Reinhard Lasar im Gespräch mit Christoph Bolleßen, 2025

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Veröffentlichung vom 18. April 2025 von Christoph Bolleßen. Hier klicken um zum Video zu gelangen

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Transkription vom Gespräch Rheinhard Lasar mit Christoph Bolleßen vom 18. April 2025

+++ Stand 15. Juni 2025: Dies ist ein maschinelles, vorläufiges Rohtranskript +++

Begrüßung und Einführung 00:00:06

Ja, liebe Zuschauer, wir sind heute hier in Villingen-Schwenningen, Freie Waldorfschule, und ich habe die große Freude, dass heute der Christoph Bolleßen neben mir sitzt, mit mir sitzt. Christoph Bolleßen werden die meisten kennen von euch vom Kanal, YouTube-Kanal Kultur Epochen. Er spricht viel langsamer wie ich. Ich muss auch noch ein bisschen mit dem Tempo ein bisschen langsamer machen.

Und mein Wunsch, mich mit ihm zu treffen, ist darin vor allem begründet, dass ich immer wieder Sätze von ihm höre, verinnerliche, die in mir wirken, wo ich denke, das sind so geistige Samen, die ich mit Freude in mir aufgehen lassen möchte. Und das ist einfach gerade mal so die Einleitung, warum das Treffen heute. Und bevor ich dem Christoph Bolleßen auch noch selbst das Wort übergebe, dass er sich vielleicht vorstellen möge, möchte ich gerade noch ein Zitat von Rudolf Steiner, wegen dem auch die Schule gebaut wurde, wegen dem viele Impulse in die Welt gebracht wurden, noch verlesen.

Rudolf Steiner Zitat und Vorstellung 00:01:14

Von einem fünften Vortrag aus Heidenheim, 12. Juni 1919, GA 193: „Mag heute äußerlich in der Welt dies oder jenes stürmisch vor sich gehen, mag das, was ich herausarbeiten will aus tiefen Untergründen der menschlichen Entwicklung, so oder so aussehen, die eigentliche Natur und Wesenheit desjenigen, was geschieht, vernimmt man doch eigentlich nur, wenn man auf diejenigen Ereignisse hinschaut, die dem gewöhnlichen, heute noch üblichen, menschlichen Anschauen entgehen und die eigentlich nur dann wahrnehmbar sind, wenn man die Welt von einem geistigen Gesichtspunkt aus betrachtet.“ Und mit dem Zitat möchte ich gerade Ihnen das Wort geben, Herr Bolleßen.

Ja, lieber Herr Lasar, vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview. Ich freue mich sehr, dass wir uns heute hier an diesem wunderschönen Frühlingstage austauschen. Und bin sehr gespannt, wie unser Gespräch verlaufen wird.

Weg zur Anthroposophie 00:02:39

Ja, Herr Bolleßen, wie kamen Sie zur Anthroposophie? Ja, das war tatsächlich kein gerader Weg, wenn man von außen schaut. Ich bin in Nordrhein-Westfalen geboren, am Niederrhein, in einer, ja, kann man sagen, nicht-Waldorf-Familie. Also ich war kein Waldorf-Schüler und hatte auch keine Anthroposophen in meinem familiären Umfeld. Und ja, ich bin dann durch Erlebnisse in der Kindheit, habe ich gespürt, dass es da etwas gibt, was mich anzieht. Und das war im Grunde nichts Irdisches, wenn man so will.

Also ich hatte zwar immer auch ein gesundes Hingezogensein zu den irdischen Dingen, aber ich hatte immer so auch das Gefühl, da gibt es noch etwas anderes. Und dann war es also so, dass ich dann eine ziemlich heftige Pubertät hatte. Also da habe ich mich dann nicht gerade mit Ruhm bekleckert, was Spiritualität angeht. Ich denke aber heute, das war vielleicht auch wichtig, um bestimmte Dinge nochmal durchzuleben. Und ja, und dann begann irgendwann die Suche.

Spirituelle Entwicklung und Biobereich 00:04:04

Und ich bin dann über verschiedene Wege, ich hatte immer schon eine Verbindung zu Christus gespürt. Also wenn ich eine Kirche besucht habe oder damals im Kommunionunterricht, ich bin also katholisch getauft und bin aber aus der Kirche ausgetreten vor über 20 Jahren schon, weil mich die Institution nie so wirklich deckungsgleich überzeugt hat mit dem, was ich dann in den Evangelien oder in der Bibel gelesen habe. Und dann bin ich irgendwann umgezogen in die Heidelberger Gegend, Mannheimer Gegend, und habe dort im Biobereich gearbeitet, also im Naturkostfachhandel, viele Jahre.

Und diese Zeit war für mich sehr, sehr prägend. Da habe ich also Menschen kennengelernt, die mich dahin geführt haben, beziehungsweise die mir vorgelebt haben. Es gibt also tatsächlich Menschen, die ein spirituelles Leben so ein bisschen über die Alltagsebene stellen. Die haben wirklich ernsthaft praktiziert, wenn man so möchte. Also die haben versucht, wirklich die Spiritualität in den Alltag reinzutragen. Es waren aber noch keine Menschen direkt aus der Anthroposophie. Es waren andere Wege.

Durchbruch zur Anthroposophie 00:05:39

Und da habe ich dann so ein bisschen diese Luft geatmet, was es bedeutet, so ein bisschen ernsthafter sich den Dingen zu widmen, den Geistigen. Und das hat mich dann nicht mehr losgelassen. Und dann war es dann irgendwann so weit, dass ich dann durch verschiedene Erlebnisse gespürt habe, die Anthroposophie, das wird deine geistige Heimat. Und der Durchbruch kam dann tatsächlich vor, das war so 2013, 2014. Da habe ich dann gespürt, hier bist du richtig.

Schön. Also eben auch über so die Selbstfindung, logischerweise. Ich denke, niemand wird so auf eine Art und Weise geboren, dass er schon von Kind auf diese Gabe vielleicht in sich trägt, um so einen Weg zu beschreiten, der einem führt und der einem auch Freude macht, zu gehen.

Geistige Samen und Inspiration 00:06:23

Ja, ich habe diesen Vortrag, den Sie gehalten haben, „Vom Eise befreit“. Ich habe den transkribiert, weil ich mir gedacht habe, das geht ja bei YouTube recht einfach. Aber mich fanden einfach einige Sätze ganz markant und hilfreich für mich selbst. Und die Idee, das können Sie mir dann gerne in die Kommentare schreiben, ob der Versuch gelungen ist. Ich arbeite daran, welche Ansätze, welche Hilfsmittel, welche Ideen, Inspiration können Sie Menschen mitgeben?

Ich lese jetzt gerade mal noch einen Satz vor, den Sie da gesagt haben. Der lautet, dass uns jetzt klar sein muss, wenn wir von der Überwindung des Zeitalters der Finsternis sprechen, dass diese Finsternis noch so lange weiter andauern wird, bis wir Menschen das Licht des Eisernen Zeitalters selbst erzeugen. Und mir erschließt sich der Satz, aber ich würde mich freuen, wenn Sie im Sinne eines Werkzeuges oder einer Idee, wie Sie sich das vorstellen, diesen Satz vielleicht noch ein bisschen interpretieren könnten.

Überwindung des Kali-Yuga 00:07:49

Also das geht zurück darauf, dass wir tatsächlich mehrere Zeitalter haben, die sich, man kann sagen, bisher eigentlich immer in so einem ewigen Kreislauf bewegt haben. Im Sanskrit, in der hinduistischen Tradition heißt das, glaube ich, Samsara. Das ist dieser Kreis von Werden und Vergehen. Und da ist es dann irgendwann so, dass es dann eine absteigende Bewegung gibt und eine aufsteigende Bewegung. Die absteigende ist dann vom goldenen Zeitalter über das silberne Zeitalter, das Eiserne.

Und dann kommt dieses Zeitalter der Finsternis, das sogenannte Kali-Yuga. Und in diesem Zeitalter der Finsternis, was wir 1899 dank der Angaben Rudolf Steiners nun beendet haben, geht es nun wieder in ein aufsteigendes Eisernes Zeitalter, später dann wieder ins silberne und dann ins goldene Zeitalter. Und wir haben dieses kleine Kali-Yuga. Denn wir müssen auch sehen, diese Zyklen wiederholen sich.

Mysterium von Golgatha und Eigenverantwortung 00:09:04

Das muss man sich vorstellen wie so eine russische Puppe. Also die Puppe in der Puppe in der Puppe. Und von der ganz kleinen Puppe haben wir jetzt quasi dieses kleine Kali-Yuga überwunden. Wir befinden uns aber in einem größeren Zusammenhang immer noch in einem finsteren Zeitalter. Aber nichtsdestotrotz kann man jetzt sagen, wir befinden uns wieder in der Morgenröte eines Eisernen Zeitalters. Der Unterschied ist aber, dass wir das Mysterium von Golgatha hinter uns haben.

Das ist ja, das Mysterium von Golgatha passt auch jetzt wunderbar in die Osterzeit. Das ist ja der Dreh- und Angelpunkt, um den sich im Prinzip die gesamte Anthroposophie dreht. Diesen Vorgang, dieses tiefe, hochgeistige Ereignis wirklich tief, tief zu verstehen und zu durchdringen. Und in diesem Zusammenhang bedeutet das, dass der Mensch bis zum Mysterium von Golgatha im Grunde ein Produkt ist von der Zusammenarbeit der höheren Hierarchien.

Geistige Gestaltung und Freiheit 00:10:25

Die haben uns die Substanz gegeben, um aus dieser Substanz Abschnürungen vorzunehmen. Aus ihrer Leiblichkeit und diese Abschnürungen zu unserer Leiblichkeit immer mehr zu machen. Also quasi immer wieder Substanz zu personalisieren, könnte man sagen. Und dieser Vorgang, dass uns quasi die höheren Hierarchien immer wieder an der Hand genommen haben und dafür gesorgt haben, dass wir immer wieder auf den rechten Weg mehr oder weniger zurückgefunden haben, das ist nun dieser große Moment und diese große Verantwortung.

Dass mit dem Ende des Kali-Yuga, mit dem Beginn des Neuen Eisernen Zeitalters die Eigenverantwortung der Menschen insofern beginnt, dass es also keine direkten Eingriffe mehr geben wird aus der geistigen Welt, sondern dass wir jetzt in die Freiheit hineingestellt sind, dass wir durch unsere Gedanken, durch unsere Gefühle und durch unsere Taten die Welt formen. Und zwar im Moment erleben wir das ja sehr stark im Mineral.

Bewusste Arbeit in Äther- und Seelenwelt 00:11:42

Wir bearbeiten das Mineralreich, wir entnehmen der Natur Stoffe und arbeiten sie um. Aber das ist eigentlich nur eine Form der Bearbeitung. Wir sind gleichzeitig permanent in der Äther-Welt unterwegs, wir sind in der Seelenwelt tätig und wir sind auch in der geistigen Welt tätig. Nur dass es uns nicht bewusst ist. Und diese Arbeit im Ätherischen, im Seelischen und im Geistigen, die muss jetzt langsam immer bewusster werden, dass uns das klar ist, dass jeder Gedanke, jedes Wort, das wir sprechen und auch jede geistige Tat, die wir vollführen bis hin zur Geste, also ob ich jetzt so eine Geste mache, eine empfangende Geste, oder ob ich so mache, mich verschließe.

Das sind alles Formen, die hinterlassen werden in irgendeiner Form in den entsprechenden Reichen und Ebenen. Und wir haben schon durch unsere vielen Inkarnationen hindurch, wo wir auch immer mehr in diese Selbstständigkeit hineingekommen sind, haben wir schon viele Dinge beeigenschaftet, viele Formen auch geschaffen. Und die waren auch nicht immer gut und gedeihlich. Und so müssen wir uns jetzt quasi mit unserem Lebenskunstwerk, könnte man sagen, so lange beschäftigen, bis wir dann zurücktreten und sagen, so kann das Gemälde jetzt bleiben, so ist es wahr, schön und gut.

Herausforderung der Eigenverantwortung 00:13:26

Ja, jetzt könnte man das Interview ja schon fast abbrechen, weil Sie haben ja gesagt, jeder Gedanke, jede Tat, jedes Wort, jede Geste trägt entscheidend oder ist ein Bestandteil der Welt, in der wir leben möchten, leben könnten und genauso eben halt auch vielleicht auch das Abbild dieser Zeit, dass wir sehen, welche Gedanken, welche Taten die Welt erzeugt, erschaffen haben, in der wir leben. Und da haben wir ja leider auch Beispiele, die manchmal furchterregend sind, Angst machen, also Angst, ich sage immer Angst eng.

Und da fällt es, glaube ich, auch einigen Menschen doch eher schwer zu sagen, puh, wenn ich jetzt wirklich jedes Wort mir überlege, jeden Gedanken überlege. Aber das wäre ja tatsächlich das Einfachste. Warum gleiten dann so viele Menschen oder warum gleiten die Menschen dann doch immer wieder ab in den Rausch des Konsums, in die Champions League, in die vielen Möglichkeiten der Ablenkung des medialen Versumpfens? Dabei wäre doch schon einfach vielleicht morgens der Gedanke des Dankes an das gesunde Aufwachen ja schon der erste gute Einstieg. Wie sehen Sie das?

Ablenkungen und materielle Bindung 00:15:26

Ja, also ich sage mal, das Ganze hat sich natürlich in gewisser Hinsicht bis in die kleinsten Verästelungen unseres Daseins hinein in bestimmte Richtungen entwickelt. Und ich würde auch sagen, wir befinden uns heute in einer durchaus alarmierenden Situation, weil man sich eben vorstellen muss, je mehr wir von der geistigen Welt in die Freiheit entlassen worden sind und je mehr wir diesen Spielraum bekommen der Gestaltung, desto mehr ist es auch erforderlich, dass wir diesen Spielraum nicht nur willkürlich nutzen, sondern dass wir es im Sinne der Gerechtigkeit tun.

Und da gibt uns Rudolf Steiner diese wunderbare Definition von Gerechtigkeit, die eben bedeutet, dass man nur gerecht handeln kann im Leben, wenn man die geistige Welt mit einbezieht. Und dazu, um sie einzubeziehen und ihr gerecht zu werden, muss man sie natürlich auch ein bisschen kennen. Man muss sich darüber klar sein, dass wir eben keine Zufallsprodukte sind, die irgendwo im Weltraum aus Einzellern entstanden sind, sondern dass wir alles, wir sind im Grunde, wie soll man sagen, wir sind so mit Gnade gesegnet worden aus der geistigen Welt.

Geistige Geschenke und Verantwortung 00:17:11

Wir haben so viele Geschenke erhalten. Viele Wesen haben große Opfer gebracht, damit wir heute an diesem Punkt sein können, ein Ich-Bewusstsein zu entwickeln. Und allein schon aus dieser Haltung heraus, wenn man sich das eben so vorstellt, unser Leben ist kein Zufallsprodukt, sondern unser Leben ist gewollt. Dahinter steht ein Wille, ein väterlicher Wille. Wenn wir bis ganz oben gehen, wenn es im Vaterunser heißt, dein Wille geschehe, dann heißt das nicht, man soll sich an irgendwelche religiösen Gebote halten, sondern der Wille des Vaters ist der freie Mensch.

Dass wir unsere Freiheit ergreifen und die Welt weiterführen, weiterentwickeln und sie dann schließlich zu einem Werk des Wahren, Schönen und Guten zu machen. Der Wille des Vaters, der freie Mensch. Haben Sie eine Erklärung, warum sich viele Menschen als Gefangene betrachten oder sich selbst ein Gefängnis bauen?

Fesseln der Materie und Freiheit 00:18:49

Ich glaube, der Jean-Jacques Rousseau sagte mal, der Mensch wird frei geboren. Er sagte das vor 300 Jahren. Der Mensch wird frei geboren und doch liegt er in Fesseln. Viele Menschen bauen sich ihr Gefängnis. Viele Menschen begeben sich in ein Gefängnis durch Verträge. Mir fällt ja der Bausparvertrag ein zum Beispiel, den ja jeder Schwabe eigentlich hat oder zwei. Warum ist die Neigung der Menschen vielleicht manchmal ausgeprägter, sich in ein Gefängnis zu begeben, anstatt den freien, ich gucke jetzt auch nach oben, den freien, gottgegebenen Willen anzunehmen und ich sage jetzt mal ganz salopp, was draus zu machen. So wie Sie zum Beispiel, dass Sie einfach diese Samen streuen.

Ich möchte da die Menschen ein bisschen in Schutz nehmen, denn man muss sich vorstellen, wir leben halt schon auch in einer sehr, man kann wirklich das Wort krass benutzen, wir sind gekoppelt an diesen Leib und dieser Leib führt uns Tatsachen permanent zu, durch die Sinne. Also die Sinne sind so massiv in ihrer Übertragung von Eindrücken, sage ich mal, dass es sehr, sehr schwer fällt in unserer heutigen Situation teilweise diese leisen Töne hinter dem Sinnlichen vernehmen zu können.

Entschleunigung und Achtsamkeit 00:20:19

Dazu bedarf es ein paar grundlegender Schritte. Zunächst mal die Entschleunigung, also raus aus der Hast, aus dem drei Schritte gleichzeitig machen wollen und vielleicht auch mal nicht permanent die Ablenkung zu suchen durch Geräusche, durch Musik, durch animierte Bilder, sondern sich vielleicht auch mal klarzumachen, dass Rudolf Steiner sagt, überall da, wo wir im Grunde jetzt feste Dinge haben, da ist in der geistigen Welt ein Hohlraum. Und überall da, wo wir in der Sinnenwelt eigentlich Freiraum haben, da ist höchste geistige Aktivität.

Also das ist genau das Gegenstück, könnte man sagen. Und wenn man versucht, dann einfach vielleicht das zu lernen, auch wertzuschätzen, dass es auch mal schön sein kann, in Ruhe für sich zu Hause zu sitzen und keine Nebengeräusche zu haben oder einfach mal den Vögeln zuzuhören zum Beispiel oder dem Rauschen des Windes in den Bäumen, dann merkt man, wie das Innere auch beginnt zu entschleunigen und dass dann auf einmal wie von selbst auch eine Annäherung stattfindet.

Hoffnung durch das Mysterium von Golgatha 00:22:44

Dass man spürt, zuerst werden die Gedanken anders, vielleicht werden sie auch viel mehr durcheinander zuerst einmal, aber je öfter man diese Zeiträume sich nimmt, dann verändern sich die Gedanken, es verändern sich vielleicht auch bestimmte Wünsche, dann beginnen sich die Gefühle zu ändern. Und wenn man dann in diesen Zustand der Ruhe versucht, System hereinzubringen, und das ist diese esoterische Arbeit, diese geistige Arbeit, die ich auch als Kern der Anthroposophie sehe, des Schulungsweges, dann wird man Schritt für Schritt spüren, dass man sich verändert und dass diese Veränderung durchaus sehr wertvoll sein kann.

Sie haben vorhin gesagt, dass wir ja in besonderen Zeiten leben, in brisanten Zeiten, in Zeiten, in denen sich im Außen oder durch die Medien transportiert, einiges zuzuspitzen scheint. Was macht Ihnen persönlich Hoffnung? Mir macht Hoffnung, dass durch das Mysterium von Golgatha der Christus für uns da ist. Das ist meine Hoffnung. Und diese Hoffnung ist sehr begründet, kann man sagen.

Spirituelle Impulse und Gegenkräfte 00:24:07

Darüber hinaus kann man nur hoffen, dass viele Seelen, die nun auf die Erde kommen, die aus einer höheren Perspektive gesehen haben, dass die Erde in einer schwierigen Phase ist, dass diese Menschen genügend Vorsätze mitbringen in ein neues Leben, dass sie zu spirituellen Menschen werden müssen und dass sich dadurch dann die Zukunft verändern kann. Das ist meine Hoffnung, aber ich weiß eben auch, ich bin da realistisch, wir haben starke, stärkste Gegenkräfte.

Und ich glaube, was am allerwichtigsten ist, ist, dass auch wir selber immer wieder auf uns selbst gucken. Und mir fällt immer wieder auf, dass jeder, sage ich mal, sieht sich als Teil der Lösung, aber kaum jemand sieht sich als Teil des Problems. Und wir müssen eben sehen, dass, wie ich versucht habe eben darzustellen, durch diese vielen Inkarnationen, wo wir uns zu diesem Selbstbewusstsein, zu diesem Ich-Bewusstsein durchgearbeitet haben, und wir müssen auch sehen, dass viele Menschen auf der Welt, die in anderen Kulturen leben, die hatten auch noch kein wirkliches Ich-Erlebnis, auch in unseren Kulturen nicht.

Intimer Moment des Ich-Erlebnisses 00:25:21

Also dieser Moment zu spüren, ich bin ein geistiges Wesen, und durch dieses geistige Wesen, durch diesen Kern, den ich in mir trage, habe ich eine Verantwortung gegenüber der geistigen Welt. Das ist ein sehr intimer Moment, aber wenn der wirklich stattfindet, dann, das ist auch so eine hoffnungsvolle Aussage, die ich mal gehört habe, die fand ich unwahrscheinlich schön, wenn dieser Moment stattfindet, dann ist dieser Moment im ganzen Universum spürbar. Wo ein Mensch dem spirituellen Leben, dem spirituellen Weg, den ersten Platz im Leben einnimmt.

Ich glaube, den Satz werde ich auch nochmal an den Anfang stellen, weil der ist wirklich sehr markant und bedeutungsvoll. Und das sind für mich auch solche Beispiele, weswegen ich sage, oder ich einfach gemerkt habe, dass das, was Sie in den Interviews oder in diesen Gesprächen, in diesen Videos, die Sie publizieren, da macht es einfach Klick bei mir, und ich sage, genau so empfinde ich das.

Freude an der Erkenntnis 00:26:22

Genau so geht es mir, ging es mir schon, auch natürlich über Abwege, über Umwege, diese Erkenntnis durch Dringung in gewissen Bereichen erlangt zu haben. Und das macht dann auch eben Freude. Und das ist tatsächlich für mich auch schon oft spürbar gewesen. Eben das Beispiel mit der Primel, von der der Christian Kreis sprach, weil sich darin auch wirklich in so einem kleinen Blütenkelch des Universums für mich offenbart.

Und ja, vielleicht könnten ja manche, Sie haben natürlich recht, wenn Sie sagen vorhin eingangs noch, dass Sie die Menschen in Schutz nehmen. Nicht jeder kann so vielleicht, wie er will, oder nicht jeder hat dann vielleicht auch die Möglichkeit dazu, weil einfach vielleicht gewisse Anforderungen des Alltags da sind, Familie, Beruf, Steuererklärung, Freundeskreis, das prägt ja auch die Menschen, das nimmt sie irgendwo hin mit.

Alltag und Innenschau 00:27:24

Und der Weg, also ich kenne jetzt wenig spirituelle Freundeskreise, ich kenne aber dafür halt mehr Fußballvereine, mehr Gesangvereine, mehr Motorradvereine, war ich auch mal lange Jahre, und dann sind wir wieder bei der Ablenkung oder bei den Möglichkeiten, die das Außen offenbart und in denen die Innenschau nicht den gebührenden Platz hat und auch nicht kommen kann, Mangelszeit. Weswegen da vielleicht manche Menschen eben länger brauchen, eben mir war es ja auch nicht vergönnt in der Hinsicht.

Ostern, Mysterium von Golgatha, Sie haben gerade noch im letzten Video, Anthroposophie, eine Erlebnisreise, habe ich mir noch den Satz aufgeschrieben, dass wir doch zu Brüdern Christi werden könnten oder wir ein durchchristetes Ich entwickeln könnten. Und ich möchte noch mal einen Schritt zurückgehen, dass wir uns auf den Weg machen könnten, sollten, im Sinne einer Welt, einer Mutter Erde, die das Gute in den Vordergrund stellt, die das Hilfreiche, Dienliche, Schöne, Wahre, das Künstlerische, den Ausdruck in den Mittelpunkt stellt und nicht die Zerstörung, nicht die Angst, nicht den Krieg, nicht die Waffen.

Brüder Christi und das Ich veredeln 00:29:09

Was würden Sie, wenn man jetzt diesen Satz so liest oder hört, zu Brüdern Christi werden? Wie kann ich mir das vorstellen? Wie meinen Sie das, zu Brüdern Christi? Weil eigentlich habe ich es mal in der Kirche so gelernt oder in der Kommunion oder im Unterricht mal so gelernt, dass ja des Christus und Gott ja auch jetzt, dass ich da eigentlich einen Abstand haben sollte, weil ich bin ja auch schuldig im Sinne der Kreuzigung und der Jesus Christus hat das alles auf sich genommen. Und wenn ich nicht jetzt, wie Sie sagen, und ich empfinde es auch so, zu Brüdern Christi werden könnten, sollten, wie können wir diesen von mir so empfundenen Abstand, den ich mal so gelernt bekommen habe, wie können wir den überwinden?

Ja, also das ist eine große Frage, auch wenn man jetzt vielleicht mal so anfängt, die alten Religionen und dazu zählt eben auch die institutionalisierte christliche Religion, wobei das Christentum ja eigentlich noch nicht da ist. Das ist ja ein kommendes erst. Und die alten Religionen sind im Prinzip so aufgebaut, dass der Mensch aufgrund seiner zeitlichen Folge der Inkarnationen sich bis zu dem Punkt gebracht hat, dass er dieses Ich-Erlebnis, dieses Selbstbewusstsein zum ersten Mal haben kann.

Zeitliche Abfolge und Luzifers Einfluss 00:30:59

Dazu ist also ganz wichtig die zeitliche Abfolge. Das heißt also Inkarnation zu Inkarnation. Und dass es in diesem Zuge auch wichtig ist, beziehungsweise früher wichtig war, wo habe ich mich inkarniert, in welcher Familie? Das heißt, die Ahnen spielen eine große Rolle, die Abstammung, das Blut. Also diese Zeitenfolge. In dieser Zeitenfolge sind wir Kinder Luzifers.

Luzifer ist derjenige, der uns geholfen hat, muss man sagen, dass wir aufrechte Menschen werden, dass wir also unseren Kopf erheben können, unsere Sinne für die Welt sich öffnen, unsere äußeren Sinne. Und dass wir in diesem Zuge dann mit dieser Mars-Energie, es gibt ja die Mars-Erde und die Merkur-Erde, bis zum Mysterium von Golgatha, spricht Rudolf Steiner von der Mars-Erde, nach dem Mysterium von Golgatha von der Merkur-Erde. Und mithilfe dieser Mars-Energie konnten wir uns durchkämpfen durch diesen Dschungel, wenn man so will, der irdischen Welt, was sehr wichtig war.

Veredelung des Ichs und räumliche Bruderschaft 00:32:20

Ohne das wäre dann ein höheres Ich nicht möglich. Aber dass jetzt der Moment gekommen ist, dass wir verstehen, dieses Ich-Erlebnis bringt uns nur bis zu einem ganz bestimmten Punkt. Und wenn wir nun es schaffen, das Ego, das niedere Ich zu identifizieren und dieses zu veredeln, das heißt also vom Punkt uns dem Umkreis zuzuwenden. Wer bin ich in der Welt? Ich möchte das, was ich in der Welt beeindruckt, beeigenschaftet habe, möchte ich gut machen.

Und wenn wir uns auf diesem Wege loslösen von allem, was vorher war, von unserer Abstammung, von unserer Familie, von unseren Ahnen, von unserer Konfession und uns rein als Menschen, dann verlassen wir die Zeit, also als Menschen begegnen, dann verlassen wir das Zeitliche und ordnen uns im Raum an, auf Augenhöhe, als Brüder, im Raum mit dem Christus als Zentrum. Und das bedeutet, wir sind brüderlich, räumlich, Brüder Christi.

Schmerz und Abschied vom Materiellen 00:34:59

Auch ein beeindruckender Satz. Mir fällt viel ein, als Sie sagten, das Ich veredeln, das Ego veredeln. Bei den Bäumen machen wir es, das wird aus der Wildkirche, die Kirche machen mit den größeren Früchten, da ist es Gang und Gäbe und wird vielfach praktiziert und niemand würde eine Wildkirsche kaufen oder würde sagen, ich stelle mir eine Wildkirsche im Garten, ich will lieber eine veredelte, eine Herzkirsche, ich will eine wunderschöne, saftige, große Frucht und unsere eigenen Früchte, so kommt es mir manchmal vor, lassen wir mangels Bewusstsein, mangels genaues Hinschauen oder Hineinschauen irgendwo verkümmern.

So scheint es mir. Tut Ihnen das weh, wenn Sie das vielleicht manchmal sehen? Ich weiß, ich komme wieder auf die Menschen zurück, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass es mich schmerzt oder manchmal auch wehtut, wenn ich das wahrnehme, was mir so manchmal im Außen begegnet. Ja, Reinhard, ich soll nicht urteilen und manchmal geht es mir so, dass es mich schmerzt einfach und ich denke, es könnte so einfach sein, weil die Impulse sehen wir ja alle.

Kampf mit Drachenkräften 00:35:27

Naja, man muss schon sagen, man zahlt tatsächlich einen Preis dafür und das muss man sich, wenn man so will, auch wirklich gut überlegen. Also eine Wildpflanze ist durchaus robuster, ist durchaus vitaler, also sage ich mal, im Leben stehend als eine Kulturpflanze. Das heißt, das ist genau der Punkt, der es uns so schwer macht, dieses Haften an der Materie. Also, dass man sich wirklich auf den Weg begibt, zu sagen, diese irdische Wüchsigkeit, diese Resilienz, sich in dieser physischen Welt gut aufzustellen, die stelle ich ein Stück weit zurück zugunsten einer geistigen Entwicklung.

Denn das bedeutet ja schon, man muss sich von bestimmten Dingen auch verabschieden. Und dieser Abschied, der tut weh. Und wir haben auch Wesenheiten, die das nicht wollen, dass wir uns davon verabschieden, die uns daran hindern. Und das betrifft dann tatsächlich auch nicht nur, sage ich mal, äußerlich, dass da hinten jetzt einer sitzt und mich am Rockzipfel festhält, also geh nicht durch die Tür, sondern die leben in uns.

Innere Widersacher und Genussmittel 00:37:16

Die sind in unseren Leibern verankert. Das sind Elementarwesen, die wir selbst geschaffen haben und wo uns die Widersacher natürlich bei geholfen haben. Aber wir waren es letztendlich, die den ausschlaggebenden Punkt gebracht haben, dass solche Wesen entstehen. Und die sind bei uns, die sind in uns und die machen dann natürlich Radau, wenn es dann ins Lichtvolle geht und in die geistige Richtung, dann werden die wild.

Sie sprechen vom Drachen. Ich habe noch in Erinnerung, dass Michael den Drachen zu Boden geworfen hat oder auf die Erde geworfen hat. Und diese Drachenkräfte würden in uns wirken. Habe ich das richtig verstanden? Ja, das ist richtig. Welcher Abschied von welchen Drachenkräften fiel Ihnen ganz leicht?

Puh, ja, leicht von den Sachen, die mir jetzt durch den Kopf gehen, fiel mir eigentlich gar nichts. Es war immer ein Kampf. Gerade der Bereich Genussmittel, Ernährung, das sind zum Teil schon Kämpfe, die man da ausfechten muss.

Vergleich und Lebensfreude 00:39:20

Also, dass man sich einfach klar macht, es tut jetzt einfach nicht mehr so gut, wenn man bestimmte Dinge zu sich nimmt. Oder aber auch, dass man sich damit abfindet, dass bestimmte Dinge jetzt gerade einfach nicht gehen, sondern jetzt liegen andere Dinge an. Krankheit ist zum Beispiel auch so etwas. Wenn man dann eben mal eine Krankheit durchmacht, sich dann auf diese Ebene zu begeben, das wird wahrscheinlich etwas Sinnhaftes sein, was mit mir zu tun hat und auch eine Art Reinigungsprozess ist. Das ist immer schwierig.

Mir fällt noch der Faust ein, weil als der Mephisto mit dem Faust in Auerbachs Keller geht und diesen Keller betritt und die johlenden, trinkenden Studenten das Leben feiern, dann geht es mir eben auch so, dass ich merke, das ist für mich eine Welt, in der habe ich früher auch gelebt. Wenn ich an die Fußballzeiten denke, da war das eben auch Gang und Gäbe. Und das Zitat dazu wäre dann auch, wie leicht sich das Leben lässt.

Abschied vom Ausgelassenen 00:40:22

Das sagt ja dann der Mephisto zum Faust, als er diesen Keller betritt und dieses Gejohle und dieses Ausgelassene sieht, betrachtet, wahrnimmt, ist diese Welt des Ausgelassenen für Sie jetzt tabu. Hat es einfach nicht mehr den Stellenwert für Sie persönlich? Wie würden Sie das für sich persönlich beschreiben, wenn ich die Frage stellen darf?

Ich habe früher durchaus die Korken knallen lassen, wenn man so möchte. Ich habe früher durchaus Alkohol konsumiert, auch nicht wenig, in meiner Jugend. Und daher weiß ich auch, welche Zustände man da so durchmachen kann. Aber wie ich eingangs sagte, heute sehe ich es in gewisser Hinsicht auch als Vorteil an. Denn man kann heute so einen Vergleich ziehen und kann aus diesem vergleichenden Blick heraus, kann man dann wirklich für sich auswählen, was fühlt sich denn für deine Seele gedeihlicher an.

Geduld und Nicht-Urteilen 00:42:04

Und deshalb bin ich auch nie ein Freund davon, irgendwelche Dinge zu verteufeln, sondern immer die große Perspektive nach Möglichkeit zu sehen, wenn man Menschen sieht, die bestimmte Zustände suchen, dass man sich immer klarmachen muss, wir wissen nicht, an was für einem Punkt dieser Mensch in seinem Schicksal steht. Und ich nehme immer ganz gerne diesen Punkt aus dem Film Krieg der Sterne. Der hat mir in meiner Jugend so erste Türen geöffnet. Und ich nenne das immer den Darth Vader Moment.

Dass am Ende des dritten Teils dieser alten Filme die rechte Hand des Imperators, das heißt also dieser Darth Vader, er ist derjenige, der das Ganze dann beendet. Weil er auf dem Höhepunkt, in dem Moment, als sein eigener Sohn getötet werden soll, dass dann sein Gewissen sich meldet und er einen völlig anderen Weg einstellt. Und so sehe ich das auch. Also die ganzen Menschen, die man dann heute sieht, die dann irgendwo bestimmte Dinge tun, man weiß nicht, es kann schon in einer Minute dieser Herzmoment, dieser Gewissensmoment kommen. Man weiß nicht, wann es soweit ist. Und da muss man sich in Geduld üben, ohne zu verurteilen.

Friede als Arbeitsauftrag 00:43:48

Das ist übrigens auch noch eine Eigenschaft, an der ich noch arbeite, an dem Urteil. Ja, also da bin ich auch jetzt, das ist eine Lebensaufgabe. Auch eine Lebensaufgabe. Sie haben in dem Videobeitrag „Vom Eise befreit“ gesagt, der Friede sei mit dir. Das sagt ja der Pfarrer ganz gerne zur Beendigung des Gottesdienstes. Und die meisten Kirchenbesucher, wenn ich an mich zurückdenke, die sagen dann ja klar, Friede sei mit dir, dann gib mal jemandem die Hand.

Und an der nächsten Straßenkreuzung flucht man vielleicht über den schon, dem man die Hand gab. Das ist ein Arbeitsauftrag und keine Absolution, haben Sie da gesagt. Haben Sie eine Idee oder ein Rezept, oder wie gehen Sie persönlich mit diesem Arbeitsauftrag um, wenn Sie an manche Geschehnisse in dieser Welt, auf dieser Erde denken?

Ja, das ist ein großes Thema. Also selber der Frieden zu sein und Frieden auszustrahlen, den anderen nicht zu verurteilen, sondern möglichst versuchen, zu seiner Seele durchzudringen, ihn als Bruder zu sehen, das ist äußerst schwierig.

Innere Reflexion und Friedensarbeit 00:45:05

Also vor allen Dingen, weil man oft weit davon entfernt ist, sich selber als Teil des Problems zu sehen. Also ob man da den Straßenverkehr nimmt, sind immer die anderen die Fehler machen. Aber wie oft man dann selber zu weit links fährt oder den Blinker vergisst, das sieht man dann nicht. Das ist glaube ich meine Herangehensweise, immer wieder diese Momente zu bemerken, wo ich aus dem Frieden rausfalle.

Und mich dann nicht dafür zu verurteilen, selber, man kann sich ja auch selbst geißeln oder selbst verurteilen, sondern dann nur zu bemerken, aha, da war es wieder so weit, da haben die Freunde dich wieder den Bein gestellt. Und dann einfach daran festhalten, bemerken und versuchen daran zu arbeiten. Das ist glaube ich der Weg.

Licht der Kerze gegen Finsternis 00:46:07

Je größer die Finsternis, desto größer sind die Wirkungen, die freiheitlichen Willensimpulse auf die geistige Welt zuzugehen, der Menschen zu beobachten. Also je größer die Finsternis, desto mehr bewirkt unser Tun, Sie haben das beschrieben eben mit dem dunklen Raum, in dem man nicht mal eine große Neonröhre braucht, sondern es reicht eine Kerze, um diesen Raum zu erhellen. Um Licht ins Dunkel zu bringen, um die Finsternis mit einer ganz einfachen Methode aus dem Raum zu verbannen.

Ich möchte Sie fragen, welche Kerzen Sie vielleicht bei sich aufstellen oder welche Kerzen Sie vielleicht in der Hosentasche haben oder anderswo, wenn Sie sehen, das ist eine Situation, die kann gerade eskalieren, wie sieht Ihre Kerze dann aus?

Lebendiges Christuslicht 00:46:52

Also ich versuche wirklich alles zu tun, um das lebendige Licht anzustreben. Und dieses Christuslicht, dieses lebendige Licht ist nochmal ein anderes als dieses luziferische Licht. Wir haben ja diese, zu beachten, was die Sache nicht unbedingt einfacher macht, dass man auch lichtvolle Momente haben kann, die aber dann in einem egoistischen Licht sehr erhellend sind. Ich könnte doch jetzt dem anderen mal einen kurzen Wumms geben und dann landet dann die Sahnetorte bei mir zum Beispiel.

Das ist aber nicht das, um was es geht. Also das heißt, dieser Zugang, das ist glaube ich etwas sehr Individuelles, da möchte ich auch nicht jetzt so direkt einen Ratschlag geben. Ich kann nur sagen, wenn man sich mit dem Herzen versucht, in das hineinzuversetzen, was uns durch die Evangelien gegeben wurde und was uns auch durch die Vorträge von Rudolf Steiner immer wieder angeboten wird, dann das ist etwas, das ist eine Qualität, die man sonst nirgendwo findet, in meiner Meinung.

Innere Haltung und geistige Arbeit 00:48:41

Das ist eine Lebendigkeit, eine Helligkeit, aber sie ist auch sehr zart. Sie ist nicht so überbordend und man muss immer wieder prüfen, man muss diese Quelle immer wieder suchen und das ist aber eine schöne Aufgabe. Und auch da braucht es wieder Ruhe, Beharrlichkeit, Besonnenheit, einfach da dran zu bleiben und sich auch wirklich zu wünschen, dass man dieses Licht immer mehr verstärken kann. Das ist eine innere Haltung.

Das lebendige Licht, das ist ja etwas anderes, als wenn ich dann einfach nur eine Kerze irgendwo hinstelle. Das ist eine gute Überleitung zu dem Satz, der auch in diesem Vortrag drin vorkommt. Es reicht eben nicht, diese Illusion zu haben, dass wir uns einzugestehen haben, ich möchte ja nichts Böses tun, ich habe mich ja schon für das Gute entschieden.

Geistige Arbeit als Tat 00:49:45

Sie sagen, es braucht auf jeden Fall mehr, wie einfach nur diese eine Entscheidung, ich habe ja nichts Böses im Schilde und ich bin doch ein Guter. Also da braucht es schon noch mehr. Es heißt nicht ohne Grund, oder ich verwende diesen Begriff der geistigen Arbeit, dass Arbeit tatsächlich eine Tat bedeutet. Man investiert Kraft, um etwas Bestimmtes zu tun. Dieses bestimmte Tun muss also auch sinnhaft sein.

Da wird man sehr schnell erleben, zum Beispiel die Nebenübungen von Rudolf Steiner, die er gegeben hat. Wenn man also wirklich beginnt, diese Nebenübungen machen zu wollen, alleine schon die Intention, ich mache jetzt heute oder morgen, beginne ich mit diesen Nebenübungen. Ich setze mich wirklich hin und tue das. Dann wird man erleben, wie die Damen und Herren in uns sofort anfangen, uns davon abzuhalten.

Frieden in kriegerischen Zeiten 00:51:11

In dieser Welt, wenn wir die betrachten, oder wenn ich sie betrachte, ich möchte von mir sprechen, erlebe ich die Begeisterung für Waffen, für Krieg, für den Begriff der Sicherheit, der das Wort Krieg, Blut, Tod ausatmet. Das sind für mich Begriffe, mein Vater war selbst im Krieg und sagte immer, Bub, nie mehr Krieg, es darf keinen Krieg mehr geben. Diese Begrifflichkeiten sind so salonfähig geworden, die werden alle Stunde in den Nachrichten zelebriert, dass es doch wichtig sei, dass wir statt schöner siebenstiftender Schulen doch mehr Geld ausgeben sollten für Kanonen, für Drohnen, für Munition.

Wie kann der Mensch, oder wie können Sie, wie kann der Mensch in dieser Zeit Frieden finden? Mediales Fasten, in den Wald gehen? Ja, kann man alles machen, aber ich glaube, die Geisterkenntnis steht an erster Stelle. Sich also mit den Hintergründen, den Ursachen für diese Dinge vertraut zu machen.

Geisterkenntnis gegen Gruppengeister 00:52:28

Und wenn Sie jetzt diese aktuellen Ereignisse ansprechen, wir müssen eben sehen, dass dadurch, dass die Menschen nicht die geistige Welt mit einbeziehen, also nicht signalisieren, ich möchte wirklich mich erheben zum Ich-Mensch, verbleiben wir in alten Strukturen, wir verbleiben, identifizieren uns mit alten Geistern, Volksgeistern, Stammesgeistern, alle möglichen Gruppenwesen, die also auf arimanische Art und Weise noch existieren, und diese Wesen versuchen, dass wir in diesen Marszustande, denn es ist ja kein Geheimnis, dass die Geschichte der Menschheit durchaus, also durch Kriege auch immer wieder nicht gerade positiv auffällt.

Dass wir aber wissen sollten aus der geistigen Historie, dass diese Kriege vor Tausenden von Jahren etwas völlig anderes waren als heute. Die Volksgeister haben teilweise sogar diese Kriege herbeigeführt. Und dabei ging es im Großen und Ganzen, die Welt, die sinnlich-physische Welt, die Erdoberfläche könnte man sagen, so zuzubereiten, dass die Weltentwicklung voranschreiten kann.

Gefahren der Identifikation 00:54:05

Da geht es dann zum Beispiel um das Leibesgefäß für den natanischen Jesusknaben oder auch das Mitteleuropa. Wir sind ja gerade der Dreh- und Angelpunkt, wenn man jetzt geistig-kulturell sieht, sollte hier jetzt geistig das Zentrum der Welt sein. Dadurch, dass die Menschen sich jetzt mit allen möglichen Sachen identifizieren, teilweise mit nationalen Identitäten, mit irgendwelchen anderen Zugehörigkeiten von Fußballvereinen über Großfamilien oder Konfessionen, das ist natürlich hochgefährlich.

Und wenn man da seine Heimat sucht, dann spielt man diesen Wesen auch entsprechende Kräfte zu. Und wenn die diese Kräfte bekommen, und sie bekommen dann Einflussmöglichkeiten auf große Menschengruppen, dann haben wir genau das, was wir jetzt haben. Dann werden wieder Fronten gebildet, da werden dann wie auf dem Schachbrett die Figuren in Stellung gebracht, und dann reicht ein Funke, wie beim Ersten Weltkrieg ja bereits passiert, das dann durch bestimmte Verkettungen von unbewussten Menschen, die dann einfach gesagt haben, okay, so oder so oder so, sie waren aber nicht bewusst, und auf einmal war die Katastrophe da.

Zugänge zur Geisterkenntnis 00:55:59

Und ich muss sagen, leider sehe ich uns an einem ähnlichen Punkt heute. Und das kann nur überwunden werden durch Geisterkenntnis. Und deshalb ist es so wichtig, Zugänge zu schaffen für die Menschen, dass sie an dieses Wissen herankommen können. Zugänge zur Geisterkenntnis. Welchen Weg, welche, Sie hatten vorhin die Nebenübungen angesprochen, das wäre schon mal, glaube ich, einer der wichtigsten Schritte. Welcher Weg, welche Schritte, welche Möglichkeiten fallen Ihnen sonst noch spontan ein?

Ja, es gibt alle möglichen. Also es gibt zum Beispiel die Achtsamkeitsübung, dass man sich selber beobachtet, also so eine Art Begleiter wird, sich von außen anschaut und sich selber dann überprüft, wie trete ich anderen Menschen gegenüber, wie verhalte ich mich, welche Worte benutze ich, meine Sprache, meine Mimik, meine Gestik.

Achtsamkeit und Steiner-Lektüre 00:56:39

Wie stehe ich eigentlich in der Welt, was hinterlasse ich für Eindrücke in der Welt? Bin ich also ein angenehmer Zeitgenosse oder bin ich jemand, der regelmäßig aus der Haut fährt und die anderen schon denken um Himmels Willen, jetzt kommt der schon wieder oder so. Man kann überall anfangen. Und ich persönlich würde noch hinzufügen, es ist immer gut und schön, wenn man es schafft, die Bücher von Rudolf Steiner zu lesen, seine Vortragsmitschriften.

Da wird man innerlich rege und in seinen Worten liegen Kräfte, die unwahrscheinlich etwas bewegen können. Und wenn man diese zwei Welten, also nicht länger trennt, sich halt denkt, hier ist mein Alltag und hier ist mein anthroposophisches Dasein, sondern dass man immer denkt, ich bin zu jeder Zeit, sind wir hineingestellt, sind wir nicht mitten ins geistige Geschehen. Es gibt keine Trennung.

Einheit von Alltag und Spiritualität 00:57:42

Und das müssen wir schaffen, dass spirituelles Leben alltägliches Leben wird und alltägliches Leben spirituelles Leben. So fällt mir das Gleichnis ein von dem Novizen, der im Kloster zu seinem Abt sagt, ich bin so oft morgens schon beim Gebet, aber ich sehe dich oder ich sehe sie nie. Woran liegt das? Und der Antwort war eben, wenn ich gehe, gehe ich. Wenn ich spreche, spreche ich. Wenn ich esse, esse ich. Und wenn ich bete, bete ich.

Also hat eben auch immer nur eins auch bewusst zu tun. Haben Sie ein Lieblingszitat von Rudolf Steiner? Oder nur eins? Da sind viele Lieblingszitate. Das ist schwer

Lieblingszitat und Abschluss 00:59:02

Ich habe eins von Ihnen vorgelesen bei unserer Weihnachtsfeier. Ich habe es aber leider nicht dabei und ich war nur beeindruckt von dieser Tiefe. Aber ich werde es noch in die Beschreibung schreiben auf jeden Fall. Ja, eines der Zitate, die mir auch ins Herz gehen, die sind in dieser Broschüre. Ich müsste mich auch noch schlau machen, wo die her ist. Oder ich werde vielleicht noch einen PDF dazu verlinken.

An der Sicht des 100. Todestages, wo Rudolf Steiner, wie Sie häufiger gesagt haben, über die Schwelle des Todes eben ging. Und in dieser Broschüre, wenn ich sie eben aufschlage, steht geschrieben: „Das Schöne bewundern, das Wahre behüten, das Edle verehren, das Gute beschließen. Es führt den Menschen im Leben zu Zielen, im Handeln zum Rechten, im Fühlen zum Frieden, im Denken zum Lichte und lehrt ihn Vertrauen auf göttliches Walten in allem, was ist im Weltenall, im Seelengrund.“

Und wenn ich das so spüre, läuft es mir kalt den Rücken runter, weil ich dann einfach auch gerade diese Verbindung eben spüre, in dieses allumfassende, in dieses allsein. Und ja, ich sage erst mal ganz herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben noch vor dem Vortrag heute zur Waldorfpädagogik hier in Villingen-Schwenningen. Herr Bolleßen, haben Sie noch ein Schlusswort oder eine Wunderkerze?

Hoffnung und Zukunft 01:00:45

Ja, ich wünsche allen suchenden spirituellen Menschen, dass sie die Hoffnung nicht verlieren und dass wir uns immer wieder klar machen, es ist nicht hoffnungslos, nur dass wir diese große Perspektive, diese Adler-Perspektive einnehmen, auch wenn es dann vielleicht sein kann, dass die nächsten Jahre sehr schwierig werden, es werden bessere Zeiten kommen. Und wir könnten Wegbereiter sein. Wir können mithelfen.

In diesem Sinne danke ich für die Aufmerksamkeit, freue mich über Kommentare. Den Kanal Kultur Epochen lege ich euch wärmstens ans Herz. Und ja, danke Herr Bolleßen. Danke auch.

Glossar

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