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Vom Eise befreit. Gedanken zum Frühjahrsbeginn. Ein Vortrag von Christoph Bolleßen, 2025

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Einführung und Kontext 00:00:46
Hallo und herzlich willkommen hier auf dem Kanal Kulturepochen zu diesem neuen Video. Ich möchte heute ein wenig abseits unseres normalen Kontextes sprechen. Ich habe seit einigen Tagen vorgehabt, ein solches Video in die aktuelle Reihe Anthroposophie eine Erlebnisreise einzuschieben. Ihr wisst, dass gerade in Europa, vor allem auch in Deutschland, sehr viel im Umbruch ist. Wir haben gerade erlebt eine vorgezogene Bundestagswahl, es wird sehr viel politisiert und es ist sehr viel an Ereignissen zu verzeichnen, die aus meiner Sicht nicht von ungefähr kommen.
Bedeutung des Jahres 2025 und Rudolf Steiner 00:02:13
Wir schreiben das Jahr 2025 und dieses Jahr wird aus meiner Sicht ein wichtiges Jahr werden. Und zwar zum einen, da wir in diesem Monat März den 100. Todestag Rudolf Steiners feiern. Feiern möchte ich hier verstanden wissen als Gedenken, denn Rudolf Steiner ist aus meiner Sicht damals vielleicht ein bisschen zu früh über die Schwelle gegangen. Es wäre schön gewesen, wenn er noch einige Jahre hätte weiter wirken können. Nun ist er damals im März 1925 über die Schwelle gegangen. Er lebte zu dieser Zeit in Dornach, war aufgrund seiner körperlichen Eingeschränktheit örtlich gebunden und hat trotz seines ernsten Zustandes bis zum Schluss immer wieder Menschen zu sich gelassen. Er hat geschrieben an den Leitsätzen, hat Briefe an die Mitglieder verfasst, hat persönliche Briefe beantwortet und hat auch, soweit es seine Kräfte zuließen, gearbeitet an der großen Skulptur des Menschheitsrepräsentanten. Ein kleines Bild davon könnt ihr hinter mir erkennen. Beim Menschheitsrepräsentanten handelt es sich um eine 9 Meter hohe Holzskulptur aus Ulmenholz. Das Holz der Ulme ist ein besonderes Holz, das die Kräfte des Planeten Merkur in sich trägt.
Rudolf Steiners letzte Tage 00:04:46
Rudolf Steiner lebte in den letzten Tagen seiner Inkarnation in seinem heute sogenannten Sterbezimmer. Es handelte sich um ein ganz bescheidenes, einfaches Zimmer mit Wänden aus Holzbrettern. Ein kleiner Ofen befand sich im Raum, sein Bett und ein Schreibtisch. Dieser Raum war unmittelbar neben der Schreinerei des Goetheanum gelegen und war eine Art Verbindungszimmer zwischen Schreinerei und dem Hochatelier, in dem sich der Menschheitsrepräsentant damals befunden hat. Wir können von Glück reden, dass der Menschheitsrepräsentant zur Zeit des Brandes des ersten Goetheanum noch nicht dorthin verbracht wurde, denn sonst wäre auch diese Skulptur den Flammen zum Opfer gefallen.
Europas Schicksal und Steiners Warnungen 00:06:03
Nun, in der Zeit, als Rudolf Steiner über die Schwelle gegangen ist, hatte Europa bereits einen sehr schweren Schicksalsschlag hinter sich. Die Weltkriegskatastrophe, wie Rudolf Steiner sie nannte, uns heute bekannt als der Erste Weltkrieg, hatte Europa tief erschüttert, hatte viele Opfer gefordert und hatte die Seele der Menschen betrübt, verängstigt, geschwächt. Man konnte sagen, die Menschheit war nicht mehr dieselbe, wie sie vor dem Ersten Weltkrieg war. Und auch als diese Weltkriegskatastrophe vorerst ihr Ende nahm, fand Rudolf Steiner bereits sehr deutliche Worte, dass er in Aussicht stellte, dass wenn nun in Mitteleuropa nicht eine deutliche geistige Revolution, wenn man so will, das heißt Menschen, die die geistige Welt mit einbeziehen, in ihr streben, dann würde es nicht lange dauern und diese Weltkriegskatastrophe würde in einer noch viel fataleren Art weitergehen. Wie wir wissen, ist diese Vorausschau Rudolf Steiners leider wahr geworden. Es ereignete sich wenige Jahre später dann der Zweite Weltkrieg, der noch verheerender war für Europa und die Welt.
Heutige Lage und Kali-Yuga 00:08:12
Und ich möchte heute ein wenig eingehen darauf, wie wir unsere heutige Lage vielleicht einzuschätzen haben und wie wir uns auf der einen Seite nicht einem pessimistischen Blick in die Zukunft hingeben, uns auf der anderen Seite aber auch nicht von Illusionen leiten lassen. Wie wir von Rudolf Steiner wissen, hat er uns eröffnet, dass mit dem Jahreswechsel 1899-1900 das sogenannte Kali-Yuga, das Zeitalter der Finsternis, zu Ende gegangen ist. Das Wort Yuga bezeichnet also Zeitalter und von diesen Yugas gibt es aus der vedischen Spiritualität, aus der vedischen Mystik heraus im Laufe der Entwicklungszyklen unserer Welt vier Stück. Es gibt zunächst einmal das goldene Zeitalter, dann gibt es das silberne Zeitalter, das eiserne Zeitalter und das Zeitalter der Finsternis. Man könnte sagen, dass sich diese vier Zeitalter, wie wir es in den Videos schon öfter dargestellt haben, auch immer wieder abspiegeln von einem großen Kontext immer weiter auch in kleinere Einheiten. Und dass wir von Rudolf Steiner ebenso erfahren, dass 1899 zu Ende gegangen ist ein kleines Kali-Yuga, dass wir also darüber, wenn wir also die nächst höhere Entwicklungsebene anschauen, dass dieses Kali-Yuga immer noch weiter andauern wird.
Eisernes Zeitalter und Verantwortung 00:10:51
Aber nichtsdestotrotz ist ein kleines Kali-Yuga zu Ende gegangen und nun beginnt, wenn wir davon sprechen können, dass sich die Yugas von Gold über Silber nach Eisen in das Kali-Yuga, in das Zeitalter der Finsternis entwickeln. So ist es so, dass nach Überwindung des finsteren Zeitalters es dann wieder in einer aufsteigenden Bewegung zugeht. Das heißt, auf das Zeitalter der Finsternis folgt das Zeitalter des Eisens, das eiserne Zeitalter, dann gefolgt vom silbernen und später dann vom goldenen. Und dass eben dieser Wechsel vom Zeitalter der Finsternis in das Zeitalter des Eisens hinein genau das beinhaltet, was ich einleitend versucht habe darzustellen. Und zwar auf der einen Seite ist dieses beginnende eiserne Zeitalter ein großer Hoffnungsträger. Das Überwinden des Kali-Yuga bedeutet, dass wieder mehr Licht in die Welt kommen kann. Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass man sich über das Ende des Zeitalters der Finsternis hinaus keine Illusionen macht, dass wir uns nicht mehr an dem gleichen Zeitpunkt befinden, wie wir uns befunden haben, als es schon einmal das eiserne Zeitalter gab in der Vergangenheit und das Zeitalter der Finsternis heraufzog. Denn damals war es noch so, dass sozusagen die Geschicke der Menschheitsentwicklung viel stärker von höheren Wesen der geistigen Welt gelenkt wurden. Und dass uns jetzt klar sein muss, wenn wir von der Überwindung des Zeitalters der Finsternis sprechen, dass diese Finsternis noch so lange weiter andauern wird, bis wir Menschen dieses Licht des eisernen Zeitalters selbst erzeugen. Das Licht, das einst in die Welt gekommen ist, muss nun durch die Menschen wieder in die Welt kommen. Das ist der große Unterschied zu den alten Zeiten. Das heißt, das Licht wird in dem Maße in die Welt kommen, in dem wir Menschen es hervorbringen.
Hoffnung und Herausforderung der Zeitalter 00:14:30
Und wir können an den Zeitaltern noch mehr ins Auge fassen, noch mehr ablesen, was uns Hoffnung geben kann. Aus den vedischen Überlieferungen können wir entnehmen, dass es in der Tat in einem goldenen Zeitalter für die Menschen sehr umständlich ist, spirituellen Fortschritt zu machen. Das liegt einfach daran, dass die Umgebung, könnte man sagen, so lichtvoll ist. Ich würde sagen, so lichtvoll war durch die Tätigkeit und die Anwesenheit der höheren Hierarchien, der höheren Wesen, dass dem Menschen selbst kaum etwas Handlungsspielraum zur Verfügung stand, um innerhalb dieses gewaltigen äußeren Lichtes sein eigenes Licht zu kultivieren. Das heißt, wenn man so will, musste der Mensch damals sehr viel tun, um sein eigenes Licht so stark zu machen, dass es in der Lage war, sich innerhalb dieses gleißenden äußeren Lichtes durchzusetzen. Und nun wanderte dieses Licht immer mehr von außen in das Innere der Menschen, bis es schließlich selbst Mensch wurde. Und im Zuge dieser Entwicklung, wenn wir nun auf das dem goldenen Zeitalter entgegengesetzte schauen, das Kali-Yuga, das Zeitalter der Finsternis, so ist es in diesem Zeitalter dem Menschen möglich, durch im Gegensatz zum goldenen Zeitalter sehr verhältnismäßig geringe Anstrengungen, sein eigenes Licht zum Leuchten zu bringen. Aber diese Anstrengungen müssen dann auch wirklich aus dem Innersten des Menschen selbst geleistet werden. Und zwar geleistet werden in einem Milieu der Freiheit. Denn jede Einmischung der geistigen Welt in die freiheitlichen Entschlüsse und Willensimpulse des Menschen würde bedeuten, dass das Licht der Götter eingreifen würde und sehr schnell das Licht der Menschen übertreffen würde.
Die Gelegenheit des eisernen Zeitalters 00:18:00
Das heißt, wenn wir nun die Gunst der Stunde erkennen wollen und es positiv formulieren, so ist dieses nun heraufziehende eiserne Zeitalter, das Zeitalter des Mutes, die Gelegenheit, mit verhältnismäßig wenig Aufwand große Fortschritte zu machen. Man könnte es vielleicht vergleichen mit einem Raum, der zunächst von einer starken Lichtquelle erleuchtet wird. Und wir selber haben eine kleine Kerze, vielleicht in der Größe eines Teelichtes. Und diese Kerze ist kaum in der Lage, sich gegen die starke Lichteinwirkung von außen durchzusetzen. Nun wandelt sich dieses äußere Licht in eine Finsternis und dann wird dieses kleine Teelicht zu einer Lichtquelle, die man über große Entfernungen hin wahrnehmen kann. Und darin liegt der Sinn all dessen, was wir zurzeit erleben. Man könnte sagen, je größer die Finsternis, desto größer sind die Wirkungen, die freiheitlichen Willensimpulse auf die geistige Welt zuzugehen, der Menschen zu beobachten. Das ist der gute Teil, den wir uns immer wieder in die Seele rufen können, um uns Hoffnung zu machen.
Verantwortung und Widersacher 00:20:23
Die andere Seite ist die, dass wir nun tatsächlich vor einer großen Verantwortung stehen. Und diese Verantwortung lautet, dass wenn unser Wille nicht dahin geht, wirklich andere Wege zu gehen, dann werden sich andere Mächte in die Weltentwicklung einbringen. Denn, Bruder Steiner betont es immer wieder, nichts bleibt leer in der Welt. Das heißt, dieser Raum, der uns geschenkt wurde, dieser Raum der Finsternis, in den wir uns mutvoll mit unserem kleinen Licht hineinzustellen haben, tun wir dies nicht, kommen andere Wesen und tun es. Wir haben öfter bereits über die Mission des Bösen gesprochen und diese Mission des Bösen ist ebenso aktiv, spielt sich ebenso vor unseren Augen ab. Und wir als Menschen der heutigen Zeit haben in erster Linie darauf zu achten, dass wir uns nicht zu Werkzeugen des Bösen machen. Und wir dürfen uns da in dieser Hinsicht nicht Illusionen hingeben, dass wir uns einzugestehen haben, dass es mit Sicherheit nicht ausreichen wird zu sagen, ich möchte ja nichts Böses tun. Ich habe mich ja für das Gute eigentlich schon entschieden, deshalb betrifft mich diese Aussage nicht. Leider ist dieser Weg nicht ganz so einfach zu beschreiten. Lippenbekenntnisse werden uns wenig weiterbringen.
Denken und gesellschaftlicher Diskurs 00:23:05
Es gilt in unserer Zeit die Dinge wirklich konkret anzuschauen, wie wir in den Videos oft betont haben, beginnt alles heutzutage mit dem Denken. Und unterstützend für das Denken benötigen wir Eindrücke der Außenwelt. Das heißt vor allen Dingen Gespräche mit Mitmenschen, dass wir uns gegenseitig versuchen darin zu bestärken, wegzukommen von Gedanken, die ausschließlich mit dem physischen Gehirn erzeugt werden. Dieses Gehirn, diese Art von Denkprozessen sind besonders bei denjenigen, die leitende Funktionen in der Menschheit übernehmen, heutzutage nicht mehr fruchtbar. Das menschliche Gehirn befindet sich bereits in einer starken Phase der Dekadenz. Physische Denkvorgänge bringen heute keine gute Frucht mehr. Das wäre der erste konkrete Schritt, der notwendig wäre für die Menschen, zu erkennen, dass das Denken nicht weiter ein bloßes Zugreifen auf abgespeicherte Informationen zu sein hat, sondern dass wir unser Denken langsam verwandeln in einen lebendigen ätherischen Prozess. Denn abgespeicherte Informationen über das physische Gehirn abzurufen, ist nicht lebendig. Diese Tätigkeit ist tot, vor allen Dingen, wenn die Informationen, die auf diese Art und Weise abgerufen worden sind, bereits aus Tod entstanden sind. Und tot sind sie in dem Moment, wo sie den Menschen keine Möglichkeit mehr geben, sein lebendiges Sein in diese Gedanken einzubringen. Und wir können heute sehr stark beobachten, wie der gesellschaftliche Diskurs in der Politik, in den Medien, aber auch in der Alltagskommunikation immer mehr dahin gebracht werden soll, diese Kommunikation dahingehend abzutöten, dass bestimmte Meinungskorridore geöffnet werden, durch Autoritäten geöffnet werden, die dann von den Menschen beschritten werden dürfen, innerhalb dieser Meinungskorridore, innerhalb dieser Wiederholung autoritärer Kursgebung, haben die Menschen keinen Widerstand zu befürchten, aber sie können auch nichts Eigenes einbringen.
Konformität und Widersacher 00:27:05
Und wir können beobachten, dass die Widersacher hier besonders leichtes Spiel haben mit den Menschen. Ich möchte, um dieses Bild vielleicht ein wenig zu verdeutlichen, einen Feldversuch ansprechen, den es vor einigen Jahren einmal gegeben hat, eine wissenschaftliche Studie. Dort wurde ein Versuch gemacht mit 30 Testpersonen, 30 Menschen, die an diesem Experiment teilgenommen haben. Aber von diesen 30 Testpersonen war eigentlich nur eine eine wirkliche Testperson. Die 29 anderen Teilnehmer waren im Prinzip eingeweiht in die Versuchsbedingungen und man zeigte den Menschen nacheinander ein Bild, auf dem zwei Linien zu sehen waren. Und eine Linie war deutlich kürzer als die andere. Und nun hatte man es so eingerichtet, dass die wirkliche Testperson sich immer unter denjenigen befand, die ziemlich zum Schluss befragt wurden zu diesen beiden Linien. Und so war es also so, dass die wirkliche Testperson mit ansehen musste, wie vor ihr die anderen Teilnehmer beteuerten, dass beide Linien gleich lang seien, obwohl eine Linie deutlich kürzer war. Und als dann die Reihe an den Testpersonen war, nachdem sie also vielfach gehört hatten, beide Linien seien gleich lang, so ist das erschreckende Ergebnis dieser Studie, dass nahezu 100 Prozent der Testpersonen sich der Meinung der anderen angeschlossen haben, obwohl sie deutlich gesehen haben, dass dies nicht der Fall war. Das heißt, wir müssen den Menschen genauestens betrachten und die richtigen Schlüsse ziehen. Wir kommen aus einer Vergangenheit, in der Konformität, Zugehörigkeit zur Gruppe einen gewissen Gleichklang innerhalb eines Kollektivs zu erzeugen von großer Wichtigkeit war. Denn nur so war es möglich für die Wesen der höheren Hierarchien, größere Menschengruppen kulturell, entwicklungstechnisch in eine ganz bestimmte Richtung hinzulenken. Als die Menschen noch nicht bereit waren, ihre Erdenmission dahingehend wahrzunehmen, dass jeder von nun an seinen eigenen Weg zu gehen haben, war diese Verhaltensweise die richtige. Die Menschen wurden in Gruppen von höheren Wesen geleitet und deshalb war sich für die Konformität zu entscheiden in früheren Zeiten oftmals der richtige Weg. Heute sieht es jedoch so aus, dass diese Leitung der Menschen durch regelrechte Wesen aufgehört hat. Und wie wir anfangs gesagt haben, nichts bleibt leer in der Welt, sollten sich also in der Welt Bestrebungen sichtbar werden lassen, dass weiterhin Gruppen von Menschen gewillt sind, sich in einer Einheit führen zu lassen. Wenn die Menschen diese Signale aussenden, sei es als Volk, sei es als Gruppe von Gläubigen, aber sei es auch innerhalb der Unterstützer eines Fußballvereins, einer Musikgruppe oder ähnliches. Überall da, wo sich Gruppenhaftigkeit zum Ausdruck bringt, laufen die Menschen sehr schnell Gefahr, unter den Einfluss von Wesen zu kommen, die zwar ihre Rolle als Gruppenführer bestimmter Menschen wahrnehmen wollen, die aber nicht mehr aus dem Reich der regelrechten Wesen entstammen, sondern die mit Sicherheit aus dem Reich der Widersacher kommen.
Seelenvermögen und Individualität 00:33:15
Und die Weltentwicklung bringt uns immer mehr an den Punkt, wir haben es im Vortrag auf der Suche nach dem Christusimpuls, Teil 1, angedeutet. Und die Weltentwicklung bringt uns dahin, dass sich seit einiger Zeit die Seelenvermögen Denken, Fühlen und Wollen voneinander trennen. Und wenn wir uns das nun räumlich vorstellen, Denken, Fühlen und Wollen mit Zwischenräumen, so sind diese Zwischenräume natürlich dazu gedacht, um sie mit der Kraft unseres jüngsten Wesensgliedes, nämlich unseres Ichs zu füllen. Die Weltentwicklung kommt uns entgegen, entlässt uns immer mehr aus der Einheitlichkeit, aus dem Bündnis, das die Götter für uns erstellt haben, Denken, Fühlen und Wollen in einem Zusammenhang zu halten. Hier kommt uns die Weltentwicklung entgegen und schafft uns Raum, Zwischenraum für Individualität. Aber diese Individualität muss dann auch ergriffen werden, sonst werden diese Zwischenräume gefüllt von anderen. Und in einer besonders starken Form ist die Bemühung, diese Zwischenräume zu füllen, sehr stark in unserer Zeit. Wir haben heute ein Schlachtfeld im Gebiet der Seele, so würde ich es einmal bezeichnen, in dem es darum geht, möglichst viel dieser Zwischenräume in den menschlichen Seelen zu erobern, die Deutungshoheit innerhalb des gesellschaftlichen Diskurses an sich zu reißen, die Menschen zu überfluten mit Meinungen, mit Standpunkten, mit Regeln und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Mensch es nicht vermag, diese Dinge zu prüfen und die so wichtigen Ich-Kräfte als Instanz hinzufügen zu können.
Informationsflut und Feindschaft 00:36:53
Man spricht ja heute von einer Informationsflut, ein sehr guter Begriff, wie ich finde. Eine Flut ist etwas Überwältigendes. Überwältigung kann aber auch erdrücken, kann dafür sorgen, dass ich mich selbst verliere, dass ich den Überblick verliere und dass ich in diesem Zustand der Überflutung, der Überwältigung dann geneigt bin, weil sich alte Stimmen in mir bemerkbar machen, die mich zur Konformität bringen wollen, dass ich mich dann einer dieser implementierten Meinungen anschließen möchte, einfach übernehmen möchte, was mir sympathisch ist. Und wenn ich dies tue, passiert gleichzeitig etwas anderes. In dem Moment, wo die Kräfte des Todes das Lebendige ausschalten, kommt es dazu, dass wir eine gewisse Tendenz entwickeln, andere Standpunkte, die mein frisch erobertes Inselchen, das ich gerade mein Eigen nennen möchte, ich fühle mich gerade so sicher in einem Bereich, der vorgegeben wurde und in diesem Bereich befinden sich auch andere Menschen, die sich dort niedergelassen haben. Wir möchten jetzt endlich einmal Ruhe haben. Wir möchten nicht mehr durch andere Standpunkte gestört werden. Das heißt, es entsteht ein Klima der Feindschaft. Die Inseln fangen gegenseitig an, sich zu bekämpfen. Und das geht so weit, dass wir in der heutigen Zeit den Blick verloren haben dafür, dass wenn wir als Beispiel in der Politik von einer Parteienlandschaft sprechen, dass uns der Blick dafür verloren gegangen ist, dass die Wahrheit, das heißt ein Urteil über bestimmte Phänomene in der Welt, überhaupt nicht mehr angestrebt wird.
Wahrheit und Zuhören 00:40:09
Denn wenn wir die Sicht auf den modernen Menschen wirklich ernst nehmen, dann ergibt sich ein gesundes Urteil eigentlich daraus, dass möglichst viele Menschen an dieser Wahrheit, die ja ein aktives Erzeugnis des freien Menschengeistes ist, dass möglichst viele Menschen an dieser Wahrheitsbildung mitgewirkt haben. Und heute, wenn wir in die Welt schauen, in die Debattenkultur, gerade auch in der Politik, so ist es für mich so, dass ich eher sehe, es geht nicht mehr um Wahrheit, es geht nicht mehr um die Sache, sondern es geht nur noch darum, denjenigen, der anderer Meinung ist als ich, auszuschalten. Wenn wir uns jedoch auf eine neutrale Sicht der allermeisten Probleme in der Welt einlassen, so müssen wir sagen, es liegen Teile der Wahrheit auf allen Seiten. Und wir haben es nur verlernt, uns auf Augenhöhe in Brüderlichkeit zu begegnen, dem anderen zuzuhören, ihm Zeit zu geben, Gelegenheit zu geben, seine Sicht der Dinge darzulegen und unser Herz und unsere Ohren nicht zu verschließen, wenn ich in mir Widerstände spüre, wenn ich die andere Sicht höre oder wahrnehme. Und ich finde, wenn wir es nicht schaffen, dass sich diese Zustände ändern, so lange kann es auch keinen Frieden geben. Der Friede sei mit dir. Das ist ein Arbeitsauftrag und keine Absolution. Ein Arbeitsauftrag dahingehend, dass jeder von uns verantwortlich ist, diesen Frieden in sich einkehren zu lassen. Gleichmut, Besonnenheit sind geboten. Denn die Widersacher benutzen sehr stark unsere Emotionalität, um uns taub zu machen für den Wahrheitsgehalt in den Aussagen des anderen. Es genügen, wie man heutzutage sagt, bestimmte Reizworte, manchmal auch nur bestimmte Buchstabenkombinationen, wenn es beispielsweise um Parteien geht. Da sagt man eine gewisse Buchstabenkombination und schon stehen sich die Menschen in tiefer Feindschaft gegenüber. Ein affekthaftes Ablehnen der Positionen der anderen ohne Überprüfung der inhaltlichen Tragfähigkeit ist ein sehr bedenklicher Zug unserer heutigen gesellschaftlichen Kultur. Sprechen und Zuhören können. Beides miteinander vereint. Das ist es, was wir heute sehr dringend brauchen. Und das Zuhören soll nicht nur sein, die Gelegenheit, um auszuholen, gedanklich auszuholen und sobald es sich die Möglichkeit gibt, sofort wieder den anderen zu übertrumpfen. Eigentlich nur darauf zu warten, dass man selbst wieder dran ist mit Reden. Zuhören ist äußerst wichtig. Die Worte des anderen bis zu unserem Herzen durchdringen lassen. Nicht nur an den Torwächtern unseres Verstandesarchivs bereits töten oder abweisen. Den Blick weiten, das Herz weiten, tiefes Zuhören. Was möchte der andere mir sagen? Dies müsste als erstes wieder Einzug halten, gerade bei uns in Deutschland.
Deutschlands geistige Aufgabe 00:46:29
Denn durch diese beiden Weltkriegskatastrophen und später dann durch die Teilung Deutschlands, die ja heute zumindest äußerlich weitestgehend überwunden scheint, aber wo wir sehen können, dass immer noch diese Grenze in den Köpfen der Menschen weiter zu wirken scheint. Dies sollten wir überwinden und den Mut, zusammenzustehen unter voller Anerkennung dessen, was wir in der Vergangenheit falsch gemacht haben. Keine Frage. Aber dass wir lernen, wieder zusammenzustehen als Menschen Mitteleuropas. Als Menschen, die das Geistige als etwas Substantielles im Menschenleben ansehen, unsere Flügel ausbreiten und endlich wieder zur Sonne emporsteigen. Indem wir sagen, ja, es gibt eine Wirtschaft. Ja, es gibt ein Recht. Es gibt einen Staat. Und es ist gut, dass es sie gibt. Aber es gibt noch etwas darüber hinaus. Und das soll mindestens genauso stark werden wie die anderen beiden. Denn aus diesen Untergründen müssen die Kräfte geholt werden, um den Staat, das Recht, das Rechtsleben und das Wirtschaftsleben zu erkraften. Und das ist es, wenn wir von Deutschland als Exportweltmeister sprechen heutzutage. Das wäre das Gut, auf das die ganze Welt wartet und das nur aus unseren Landen entspringen kann. Dass wir diese Brandmauer, und damit meine ich vor allen Dingen die Brandmauer, die errichtet worden ist, die uns den Blick auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg versperren soll. Dass wir diese Brandmauer überwinden und uns anschauen, was uns große Geister wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Hegel, Kant, große Denker, die alle in sich fühlten, hier in Deutschland, in Mitteleuropa, soll etwas ganz Besonderes entstehen. Etwas ganz Besonderes, das uns nicht erheben soll in Hochmut über andere, sondern das von uns so gepflegt, gehegt und entwickelt werden muss, dass es so lichtvoll in der Welt steht, dass es auch andere Menschen erleuchten kann, ein gutes Beispiel geben kann.
Hoffnung und Realismus 00:51:26
Aber dies wird nur möglich sein, wenn wir diesen Weg beschreiten. Und ich sprach ja am Anfang von der Neigung, entweder in einem Pessimismus abzugleiten oder auf der anderen Seite sich haltlosen Illusionen hinzugeben. Und ich möchte sagen, vielleicht heute zum Abschluss, ja, es ist viel Hoffnung in der Welt. Es sind unendlich viele Möglichkeiten. Die Zeit kommt uns entgegen, unterstützt uns in jeglichem Entschluss, einen Schritt zuzugehen auf die geistige Welt. Aber auf der anderen Seite müssen wir auch ganz ehrlich sein, dass die Widersacherkräfte so stark geworden sind. Ihr Vehikel ist der Materialismus. Ihr Vehikel sind gerade das Wirtschaftsleben und das Rechtsleben. Und sie sind so stark geworden, dass man eigentlich nur staunen kann. Und dass es im Moment danach aussieht, dass wir es in absehbarer Zeit kollektiv nicht schaffen werden, eine solche geistige Hochkultur zu erreichen. Aber dennoch sehe ich es für uns als ausgesprochen wichtig, für uns diejenigen, die einen Wert sehen in dieser geistigen Arbeit, in diesen geistigen Impulsen, die in Herzen Verbundenheit und Dankbarkeit gegenüber Rudolf Steiner empfinden, dass unser Tun nicht umsonst ist. Sondern ich bin mir sicher, auch wenn wir es in dieser Inkarnation nicht mehr erleben werden, dass in der Zukunft diese Arbeit in irgendeiner Form Früchte tragen wird. Und dass es auf jeden von uns ankommt, auf jeden Moment, in dem wir es anstreben können, in dem wir es vermögen, die geistige Welt mit einzubeziehen.
Die Rolle der Tiere 00:55:18
Aber ich denke, wir tun gut daran, uns darauf vorzubereiten, dass es um uns herum wahrscheinlich noch finsterer werden wird. Und dass es auch wahrscheinlich keinen politischen Führer, keine Gallionsfigur aus Wirtschaft, Politik, Medien, was auch immer geben wird, die uns mit einem Schlag wieder eine heile Welt zurückbringen wird. Ich denke, das fällt in den Bereich der Illusion. Wir werden nur so viel Gutes erfahren in der Welt, wie wir selber imstande sind, zu erzeugen. Und lass mich bitte zum Abschluss in diesem Zusammenhang noch ein Thema ansprechen. Es ist mir persönlich ein großes Anliegen, das immer wieder anzusprechen. Die Tiere sind fühlende Wesen. Die Tiere haben eine Seele. Auch hier tragen wir eine Last aus der Vergangenheit mit uns. Wir haben es schon öfter angesprochen. Wir müssen uns vorstellen, im Jahre 869 in diesem Konzil von Konstantinopel, das Rudolf Steiner öfter anspricht, sollte der Mensch degradiert werden zu einem Seelen- und Leibeswesen. Der Geist wurde abgeschafft. Der Geist wurde verlagert in die Transzendenz. Und der Mensch sollte fortan als Leib und Seele beten und arbeiten und sollte sich bezüglich der geistigen Belange nur über die Kirche entsprechend orientieren. Wir können unseren Frieden machen damit, indem wir sagen, zur damaligen Zeit erfüllte dieser Schritt eine gewisse Aufgabe. Aber was damit einherging und was bis heute in seinem schrecklichen Echo damit einhergeht, ist, dass man natürlich gesagt hat, wenn der Mensch Leib und Seele hat, dann sind die Lebewesen unterhalb des Menschen natürlich nicht in der Lage, eine Seele zu haben. Und so hat man in diesem Zuge die Tiere zu Gegenständen erklärt. Gegenstände, die man auch entsprechend behandeln kann. Und bei allem Leid in der Welt, das den Menschen widerfährt, möchte ich hier an dieser Stelle auch einmal das Leid der Tiere in den Vordergrund stellen. Die Tiere haben einen gewaltigen Dienst an der Menschheit geleistet. Sie haben großes Opfer auf sich genommen, damit wir heute als Erdenmenschheit so dastehen können, wie wir heute dastehen. Vieles davon, von unserem Fortschritt, von unserer modernen Errungenschaft, ist auf dem Rücken der Tiere ausgetragen. Und deshalb sind wir aus meiner Sicht den Tieren zu großem Dank verpflichtet. Und wir sollten alles daran setzen, dass wir das Leid, das wir den Tieren angetan haben, wiedergutmachen. Und wir können es erreichen, indem wir uns zunächst einmal für sie öffnen, indem wir sie wahrnehmen als seelische Wesen. Schauen wir uns die Tiere genau an. Der Frühling ist eine hervorragende Jahreszeit dafür. Schauen wir uns an, wie viel Liebe, wie viel Unvoreingenommenheit, wie viel Kraft und Freude in den Tieren ist, wie viel Weisheit sie in sich tragen und wie sie unser Herz berühren können. Und dann lassen wir uns über diese Erkenntnis vielleicht dahin leiten, zu denken, wie kann ich meine Dankbarkeit den Tieren gegenüber zum Ausdruck bringen? Wie kann ich ihr Leid lindern? Wie kann ich die Welt so verändern, dass die Tiere nicht mehr so leiden müssen? Kann ich in meinem Leben eine Konsequenz ziehen, die mich vielleicht ein wenig Überwindung kostet, ein wenig Kraft kostet, neue Gewohnheiten anstelle der alten zu stellen? Aber kann ich damit etwas zurückgeben an die Tiere? Ich finde, das ist ein ganz konkreter Punkt, der äußerst wichtig ist, um ein Signal des Friedens an die Welt zu senden. Und wenn wir diese Signale des Friedens immer stärker erklingen lassen, wenn unsere Taten voller Barmherzigkeit gegenüber der Welt gekennzeichnet sind, dann wird es die geistige Welt hören und dann wird sie uns entgegenkommen.
Abschluss und Einladung 01:02:24
Mutvoll in die Zukunft. Somit möchte ich das heutige Video beenden. Ich bedanke mich bei euch fürs Dabeisein und das Mitvollziehen dieser Gedanken. Es gibt eine überarbeitete Version der Kulturepochen-Internetseite. Vielleicht habt ihr Gelegenheit, einmal vorbeizuschauen. Dort findet ihr die Termine in diesem Jahr, die Vorträge mit ihren einzelnen Themen. Vielleicht ist ein Thema für euch dabei, das euch besonders interessiert. Ich würde mich sehr freuen, euch vielleicht auch nur kurz, aber immerhin zu begegnen. Ebenso ist auf dieser Seite eine Möglichkeit, diesen Kanal finanziell zu unterstützen, wofür ich denjenigen, die es vermögen, äußerst dankbar bin. Ebenso ist dort auch die Möglichkeit, mir eine Nachricht zukommen zu lassen. Bis zum nächsten Video wünsche ich euch alles Gute. Viele Momente der Innerlichkeit, der Kontemplation, viele Momente des Herzöffnens für die Natur, für die anderen Menschen. Für eine gedeihliche Zukunft. In diesem Sinne, danke und bis zum nächsten Mal.