Die Philosophie der Freiheit - 15. Folge Videokurs von Jac Hielema

Aus AnthroWorld

Stand 28. Juni 2023: Eva hat mit viel Fleiß und Gefühl die Transkriptionen vom Videokurs mit Jac erledigt. Vielen Dank, Eva, ganz toll! Wir kommen dem Buchprojekt somit einen ganz großen Schritt näher!

Mit dem nächsten Schritt werden Glossare (nicht nur Stichworte, sondern auch kurze Ausführungen von den Begriffen) für jeden Vortrag von Jac erstellt und die einzelnen Glossare werden in ein Gesamtglossar münden. BITTE MELDEN, wenn du bei dieser Arbeit MitTun möchtest. Übrigens, die Glossararbeit steht auch an für die Apokalypsevorträge von Wolfgang und für die Vorträge von Christoph Bolleßen.

... Für Weiteres bitte bei François melden. Danke!

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«... Die Philosophie der Freiheit hat mich gerettet, hat es mir ermöglicht, mein Leben und meine seelische Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen, hat meinem Leben einen Sinn und eine Kohärenz gegeben. ...»[1]

Videokurs

- 15. Folge -
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Transkription von der 15. Folge vom Videokurs

Intro 0:00:03

Steiner unterscheidet verschiedene Intuitionen. Zum Beispiel: Ich begegne einem Baum und dann bekomme ich eine Intuition: das ist eine Buche. Das ist eine Erkenntnisintuition. Eine Intuition ist eigentlich, dass das Wesen des Anderen sich in deinem eigenen Wesen ausspricht. Und wenn man diesen reinen Begriff auf diese Wahrnehmung bezieht, dann entsteht erst Wirklichkeit.

Eine moralische Intuition, eine ethische Intuition ist, dass ich in einer bestimmten Situation einen Begriff innerlich bekomme, den ich dann auf diese Situation beziehen kann. Dann geht es darum, dass ich eine Wahrnehmung, also eine Handlung auf diesen Begriff beziehe, damit ich diesen Begriff verwirkliche. Das ist der Unterschied zwischen Erkenntnisintuitionen und sittlichen, moralischen Intuitionen.

Also, woher weißt du, was du tun sollst? Was musst du haben, wenn du etwas tun willst? Eine Vorstellung von dem, was man tun soll. Wie kommen diese Vorstellungen zustande? Entweder du erzeugst sie selber oder anderen sagen, was du tun sollst. Das ist also der Punkt des nächsten Kapitels.

Einleitung 0:01:53

Liebe Menschen. Heute werden wir Kapitel zehn der Philosophie der Freiheit behandeln. Dieses Kapitel hat als Titel: Freiheitsphilosophie und Monismus. Die Kapitel bauen aufeinander auf. Darüber muss man sich klar sein.

Übung - Position Null 0:02:58

Ich will nochmals die Position Null Übung machen, weil man sich ganz klar machen muss, was Monismus eigentlich bedeutet. Also Position Null, habe ich schon erwähnt: Die volle Aufmerksamkeit. Man könnte sagen, man meditiert mit offenen Augen und vermeidet sich auf eine bestimmte Sache zu richten, zu fokussieren, weil man sonst in diesem Moment in Position eins gerät, wo man sich sonst auf diesem Weg als Subjekt von einem Objekt unterscheidet, denn wenn man sich auf ein Objekt fokussiert, dann wird man selber ein Subjekt.

Übung - Position Null und Monismus 0:03:48

Und bevor man sich durch denkendes Bewusstsein zu einem Subjekt und Objekt macht, ist alles eigentlich ein Ganzes und das heißt Monismus. Wir sind uns nicht bewusst, dass wir Teil eines Ganzen sind. Darum ist es wichtig, dass man regelmäßig, wenn man durch einen Wald wandert oder wenn man auf dem Klo sitzt oder wenn man im Bett liegt, nur so ein bis zwei Minuten Position Null übt: Volle Aufmerksamkeit. Also voll bewusst ist man da im Ganzen, ohne dass man sich auf ein bestimmtes Objekt, einen bestimmten Gedanken, eine bestimmte Erinnerung oder ein bestimmtes Wunschbild fokussiert, sondern dass man einfach sich selbst in diesem Ganzen erlebt.

Was enthält dieses Ganze? 0:04:55

Was enthält dann dieses Ganze? Das ist sehr wichtig, dass man sich klarmacht, dass man selber zwar einen physischen Organismus, einen lebendigen Organismus hat. Ein Organismus enthält immer Aufbaukräfte, Lebenskräfte und Abbaukräfte, Todeskräfte. Weil wir noch nicht ein Subjekt sind gegenüber der ganzen Welt als Objekt, muss man sich klar darüber werden, dass der ganze Erdenorganismus und dein eigener physischer Organismus, dass das ein Ganzes ist, also die ganze Erde, die ganze Umgebung, das Pflanzenleben, alles ist durchzogen mit Todeskräften und mit Lebenskräften, mit Leben.

Wir Menschen als physische Organismen zusammen mit allen anderen Menschen zusammen mit der ganzen Erde sind eigentlich ein Organismus, worüber man sich klar werden muss. Wenn man das übt, wenn man das realisiert, wenn man das nicht nur als Gedanke denkt, sondern auch empfindet, dass es eigentlich keinen Unterschied gibt zwischen meinem physischen Leib und den physischen Leibern von anderen Menschen und Tieren und Pflanzen. Dann wird man sich auch darüber klar, dass - wenn ich nicht gut für andere Menschen oder für die Erde sorge - ich auch nicht gut für mich selbst sorge.

Und umgekehrt, wenn ich nicht gut für mich selbst sorge, sorge ich auch nicht für die Erde und andere Menschen. Darum ist im Wirtschaftsleben, wo wir für die materiellen Bedürfnisse materielle Werte erzeugen, Produkte produzieren - früher sagte man Brüderlichkeit - aber man muss eigentlich sagen, dass wir da zusammen sind. Zusammen sollten wir für die materiellen Bedürfnisse füreinander produzieren. Warum das? Weil wir nur ein physischer Organismus sind. Es ist eine Illusion, dass man sich unabhängig von diesem Organismus denkt.

Was heißt „in Sünde leben“? 0:08:03

In der Bibel steht: „in Sünde leben!“ Das bedeutet eigentlich, dass man sich abgesondert denkt. Aber das ist nicht nur physisch materiell. Wir sind nicht nur ein physischer Organismus, mit Todes- und Lebensprozessen, mit Abbau- und Aufbauprozessen. Nein, wir sind auch durchzogen mit Seele. Die ganze Welt ist durchzogen durch Seele. Das kann man empfinden. Wenn man sich noch nicht selbst als Subjekt gegenüber der ganzen Welt als Objekt in Position Null gedacht hat, dann - wenn wir uns Blumen oder etwas anderes anschauen - fühlen wir die Blumen. Sie sind schön oder nicht schön. Wir fühlen, was uns gefällt und was uns nicht gefällt. Wenn wir mit voller Aufmerksamkeit da sind, im Ganzen als Teil eines Ganzen, dann fühlt man - also ich fühle - wie alles durchzogen ist mit Licht, mit Liebe, mit Wärme, Liebe, mit Seele. Das ist nicht das Einzige.

Die ganze Welt ist durchzogen mit Leben mit Liebe, mit Seele, aber auch mit Bewusstsein und mit Geist. Es ist eine Illusion zu denken, dass nur in meinem Kopf Bewusstsein ist. Das Ganze ist durchzogen mit Bewusstsein. Es gibt eigentlich nur ein Bewusstsein und das kann man alles innerlich erleben. Man muss es sich immer klarer und klarer machen, dass man ein Teil eines Ganzen ist und dass das Ganze verschiedene Schichten hat, also der geistige Teil der Wirklichkeit, der seelische Teil der Wirklichkeit und der physisch-organische Teil der Wirklichkeit.

Wir sind Teil des dreigegliederten Ganzen. Das ist Monismus. Und alles, was wir brauchen für das Menschenleben, für unsere Entwicklung, ist in diesem Ganzen enthalten. Alles können wir sehen, erfahren, denken, fühlen, erleben. Das ist Monismus. Und wir können uns abgesondert denken oder abgesondert sehen. Aber das ist bedingt durch unsere, leiblich-seelische Organisation, und im Erkennen heilt man sich wieder im richtigen Verstehen, was es bedeutet, Mensch zu sein. In der Wirklichkeit heilt man sich wieder.

Monismus und die Dreigliederung des sozialen Organismus 0:11:39

Und jetzt? Das muss man sich klarmachen, wenn man dieses zehnte Kapitel Freiheitsphilosophie und Monismus verstehen will, dass wir ein Teil des Ganzen sind. Ich kann es nicht oft genug betonen, dass alle Abgesondertheit, die wir erfahren, alle Einsamkeit, dass wir das selber tun, dass wir uns abgesondert denken, dass wir uns einsam denken, dass wir die Verbindung - die man fühlen kann, wenn man immer öfter Position Null übt - dass wir diese Verbindung wieder herstellen können, dass wir es selbst sind, die aus den Verbindungen gegangen sind und dass wir uns selber wieder in Verbindung bringen können. Dadurch wird die Dreigliederung des sozialen Organismus eine ganz logische Idee. Die Seelen sollen ihren Weg im kulturellen Leben frei finden. Und die Beziehungen, die wir miteinander verabreden, sollen im Geiste der Liebe geschehen. Dann haben wir schon die Dreigliederung und die Verbindung zwischen Philosophie der Freiheit und der Dreigliederung des sozialen Organismus.

Der naive Mensch und der naive Realismus 0:13:25

Steiner fängt dieses 10. Kapitel mit dem naiven Menschen an. Wir sind im Allgemeinen naive Menschen. Mindestens bis jetzt sind wir naive Menschen. Was ist ein naiver Mensch?

Zitat: „Der naive Mensch, der nur als wirklich gelten läßt, was er mit Augen sehen und mit Händen greifen kann…

Das hält er für wirklich. Und das Seelische? Seine Gefühle, seine Wunschbilder, seine Gedanken, das hält er nicht für wirklich.

Wir haben bis jetzt gelernt, dass das genauso wirklich ist. Vielleicht noch wirklicher. Der naive Mensch nimmt nur ernst, was er sinnlich wahrnehmen kann. Darum, wenn ein naiver Mensch handeln will - dieser zweite Teil geht ja darum, dass man handelt, das man etwas in der Welt tut - fordert der naive Mensch Beweggründe, die er sehen kann, die er wahrnehmen kann.

Zitat: „…fordert auch für sein sittliches Leben Beweggründe, die mit den Sinnen wahrnehmbar sind. Er fordert ein Wesen, das ihm diese Beweggründe auf eine seinen Sinnen verständliche Weise mitteilt.“

Darum braucht er immer andere Menschen, die sagen: „Du sollst dieses oder jenes tun“ oder er braucht einen Staat oder eine Gesellschaft oder Kirchen oder Parteien oder seine Familie mit kulturellen Normen, die sagen: „Du sollst das und das tun in dieser Situation“. Die meisten Menschen funktionieren so, dass sie sich an etwas anpassen, was von außen physisch wahrnehmbar als Normen aufgelegt wird.

Menschen, die etwas weniger naiv sind, sagen, alle Menschen sind eigentlich so sterblich wie ich, so dumm wie ich, warum sollte ich dann Normen von anderen Menschen annehmen? Meine Normen, die sind irgendwie gegeben und die leben in meinem Innern und ich folge diese Normen. Dann hat der naive Mensch schon aufgehört ganz naiv zu sein. Zumindest ist er zu der Schlussfolgerung gekommen, irgendwie muss ich mir nicht sagen lassen, was ich tun soll und nicht tun soll. Irgendwie muss ich von innen heraus aufgrund meines eigenen Gewissens herausfinden, was ich tun soll.

Metaphysischer Realismus 0:16:20

Aber dann passiert etwas. Weil die meisten Menschen - ich auch - finden es einen unbequemen Gedanken, dass ich ganz auf mich selbst gegründet sein soll. Das ist ein schwer zu akzeptierender Gedanken: Das „Ich bin“, das „Ich vertraue auf meinen Namen „Ich bin““. Also was machen diese Menschen? Was machen wir? Was mache ich unbewusst? Entweder wir werden Materialisten, oder wir werden Spiritualisten. Und was wir machen, wir denken entweder einen Gott außerhalb von dem, was wir denken und erfahren können, oder wir denken physische und materielle Prozesse außerhalb von dem, was wir denken und wahrnehmen können. Und dann sagen wir dieser Gott oder die physischen und chemischen Prozesse, die bedingen, was wir tun sollen. Steiner nennt das: metaphysischen Realismus. Wir Menschen neigen zum metaphysischen Realismus, wenn wir den naiven Realismus überwinden.  Wir glauben an Gott außerhalb von dem, was wir denken, wahrnehmen und erfahren können. Also das Thema Gott: gibt es einen Gott oder gibt es keinen Gott? Das ist ein Gedanke. Darüber kann man unendlich lange miteinander diskutieren, ob es einen Gott gibt, ob man Gott beweisen kann, etc… Nach Steiners Meinung, also in der Philosophie der Freiheit steht: Wenn es einen Gott gibt, kann ich ihn erfahren!

Wenn ich Position Null übe und erfahre, wie das ganze Leben, das Ganze mit Seele und Liebe durchzogen ist, ist das für mich eine Gotteserfahrung. Das Ganze ist durchzogen mit Bewusstsein. Aber das ist innerhalb von dem, was ich erleben kann.

Es gibt auch viele Menschen, die zu Materialisten werden. Sie sagen, die Gehirnprozesse, die Nervenprozesse erzeugen mein innerliches Leben und sie erzeugen auch die Ideen, die ich verwirklichen soll, was ich tun soll. Sie machen genau das Gleiche! Ob man ein Gott außerhalb der Wirklichkeit denkt oder physische oder chemische Prozesse außerhalb der Wirklichkeit, ist eigentlich genauso unsinnig, die gibt es einfach nicht!

In diesem Kapitel geht Steiner dann etwas tiefer hinein. Er zitiert vor allem einen Philosophen, der im 19. Jahrhundert lebte, als Beispiel, wie entweder ein Gott oder physische oder chemische Prozesse außerhalb des Realismus der Dämonismus (Video 20:11) gedacht wird (außerhalb der Realität als Dämonismus gedacht wird). Er nennt diese Menschen entweder spirituelle Dualisten oder materialistische Dualisten, sie denken außerhalb der Wirklichkeit noch eine andere Wirklichkeit.

Diesen metaphysischen Realisten - ob man nun Spiritualist oder Materialist ist - sie müssen konsequenterweise aus ein und demselben Grunde die Freiheit leugnen. Also entweder ein Gott diktiert, was ich tun soll, oder diese physischen und materiellen Prozesse diktieren, was ich tun soll. Ja, so ist es.

Steiner spricht dann über naive metaphysische Realisten, materialistische Dualisten oder spirituelle Dualisten. Es gibt viel mehr davon, als man denkt. Hier spricht Steiner im Allgemeinen über diese Menschen. Aber die gibt es überall.

Beispiele für spirituelle Dualisten 0:21:38

Ein großes Beispiel für spirituelle Dualisten ist Angela Merkel und der ganze CDU/CSU-Glaube. Wir haben keine CDU bei uns in Holland. Wir haben eine CDA, aber das sind Schwesterparteien. Sie glauben, dass es einen Gott gibt außerhalb von dem, was wir wahrnehmen und erleben können und dieser Gott diktiert, was wir tun und was wir nicht tun sollen. Und sie betonen: Man muss nach Normen leben! Sie sind eigentlich immer böse mit uns. Der CDA-Führer sagt: „Ja, die Leute heute sind unbändig, sie haben keine Normen mehr und die CDA will eigentlich wieder zurück in die alten Zeiten, wo es noch eine Autorität gab. Und diese Autorität, die wusste, was Gott will, und die sagte den Menschen: „Ihr sollt tun, was Gott will.“ Ich nenne das „das katholische Prinzip“, dass es Menschen gibt, die wissen, was Gott will, und dann dieses Machtmittel dem einfachen Volk auflegen. Ich mache das jetzt ein bisschen zynisch, weil man nicht sagen würde, dass Angela Merkel und die ganze CDU/CSU das eigentlich so glauben. Aber wenn man durchfragt, wenn man wirklich einen Einfluss auf ein Interview mit Angela Merkel haben würde und man würde wirklich fragen: „Wie sehen Sie das?“ Dann wird sie so etwas sagen, weil das ja in die christlich demokratische Ideologie eingebrannt ist. Das ist ein Beispiel von dem, was Steiner spirituellen Dualismus nennt.

Man muss ehrlich sein und nach sich selbst gucken. Was für ein Gottesbild hast du? Hast du überhaupt ein Gottesbild? Und wenn du das hast, wie sieht das dann raus? Denkst du an Gott außerhalb der Wirklichkeit, der dann irgendwie Einfluss hat oder glaubst du das überhaupt nicht? Aber was kommt dann für eine Alternative?

Materialistischer Dualismus 0:24:08

Als Alternative kommt dann oft dieser materialistische Dualismus, dass man glaubt, meine Meinung, meine Gedanken und mein Wille werden erzeugt durch physische und chemische Prozesse. Die ganze heutige Wissenschaft hat das als Ideologie, als Idee! Wenn man seelische oder spirituelle Erfahrungen ernst nimmt und auch als wissenschaftliche Objekte deutet, das nehmen die materialistischen Wissenschaftler natürlich nicht ernst, sie versuchen alles als materielle und physische Prozesse zu verstehen.

Beispiele für materialistischen Dualismus 0:24:52

Ein Beispiel ist wieder Angela Merkel. Sie hat eine technische Universität besucht. Das gibt es oft, dass man auf der einen Seite wissenschaftlich ein Materialist ist, aber man glaubt dann noch an einen Gott. Ganz gespalten ist das.

Meine Eltern waren so und als junger Mann - als 14, 15, 16-jähriger - wollte ich das nicht mehr. Ich wollte nur eine Geschichte! Ist die Erde und die Menschheit durch einen Knall und dann alles durch Zufall entstanden oder ist die Erde und der Mensch durch Gott geschaffen worden? Diese zwei Geschichten, da wollte ich nur eine Geschichte davon machen. Die Philosophie der Freiheit ist eigentlich die Antwort darauf.

Die heutige Wissenschaft ist eigentlich eine materialistische, dualistische Ideologie. Ein Beispiel ist natürlich Albert Einstein.

Einstein ist ein materialistischer Dualist, der zugleich an einen Gott außerhalb der Wirklichkeit glaubte. Ich habe schon erwähnt, dass Einstein ein neo-kantscher Wissenschaftler. Er glaubt, dass die Welt an sich unerkennbar ist und dass seine Gedanken über die Erde, über die Wirklichkeit Repräsentationen sind. Da kann man sich natürlich fragen, wie sieht denn diese Welt an sich aus? Einstein - vor allem der junge Einstein - glaubte wirklich, dass die ganze Welt durch kleine Atome, kleine Teilchen hergestellt ist und durch diese Teilchen - wenn man einen sehr großen Computer hat, wo man die Richtung und Geschwindigkeit im Computer einstellen konnte - glaubte er, dass man wissen kann, wie alles sich weiterentwickelt. Er ist nicht nur eine materialistischer Dualist, sondern er ist sogar ein Determinist. Alles ist bedingt. Heutzutage wird Einstein immer als der Genius, der genialste Mann betrachtet, aber er ist eigentlich sehr dumm, weil er auf der einen Seite glaubt, dass es materielle, physische Prozesse sind, die das ganze Leben, das ganze Seelenleben und den Geist produzieren. Und auf der anderen Seite denkt er sich einen Gott, der außerhalb der Wirklichkeit ist. Ich würde gern mal mit Einstein einen Spaziergang machen und Position Null üben und dann einfach fragen: „Was erlebst du, wenn wir das üben?“ Aber das ist dann wieder eine andere Frage.

Kommen wir jetzt zu Monismus, also zu der Position, die Steiner in der Philosophie der Freiheit entwickelt. Als Monist muss man erkennen, dass der Mensch sowohl frei, als auch unfrei ist. Wenn andere mich zwingen etwas zu tun oder nicht zu tun, dann bin ich unfrei. Aber ich kann das wahrnehmen. Ich kann wahrnehmen, dass es Gesetze gibt, die mich zwingen, so viel Steuer zu zahlen oder so viel, etc.. In diesem Sinne bin ich unfrei.

Aber ich kann innerlich auch erfahren, dass ich ein „Ich“ bin und dass ich selber Bilder erzeuge, Vorstellungen erzeuge, Begriffe erzeuge, die ich meinen Handlungen zugrunde lege, dann bestimme ich selber, was ich tue. Und in diesem Sinne bin ich frei.

Steiner sagt,

Zitat: Nach monistischer Auffassung handelt der Mensch teils unfrei, teils frei. Er findet sich als unfrei in der Welt der Wahrnehmungen vor und verwirklicht in sich den freien Geist.

Die Idee der Entwicklung 0:29:48

Das ist das dritte Wichtige, was in diesem kleinen Kapitel dann noch zugefügt wird: Das ist die Idee der Entwicklung. Der Mensch macht eine Entwicklung durch. Der Mensch wird als ein Naturwesen geboren und als Naturwesen lebt er eigentlich nach Naturgesetzen. Es stimmt, dass sich unser physischer Organismus, der zusammen mit dem ganzen Erdenorganismus ein Ganzes bildet, sich nach Naturgesetzen entwickelt. Wir können diese Naturgesetze kennenlernen, dann weiß man, wie man seinen physischen Körper am besten versorgt und pflegt, damit man einen gesunden Leib hat. Wir versorgen unseren physischen Leib nicht gut. Aber wir sind als physischer Organismus Träger der Seele und innerhalb dieser Seele können wir uns zu einem freien Geist, können wir uns selbst als „Ich“ finden und wir können das aufgreifen, um uns zu einem freien Geist zu entwickeln. Das ist das Ziel der Philosophie der Freiheit, dass wir uns finden als „Iche“ und dass wir uns unser Leben, unsere Weiterentwicklung in die eigenen Hände nehmen. Steiner sagt hier zum Beispiel:

Zitat: Jeder von uns ist berufen zum freien Geiste, wie jeder Rosenkeim berufen ist, Rose zu werden.

Also jeder von uns hat den Keim des freien Geistes in sich. Ich denke, er ist in meinem Herzen. Und jeder von uns ist berufen, sich zu einem freien Geist zu entwickeln.

Steiner sagt: Außerhalb der Wirklichkeit, die wir erfahren und denken können, gibt es keinen Gott und keine physischen und materiellen Prozesse. Das weist er ab. Er sagt: In Wirklichkeit sind das nur Gedanken. Das sind Gedanken, die wir erzeugt haben. Das sind eigentlich Ungedanken. Ich habe schon Ideen, die fruchtbar sind erwähnt - diese kann man erleben - und Ideen, die unfruchtbar sind. Ein Gott außerhalb der Wirklichkeit ist eine unfruchtbare Idee, weil man nie wirklich mit diesem Gott in Beziehung treten kann. Und dass physische und materielle Prozesse mein innerliches Leben erzeugen, das ist auch ein Ungedanke, wodurch man depressiv wird. Wenn man versucht, diesen zu erleben, dann fühlt man, dass in diesem Gedanken keine Zukunft ist.

Steiner schließt ab mit einem kleinen Absatz:

Zitat: Der Monismus weiß, dass die Natur den Menschen nicht als freien Geist fix und fertig aus ihren Armen entlässt, sondern ihn bis zu einer gewissen Stufe führt, von der aus er noch immer als unfreies Wesen sich weiter entwickelt, bis er an den Punkt kommt wo er sich selbst findet.

Schlusswort 0:33:53

Lasst mich noch einmal betonen, was es bedeutet, sich selbst zu finden. Was muss man tun, um sich selbst zu finden? Ich sage es noch einmal, dass man das eigene Denken zum Objekt der Wahrnehmung macht, weil man sich in diesem Moment als ein göttliches Wesen erlebt, das schafft, das sich selber die Beweggründe für seine Taten schafft. Und dann ist es immer noch frei zu wählen, ob es sich aufgrund solch eines Beweggrundes zur Realisierung entschließt das zu tun.

Gern möchte ich enden mit dem letzten Satz in diesem Kapitel.

Zitat: Sittlichkeit ist dem Anhänger des Monismus eine spezifisch menschliche Eigenschaft, und Freiheit die menschliche Form, sittlich zu sein.

Das ist also dieses zehnte Kapitel Freiheitsphilosophie und Monismus. In diesem Ganzen wird man entweder äußerlich zum Handeln gezwungen - das kann man wahrnehmen, erleben - oder man handelt von sich aus, von innen heraus.

Und wir können uns zu freien Geistern entwickeln. Dazu sind wir berufen. Und alles, was wir außerhalb der Wirklichkeit denken sind nur Ideen, die wir gehen lassen sollen. Danke.

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Glossar

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A

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B

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C

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D

DUALISMUS

  • In diesem Kapitel geht Steiner dann etwas tiefer hinein. Er zitiert vor allem einen Philosophen, der im 19. Jahrhundert lebte, als Beispiel, wie entweder ein Gott oder physische oder chemische Prozesse außerhalb des Realismus der Dämonismus (Video 20:11) gedacht wird (außerhalb der Realität als Dämonismus gedacht wird). Er nennt diese Menschen entweder spirituelle Dualisten oder materielle Dualsiten, sie denken außerhalb der Wirklichkeit noch eine andere Wirklichkeit.... Steiner spricht dann über naive metaphysische Realisten, materialistische Dualisten oder spirituelle Dualisten. Es gibt viel mehr davon, als man denkt. Hier spricht Steiner im Allgemeinen über diese Menschen. Aber die gibt es überall. [15 | 0:16:20]
  • Beispiele für materielle Dualisten [15 | 0:24:52]
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E

ENTWICKLUNG

  • Entwicklung: Das ist das dritte Wichtige, was in diesem kleinen Kapitel dann noch zugefügt wird: Das ist die Idee der Entwicklung. Der Mensch macht eine Entwicklung durch. [15 | 0:29:48]
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F

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G

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H

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I

INTUITION

  • Steiner unterscheidet verschiedene Intuitionen. Zum Beispiel: Ich begegne einem Baum und dann bekomme ich eine Intuition: das ist eine Buche. Das ist eine Erkenntnisintuition. Eine Intuition ist eigentlich, dass das Wesen des Anderen sich in deinem eigenen Wesen ausspricht. Und wenn man diesen reinen Begriff auf diese Wahrnehmung bezieht, dann entsteht erst Wirklichkeit.
  • Eine moralische Intuition, eine ethische Intuition ist, dass ich in einer bestimmten Situation einen Begriff innerlich bekomme, den ich dann auf diese Situation beziehen kann. Dann geht es darum, dass ich eine Wahrnehmung, also eine Handlung auf diesen Begriff beziehe, damit ich diesen Begriff verwirkliche. Das ist der Unterschied zwischen Erkenntnisintuitionen und sittlichen, moralischen Intuitionen. [15 | 0:00:03]
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J

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K

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L

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M

MATERIALISMUS

  • Aber dann passiert etwas. Weil die meisten Menschen - ich auch - finden es einen unbequemen Gedanken, dass ich ganz auf mich selbst gegründet sein soll. Das ist ein schwer zu akzeptierender Gedanken: Das „Ich bin“, das „Ich vertraue auf meinen Namen „Ich bin““. Also was machen diese Menschen? Was machen wir? Was mache ich unbewusst? Entweder wir werden Materialisten, oder wir werden Spiritualisten. ... Es gibt auch viele Menschen, die zu Materialisten werden. Sie sagen, die Gehirnprozesse, die Nervenprozesse erzeugen mein innerliches Leben und sie erzeugen auch die Ideen, die ich verwirklichen soll, was ich tun soll. [15 | 0:16:20]

MENSCH, NAIVER

  • Mensch, naiver: Der naive Mensch und der naive Realismus: Steiner fängt dieses 10. Kapitel mit dem naiven Menschen an. Wir sind im Allgemeinen naive Menschen. Mindestens bis jetzt sind wir naive Menschen. Was ist ein naiver Mensch?Zitat: „Der naive Mensch, der nur als wirklich gelten läßt, was er mit Augen sehen und mit Händen greifen kann… Das hält er für wirklich. Und das Seelische? Seine Gefühle, seine Wunschbilder, seine Gedanken, das hält er nicht für wirklich. Wir haben bis jetzt gelernt, dass das genauso wirklich ist. Vielleicht noch wirklicher. Der naive Mensch nimmt nur ernst, was er sinnlich wahrnehmen kann. Darum, wenn ein naiver Mensch handeln will - dieser zweite Teil geht ja darum, dass man handelt, das man etwas in der Welt tut - fordert der naive Mensch Beweggründe, die er sehen kann, die er wahrnehmen kann. [15 | 0:13:25]

MONISMUS

  • Wir sind Teil des dreigegliederten Ganzen. Das ist Monismus. Und alles, was wir brauchen für das Menschenleben, für unsere Entwicklung, ist in diesem Ganzen enthalten. Alles können wir sehen, erfahren, denken, fühlen, erleben. Das ist Monismus. [15 | 0:08:03]
  • Kommen wir jetzt zu Monismus, also zu der Position, die Steiner in der Philosophie der Freiheit entwickelt. Als Monist muss man erkennen, dass der Mensch sowohl frei, als auch unfrei ist. Wenn andere mich zwingen etwas zu tun oder nicht zu tun, dann bin ich unfrei. ... Aber ich kann innerlich auch erfahren, dass ich ein „Ich“ bin und dass ich selber Bilder erzeuge, Vorstellungen erzeuge, Begriffe erzeuge, die ich meinen Handlungen zugrunde lege, dann bestimme ich selber, was ich tue. Und in diesem Sinne bin ich frei. Steiner sagt, Zitat: Nach monistischer Auffassung handelt der Mensch teils unfrei, teils frei. Er findet sich als unfrei in der Welt der Wahrnehmungen vor und verwirklicht in sich den freien Geist. [15 | 0:24:52]
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N

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O

ORGANISMUS, LEBENDIGER

... dass man selber zwar einen physischen Organismus, einen lebendigen Organismus hat. Ein Organismus enthält immer Aufbaukräfte, Lebenskräfte und Abbaukräfte, Todeskräfte. Weil wir noch nicht ein Subjekt sind gegenüber der ganzen Welt als Objekt, muss man sich klar darüber werden, dass der ganze Erdenorganismus und dein eigener physischer Organismus, ... Wir Menschen als physische Organismen zusammen mit allen anderen Menschen zusammen mit der ganzen Erde sind eigentlich ein Organismus, ... Weil wir nur ein physischer Organismus sind. Es ist eine Illusion, dass man sich unabhängig von diesem Organismus denkt. [15 | 0:04:55]

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P

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Q

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R

REALISMUS, NAIVER

  • Der naive Mensch und der naive Realismus: siehe Mensch, naiver.

REALISMUS, METAPHYSISCHER

  • ... wir denken entweder einen Gott außerhalb von dem, was wir denken und erfahren können, oder wir denken physische und materielle Prozesse außerhalb von dem, was wir denken und wahrnehmen können. Und dann sagen wir dieser Gott oder die physischen und chemischen Prozesse, die bedingen, was wir tun sollen. Steiner nennt das: metaphysischen Realismus. Wir Menschen neigen zum metaphysischen Realismus, wenn wir den naiven Realismus überwinden. [15 | 0:16:20]
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S

SPIRITUALSMUS

  • Aber dann passiert etwas. Weil die meisten Menschen - ich auch - finden es einen unbequemen Gedanken, dass ich ganz auf mich selbst gegründet sein soll. Das ist ein schwer zu akzeptierender Gedanken: Das „Ich bin“, das „Ich vertraue auf meinen Namen „Ich bin““. Also was machen diese Menschen? Was machen wir? Was mache ich unbewusst? Entweder wir werden Materialisten , oder wir werden Spiritualisten. [15 | 0:16:20]

SÜNDE

  • In Sünde leben: In der Bibel steht: „in Sünde leben!" Das bedeutet eigentlich, dass man sich abgesondert denkt. Aber das ist nicht nur physisch materiell. ... Und wir können uns abgesondert denken oder abgesondert sehen. Aber das ist bedingt durch unsere, leiblich-seelische Organisation, und im Erkennen heilt man sich wieder im richtigen Verstehen, was es bedeutet, Mensch zu sein. In der Wirklichkeit heilt man sich wieder. [15 | 0:08:03]
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T

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U

ÜBAUFGABE

Übaufgabe: Übung - Position Null: Volle Aufmerksamkeit und Monismus [15 | 0:03:48]

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V

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W

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Y

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Einzelnachweise

  1. Ausschnitt aus einem Zitat von Jac Hielema vom 25. März 2023, welches als Testimonial zur GA 4 gemeint war