Grundlagen Anthroposophie Teil 25 von Christoph Bolleßen

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«Mit dieser Vortragsreihe möchte Christoph in ruhiger und freier Rede, interessierten Menschen einige Leitgedanken der Anthroposophie Rudolf Steiners anschaulich darstellen und zugänglich machen. Zur weiteren Vertiefung in die Thematik empfehlen sich unter anderem die Schriften "Theosophie" (GA 9) und "Die Geheimwissenschaft im Umriss" (GA 13).»

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- Grundlagen Teil 25 -
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Transkription der Grundlagen Anthroposophie Teil 25 [Ostern, Gründonnerstag, Das letzte Abendmahl]

Begrüßung 0:00:27

Hallo und herzlich willkommen hier auf dem Kanal Kulturepochen zum 25. Teil unserer Reihe Grundlagen Anthroposophie.

Ihr hört es vielleicht ein wenig an meiner Stimme. Es findet gerade ein kleiner Frühjahrsputz statt. Ein wenig Ausscheidung. Aber das soll nicht daran hindern, weiterhin mit euch hier geistige Inhalte zu bewegen.

Anknüpfung an Teil 24 0:01:06

Und wir haben ja beim letzten Mal einen kleinen Blick gewagt in die Welt des Unterphysischen. Wir hatten uns diese unterphysischen Reiche, in denen die Widersacherkräfte aktiv sind, einmal etwas angeschaut im Zuge der Erstellung unserer speziellen Landkarte der geistigen Reiche.

Und ich würde heute ganz gerne aufgrund der besonderen Zeit, in der wir uns gerade befinden, wir gehen ja nun auf die Ostertage zu, auf die Osterzeit. Und diese besondere Zeit, diesen Impuls würde ich ganz gerne nutzen, um einen kleinen Einschub zu machen und eventuell einmal Bezug zu nehmen, etwas näher einzugehen auf die Umstände dieses Osterereignisses, das wir jedes Jahr nicht ohne Grund im Frühling feiern.

Ostern 0:02:29

Wir hatten ja in den vorigen Vorträgen schon einmal uns vor Augen geführt, dass der Frühling, das Frühjahr einen ganz besonders starken Bezug zu den Sohneskräften, zu den Christuskräften hat und dass dieses Osterfest eben nicht ohne Grund an diese Stelle des Jahres gesetzt wurde oder dort stattfindet.

Und wenn man den Winter als eine Phase der Vergeistigung, in dem also äußerlich regsam eigentlich nichts groß zu finden ist, dafür aber eine innere Regsamkeit stattfindet, vielleicht auch so ein bisschen analog zu den Begriffen Manvantara, dieses in die Schöpfung, in die Materialität hineingehen und Pralaya, das ist dann so gesehen der Winter, wo dann im Äußeren alles zur Ruhe kommt und sich die Dinge mehr im Inneren abspielen.

So ist natürlich dann das Frühjahr für dieses Osterfest, für dieses Osterereignis besonders gut verwendbar. Und es steht ja ohnehin alles in einem großen kosmischen Zusammenhang und ist nicht zufällig an diese Stelle versetzt worden.

Nun, wenn wir uns diese Ostertage einmal genau anschauen, so beginnt ja die Osterzeit zunächst einmal mit dem Gründonnerstag. Das wäre also dann nächste Woche Donnerstag in diesem Jahr 2023.

Und an diesem Gründonnerstag findet etwas sehr Entscheidendes statt, nämlich das letzte Abendmahl, gefolgt vom Karfreitag, an dem sich ja dann das Mysterium von Golgatha vollzieht, die vollständige Menschwerdung Christi und dann auch der Kreuzestod, die Kreuzigung.

Dann folgt der Ostersamstag mit dem Verbleib im Grab und der damit verbundenen Höllenfahrt.

Und dann am Ostersonntag die Auferstehung.

Und diese Ereignisse würde ich ganz gerne einmal genauer anschauen mit euch. Auch hier wieder der Vermerk. Schaut euch die Dinge bei Rudolf Steiner an in seinen Werken.

Ich kann hier, weil ich gerne diese Videos weiterhin frei sprechen möchte, werde ich mit Sicherheit viele, viele Details und reichhaltige Verweise Rudolf Steiners jetzt nicht hier sagen können. Das ist einfach meinen Kapazitäten geschuldet. Aber ich versuch's vielleicht ein wenig zu machen für euch.

Gründonnerstag, letztes Abendmahl 0:06:45

Und vielleicht beginnen wir mit der Persönlichkeit des Jesus von Nazareth. Der beginnend mit seiner Taufe im Jordan durch Johannes den Täufer nun als Leibesgefäß, könnte man sagen, zur Verfügung steht für den Christus Geist, der sich beginnend mit der Jordan Taufe bis zum Tod am Kreuze dann vollständig in die Leibeshüllen des Jesus von Nazareth hinein versenkt, hinein inkarniert.

Und mit der Jordan Taufe beginnt also dieser Christus Jesus auf Erden zu wirken, und er beruft also seine Jünger um sich, zwölf an der Zahl. Und in dieser Zeit passiert natürlich unwahrscheinlich viel.

Ich möchte dann an diesen Punkt springen, wo sich also dieses Mysterium von Golgatha, diese Kreuzigung anbahnt. Und das ist eben an diesem Vorabend vor der Kreuzigung. An dem wird ein Abendmahl abgehalten, und zwar in einem Saal, in einem Speisesaal im Obergeschoss einer ärmlichen Wohnung oder eines ärmlichen Hauses. Diese Speisesäle in den römischen Häusern im Obergeschoss waren also in der Regel eher für die ärmlicheren Leute und für die Sklaven.

Dort fand also das letzte Abendmahl mit den zwölf Jüngern statt. Und um das Ganze etwas einzubinden und auch richtig zu verstehen, ist es ist mir an der Stelle auch ein besonderes Anliegen, noch einmal darauf hinzuweisen, dass diese Urkunden, diese heiligen Schriften aus den drei Weltreligionen und natürlich auch die christlichen, Rudolf Steiner weist immer wieder darauf hin, dass es also im Laufe der Zeit, im Laufe der Jahrhunderte immer mehr dazu gekommen ist, im Zuge unserer wissenschaftlichen Sicht auf die Welt, die man auch als materialistische Sicht bezeichnen könnte. Es ist also immer wieder dazu gekommen, mehr und mehr diese heiligen Texte in einem äußerlichen weltlichen Sinne zu verstehen. Das heißt also, immer mehr wegzukommen von dieser Bildersprache, die dort enthalten ist und man immer weniger versucht hat, diese Bilder in einem höheren Sinne zu deuten, sondern immer mehr dazu übergegangen ist, diese heiligen Schriften, wie gesagt, eher pragmatisch, weltlich zu verstehen. Und dass das also hier an dieser Stelle nicht so sein soll, sondern wir wollen versuchen, die dort enthaltenen Dinge so zu verstehen, dass sie immer auf etwas geistig Seelisches hindeuten.

Und um das jetzt in diesen Kontext zu bringen. Das letzte Abendmahl findet statt in einer Zeit, in der die Welt in einer Phase ist, wo sich die Menschen in eine sehr, sehr starke Verstandeskultur hineingebracht haben. Bzw. es war der damalige Zeitgeist, dass die Menschen sich die Welt mit ihren Verstandeskräften erschlossen haben. Und das wurde vorbereitet durch die Griechen, die griechische Kultur, die also sehr, sehr Weichen stellende Neuerungen in die Menschheit gebracht hat.

Allerdings war dieser griechische Verstandesgeist war noch sehr stark verbunden mit dem künstlerischen Element. Das heißt, die Griechen hatten also noch eine lebendige Verbindung in die geistigen Welten. Sie hatten also sehr viel noch, was sie imaginativ, inspirativ, intuitiv aus den geistigen Welten heraus vernehmen, wahrnehmen konnten. Und das spiegelt sich also noch wider in dieser Weichheit, in dieser außerordentlichen künstlerischen Betonung der griechischen Kultur.

Wohingegen dann zur Zeit des Mysteriums von Golgatha diese Leitkultur übergegangen war auf die Römer und auch auf die Hebräer. Und dort war dieses Verstandesdenken schon wieder sehr, sehr stark ausgetrocknet, könnte man sagen. Also es war nicht mehr so künstlerisch, nicht mehr so weich, lebendig, sondern es war wirklich eine sehr, sehr starke Trockenheit vorhanden.

Das wird auch deutlich anhand der Umgebung, in der das Ganze spielt. Jerusalem, das sind ja sehr, sehr trockene, steinige, heiße Gebiete. Und dementsprechend herrschte dort auch wirklich zur damaligen Zeit eine sehr, sehr starke, trockene Verstandeskultur. Und mitten dort hinein kommt nun dieser Christus Geist. Und dieser Christus Geist kommt in die Menschen, um anzukündigen, dass sich die Zeiten ändern werden, dass sich die Zeiten ändern müssen. Denn wir haben mit der Ausbildung der Verstandeskultur erreicht, dass die Lebendigkeit des Geistigen auf ein absolutes Minimum reduziert wird. Und wir hatten ja schon gesagt, dass das eben sehr wichtig ist in der Entwicklung des Menschen. Denn solange wir unser Geistesleben nicht einmal völlig ausgetrocknet haben, das heißt, dass wir also nicht automatisch, könnte man sagen, von Natur aus, naturgegeben diese Impulse aus der geistigen Welt immer vor uns haben, immer mit uns tragen, dass sie uns immer wieder heimsuchen, ereilen, wenn das nicht einmal gestoppt wird, dann hat die Menschheit keine Gelegenheit, völlig auf sich allein gestellt zu sein. Und dieses völlig auf sich allein gestellt sein ist eben die Voraussetzung dafür, dass wir die Freiheit entwickeln können.

Und demnach war es also genau um diese Zeit des Mysteriums von Golgatha so weit, dass die Menschen von innen, könnte man sagen, völlig ausgetrocknet waren durch ihr permanentes Verstandesdenken. Und genau in dieser Zeit kommt nun der Christus auf die Erde und bringt die Zeitenwende, verkündet die neue Zeit. Und das geschieht nun in großen Bildern, in sehr eindrucksvollen Bildern, die wir immer wieder auf unsere Seelen wirken lassen können, die eben mit diesem Osterfest und dann später auch mit der Himmelfahrt und mit dem Pfingstereignis natürlich zu tun haben.

Aber beginnen können wir mit diesem Gründonnerstag und dem letzten Abendmahl, wo ja im Wesentlichen zwei Dinge stattfinden. Zum einen die Verwandlung von Brot und Wein in das Fleisch und das Blut Christi. Was bedeutet das für uns? Die Verwandlung von Brot in das Fleisch Christi und die Verwandlung des Weines in das Blut Christi weist darauf hin, dass sich der Christus mit der gesamten Erde verbinden wird.

Das heißt also das Brot als ein Erzeugnis aus dem Getreide, eine Kulturleistung auch des Menschen. Er nimmt die Gaben des Feldes und macht daraus das Brot, das heißt also die Gaben der Erde, in dem Fall das Brot und auf der anderen Seite die Kräfte aus dem Traubensaft. Wir haben ja sowohl beim Getreide als auch bei den Weintrauben eine sehr, starke Verbindung zu den Sonnenkräften. Das Getreide braucht ebenso starke Sonnenkräfte wie auch die Trauben, damit sie zu guten Erzeugnissen werden, zu guten Erdengaben werden. Und durch diesen starken Bezug dieser beiden Lebensmittel könnte man sagen, macht Christus deutlich, dies wird ab sofort mein Fleisch und mein Blut sein. Das heißt, ich verbinde mich mit dem gesamten Erdenplaneten. Er wird also von nun an mit allem, was unsere Erde umfasst, fest verbunden sein. Und das zweite, das sich ereignet und was eben auch mit diesen Dingen zu tun hat ist, dass sich einer der Jünger nämlich der Judas sich dazu entschließt, während des Abendmahls die Gemeinschaft zu verlassen und den Christus zu verraten.

Vorgeschichte - Christus Jesus in der Wüste und die Versuchungen 0:21:33

Und dieser Vorgang hat eine Vorgeschichte. Es ist nämlich so, vielleicht erinnert sich der eine oder andere von euch daran. Es gibt in den Evangelien eine Stelle, wo der Christus Jesus in der Wüste vom Teufel, in dem Falle ist es, wenn wir aus anthroposophischer Sicht genauer draufschauen, der Ahriman, wo er also von Ahriman versucht wird. Er wird eigentlich sowohl von Luzifer als auch von Ahriman als auch von beiden zusammen versucht. Aber hier soll jetzt der Fokus besonders auf den ahrimanischen Kräften liegen. Und dort ist es so, dass ihn diese Widersacherkräfte auffordern: "Wenn du Gottes Sohn bist, dann verwandle doch diese Steine hier in Brot". Und Jesus kann auf diese Versuchung nur reagieren, indem er etwas aus der Heiligen Schrift zitiert. Ebenso die zweite Versuchung. Da wird ihm gesagt: "Wenn du Gottes Sohn bist, dann spring doch hier vom Tempel herunter und Gottes Engel werden dich doch dann auffangen". Auch hier widersteht er, indem er etwas aus der Vergangenheit zitiert, aus der Heiligen Schrift. Und dann kommt schließlich die dritte Versuchung, wo ihm angeboten wird: "Wenn du dich mir unterwirfst, werde ich dir die ganze Welt zu Füßen legen". Und daraufhin sagt der Christus Jesus dann, weiche von mir, Satan! Und er sagt auch wieder etwas aus den heiligen Schriften.

Und hier bekommen wir von Rudolf Steiner die Information, dass es an dieser Stelle dem Christus Jesus nicht möglich war, die Widersacher zu bezwingen, sondern er konnte sie nur von sich fernhalten.

Und das hatte aber zur Folge, dass sich die ahrimanischen Kräfte jemanden aus seinem engsten Kreis aus dem zwölfer Kreis nehmen konnten, um in diesem Judas zu wirken, ihre Kräfte zur Geltung zu bringen. Und das hatte dann zur Folge, dass dieser Judas geblendet von der Aussicht, er würde eine hohe Belohnung erhalten, wenn er den Jesus von Nazareth verraten wird. Das ist also auch ein Zusammenspiel wieder der einzelnen Widersacher.

Auf jeden Fall geblendet vom irdischen Reichtum und von dieser Versuchung des Verrates um des eigenen Vorteils willen, dieser Versuchung erliegt der Judas, und er geht dann am Abend dieses letzten Abendmahls zu den entsprechenden Menschen und sagt. Was gebt Ihr mir, wenn ich ihn euch ausliefere? Und jetzt muss man natürlich auch dieses Ereignis wieder auf der einen Seite als einen Sieg, könnte man sagen, der Widersacherkräfte betrachten. Auf der anderen Seite ist es natürlich dem Judas zu verdanken, dass das Mysterium von Golgatha überhaupt stattfinden konnte. Da haben wir dann an dieser Stelle wieder diese Ambivalenz dieses Dilemma für den Verstand. War es denn jetzt eine Katastrophe oder war es ein Segen? Es ist beides.

Und in diesem Spannungsfeld kann die Auferstehung stattfinden. Dieses Spannungsfeld wird sich dann am Karfreitag und am darauffolgenden Samstag, Sabbat noch einmal sehr dramatisch weiterentwickeln.

Abschluss 0:27:54

Aber mit Blick auf die Uhr würde ich dann sagen nehmen wir einmal diesen Gründonnerstag als Hinleitung zu dem, was dann folgt. Und ich wünsche euch eine - jetzt fängt meine Stimme wieder etwas an, ich nehme einen Schluck Wasser - ich wünsche euch eine gute und tiefe Vorosterzeit. Ich glaube, gerade in unserer jetzigen Lage ist jeder Gedanke, jeder Versuch, mit diesem Osterereignis innerlich sich zu verbinden, innerlich Kontakt aufzunehmen, sehr, sehr wichtig.

Und somit wünsche ich euch bis zum nächsten Mal alles Gute und wir sehen uns im nächsten Teil. Vielen Dank.

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