. Es war mehr. Wir können uns verführen lassen durch die Gedanken zum Yoga. Das muss doch so sein und dann gezwungen dies oder das zu tun. Aber eigentlich so mit der Kraft Impuls geht von dem Gedanken nicht aus, der uns zu irgendwas hintreibt. Wir treiben uns dann selber hin, weil wir nicht kommen aus den Gefängnissen der Gedanken, die oft gar nicht unsere eigenen sind. Wir sind schon unsere eigenen Gedanken und wir sind die, die wir aus dem Gewissen übernehmen. Aber zumindest ist es ist, ist, ist es.


[01:26:17] Wenn wir es also vergleichen mit dem, was in den Emotionen lebt und mit uns durchgeht, wenn wir dort das Gedankenleben in diesem Moment ausgeschaltet wird, dann geht der Zorn mit uns durch. Und dann manchmal, wenn man, wenn man das aushalten. Es ist also verkehrt. Was sollten wir unter zivilisierten Menschen? Nicht vollkommen. Es ist früher viel häufiger vorgekommen als heute. Wir haben dazu gelernt. Manchmal, aber gerade dadurch, wenn das Gedankenleben sich einschaltet und sagt Ich bin zwar zornig, aber das heißt ja nicht, dass ich gleich ausholen muss. Also der Gedanke gibt mir immer die Möglichkeit, eine Handlung auch zu unterlassen. Das. Das haben wir gewonnen. Das ist ein wichtiger Schritt für unsere Freiheit geworden, dass wir nicht Getriebene sind wie das Tier, sondern dass wir gewisse Freiheit entwickeln. Sehr relative verändert. Sie haben vorhin so zweifelnd geschaut, und das ist uns sehr wichtig, weil wir natürlich sehr stark in unseren Gedanken Gefängnissen drinnen stecken. Also die Freiheit ist also sehr relativ, aber doch immerhin größer, als wenn wir dieses Gedankenleben nicht hätten. Es gibt uns eine gewisse Wahrheit, aber es zwingt uns nicht mit Notwendigkeit, sagen wir mal so oder nicht immer mit Notwendigkeit. Das ist. Das ist das Gute daran. Aber der Preis, den wir dafür gezahlt haben, ist, dass wir so in Gedanken leben. Das können wir. Wir haben es mit der Wirklichkeit zu tun. Und wenn wir es im Sinne dieser Imagination, dieses Erlebens der archetypischen Bilder, der Urbilder weiterschreiten, dann kommen wir zumindest Schritt weiter in die geistige Wirklichkeit hinein, in Erleben, in ein Erleben der geistigen Wirklichkeit. So wie wir heute bloß die äußere, sinnliche Welt als Wirklichkeit erleben. Diese Imagination ist erst der erste Schritt, ist der erste Schritt. Wenn man aber immer weitergeht, dann kommt man in eine Realität hinein, in eine Wirklichkeit hinein, die der äußeren nichts nachsteht.


[01:28:40] Sie ist halt anders, sie ist anders. Aber man stößt genauso an Wirklichkeiten und wird dann sehr schnell frei davon, dass man sagt Das ist alles nur unser Spiel. Das sind unsere abstrakten Gedanken, teilweise aber, aber, aber zugleich kommt man in Realitäten hinein. Und dann beginnt man auch zu erleben, dass wir in diesem bildhaften Erleben nicht nur uns selbst erleben, sondern dass wir auch anderes Geistiges erleben können, das in gewisser Weise außerhalb von uns steht oder in einer gewissen Weise unabhängig von uns ist. Außerhalb dieser schlichte Begriff wird es wieder ein räumlicher Begriff werden, so schwer, über die Dinge zu reden, aber etwas, das nicht wir selbst sind. Das ist eine sehr merkwürdige Erfahrung am Anfang, wenn man sozusagen in seinem Bewusstseins erleben den Horizont erweitert auf etwas, was nicht allein wir selber sind. Das kann am Anfang sehr verwirrend sein, aber andererseits, wenn man die Kraft dazu entwickelt hat, überhaupt zu diesem ganz wachem, bewussten, bildhaften seelischen Erleben zu kommen, dann hat man die Kraft, damit umzugehen und findet sich auch bis zu einem gewissen Grad zurecht. Aber dann beginnt man langsam auch nicht nur das Geistige in sich selbst zu erleben, sondern das Geistige in der Welt da draußen. Dann kommt man zu dem, was Steiner da mit dem ersten Leitsatz angedeutet hat Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das geistige Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen will. Also da kommt man an die Grenze heran, wo man sozusagen auch die, ich sage einmal nehmen muss. Die geistige Außenwelt beginnt bewusst zu erleben als Erfahrung. Und die Anthroposophie versteht sich eigentlich als geistige Erfahrungswissenschaft, nicht als etwas Spekulatives. Also Anthroposophie ist nicht vergleichbar mit der mittelalterlichen Metaphysik, etwa wo man spekuliert darüber, wie die göttlich geistige Welt sein könnte, und herausliest jetzt aus den biblischen Schriften, was da drinnen steht und auch Kommentare dazu zu macht und sich jetzt Gedanken macht über etwas, was man eigentlich selbst aber nicht erlebt.


[01:31:21] Man muss ja sozusagen blind für diese Welt ist. Anthroposophie will den nächsten Schritt gehen. Sie sagt Wir haben die Möglichkeit erlebend in diese Welt einzudringen. Das ist der nächste Schritt, sozusagen. Also Anthroposophie als Erfahrungswissenschaft des Geistigen auch verbunden aber mit der gedanklichen Klarheit, dass dann auch in solche immer wissenschaftliche Begriffe zu fassen, also nicht nur in der Bild, wo sie geistig erlebt haben und das mich zum Glauben, sondern ich versuche das auch gedanklich ganz klar zu formulieren, so dass das auch nachvollziehbar bleibt für für Menschen, die vielleicht zunächst einmal selbst dieses Erleben noch nicht gehabt haben, weil das man selbst zu dem Erleben dieser Imaginationen, dieser Bilder kommt. Dazu ist eben erst einmal die Kraft und die Verstärkung des eigenen Gedanken lebensnotwendig. Das muss man zuerst tun. Dazu zählen Konzentrations Übungen. Dazu zählt etwas, was man Meditationsübungen nennen kann, die aber in nichts anderem bestehen, als dass man einfach lernt, dieses Gedankenleben noch noch bewußter, noch konkreter, noch willens hat in die Hand zu nehmen mit dem eigenen Willen. Wir erleben das im Alltag, wie oft unsere Gedanken herumschwirren irgendwo. Man denkt an irgendetwas ein, oder wenn man Meditation will, passiert das ganz besonders beim Meditieren. Das heißt, ich konzentriere mich auf einen ganz kleinen, engen Meditations gegenstand, auf einen satz vielleicht oder auf eine Farbe oder auf irgendetwas, was eng ist und versuche, das konzentriert im Bewusstsein festzuhalten. Über zwei Minuten vielleicht. Es ist unheimlich schwer dort zum Yoga und dann kitzelt die Nase 100.000 Dinge. Der Stern. Es ist unheimlich schwer, dabei zu bleiben. Konzentriert an einer Sache. Da, wenn wir da mal denken, husch mal von einem Gedanken zum nächsten, weil dadurch das immer in Bewegung ist, aber einen Gedanken, einen kurzen Satz, einen kurzen Gedanken festzuhalten, nur den, nur den ins Zentrum des Bewusstseins stellen.


[01:33:42] Das ist gar nicht so leicht. Das ist die Voraussetzung dazu, dass man dieses imaginative Bewusstsein langsam entwickeln kann. Also das, was heute so durch sein Schicksal passiert ist, zeitweise zumindest passiert ist. Das kam aber konsequent durch geistige Schulung, wenn man es so nennen will, dem in nichts anderem besteht als in solchen Konzentrations übungen, die man allerdings sehr konsequent sehr regelmäßig machen muss. So wie man beim Sport da regelmäßig was tun muss. Wenn eine andere Haltung kommen wird, dann muss man sie heute regelmäßig mit Ausdauer machen. So muss er heutzutage geistiges fit machen, mit durchführen und das Gedankenleben verkraften. Dann komme ich dazu, einen Schritt weiter zu machen, dass diese geistige Wirklichkeit in Bildern zunächst einmal zu erleben und eben nicht mehr mein eigenes geistiges, sondern ich lerne es auch unterscheiden von einer geistigen Außenwelt, die in der Natur wirkt, die in den anderen Menschen wirkt, in den Tieren auf andere Art wirkt, um zu erweitern. Das kann man herankommen. Na ja, so viel vielleicht, dass erst der Einstieg in die Anthroposophie habe noch viel mehr vorbereitet. Aber das wird zu viel für heute. Wenn Sie noch Fragen haben, stehen natürlich für alles zur Verfügung. Dankeschön. Ich.

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