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(R)Evolution des Bewusstsein - ein Vortrag von Wolfgang Peter, 2025
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Überblick
Dr. Wolfgang Peter, der Macher von https://anthrowiki.at sprach am 4. Oktober 2025 auf dem sogenannten Atlantis Worldcongress 2025 vor interessiertem Publikum in Zürich über (R)Evolution des Bewusstseins. Die Fragestellung lautete: Abbruch des Evolutions-Experiments Menschheit, oder eine Chance durch Umorientierung unseres Bewusstseins?
Transkription des Vortrages
von Elke J., Oktober 2025
| Peter, W. R_Evolution des Bewusstseins, 2025, 00:00:00 […] …
Mein Weg zur Anthroposophie - Vorstellung des Vortragenden 00:00:38
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserem Vortrag über die Evolution bzw. Revolution des Bewusstseins. Das ist das Thema, das ich für heute gewählt habe. Ganz kurz ein paar Worte zu meiner Person, weil mich wahrscheinlich nicht alle kennen werden, ganz kurz nur: Mein Name ist Wolfgang Peter, ich bin von meinem Berufsweg her Chemiker, habe mich viel mit Quanten-Chemie beschäftigt und die andere Seite ist das spirituelle Streben, das dazugehört. Für mich haben immer beide Seiten dazugehört von sehr, sehr früher Zeit. Ich bin dann durch Zufall, besser gesagt durch Schicksal, auf die Anthroposophie von Rudolf Steiner gestoßen. Aus einem kuriosen Grund heraus: Ich hatte unheimliche Hemmungen vor Menschen zu sprechen, habe gelesen Volkshochschule, Sprachgestaltungskurs, da gehst du hin. Und bin hingegangen und hatte nach drei Abenden Freude, vor Menschen zu sprechen. Und ich habe vor allem gemerkt, wie viel man in der Sprache erleben kann, was mir vorher nicht bewusst war. Also wie viele tiefe Kräfte, geistige Kräfte da drinnen stecken und die leben in den Worten, die man hört und in den Worten, die man spricht.
Und das hat mich von Anfang an dann überzeugt, dass da Substanz dahinter ist. Dass es Anthroposophie heißt und dass dieser spirituelle Hintergrund dahinter steht, habe ich erst vier Jahre später mitgekriegt. Weil ich mir gedacht habe, dieser Lehrer, der das macht, der wunderbare Vorträge hält über Kulturgeschichte, kein Wort von Anthroposophie, aber da ist ein riesiger geistiger Hintergrund. Und dann hat mir jemand ein Buch geschenkt von Rudolf Steiner, weil es hat geheißen: Du, der hält auch so Vorträge über Anthroposophie. Anthropo- was? Keine Ahnung. Gut, aber ich habe es gelesen und war nach zwei Seiten begeistert, weil mein Entschluss für die wissenschaftliche Laufbahn, Chemiker zu werden, ging aus ursprünglich von Goethes naturwissenschaftlichen Arbeiten aus. Die haben mich seit meinem 15. Lebensjahr beschäftigt irgendwo. Und das Buch, das ich geschenkt bekommen habe über Rudolf Steiner, war „Goethes Weltanschauung”. Zwei Seiten lesen, ich habe gewusst, ich bin dort zu Hause, das hat irgendwie Hand und Fuß, das hat was mit meiner Individualität zu tun. Also so viel zum Einstieg.
Das eigentliche Ich ist etwas ganz anderes als das kleine Ich des Alltags. Es ist etwas, was sich wirklich mit geistigen Welten verbindet, weil es immer in dieser geistigen Welt lebt 00:03:12
Es geht jedenfalls jetzt in unserem Thema um einen Bewusstseinswandel, um die Entwicklung des Bewusstseins und welcher Wandel jetzt in unserer Zeit möglich ist. Nämlich ein Wandel des Bewusstseins, der uns auch ganz bewusst verbinden kann mit, sage ich einmal, höheren geistigen Ebenen. Vor allem einmal mit unserer eigenen Individualität, die durchaus etwas Geistiges ist und wir sind eben nicht nur körperliche Wesen, sondern da lebt auch etwas Geistiges in uns. Und schon allein das kennenzulernen ist eine große Frage. Weil wir sagen alle zu uns, Ich, wir haben vielleicht manche bewusst sogar das Erlebnis so etwa um das dritte Lebensjahr mitgemacht, wo wir erwachen zum Bewusstsein, ich bin ganz was anderes als alle, die da vor mir sitzen, stehen oder sonst was. Ich bin ein Ich. Man spricht es als Kind sich nicht so aus, aber es ist eigentlich ein großartiges, erschütterndes, sehr zweischneidiges Erlebnis. Einerseits immense Einsamkeit zu fühlen - ich bin alles das, was da draußen ist, nicht. Aber ich bin etwas in mir und das ist mehr als der bloße Körper.
Und um dieses Ich geht es auch sehr stark, aber im Ich im Sinne von etwas Geistigem, von nicht nur einer irdisch - ich sage es einmal jetzt vielleicht überspitzt - egoistischen Persönlichkeit, die eben schauen muss, dass ihr irdisches Dasein zustande bringt, sich abgrenzt von anderen und schaut, wie kann ich für mich das meiste gewinnen. Sondern das eigentliche Ich ist etwas ganz anderes. Es ist etwas, was wirklich sich mit geistigen Welten verbindet, aus den geistigen Welten lebt, weil es eigentlich immer in dieser geistigen Welt lebt. Und das ist irgendwo der Grundnerv der Anthroposophie zu sagen, eigentlich wir haben alle den Zugang zur geistigen Welt, nur wir können es noch nicht ins Bewusstsein heben. Das ist der große Punkt. Wir sind Geistwesen, wir leben mit anderen geistigen Wesen, egal ob sie verkörpert sind, also hier, die sie sitzen, oder ob sie vielleicht in höheren Welten sich befinden. Wir leben mit diesen Wesen in Gemeinsamkeit. Und das ist etwas, was uns die Anthroposophie nahe bringt, vielleicht, dass das überhaupt der Kern des Weltdaseins ist, geistige Wesenheiten.
In der Physik, in der Astronomie, in der Chemie sagen wir Atome, oder Elementarteilchen sind die Grundlage. Das ist etwas Äußeres, das ist etwas, was wir nicht sind zunächst. Aber hinter alledem, gemeinsam hinter dem ganzen Kosmos und auch eben hinter uns stehen geistige Wesenheiten. Und wir sind eine geistige Wesenheit. Und sind eine geistige Wesenheit, die sich so seiner selbst bewusst werden kann und sollte in unserer Zeit, dass sie sich wirklich ganz auf sich stellen kann und gerade aus dieser Selbstsicherheit heraus den Weg zur sozialen Gemeinschaft findet. Wir sehen ja, wie große soziale Probleme es immer noch gibt in unserer Zeit. Weltweit in Konflikten zwischen Staaten, aber auch zwischen Einzelmenschen, in Familien oder sonst wo, wo Menschen, ohne es zu wollen, andere Menschen verletzen, kränken. Und das Wort kränken ist nicht nur was Äußerliches, ein momentanes Erlebnis, es kann auch wirklich dazu führen, dass Menschen dadurch krank werden, wenn sie dauernd in einer Umgebung leben, wo sie leise, subtil gekränkt werden.
Ich
„[…] egoistischen Persönlichkeit […] wie kann ich für mich das meiste gewinnen […] das eigentliche Ich ist etwas ganz anderes. Es ist etwas, was wirklich sich mit geistigen Welten verbindet, aus den geistigen Welten lebt […]” | Peter, W. R_Evolution des Bewusstseins, 2025, 00:03:12
Mit dem Zeitalter des Kali Yuga begann die geistige Wahrnehmung der Menschen, bis auf einzelne Ausnahmen, zu verdämmern 00:06:57
Und mit Revolution des Bewusstseins meine ich, dass das Dinge sind, deren wir uns bewusst werden können. Und wenn wir uns ihrer bewusst werden und sie nicht nur unbewusst in uns wirken, dann können wir anfangen, damit umzugehen. Damit selber unseren Lebensweg bewusster in die Hand zu nehmen und zu sehen, wo sind die Probleme, wo sind vielleicht die Probleme der anderen Menschen, die sie dann auf uns übertragen, auf uns ausschütten und so weiter. Das ist ein riesiges Thema. Das werden wir jetzt in einer Stunde nicht ausschöpfen können. Aber ich möchte Ihnen halt die ersten Stufen zeigen, wie man sich seiner selbst bewusst werden kann und damit eben auch des Geistigen in der Welt bewusst werden kann. Und dass es wirklich auch Erfahrung werden kann, bewusste Erfahrung, gedanklenklare Erfahrung. So wie in der Wissenschaft, aber nicht abstrakt, sondern aus lebendiger Erfahrung und bewusster Beobachtung heraus.
An der Schwelle stehen wir eigentlich schon längere Zeit. Also Rudolf Steiner und nicht nur er, sondern auch aus östlichen Lehren oder so kommt das. Es gab ein finsteres Zeitalter, das wurde im Indischen genannt als Kali-Yuga. Es gibt ein kleines Kali-Yuga, ein großes Kali-Yuga. Es geht jetzt ums kleine Kali, weil sie die Göttin der Finsternis im Grunde ist. Also eine sehr düstere Kraft, eine dunkle Göttin, nach der ist es benannt. Und mit diesem Zeitalter hat es begonnen, dass in der Menschheit die geistige Wahrnehmung bis auf einzelne Ausnahmen im Grunde verdämmert ist.
Kali-Yuga
„Es gibt ein kleines Kali-Yuga, ein großes Kali-Yuga […] mit diesem Zeitalter hat es begonnen, dass in der Menschheit die geistige Wahrnehmung bis auf einzelne Ausnahmen im Grunde verdämmert ist.“ | Peter, W. R_Evolution des Bewusstseins, 2025, 00:06:57
So wie wir einst die sinnliche Wahrnehmung erlernen mussten, geht es heute darum, die geistige Wahrnehmung zu erlernen, wenn wir sie bewusst handhaben wollen und nicht einfach von ihr überflutet werden wollen 00:08:38
Es war ursprünglich einmal, so schildert es Rudolf Steiner, so, dass alle Menschen die sinnliche Welt gesehen haben, beziehungsweise langsam gelernt haben, sie zu sehen. Das ist nämlich auch interessant. Wir denken, es ist so selbstverständlich, wir machen die Augen auf und sehen. Und das ist überhaupt nicht selbstverständlich. Wir können uns gar nicht mehr erinnern daran, wie wir das als Kind erst gelernt haben. Ansonsten ist Lichtwahrnehmung, Sinneswahrnehmung mit den Augen, aber ähnlich auch für andere Sinne, eigentlich noch was ganz Undefiniertes, eher Schmerzvolles sogar. Stellen Sie sich vor, das Baby wird geboren, dann ist im Kreißsaal der Riesenscheinwerfer womöglich drüber und grelles Licht und es ist geblendet und es ist Schmerz. Nichts anderes im Grunde. Und es dauert eine ganz schöne Zeit, bis man lernt wahrzunehmen, einzelne Figuren herauszuheben, aber es sind noch flächige Bilder. Dann langsam es ergreifen, aha, das ist ferner, näher, die Nase des Großvaters ist doch näher als der Mond, der auch da draußen ist. Das müssen wir alles erst lernen. Wenn man es als Kind nicht lernt, hat man ärgste Schwierigkeiten.
Es gibt so interessante Erfahrungen, die man schon Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts gemacht hat. Blindgeborene Menschen, die … also zum Beispiel, weil sie so starartige Verkrustungen in den Augen hatten, das konnte man operieren. Und Menschen, die vielleicht schon 20, 30 Jahre alt waren, wurden operiert und sie sahen nichts! Ja, Lichtblendungen irgendwie, es war unangenehm und sie haben ihr Leben lang, die meisten, nicht gelernt, wirklich zu sehen. Viele haben Selbstmord begangen, weil sie mit ihrem Leben, mit dem sie vorher als Blinder zurechtgekommen sind, nicht mehr zurechtgekommen sind, weil immer diese irritierende Lichtsituation war, ohne sie konkret fassen zu können. Das heißt, dass wir die Welt so sehen, wie wir sie sehen, das müssen wir lernen, das müssen wir erüben. Als Kind machen wir das unbewusst, so wie wir dann lernen uns aufzurichten, uns zu bewegen, im Gleichgewicht zu stehen. Das ist auch eine riesige Leistung, die das Kind macht. Und dann lernt es sprechen, Sprache selber bilden, Sprache hören, Sprache als Sprache verstehen, ist nicht etwas so Selbstverständliches. Darum spricht Rudolf Steiner von einem eigenen Sprachsinn, den der Mensch hat. Das heißt, es ist Wahrnehmung. Wir denken nämlich nicht immer nach, welche Buchstaben hat er gesagt, welche Laute, das ist dieses Wort, nein! Wir hören es und verstehen es, wenn es unsere Muttersprache ist. Wenn es nicht unsere Muttersprache ist, müssen wir es wieder mühsam lernen, wieder mühsam lernen.
Das heißt, wir müssen die sinnliche Wahrnehmung lernen und wir müssen natürlich auch die geistige Wahrnehmung lernen, wenn wir sie bewusst handhaben wollen, mit Bewusstsein dabei sein wollen und nicht einfach überflutet werden wollen von etwas.
| Peter, W. R_Evolution des Bewusstseins, 2025, 00:00:00 […] …
Der Weg zur bewussten geistigen Erfahrung 00:12:01
Und das ist das, was ich unter Revolution des Bewusstseins verstehe, dass die Sicherheit, die wir jetzt gewonnen haben in der äußeren Welt, in der sinnlichen Welt, wo wir uns als empfinden können, uns der Welt gegenüberstellen können, sie bewusst, nüchtern auch manchmal, aber auch mit Enthusiasmus betrachten können, dass wir das auch auf eine höhere Ebene heben können, wo wir nach und nach mit anderen geistigen Wesenheiten in bewussten Kontakt kommen. Das ist natürlich anders als in der Erdenwelt. Man darf sich nicht vorstellen, dass geistige Wesen, ja wie sind die? Ich frage oft, wie schaut ein Engel aus? Dann sage ich meistens darauf, eigentlich gar nicht, weil er ist kein körperliches, räumliches Wesen. Er ist ein Geistwesen und als solches hat er keine irdisch-körperliche Gestalt. Wir kleiden es in dieses Bild. Das ist das, was wir lernen, wenn wir zum Beispiel lernen, sehend zu werden für die Engelwelt, dann haben wir gelernt, ein Bild zu formen, das dieser geistigen Wesenheit entspricht und für uns sozusagen die Hieroglyphe für dieses Wesen ist, das Ausdrucksmittel ist.
Und das ist aber eine Fähigkeit, die können wir alle lernen im Grunde. Das heißt, wir sind in einem Zeitalter drinnen, wo es möglich ist, von einem visionären Schauen, wie es vielleicht einzelne Propheten, einzelne Hellseher, die eine Naturbegabung dazu hatten – wahrscheinlich, Nebenbemerkung, weil sie sich in einem früheren Erdenleben schon dorthin gearbeitet haben, vorbereitet haben – aber trotzdem, es kommt dann nicht als bewusste Fähigkeit, sondern es überfällt sie, eine Schauung, eine Vision. Und dann kann ich sie schildern, eins zu eins schildern, aber was sie bedeutet, ist dann gar nicht so leicht zu erfassen, dann kann man spekulieren darüber, da kann man sich aber sehr verirren auch. Also es ist sehr schwer, diese Welt klar und bewusst so, ich möchte fast sagen, wissenschaftlich klar zu erfassen, wie wir das eben im äußeren sinnlichen Bereich tun können. Und das ist das, was die Anthroposophie und was Rudolf Steiner mit der Begründung der Anthroposophie wollte, eine genauso große Klarheit oder vielleicht sogar noch größere Klarheit, wie wir sie heute in der Naturwissenschaft, in den äußeren Wissenschaften haben, zu finden, auch für die Begegnung mit der geistigen Welt. Das heißt, mit anderen geistigen Wesen, ohne dass das irgendwie als Hokus-Pokus vorkommt und man denkt, kann ich glauben oder nicht, oder nichts Genaues weiß man nicht, ja schön ist es schon, aber wie kann ich mich versichern, dass das Hand und Fuß hat, wie kann ich diese Bilder, diese Imaginationen, die mir vielleicht jemand schildert, wie kann ich die selber ergreifen und verstehen.
| Peter, W. R_Evolution des Bewusstseins, 2025, 00:00:00 […] …
Das geistige Wesen des Menschen
Und in dem Zeitalter liegen wir drinnen. Was wir dazu brauchen, als Basis, wo wir mit dem Lernen beginnen können, ist, wenn wir uns selber als geistige Wesenheit ernst nehmen, nicht nur sagen, ich weiß, ich bin da und dort geboren, bin so und so alt, der und der Beruf, fünf Autos habe ich und drei Villen, also bin ich was Bedeutendes. Das alles hat mit unserer geistigen Individualität, ich will nicht sagen nichts zu tun, aber es sind Randerscheinungen. Der eigentliche Kern unserer Individualität, unseres eigenen Geisteswesens liegt dort, wo wir das alles einmal wegstreifen und schauen, was bleibt dann über. Wenn ich meine ganzen Häuser, meine Autos, auch meine ganzen Begegnungen mit den anderen Menschen zur Seite lege, aber wer bin ich? Und auch meinen Körper vergesse, für einen Moment. Also nicht so, ich bin, weil ich so und so viel Kilo wiege und so groß bin und so breit bin, sondern was lebt da in mir, was lebt in meinem Seelischen, also bin ich schon auf der Ebene des Bewusstseins jetzt.
Seele ist so schwer zu fassen, darum will man sie heute in der Wissenschaft auch kaum etwas wissen davon. Selbst in der Seelenwissenschaft, in der Psychologie geht es eigentlich hauptsächlich um Nervenreaktionen und solche Sachen, die den Hintergrund bilden und dann wie kann ich die trainieren, dass sie halt besser funktionieren. Aber das ist eine typische Erscheinung unserer heutigen Zeit, unseres Bewusstseins-Seelen-Zeitalters, wie man es auch nennen kann, wo wir uns der Welt bewusst wach gegenüberstellen. Weil man denkt auch wieder, so wieder eine kleine Einschiebung, man kann unbewusst manche Dinge sehr viel besser tun, als mit unserem heutigen Bewusstsein sie wach zu tun. Stellen Sie einmal vor, Sie haben gehen gelernt und Sie müssten jetzt bei jedem Schritt, bei jeder Bewegung der Fußsohlen, der Gelenke und so weiter, wach dabei sein, wie funktioniert das. Sie haben sich als Kind ganz unbewusst gelernt, sind x-mal hingefallen, haben sich wehgetan und irgendwann hat der Körper es gelernt, unser Organismus es gelernt sich so zu halten, aber in Wahrheit sind wir es selbst, die uns tragen. Nur das kriegen wir gar nicht mit, wir verschlafen es.
Also zum Beispiel über unser Ich kennenzulernen, unser wirkliches Ich. Ein ganz toller Weg ist, wie trage ich mich, wie halte ich mich, wie schreite ich, wie gehe ich. Jeder Mensch hat seinen ganz individuellen Gang. Man merkt das oft, wenn man im Haus, das Stiegenhaus hinauf geht, man hört sofort, wer das ist. Man erkennt die Menschen am Schritt, weil ihre ganze Individualität drinnen liegt. Genauso in der Bewegung der Hände und dergleichen. Also gerade in der Körperbewegung sehr viel. Jetzt habe ich vorhin gesagt, Körper wegstreichen, aber jetzt zeige ich Ihnen, der Körper kann transparent werden für die Individualität, für das Geistige, das dahintersteckt. Also wenn ich sage wegstreichen, habe ich nur gemeint, ihn so als materiellen Klotz alleine aufzufassen, der wie ein besserer biologischer Apparat halt dieses oder jenes tut, sondern er ist zugleich ganz adäquates Ausdrucksmittel des Seelischen, des Geistigen, das dahintersteckt. Und das kann ich in jeder Äußerung sehen.
Die Begegnung mit dem Anderen als geistiger Akt
Die Frage ist ja überhaupt einmal, dieses Ich, wo kommt das her? Wo entsteht das? Vergeht es irgendwo? Das ist ja eine große Frage, mit der man sich heute sehr ungern beschäftigt. Ich habe festgestellt, wenige Leute haben Interesse daran, sich über das Sterben und über den Tod Gedanken zu machen. Ja, wenn es kommt, muss man sich damit auseinandersetzen, aber lieber an den Rand des Lebens das drücken irgendwo. Dabei ist eine große Chance da, in Verbindung zu kommen mit einer Welt, in der auch die Menschen in gewisser Weise, aber ganz anders halt, als auf Erden leben, mit denen wir aber hier verbunden waren. Und die sehr große Inspirationen an uns geben können. So als unmittelbare Vermittler eigentlich zwischen unserem irdischen Dasein und zwischen diesem Dasein in einer anderen Welt. Sie ist nicht unheimlich woanders, sie ist genauso da, wo wir jetzt sind, nur sie ist von uns getrennt, weil wir das Bewusstsein dafür noch nicht haben.
Also das heißt, wie lerne ich geistige Wesenheiten kennen? Am besten direkt im sozialen Umgang mit anderen Menschen, weil da habe ich beides. Ich habe die sinnliche Erscheinung, ich habe ihre sinnliche Gegenwart, aber es lebt was Tiefgeistiges und Seelisches in ihnen. Und da kann ich einmal anfangen, ihnen wirklich zu begegnen. Und das ist, denke ich, heute für eine Neugestaltung des sozialen Lebens, für eine Verbesserung des sozialen Lebens, an dem wir als Menschheit eh schon seit Ewigkeiten arbeiten, aber halt immer noch große Schwierigkeiten haben, aber wo wir vielleicht ein Schrittchen weiter kommen können. Wenn wir nämlich dem anderen Menschen mit dem Bewusstsein begegnen, das ist eine geistige Individualität. Das ist etwas, da ist ein Wesen, das etwas Einzigartiges zu verschenken hat in Wahrheit. Denn das Geistige besteht im Grunde im Sich-Verschenken an die Welt. Das ist das, was man fast kitschig ausdrücken kann, auch mit dem Wort Liebe. Aber es besteht darin, dass etwas, eine schöpferische Kraft in Menschen lebt, die in die Welt strömen will, die sich nichts erwartet eigentlich dafür. Das ist unser Ego, soll ja sein, wir brauchen für unser Alltagsleben, wir müssen schauen, dass wir was zu essen haben, dass wir Bekleidung haben, ein Haus haben und alles mögliche. Und wir müssen schauen, dass uns das niemand wegnimmt. Also müssen wir mit unserem Ego auch manchmal sagen, bitte, das ist mein Platz.
Aber das Ich ist ganz was anderes. Das Ich lebt eigentlich darin, ganz individuelle Fähigkeiten zu entwickeln und aus diesen Fähigkeiten etwas der Welt zu geben. Es kann gar nicht anders. Auch wenn es was ganz aus Egoismus macht, das Ego, kann trotzdem was vom Ich darin liegen, was sehr sehr wertvoll ist. Nehmen Sie große Künstler oder was manche sagen, unheimliche Egomanen, aber weil sie schöpferisch tätig sind, sind sie zugleich auch große geistige Individualitäten. Kann beides darin sein. Also das ist vielleicht auch die Problematik, mit der wir unser ganzes Leben lang zu kämpfen haben. Wie werde ich Meister meines Egos? Dass es nicht überschäumt und nur mehr sich breit macht, weil das ist die Tendenz des Egos. Es will alles für sich zum Eigennutzen in gewisser Weise. Das ist halt seine Aufgabe auch und war die Grundlage, dass wir uns als eigene Individualität, ich sage es bewusst, Individualität empfinden lernen. Wir grenzen uns ab. Ich bin ich. Und aus dem mache ich eine Grenze. Aber das ist noch nicht das wirkliche Ich-Bewusstsein. Das bereitet es vor, mich als Einzelwesen zu empfinden. Nicht mehr nur, ich gehöre zu der Familie und was mich ausmacht, ist nur die Familie. Ich bin aber auch etwas Eigenes. Kann ich heute nicht mehr sagen, weil der Urgroßvater war Tischler, der Großvater war Tischler, der Vater war Tischler, also muss ich selbstverständlich auch Tischler werden. Nein, selbst wenn eine riesen Tischlerei da ist, kann ich sagen, nein, ich will ganz was anderes machen. Ich will, weiß ich nicht, Skispringer werden oder sonst irgendwas. Keine Ahnung.
Reinkarnation und die Entwicklung der Individualität
Und niemand kann uns sagen, welchen Weg wir gehen sollen, außer wir selbst. Das ist das Schwierige aber auch heute. Aus der Familientradition sind wir alle immer den Weg gegangen. Aber vielleicht ist das nicht mein Weg. Vielleicht nehme ich da unheimlich viel mit und kann mich in Liebe damit verbinden, aber trotzdem sage ich auch ganz was anderes. Ich bin dankbar für das, was ich da bekommen habe, aber ich setze diese Kräfte, die ich da mitbekommen habe, die Liebe auch, die ich bekommen habe, auf ein ganz anderes Feld ein und werde dort schöpferisch kreativ damit. Also das ist der Weg des modernen geistigen Wahrnehmens, auch des modernen Sich-Verbindens mit der geistigen Welt. Als erster Schritt sich seiner selbst als geistiger Wesenheit bewusst werden und im zweiten Schritt eben gerade dadurch sich auch bewusst werden können jeder einzelne Mensch. Egal. Und das kleinste Kind, da ist eine geistige Individualität drinnen. Da liegt etwas drinnen mit ganz eigenen Fähigkeiten, was ich nicht dadurch erklären kann, dass es die oder die Abstammung hat oder dass es in die und die Kultur geboren wurde, sondern da bringt es etwas Eigenes mit.
Und wenn wir jetzt ganz gewagt sprechen, könnte ich sagen, weil wir uns das gesucht haben, diese Inkarnation, diese Fleischwerdung, diese Menschwerdung im physischen Sinne, an einer ganz bestimmten Stelle, in einer ganz bestimmten Familie. Weil das Geistige ist sicher nicht mit der Zeugung oder irgendwann dazwischen entstanden, sondern das ist längst schon da. Der große Dichter Gotthold Ephraim Lessing hat ein tolles Buch geschrieben über die Erziehung des Menschengeschlechts. Und da äußerte er einen zwar nicht ganz neuen Gedanken, aber doch für das Abendland damals sehr neuen Gedanken, den Gedanken der Wiedergeburt, der Reinkarnation. Und in diesem ganzen Buch beschreibt er die Entwicklung der Menschheit irgendwo und am Ende kommt er darauf, ja wodurch funktioniert das? Dadurch, dass die Menschen immer wieder kommen auf die Erde und in jeder Inkarnation sich neue Fähigkeiten aneignen. Neue Fähigkeiten. Also das heißt, wenn ich zum Beispiel der große Philosoph Platon war in der Antike, dann werde ich wahrscheinlich wiedergeboren als ganz was anderes und habe von Philosophie keine Ahnung, das ist überhaupt nicht mein Interessensgebiet, sondern ich suche jetzt andere Fähigkeiten zu entwickeln, die mir fehlen. In jeder Inkarnation ist es im Moment zumindest so, scheint mir, dass wir einen bestimmten einseitigen Weg gehen wollen, um noch mehr Fähigkeiten dazu zu entwickeln. Und die alten sind aber im Hintergrund trotzdem da. Aber sie sind, die schütteln mir dann irgendwie trotzdem so beiläufig, ohne es zu wissen. Ich bin Philosoph, ohne es zu wissen sozusagen. Ich habe einfach vernünftige Gedanken, schaue Dinge zusammen, wo ich früher vielleicht ein ganzes Leben gebraucht habe, um diese Lebenszusammenhänge zu durchschauen und jetzt kommt es mir einfach, weil ich vorbereitet bin dafür. Das heißt, ich muss in diesem Leben nicht mehr um diese Fähigkeit ringen, sondern ich habe sie bereits. Dafür muss ich mir neue Fähigkeiten erwerben. Und das ist es, was laut Lessing im Grunde also den Fortschritt der Menschheit bedeutet, das eben durch viele Stationen durchgeht.
Die Notwendigkeit der Selbsterkenntnis und des Friedens
Und wenn Sie ehrlich sind, überlegen wir doch einmal, wenn wir uns selbst betrachten, das ist auch einmal was Wichtiges, wie sind wir, uns einmal ganz nüchtern zu betrachten, nicht aus der Perspektive meines Egos, ich bin der Schönste, der Größte, der Beste und so weiter und alle anderen sind böse und legen mir immer Widerstände in den Weg. Nein, sondern sich einmal mit ein bisschen Distanz selber zu betrachten, aus einer höheren Warte zu betrachten, sich zuzuschauen und dann kommt man, denke ich, doch darauf, dass man einige Dinge noch verbessern könnte. Und es ist nicht genug zu sagen, so bin ich halt. Ja, es ist gut, das einmal kennenzulernen, so bin ich halt, aber der nächste Schritt ist, ja, aber ich kann daran arbeiten, ich kann etwas daran verändern. Ich kann, weiß ich nicht, jeden Morgen ärgere ich mich, weil der Nachbar blöd über den Zaun schaut, jedes Mal ärgere ich mich. Ich kann mir auch denken, muss das sein? Der tut eigentlich gar nichts. Mir gefällt halt sein Gesicht nicht. Und ich ärgere mich darüber, also ich tue mir selber was Böses an im Grunde. Nicht er, ich mir selber. Und wenn man dann einmal realisiert, ja aber bitte, du musst nicht. Du musst nur dann, wenn du es ganz instinktiv immer machst und du das durchgehen lässt, so wie es einfach kommt. Aber ich kann sagen, stopp. Ich merke, da will schon wieder der Zorn rauf, aber ich will mir doch schauen, ob ich nicht stärker bin als der Zorn in mir. Kann ich ihn nicht in die Hand nehmen?
Ja, wir werden Frieden in der Welt nicht erzeugen können, wenn wir diese Kräfte nicht in die Hand bekommen. Weil aus diesen Kräften, im Kleinen, wächst es bis ins Große hinein, wird dann sogar geschürt von den Mächtigen, die die Unruhe schüren wollen, zwischen Völkern, zwischen verschiedenen Menschen, verschiedener Abstammung und so weiter. Das geht halt so unheimlich leicht heute. Man braucht nur Antipathien, die sowieso da sind, von dem Volk, das sind alle nix. Das ist oft so aus der Erziehung, irgendwo im Untergrund drinnen, ein Ressentiment. Zwischen Juden und Palästinensern, was da ein Hass ist heute schon. So vieles. Und das liegt aber nicht an den Menschen selber. Es gibt herzensgute jüdische Menschen und es gibt herzensgute palästinensische Menschen, zum Beispiel. Und sie kommen eigentlich aus derselben Kultur in Wahrheit. Nur sie sind durch sehr viele äußere Gründe irgendwo zusammengespannt worden, dass sie in einem dauernden Konflikt seit dem Altertum sind. Wenn man das alte Testament liest, gibt es ja auch nur Krieg, Krieg, Krieg in Wahrheit drinnen. Wo die Stämme gegeneinander kämpfen und es so weit geht, ist es fast Pflicht, den anderen Stamm zu vernichten, auszurotten. Völkermord. Weil wir sind groß. Aber das ist sicher nicht der Weg, sondern der Weg geht jetzt immer mehr, nämlich es ist nicht mehr der Stamm, die Familie, das Volk, sondern die Individualität.
Und wenn Sie sich jetzt vorstellen, das geht so weiter, dass jede Individualität aber ganz anders ist und jedes Ego ganz anders ist und sagt, ja mein Weg ist der einzig Richtige und alle anderen haben Unrecht. Na dann gibt es Krieg aller gegen alle. Dann hauen wir uns gegenseitig die Köpfe ein. Also die Gefahr besteht für die Zukunft sehr wohl, dass es dorthin geht, dass immer mehr Trennung da ist. Das wäre die natürliche Entwicklung. Also das heißt, wenn wir nicht bewusst eingreifen in das Ganze. Und das Eingreifen wird nicht genügen dadurch, dass wir es auf politischem Feld durch Gespräche und so, das gehört sicher alles dazu und es wäre schön, wenn es weisere Politiker und eine weisere Politik gäbe, damit umzugehen. Aber selbst das kann das Problem alleine nicht lösen. Sondern es ist ein Problem, das im Grunde jeder Mensch in sich lösen muss. Bis zu einem gewissen Grad zumindest.
Das Erwachen am Anderen und die Multidimensionalität der Welt
Dann werden wir den Frieden mit dem Nachbarn finden, auch wenn er ganz anders ist und wenn mir sein Gesicht eigentlich ursprünglich gar nicht gefällt, lerne ich es vielleicht einmal schätzen. Weil jede Individualität, wie eigenartig sie uns auch erscheinen mag, hat etwas mitzubringen in die Welt, bringt etwas mit in die Welt. Hat etwas zu geben, auch mir im Grunde. Und ich habe ihm was zu geben. Und es geht darum, das zu entdecken, zu erkennen irgendwo. Und dazu brauchen wir eigentlich die Fähigkeit, uns in der geistigen Welt zu orientieren. Dann sehen wir nämlich noch eine deutliche Stufe weiter. Wir fangen mal an, uns Menschen und die Mitmenschen als geistige Individualität wahrzunehmen. Das heißt, ich sehe nicht nur die Außenseite, ich sehe nicht nur die sozusagen Hülle, Masse oder das schöne Lächeln oder was immer von außen ist, ich sehe durch das in gewisser Weise hindurch und beginne ein Gefühl zu bekommen für die Individualität. Und zwar dadurch, dass was mir der Andere eigentlich freiwillig schenkt von sich. Wir tun das in Wahrheit. Dauernd und wir nehmen es auch selber nicht mit. Wir schenken den Anderen immer wieder etwas. Sei es nur, wenn wir im Flüchtigen vorbeigehen, ein Lächeln schenken. Sie werden sagen, naja, was ist das schon? Da kann sehr viel drinnen liegen. Da kann zum Beispiel schon drinnen sein, nicht nur weil man äußerlich jetzt fürs Ego sympathisch ist, aber vielleicht waren wir in einem früheren Leben, sind wir einander begegnet irgendwo.
Und wenn man diesen Gedanken halt einmal ernst nimmt, dann ist es ziemlich zu erwarten, dass wir den Menschen, denen wir früher begegnet sind, in einem früheren Leben, in mehreren früheren Leben vielleicht wieder begegnen. Das kann unter Umständen ganz flüchtig sein oder es kann eine ganz intensive Beziehung daraus werden. Alles ist möglich. Wenn wir uns flüchtig begegnen, dann ist es nur so ein kurzes Wiedererkennen, hallo, wir haben unsere Aufgabe, wir wissen, was wir da und dort zu tun haben. Nur es kommt noch nicht in unser Bewusstsein. Aber im Grunde jede Begegnung mit jedem Menschen hat diese Qualität. Wenn es nicht aus der Vergangenheit kommt, legen wir für die Zukunft was an. Keine Begegnung, sei sie noch so flüchtig, bleibt ohne Spuren, ohne Folgen sozusagen im Geistigen. Auch wenn wir es hier im Erdenleben vergessen. Und daher ist es auch immer wertvoll, wenn wir das als Grundstimmung in uns haben, wir haben etwas zu verschenken. Und das können andere Menschen, wenn sie wollen, nehmen. Ganz wichtig ist, wenn sie wollen. Sie können es auch zurückweisen, zurückstoßen.
Weil was uns Menschen auszeichnet, ist, dass wir zumindest auf dem Weg zur Freiheit sind. Freiheit heißt, dass wir wirklich aus uns selbst bestimmen, was wir tun, was wir schaffen wollen. Das ist also nicht nur, was uns heute angenehm ist und uns Spaß macht oder so, sondern wo wir sagen, das kann ich, aus dem heraus kann ich etwas in die Welt hineinstellen. Wo vielleicht alle sagen, das ist völlig versponnen, was willst du mit dem? Aber ich weiß, ich kann das, ich will das, ich muss das tun. So sind nämlich die geistigen Impulse. Das ist ein freier Wille, der aber zugleich für mich selber absolut verpflichtend ist. Wenn ich dann sage, das habe ich mir aber einfacher vorgestellt. Nein, jetzt freut es mich nicht mehr, das ist fad. Wenn es wirklich ein Impuls aus dem Ich heraus war, dann stelle ich eigentlich mein eigenes Ich infrage und bringe es ins Wanken. Ich stehe nicht zu mir selber. Dann sage ich, das war eine plötzliche Laune nur gewesen, eine flüchtige und dann ist es vorbei. Ja, es gibt viele Impulse im Leben, die so sind und das macht ja nichts. Aber die wirklich Wichtigen, die wirklich aus dem Ich kommen, denen geht man nach auf Biegen und Brechen. Weil man einfach in sich die Verantwortung, die Verpflichtung fühlt, das der Welt zu schenken und nehme es, wer es nehmen will.
Bitte ohne irgendwen beglücken zu wollen, ohne die Welt beglücken zu wollen, weil das kann sehr grimmig werden. Ich habe oft den Eindruck gewonnen, die größten Schandtaten in der Menschheitsgeschichte sind aus einem allerdings verzerrten Idealismus gekommen. Ich weiß, wie ich die Welt verbessern kann. Ich weiß, was richtig ist. Und alle müssen dorthin gehen. Alle müssen jetzt dieses oder jenes machen. Alle müssen jetzt Elektroauto fahren oder was auch immer gepredigt wird. Und dann wird man fanatisch und alles andere wird außer Acht gelassen. Und Einseitigkeiten sind nie heilsam. Für die Menschheit nicht und für die Natur auch nicht. Es ist klar, dass wir für die Natur heute sehr viel tun müssen, in Wahrheit auch, weil wir sehr viel genommen haben. Und wir müssen einen Ausgleich schaffen, ist keine Frage. Aber es gibt viele Wege, es zu tun. Und es sind nicht alle Wege wirklich so zielführend, wie man es sich denkt. Vielleicht 100.000 Windräder überall in den Feldern aufzustellen, ist wahrscheinlich auch nicht die umweltfreundlichste Lösung. Für das Gesamte, wenn man es aus der gesamten Perspektive sieht. Und davor schützen wir uns ein bisschen, wenn wir nicht in so einen Fanatismus verfallen. So eine Einseitigkeit, sich als der größte Volksprophet zu fühlen und alle möglichst dazu zu bringen. Man kann für eine Idee sprechen, man kann sich einsetzen, dafür sie vorstellen, aber immer mit dem Nachsatz, das sind tausende, Abertausende, Millionen, Milliarden, andere. Jeder ist eine Individualität, jeder kann auch noch etwas beibringen, auf das ich gar nie gekommen bin.
Und das, denke ich, müssen wir für die Zukunft lernen. Das Miteinanderleben der unterschiedlichsten Individualitäten. Und zu erkennen, dass wir damit ein viel größeres Ganzes bilden können, wenn jeder seinen Beitrag liefern kann, liefern will. Und wenn wir nicht immer das Trennende nur suchen, sondern eigentlich sagen, ich erwache am anderen. Ich habe mir die ganze Zeit das so und so vorgestellt, so müsste das sein, anders konnte ich mir das gar nicht vorstellen. Und du gibst mir jetzt ein ganz anderes Bild. Ich stehe plötzlich da und denke mir, wie war das? Ganz andere Perspektive. Ich gehe einmal zu deiner Perspektive hin und schaue mir die Welt von der Seite an und erkenne, das habe ich noch nie gesehen. Der hat ja recht, die Person hat auch recht. Und sie hat genauso recht, wie ich, der in die ganz andere Richtung schaue. Die Welt hat viele Dimensionen, viele Blickrichtungen, so viele Menschen zumindest da sind. Und wir werden lernen müssen, einander als Ergänzung zu empfinden. Dass jeder etwas beitragen kann. Dass wir uns zusammensetzen, natürlich dann auch irgendwo, aber ohne den Impuls des anderen zu verbiegen. Also keine faulen Kompromisse schließen, das meine ich damit gar nicht. Sondern wirklich etwas gemeinsam, noch etwas Höheres, Neues zu finden und die Impulse von jedem eingehen, ohne unterzugehen. Trotzdem drinnen leben, das ist schwierig. Das ist halt eine Multidimensionalität, die wir erst lernen müssen. Langsam.
Die Herausforderung der Technik und des Bewusstseins
Unsere Welt zwingt uns eh fast dauernd dazu. Wenn Sie sich anschauen, wie die Welt sich, ja eigentlich nur, wenn man bis zur Jahrtausendwende zur jetzigen zurückgeht, was sich alles verändert hat. Wenn Sie nehmen jetzt das heiße Thema künstliche Intelligenz, was immer das ist, die Sprung für Sprung macht im Moment und die Welt sicher komplett verändern wird. Vorher ja sicher, es ist in den 50er Jahren das erste Mal davon gesprochen worden, als Idee. Aber jetzt innerhalb von wenigen Jahren ist es Realität geworden. Und Realität, der sich praktisch schon niemand mehr wirklich entziehen kann. Ja sicher, ich kann in die Almhütte ziehen und dort mich zurückziehen, das kann ich natürlich auch machen. Aber wenn man mitten im Gesellschaftsgetriebe drinnen steht, kann man sich dem im Grunde nicht mehr entziehen. Man kann nur lernen, wie gehe ich damit um oder wie lassen wir uns was anderes einfallen, was vielleicht besser ist als weg.
Also es treten dauernd neue Fragestellungen auf, die uns entgegentreten, die wir aber selber verursacht haben. Gerade mit der Entwicklung der Technik zum Beispiel. Man könnte auch sagen, der große Gegensatz, ja Natur- und Umweltbewusstsein und andererseits die schreckliche Technik, die alles zerstört. Aber wir müssen uns auch klar sein, der Mensch, als er Mensch geworden ist und die Erde betreten hat, hat er ziemlich schnell angefangen Werkzeuge zu bauen. Und zwar selber zu bauen, was die Tiere eigentlich nicht machen. Sie verwenden vielleicht einen Stock oder einen Stein als Werkzeug, aber sie bearbeiten ihn nicht. Wir fangen an ihn zu bearbeiten und mit dem ersten Faustkeil, das ist nur der Anfang. Heute geht es bis zu Atomkraftwerken, bis zu Riesenraketten, die Satelliten hinaufschießen oder sonstiges. Und es wird immer mehr die Elektrizität, die überall eine Rolle spielt, die Elektronik, wo Rudolf Steiner damals in seiner Zeit, also das war Anfang des 20. Jahrhunderts im Grunde, hat er davon gesprochen einmal, die Erde wird irgendwann einmal ein selbsttätig funktionierender elektrischer Apparat werden. Horrorvision, denkt man sich. Aber er sagt, das ist unausweichlich. Und so wie man sich die Entwicklung anschaut, denke ich auch, dass das jedenfalls ein Beitrag sein wird. Wir werden nur einen Ausgleich dafür schaffen müssen.
Also es wird der Weg zum Beispiel zu einem gesunden Naturbewusstsein sicher nicht darin bestehen können, einfach zurück zum Urzustand zu gehen. Also das heißt, dort wo der Mensch noch in der Höhle gewohnt hat, sich vielleicht einen Lendenschurz gemacht hat, also minimal irgendwo, und dort wieder anzufangen. Dann sind wir eben wieder ganz am Anfang und werden es nicht besser deswegen machen. Sondern die Welt wird sich komplett verändern. Und die Paradiesesvorstellungen, wie wir sie haben, also die Erde wird das Paradies, wie man es sich vorstellt, mit zahmen Löwen und die Früchte von den Bäumen hängen, wo sich jeder gratis davon ernähren kann, das Bild wird vielleicht nicht die Zukunft so sein. Und trotzdem kann es eine bessere Welt werden. Eine noch bessere Welt als unsere Paradiesesvorstellungen. Und da wird auch der Weg durch die Technik zur Technik mit dazu gehören. Also es geht nicht nur darum, das verschwinden zu lassen, sondern es beherrschen zu lernen.
Die Frage ist, beherrscht uns die Technik? Wir sind jetzt wirklich schon seit längerer Zeit an der Schwelle, dass die Technik uns zum Teil auch beherrscht und wir nicht immer ganz Herr der Sache sind, sondern Getriebene davon sind. Die Frage ist, können wir es beherrschen? Können wir umgehen, zum Beispiel mit der künstlichen Intelligenz? Ja, dann müssen wir unsere menschliche Intelligenz, oder ich sage besser unser geistiges, unser schöpferisch-geistiges, so entwickeln, dass wir damit fertig werden. Weil diese schöpferische Kraft hat die künstliche Intelligenz nicht. Diesen Geist des Menschen, dieses Bewusstsein des Menschen hat sie nicht. Geist hat auch etwas zu tun mit Bewusstsein, Geist zu sein, Geistwesen zu sein, Individualität zu sein, sich der eigenen Schöpferkraft bewusst zu werden.
Die Genialität jedes Einzelnen und die geistige Inspiration
Und die größten Schöpfungen passieren in einem Augenblick. Das ist nicht Ergebnis langer Berechnungen, sondern das ist ein Moment, da leuchtet etwas auf und dann dauert es vielleicht 20 Jahre, bis ich das ausgearbeitet habe, dass ich es umsetzen kann. Aber da kommt ein Impuls herein und wenn man wach genug ist, kriegt man das mit, dass das jetzt so ein Impuls ist. Das heißt, da kommt etwas ganz Neues in die Welt hinein, was aber hineinpasst, hineingehört eigentlich in die Welt, als kleinerer oder größerer Baustein. Das, was wir Genie nennen. Ja, jetzt werden Sie vielleicht staunen, aber ich sage, dort könnte, sollte die Entwicklung hingehen, wenn wir uns als geistiger Individualität bewusst werden, dass wir uns alle unserer Genialität bewusst werden. Ja, unserer Genialität. Dessen, dass wir als Individualität etwas Einzigartiges beitragen können zur weiteren Entwicklung. Und es kommt nicht darauf an, wie klein oder wie groß das ist. Ob das 10 Symphonien sind, die ich geschrieben habe, oder was ich sonst entwickelt habe, oder ob es nur ein kleines Liedchen ist, oder ob es auch nur das passende Wort zu meinem Mitmenschen ist, das dem wirklich aus einer Krise hilft.
Und das kann sein. Ein Gespräch, ein paar Worte und dem anderen erfindet neuen Lebensmut. Und sonst wäre er vielleicht jetzt extrem gesprochen, zum Fluss gegangen und hätte sich hineingestürzt, weil er nicht mehr fertig wird damit. Weil aus dem Erwachen am anderen, ich das richtige Wort spreche, um ihn zum Erwachen zu bringen, warum bin ich denn eigentlich da? Das ist aber so, das läuft so im Hintergrund. Das ist ein Auslöser und dem anderen Menschen wird das so klar.
Und so ist es auch, wenn man in Kontakt gerät mit Menschen, die zum Beispiel hinübergegangen sind bereits, deren sehr viele Inspirationen geben können, dann ist es aber nicht so, dass man sagt, der Großvater spricht jetzt dort, das ist wie zu Hause. Denkt man, wir sitzen am Kaffeehaustisch und plaudern miteinander. Nein, da kommt ein Impuls und der genau stößt meine Aufgabe an. Er kann mir nicht meine Aufgabe stellen selber, aber er kann mir helfen zum Beispiel, meinen Weg ins Bewusstsein zu heben, ihn zu finden. Ja, das wollte ich machen. Und das Leben läuft. Ich spreche das wirklich aus eigener Erfahrung, weil diesen Impuls, der mich letztlich zur Anthroposophie und zu dem ganzen Weg und zugleich aber auch zur Naturwissenschaft geführt hat und ich gewusst habe, das gehört für mich untrennbar zusammen, war der Tod meines Großvaters. Ohne, dass ich im Erdenleben eng mit ihm verbunden war. Er war mir eigentlich ziemlich fremd, aus familiären Gründen habe ich ihn einmal oder zweimal im Jahr gesehen und er war sehr kränklich und ein Rätsel nur für mich irgendwo. Nicht greifbar. Kurz nachdem er gestorben war, war ein ganz starker Impuls da, hat mir den Impuls gegeben, ich habe das gewusst, du musst ins Bücherregal greifen, du musst das Buch Faust herausnehmen, du musst es lesen. Da war ich 14, zwischen 14 und 15 und habe es gelesen, immer wieder. Faust 2 verstanden habe ich nichts, ich habe die Seite gelesen und habe schon wieder nicht mehr gewusst, um was es geht. Ich habe nur eines gewusst, es geht mich etwas an. Es geht mich etwas an, da steckt etwas drinnen. Und von dem bin ich dann gekommen zur Farbenlehre von Goethe, dadurch ist meine Begeisterung für die Naturwissenschaften erwacht und das war alles der Impuls. Das heißt lebensentscheidend im Grunde. Und dessen bin ich mir ganz bewusst, deswegen bin ich trotzdem nicht mit meinem Großvater, wie geht es dir denn da, so wie man es im Irdischen tut, das ist ganz anders. Aber es war mir bewusst, der Impuls kommt von ihm und er ist für mich bestimmt. Und nicht, dass ich mich unfrei gefühlt hätte dadurch, ganz im Gegenteil, sondern seit dem Moment war ich mir klar, wer ich bin und welchen Weg ich gehen möchte.
Also es war zumindest der erste Anstoß. Und wir alle haben Menschen, die schon drüben sind und die uns Impulse geben können. Und man darf sich nicht immer vorstellen, die sind, ach sie leiden jetzt da oben oder was auch immer, sie machen ein Plauderstündchen. Wenn es eine gesunde Beziehung ist zwischen Lebenden und sogenannten Toten, weil eigentlich sind die unheimlich lebendig da drüben. Nur halt nicht so, aber geistig sind sie unheimlich aktiv und können uns manchmal Impulse geben, die wir aus unserer irdischen Schwere und Trägheit heraus noch nicht bewusst greifen können. Aber das sind unsere Impulse. Und er sagt, da bitte, da schau, es ist vor deiner Nase. Und jetzt bemerkt man es endlich.
Der bewusste Umgang mit dem Schicksal
Das heißt, ein Zugang zur geistigen Welt besteht jetzt nicht, ich wäre ein großer Hellseher, ich schildere, wie es ein Rudolf Steiner konnte, solche riesigen Gebiete. Und das alles, das muss ja nicht sein. Das ist toll, das ist ein riesiges Panorama, das ist ein Schatz, das war eine Ausnahmeerscheinung. Es gibt also in der Menschheitsgeschichte wenige Menschen, die dieses riesengroße Panorama vor sich hatten und die Zusammenhänge schauen können. Und denen können wir heute noch dankbar sein, weil sie uns dann helfen, die kleinen Splitter, die vielleicht bei uns erwachen, dadurch, dass wir mit dem einen oder anderen Menschen oder vielleicht sogar mit einem Engelwesen in Verbindung kamen, der uns was sagt, die Engelwesenheiten sind auch sehr auf uns konzentriert. Das Bild vom Schutzengel oder vom begleitenden Engel ist gar nicht so dumm, wenn die es nicht nur merken. Man darf sich es halt nicht vorstellen, dass da immer wer flattert um uns herum. Wir haben ja schon einmal gesprochen, wie schaut ein Engel aus? Gar nicht. Aber der Impuls ist da. Und dann kann ich ihn schon stark spüren. Und dann spüre ich vielleicht einmal, wo bei einer Sache, die ich mir ungeheuer eingebildet habe, das muss ich tun, im letzten Moment halt. Denk nur einmal nach. Und dann hast du immer noch, auch mit ganz irdischem Bewusstsein, die Möglichkeit, nein, das lasse ich lieber. Da stürze ich mich nicht hinein. Weil einfach wir noch nicht so in der Lage sind, bewusst zu überschauen, was wir unseren Kräften aus der Vergangenheit mitgebracht haben, was wir unseren Aufgaben mitgebracht haben.
Ja, Aufgaben, woher? Weil wir halt in jedem Leben auch genug Fehler machen. Macht ja nichts. Wir brauchen gar nicht jammern, wir brauchen uns gar nicht geißeln, auch selbst die fürchterlichen Sachen, die passiert sind. In der Menschheitsgeschichte sind viele fürchterliche Sachen passiert. Aber sie sind immer auch die Chance, es in einem nächsten Leben anders zu machen. Und nicht in diese Einseitigkeit zu verfallen. Auch das müssen wir einfach ein bisschen realistisch betrachten. Wir lernen sehr viel an den Fehlern in einer Welt, in der wir nicht mehr Fehler machen würden. Da müsste man schon auf einem Niveau sein, jedenfalls auf dem wir jetzt noch nicht sind. Das müssen wir uns erst erarbeiten mit vielen Stolpersteinen, die wir uns selber legen, oder Steine, die wir übersehen und darüber fallen, sozusagen. Aber sie sind immer auch eine Chance. Okay, jammern nicht, warum ist mir das passiert? Sondern, was kann ich damit tun, was kann ich Fruchtbares, Positives damit tun? Ich bin auf der Bananenschale ausgerutscht und jetzt muss ich einen schweren Bruch und muss im Bett liegen, 14 Tage, 4 Wochen oder weiß nicht wie lang. Ja, vielleicht komme ich dann darauf, bitte Mensch, jetzt bremse deine Hektik, die du deinem ganzen Leben entfaltet hast ein. Das war abzusehen, dass du irgendwann auf der Bananenschale ausrutscht und dir den Fuß brichst. Weil du immer ununterbrochen in der Raserei, in einer Unrast warst, nicht konzentriert, nicht zentriert in dir, sondern einfach in dieser Dauererregung irgendwo drinnen. Und dann bist du es selber, der genau die Bananenschale, die höhere Ich-Seite da liegt und die Gelegenheit nützt, rutsch. Und zwar so, dass du dir wirklich jetzt einmal Ruhe geben musst. Und dann jammere, fluche, weine, heule, du wirst etwas gelernt haben daraus. Das kann uns dann nachher bewusst werden, eigentlich so blöd war das gar nicht, dass mir das passiert ist. Weil auch wenn man durch Krankheiten durchgeht oder dergleichen, Menschen, die durch schwerere Krankheiten durchgegangen sind und trotzdem überlebt haben, sind andere Menschen geworden, sind bewusster bei sich selber in der Regel. Es ist jedenfalls eine große Chance dazu.
Und das ist keine Bestrafung, man denkt ja eben mit dem Gedanken an Reinkarnation, Karma, finden viele verbunden, ja da kommt also die Strafe für deine Fehler, jetzt wirst du gegeißelt, vielleicht sogar noch Hölle dazwischen oder was. Wir wissen doch alle diese Dinge durch, aber das ist nicht Strafe. Das ist unser Wille zu lernen aus den Fehlern in Wahrheit. Weil wir lernen nichts daraus, wenn man sagt, ja du hast einen Mordsblödsinn gemacht, es sind sogar 100 Leute umgekommen deswegen, aber macht nichts, lebt gesund weiter und fröhlich. Nein, erst wenn man das wirklich anfängt weh zu tun, dann erzeugt es in mir das Bewusstsein, zumindest fürs nächste Leben oder das übernächste, wann auch immer, es vielleicht anders zu machen. Und dort nicht zu schlafen, wo ich das letzte Mal geschlafen habe. Die Fehler passieren eigentlich, dass ich was Entscheidendes verschlafen habe, übersehen habe. Eben zum Beispiel die Bananenschale, die da liegt. Auch, weil dann könnte ich mir Schicksal in die Hand nehmen. Ja, da ist eine Aufgabe, du sollst jetzt Ruhe geben. Ja, wenn ich mir vorher bewusst wäre, bitte bremse dich jetzt einmal ein, geh bewusster, wacher und ruhiger durch die Welt, dann weiche ich sicher der Bananenschale aus und habe meine Lektion aus mir selber gelernt. Und das kann ich, hoffentlich. Zumindest können wir es lernen, langsam Schritt für Schritt.
Die Beobachtung des Denkens als Anfang
Also das heißt, Revolution des Bewusstseins bedeutet auch, sich selber immer bewusster in den Griff zu kriegen. Das heißt aber bitte nicht, dass ich jetzt 100 Lebensratgeber blättere und sage, was soll ich machen, um gesund zu leben, um gescheit zu werden, um nicht dement zu werden, um nicht das zu kriegen und jenes zu tun, sondern den Mut zu haben, selber zu entscheiden, nur wach zu sein, sich selber zuzuschauen bei dem, was man tut, an gescheiten und an blöden Dingen, an guten und an schlechten Dingen. Und sozusagen der eigene, ganz neutrale, liebevolle, aber strenge Richter über sich selber zu sein. Dann können wir bewusst damit umgehen und können einen sehr produktiven Weg finden, auch unser Schicksal, das sprich unsere Fehler der Vergangenheit, aus ihnen zu lernen und was ganz Fruchtbares daraus zu machen. Also daher ist die Frage, Suche auch nach einer geistigen Welt, Verbindung mit einer geistigen Welt, ist jedenfalls was ganz Lebenspraktisches. Was ganz Lebenspraktisches. Kann sicher nicht darum gehen, ach ich möchte schauen, die Engel oder die was ich, wer immer da herumschwebt, was tun denn die dort und jetzt versinke ich in Meditation und nachher sage ich, schön, ich fühle mich wieder supergut, aber fürs irdische Leben hat es keine Auswirkung. Ich mache genau dieselben blöden Fehler wie vorher, dann verstoße ich eigentlich gegen das, was mir die geistige Welt geben könnte. Dann nehme ich sie nicht ernst in Wahrheit.
Es geht also nicht immer darum nur Bilder zu sehen oder Imaginationen zu sehen, das kann sehr schnell kommen irgendwo. Aber das Entscheidende ist, dass ich verstehe, das nennt man dann die Stufe der Inspiration, was dieses Bild mir sagen will und dass ich die Intuition dann fasse, mich so verbinde damit, dass das aber ein geistiger Impuls wird, der die geistige Welt mit mir und mit meinem Tun verbindet und ich das auf die Erde setze. Und wirklich was tut dann hier auch. Was ganz Kleines, was ganz Großes, was auch immer. Aber etwas, was aus dem wahrsten Sinne des Wortes verstanden, Begeisterung kommt. Das heißt, dass ich spüre, wie meine Individualität, mein Geistwesen wirkt und mit diesem Geistwesen aber im Grunde die ganze geistige Welt mit dabei ist, in Wahrheit. Es ist eben auch so, dass man in der geistigen Welt, es sind halt keine körperlichen Wesen nebeneinander. Sie kennen das alte mittelalterliche Theologische in der Scholastik. Wie viele Engel sitzen auf einer Nadelspitze, darüber hat man diskutiert. Naja, unendlich viele, weil sie ja körperlos sind. Keiner, eben weil sie körperlos sind. Also zwischen unendlich viele und keiner waren alle Möglichkeiten offen irgendwo. Und es ist eben ein Bild, ein sinnliches, das eigentlich nicht passt. Aber wir können in Bilder uns kleiden, das was in der geistigen Welt ist. Es ist ein Bild, es ist in Wahrheit ein von uns geschaffenes Bild.
Wunderbar, wie das ein Physiker, ein sehr bekannter österreichischer Physiker aus dem 20. Jahrhundert, Wolfgang Pauli, für die Chemie ganz ein wichtiger, der hatte auch immer wieder Bilder, Bilderlebnisse. Alles, jetzt gesprochen vom Geist der Materie, den er sieht, den er erlebt und alles mögliche. Und er hat aber ganz deutlich gesprochen davon, vom malenden Schauen innerer Bilder. So wird die andere Welt wahrgenommen. Ich muss schauen, ich muss malen. So wie wir im Sinnlichen wahrnehmen mit den Augen malen müssen. Ich würde kein Gesicht erkennen, keine Kontur, kein Quadrat, keinen Kreis erkennen können, wenn ich ihn nicht mit den Blicken malen würde, zeichnen würde. Dadurch erkenne ich ihn. Wenn ich das nicht gelernt habe, sehe ich im Grunde nichts. Irgendeine verwaschene Helligkeit. Eine blendende wahrscheinlich. Also es ist etwas, was wir bewusst lernen können.
Und das ist der Impuls, der mit Beginn des 20. Jahrhunderts durch Rudolf Steiner in die Welt gekommen ist. Der Impuls war schon länger da natürlich, aber er konnte es so aussprechen, dass man es vielleicht auch für unsere heutige Zeit immer noch bewusst erfassen kann. Dass es ein bewusster Weg ist. Ein großes Werk, das er in seiner Frühzeit, noch bevor er über Anthroposophie gesprochen hat, wo er auch philosophisch tätig war, eine Philosophie der Freiheit geschrieben zum Beispiel. Und da geht es darum, wie kann der Mensch dazu kommen, mit seinem Denken wirklich sich seiner Freiheit bewusst zu werden. Und da ist ein wesentlicher Punkt Beobachtung des Denkens. Wach werden gegenüber der eigenen geistigen Tätigkeit. Das ist ganz was schweres. Wir denken immer, wir sind eh wach beim Denken. Na klar bin ich hellwach dabei, aber ich bin bei dem Problem, über das ich nachdenke. Das beobachte ich, aber nicht den Denkprozess dabei. Wenn ich den beginne zu beobachten, dann bin ich in meiner eigenen geistigen Tätigkeit. Stehe trotzdem zugleich beobachtend drüber. Und das ist eigentlich in Wahrheit der Anfang der geistigen Wahrnehmung. Also wo wir uns zuschauen können, einfacher ist es noch, unseren Emotionen zuzuschauen. Ach, jetzt kommt wieder der Ärger, der Zorn, die Freude, die aber eigentlich wegen einer Banalität kommt, die es gar nicht wert ist, so auszuflippen auf gut Deutsch. Da ist es noch viel leichter, aber den eigenen Gedanken so zuzuschauen, wie formen sich die, wie bilden sich die, wie hängen die zusammen. Das bewusst zu überschauen, Akteur und Beobachter zugleich zu sein, das ist was ganz Schwieriges, aber es ist ein Einstieg.
Die Begegnung mit der geistigen Welt und dem Doppelgänger
Und das ist was ganz Handfestes, also es ist nichts, wo ich schwebe, ich habe Bilder, wie gesagt, Imaginationen oder so, das kann man unter Umständen sehr schnell bekommen. Manche haben das von Haus aus, dann sagt man, ja sie sind naturbegabte Hellseher, aber das Entscheidende ist, was sehe ich und wie bewusst bin ich dabei. Weil nur dann kann ich auch wirklich ganz bewusst die Verantwortung ergreifen, dem gegenüber, was ich da in die Welt gebe, aus diesem Impuls heraus. Weil es gibt halt in der geistigen Welt durchaus auch Wesenheiten, die uns inspirieren, die uns nicht immer ganz wohlwollend gesonnen sind oder die uns zumindest auf einen ganz anderen Weg bringen wollen. Und ich garantiere Ihnen, die Wesenheiten, die uns auf den ersten Blick sympathisch erscheinen, ach der lichtvolle Engel, der mich sofort beglückt, da hapert es schon irgendwo. Schauen Sie einmal in die Bibel, ins alte Testament namentlich, aber auch im Neuen ist es genauso, wenn irgendein Prophet von einer Begegnung mit dem Engel spricht. Die ersten Worte, die der Engel spricht, „Fürchte dich nicht.“ Und das muss man ganz ernst nehmen, das Wort.
Das heißt, die Begegnung mit dem geistigen Wesen, weil es so stark und so groß ist, selbst wenn es nur ein Engel ist, also eine geistige Stufe höher als wir und es gibt noch viel, viel höhere Wesenheiten, dann ist diese Kraft so stark, dass wir eigentlich so schlottern davor, so zusammenbrechen im Grunde. Da ist nicht der erste Moment, wie schön, das geistige Tor geht auf, sondern das erste Erlebnis ist, ich bin niedergeschmettert. Und wenn es gut läuft, ist das Nächste, was ich sehe, ich sehe mich selbst. Ich sehe meine dunkle Seite. Das, was man auch den Doppelgänger gerne nennt. Es ist ein Segen, wenn einem das sehr früh begegnet. Dass man sich selber mal so ohne Illusionen sieht, was alles an wirklich bösen Kräften auch in mir ist. Es ist in allen bei uns drinnen. Ich meine, sonst wäre die Welt friedlich bis zum Gehtnichtmehr. Das Problem liegt ja nicht daran, dass wir ununterbrochen was Böses tun. Es geht schon darum, dass vielleicht einmal im Leben, einmal erwacht dieser Dämon in uns und übernimmt die Führung und es ist die Katastrophe schlechthin. Das heißt, auch die Menschen, weil alle tragen das in sich, nicht alle tun dann was Böses deswegen. Gar nicht. Und je bewusster ich mit diesen Kräften umgehen kann, mich ihrer überhaupt erst bewusst werde, umso heilsamer ist es. Also das ist das Niederschmetternde, das ist auch fürchterlich, aber wir können auch daraus wieder lernen.
Schlusswort
Also das sind so ein paar Einblicke. Wie schaut man denn mit der Zeit aus? Ich habe keine Uhr da vor mir, weil ich neige dazu immer zwei Stunden oder länger zu reden. So viel haben wir heute nicht. Fünf nach zehn. Das heißt, wir sollten für heute Schluss machen. Wer noch Fragen hat, wir können draußen noch weitersprechen. Danke, Entschuldigung, dass ich überzogen habe. Danke.
Glossar
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