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Gedenken und Gedanken 1925 - 2025, Teil 1 von Christoph Bolleßen, 2025

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+++ automatische Rohtranskription +++
Einleitung: Gedenken an Rudolf Steiner und Goethes Warnung 00:00:57
Hallo und herzlich willkommen hier auf dem Kanal Kulturepochen zu diesem neuen Video.
Das heutige Video soll sich erneut etwas abseits bewegen unseres Kontextes im Rahmen der Videoreihe „Anthroposophie – eine Erlebnisreise“, denn heute, am 30. März 2025, vor 100 Jahren, ist Dr. Rudolf Steiner über die Schwelle des Todes gegangen. Und ich möchte mit diesem Video heute ein paar Gedanken mit euch teilen, die im Gedenken an Dr. Rudolf Steiner zu sehen sind und die auch ein wenig auf das aktuelle Zeitgeschehen blicken.
Und dazu möchte ich eingangs gerne etwas zitieren, etwas vorlesen: eine Stelle aus dem Werk „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ von Johann Wolfgang von Goethe, veröffentlicht im Jahre 1821. Und man könnte sagen, diese Stelle hat etwas durchaus Autobiografisches für Johann Wolfgang von Goethe, und wir wollen uns diese Stelle einmal gemeinsam anschauen. Dort heißt es: „Das überhandnehmende Maschinenwesen quält und ängstigt mich. Es wälzt sich heran wie ein Gewitter, langsam, langsam, aber es hat seine Richtung genommen. Es wird kommen und treffen. Man denkt daran, man spricht davon und weder Denken noch Reden kann Hilfe bringen. Hier bleibt nur ein doppelter Weg, einer so traurig wie der andere: Entweder selbst das Neue zu ergreifen und das Verderben zu beschleunigen oder aufzubrechen, die Besten und Würdigsten mit sich fortzuziehen und ein günstigeres Schicksal jenseits der Meere zu suchen.“
Nun, diese Stelle, das überhandnehmende Maschinenwesen, das ist etwas, das Goethe damals bereits sehr stark kommen sah. In den Jahren kurz vor seinem Tode begann die industrielle Revolution sich in Europa zu vollziehen, und Goethe hatte ein tiefes Unbehagen, was diese neue Entwicklung anging.
Das Maschinenwesen und seine innere Verankerung 00:04:38
Ich möchte heute ein paar Gedanken aufgreifen am Gedenktag an Rudolf Steiners Gang über die Schwelle, die mich sehr nachdenklich stimmt. Und zwar dieses Überhandnehmen des Maschinenwesens, das damals – wie wir im Vortrag zu den Grundgedanken der sozialen Dreigliederung ein wenig skizziert haben – dieses Überhandnehmen des Maschinenwesens äußerte sich selbstverständlich in der äußeren Kultur. Wir haben die gesellschaftlichen Umbauten, die sich daraus ergeben haben, angesprochen, aber wir müssen eben auch bedenken, dass dieses mechanistische Wesen, dieses Maschinenwesen – und wir haben, wenn wir kurz einmal darauf eingehen: Was ist ein Wesen? Ein Wesen ist eine Idee, eine geistige Kraft, die eine bestimmte Form hat und die Kraft in sich trägt, diese Ideensubstanz in der Welt zu verwirklichen.
Das heißt, wenn wir im Äußeren sehen, dass sich die Welt zunehmend maschinisiert, zunehmend mechanisiert, so steht hinter diesen Äußerungen in der physischen Welt auch stets eine Abbildhaftigkeit, wenn man so will, im Ätherischen, im Seelischen und letztlich auch im Geistigen. Da wir immer wieder denkerisch den Weg zu vollziehen haben: Eine Idee aus dem Geisterlande, ein Wesen aus dem Geisterland manifestiert sich durch die Reiche des Seelischen und dann im Reich der Formen im Ätherischen und kann sich zurzeit, am Punkt unserer Weltenentwicklung, an dem wir nun stehen, auch in der physisch-stofflichen Welt manifestieren.
Das bedeutet, wenn wir vom Maschinenwesen sprechen, so können wir davon ausgehen, dass dieses Maschinenwesen sich auch verankert hat im Inneren des Menschen. Der Hang dazu, die Welt zu mechanisieren – und Rudolf Steiner weist an einigen Stellen darauf hin, dass es eine gewisse Tragik der modernen Menschheit ist, dass sie das Maschinenwesen eigentlich im vollumfänglichen Sinne nicht versteht. Und aus meiner Sicht meint er eben genau das: dass die Menschen glauben, eine Maschine, so wie sie dann vor uns steht, wie wir diese Maschinen nutzen für unsere Zwecke, diese mechanistischen Wesen, die sich äußern, hätten keinen Einfluss auch auf die anderen Wesensglieder des Menschen, sondern würden sich nur in der äußerlich-physischen Welt bewegen. Aber wenn wir den Blick anthroposophisch anreichern, so können wir sehr davon ausgehen, dass dieser mechanistische Charakter, dieses mechanistische Ideenwesen selbstverständlich auch die anderen Bereiche des Menschen durchzieht.
Mechanisierung in der Politik: Phrase, Konvention und Gewissensdämpfung 00:08:57
Und Hinweise darauf finden wir in den Vorträgen Rudolf Steiners, auch in seinen Schriften immer wieder, dass er davon spricht, dass es Bestrebungen gibt, den menschlichen Geist durchaus zu mechanisieren. Und die Veranlassung, heute im Video über diese Dinge zu sprechen, kam in mir, als ich in den vergangenen Tagen und Wochen ein wenig die Geschehnisse in Deutschland, den Wahlkampf betreffend, beobachtet habe. Und mir fiel an vielen Stellen auf, dass, ich würde sagen, parteiübergreifend die einzelnen Akteure, die einzelnen Menschen, die sich vor den Kameras und vor den Mikrofonen geäußert haben, einen Hang zeigten, eben dieses mechanisierte Denken, Fühlen und Wollen zu zeigen.
An einigen Stellen fiel es besonders deutlich auf, zum Beispiel immer dann, wenn bestimmte merkwürdige Phänomene, die sich innerhalb der Parteienlandschaft abspielten, Äußerungen oder Taten einzelner Politiker, dann von Parteikollegen erklärt werden sollten. So konnte man anhand der Mimik und Gestik dieser Menschen sehr deutlich beobachten, wie sie ihre Persönlichkeit, man könnte auch sagen, ihre Ich-Kräfte zurückzogen und wie dann nach vorne trat ein mechanistisches Bild, ein mechanistisches Maskenbild, das man vor sich herträgt und dass man wie automatenartig nicht mehr Selbststellung nimmt zu bestimmten Dingen, sondern dass man nur noch das äußert, was vorher vereinbart wurde. Hier haben wir den Charakter der Konvention, dass man bestimmte Dinge nicht mehr anspricht, dass man bestimmte Dinge unkommentiert lässt oder gar phrasenhaft immer gleiche Äußerungen auf Fragen tätigt.
Und ich finde diese Entwicklung besonders deshalb so besorgniserregend, weil wir mit diesem mechanistischen Denken zunehmend Gefahr laufen, dass der Mensch, der eigentlich als ganzes Wesen an seinem Platz, an dem er steht – ob es nun im Geistesleben ist oder im Rechtsleben oder im Wirtschaftsleben –, dass zunehmend Bestrebungen vorhanden sind, dass es ganze Menschen, die sich mit ihrem gesamten Wesen einbringen, eigentlich in dieser Landschaft nicht mehr gibt. Gesucht werden zunehmend automatisch agierende Menschen, die bereit sind, ihr Ich auszuschalten und nur noch das zu äußern, was vorher durch viele Filter, durch viele Gremien, durch viele Konventionen, sagen wir, glattgebügelt wurde. Und wir sollten diesen Umstand und diese Entwicklung nicht unterschätzen, denn wie wir von Rudolf Steiner erfahren, haben ähnliche Umstände vor einigen Jahrzehnten zu gewaltigen Verwerfungen geführt.
Rudolf Steiner hat sich sehr deutlich dazu geäußert, dass der sogenannte Erste Weltkrieg oder, wie er es bezeichnet, die Weltkriegskatastrophe maßgeblich dadurch entstanden ist, dass die Menschen zum einen die Konvention und die Phrase auf ein sehr hohes Podest gehoben haben und zugunsten dieser phrasenhaften Konventionen die einzelnen Menschen ihr eigenes Ich, ihr Selbst, ihre Verbindung zum Herzen und zum lebendigen Geist herabgedämpft haben. Und wann immer in unseren Tagen ein solcher Vorgang sich in bestimmten Menschen vollzieht, müssen wir berücksichtigen, dass dies ein Zustand ist, den Rudolf Steiner öfter als den medialen Zustand bezeichnet. Das heißt, ein Mensch, der eigentlich vollbewusst im Leben stehen sollte, dämpft sein Selbst herab, und dieses Herabdämpfen des Selbst bleibt natürlich nicht ohne Konsequenzen.
Es kann also so weit gehen, dass bis ins Physiopathologische hinein bestimmte Bereiche des Gehirns, das ja ein Spiegelapparat ist von Denkprozessen, die im besten Falle, sofern der Mensch vollbewusst agiert, auch verbunden sind mit der geistigen Welt, dass es also dazu kommen kann, dass bestimmte Bereiche des Gehirns abgetrennt werden von der Ich-Kraft der einzelnen Menschen. Und das heißt, durch dieses Abtrennen von der Ich-Kraft trennen sie sich auch in gewisser Hinsicht vom Menschen-Gewissen. Das Gewissen ist eine sehr bemerkenswerte Instanz des menschlichen Wesens, der Seele, die verbunden ist mit der Christuskraft in uns.
Und wenn es nun bestimmten Mächten gelingt, Teile unseres Gehirns, Teile unserer Denkprozesse abzutrennen vom Gewissen, den Menschen einzuschläfern, auf dass er nicht mehr wach ist für bestimmte Machenschaften, die ablaufen sollen, so erhalten wir Ergebnisse in der Welt, wir schaffen Tatsachen in der Welt, die am Ende dann, man könnte sagen, wie ein Dominostein nach dem anderen fallen und Ereignisverkettungen zustande bringen, wo sich die Menschen am Ende fragen: Wie konnte das passieren? Und aus meiner Sicht müssen wir sehr vorsichtig sein, dass sich solche Ereignisse nicht noch einmal wiederholen. Wir hatten in Europa, in Deutschland bereits zweimal eine solche Verkettung von Ereignissen; Ereignisse, die vorbereitet wurden durch Menschen, die nicht vollbewusst agiert haben, die sich unterworfen haben der Phrasenhaftigkeit, der Konvention, um dann schließlich unter den Einfluss eines instinkthaften Wollens zu gelangen.
Elementarwesen, Mondenwesen und der Einfluss der Widersacher 00:18:13
Und dieses instinkthafte Wollen steht in einer besonderen Verbindung zur Welt der Elementarwesen. Wie wir von Rudolf Steiner erfahren und wie wir in den Videos auch beschrieben haben, gibt es vier Klassen von sogenannten brauchbaren Elementarwesen. Wir haben zum einen die Gnome. Die Gnome stehen in Verbindung mit dem Denken des Menschen. Dann haben wir die Undinen. Sie stehen in Verbindung mit dem Fühlen des Menschen. Schließlich haben wir die Sylphen, die Luftwesen. Sie stehen in Verbindung mit des Menschen Wollen. Und schließlich haben wir die Salamander. Die Salamander sind Wärme-Elementarwesen, die Rudolf Steiner auch mit ihrer Eigenschaft skizziert als Gedankenträger.
Und diese Salamanderwesen, wie alle Elementarwesen, tragen eine gewisse Qualität der Unschuldigkeit und Neutralität. Sie stellen sich in den Dienst der Weltentwicklung, ohne dabei für sich selbst etwas zu verlangen. Und im Falle der Salamander ist es so, dass sie einen ichähnlichen Veranlagungspunkt in sich tragen und dass sie im engen Kontakt stehen mit Wesenheiten, die dem Monde nahestehen. Diese Mondenwesen sind eine ganz besondere Klasse von Wesen. Sie haben sich eine bestimmte Weisheit vom alten Monde mit herübergebracht. Und diese Mondenwesenheiten sind sehr daran interessiert, was die Menschen auf Erden tun.
Wir haben das Beispiel Rudolf Steiners, dass zum Beispiel diese Mondenwesenheiten, wenn der Mensch schreibt, wenn er von Hand einen Stift führt und Buchstaben schreibt, dass diese Wesen an diesem Schreiben sehr interessiert sind. Aber sie sind nicht daran interessiert, was der Mensch schreibt, sondern wie er schreibt. Die Bewegungen der Hand, wie der Mensch die Bewegung in seine Hand hineinbringt, den Willen in seine Gliedmaßen sendet, um Formen zu schaffen – das ist es, was diese Mondenwesen besonders interessiert.
Und zwischen den Mondenwesen und diesen Salamandern, den Wärme-Elementarwesen, besteht eine besondere Verbindung, indem sie in alter Zeit Vermittler waren zwischen den hohen, weisheitsvollen Mondenwesen und den Menschen. Dass es aber in unserer Zeit durchaus berücksichtigt werden muss, dass es auch ahrimanische Mondenwesenheiten gibt. Widersacher-Mondenwesen, die sich nun dieser Salamander bedienen und dass wir es dadurch mit Elementarwesen des Wärmehaften zu tun haben, die durch Widersacher beeigenschaftet wurden, von Widersachern zu ihren Dienern gemacht wurden und die nun als Gedankenträger in die Menschen hineinwirken.
Und insofern der Mensch nicht vollbewusst agiert, werden die Menschen sehr schnell zu Opfern dieser Wesen. Und wir sollten den Einfluss dieser Wesen nicht geringschätzen. Wir haben von Rudolf Steiner die Information, dass sie unter anderem so stark wirken können, dass sie unter anderem auch die Pflanzenwelt an einigen Stellen beeinflussen. Rudolf Steiner bringt uns das Beispiel der Pflanze Belladonna, die ein starkes Gift in sich trägt. Und diese Tatsache, dass diese Pflanze ein so starkes Gift in sich trägt, ist zurückzuführen auf die Zusammenarbeit mit ahrimanischen Elementarwesen. Sie sorgen dafür, dass die Pflanze von Reichen beeinflusst wird, die eigentlich nicht wirken sollten in dieser Form, und dass daher dieses starke Gift sich bildet, weil die ahrimanischen Einflüsse in diese Pflanze hineinragen können.
Und wenn wir nun auf die Menschen schauen, um bei der Politik der Aktuellen zu bleiben, so müssen wir uns vor Augen führen, dass immer da, wo Menschen nicht vollbewusst – und das bedeutet in einer ausgeprägten Form von Gerechtigkeit – agieren, dass an dieser Stelle die große Gefahr besteht, vor allem dort, wo Menschen in Positionen von Macht und Einfluss installiert sind, dass diese Wesen ein großes Interesse daran haben, diese Menschen zu vereinnahmen.
Gerechtigkeit, Vollbewusstsein und die Gefahr des Mechanistischen 00:25:44
Und was bedeutet nun im Sinne der Gerechtigkeit, vollbewusst zu agieren? Nun, auch hier liefert uns Rudolf Steiner eine sehr detaillierte Beschreibung davon, wie wir heute Gerechtigkeit zu sehen haben. Gerechtigkeit bedeutet, dass der Mensch in seiner Weltsicht oder seine Weltsicht aus dem Gesamtüberblick herausschöpft. Das heißt, wenn er danach strebt, sich ein Urteil über die Welt zu bilden, so muss er die höheren Welten mit einbeziehen. Und durch das Einbeziehen der höheren Welten einen Rückschluss ziehen darauf, dass diese höheren Welten auch in ihm wirken. Und aufgrund der Rückschlüsse auf die höheren Welten, die auch in ihm wirken, aktiv zu arbeiten, seine Seelenvermögen – Denken, Fühlen und Wollen – in ein angemessenes Verhältnis zueinander zu bringen. Ein Mensch, der dies anstrebt, handelt gerecht. Und der Umkehrschluss lautet: Ein Mensch, der nicht aus diesem Bewusstsein heraus agiert, handelt nicht gerecht.
Und ich denke, es wird jedem einleuchten, dass wenn wir in die politische Landschaft schauen – ob in Deutschland, in Europa, ob wir nach Osten schauen, ob wir nach Westen schauen – ich denke, dass diese Kräfte, diese Vollbewusstseinskräfte in der politischen Landschaft mangelhaft sind. Und dass wir als geistig strebende Menschen eigentlich nur schweren Herzens oftmals beobachten können, wie eine Entscheidung nach der anderen getroffen wird, und wir sehen können, dass die Welt immer mehr in ein mechanistisches Gefüge hineingebracht wird, in der bestimmte intendierte Ursachen und intendierte Wirkungen nun wie ein Uhrwerk ablaufen. Es wird nicht mehr miteinander gesprochen, es wird viel Unwahrheit in die Welt gebracht, hinter den Kulissen werden Schritte vollzogen, sich darauf vorzubereiten, den anderen vielleicht überfallen zu können, den anderen vielleicht in einem günstigen Momente zu vereinnahmen.
Und letztlich basiert alles auf Mutmaßungen. Und wo haben wir nun die Menschlichkeit? Wo haben wir nun diese einfache menschliche Eigenschaft, aufeinander zuzugehen und zu sagen: Was ist denn los bei dir, wie konnte das geschehen, uns gegeneinander aufzubringen? Aber das bedeutet, dass alle Phrasenhaftigkeit und alle Konventionen überwunden werden müssen. Aus dem Moment heraus die Begegnung zu suchen, das, was vorher war, zu vergessen und versuchen, das Moralische walten zu lassen, nicht den instinkthaften Willen hervorzuholen. Denn der instinkthafte Wille ist trügerisch. Mit ihm verbunden sind Unbewusstheit, egoistische Züge, Kränkungen, die man empfindet, die Angst davor, der andere übervorteilt sich auf Kosten meiner. Und aus diesem instinkthaften Willen, der nicht durch ein klares Denken geführt wird, dort haben die Widersacher-Mondenwesen und ihre Helfer besonders leichtes Spiel. Denn wie wir wissen, stehen wir immer noch an einem Punkt, an dem der Wille für uns ein großes Mysterium ist. Klarheit, wirkliche Klarheit über den Willen und über unser Selbst zu erlangen, ist noch eine große Zukunftsaufgabe.
Deshalb muss der Weg zunächst über ein klares Denken gehen. Aber auch dieses Denken darf uns nicht kalt werden. Dieses Denken muss immer wieder durchwärmt und durchkraftet werden von einer höheren Instanz, die ihren Sitz mitten in unserem Herzen hat. Und wir müssen stets wachsam sein, dass dieses mechanistische, dieses kalte Ablaufen von Kausalketten uns niemals überwältigen darf. In dem Moment, wo wir aufhören, dem Anderen zuzuhören, in dem Moment, wo wir aufhören, das Spontane mit einzubeziehen, den Ichen eine Chance zu geben, sich zu begegnen, Missverständnisse auszuräumen, wird es sehr gefährlich. Und es wird ebenso gefährlich, wenn politische Systeme darauf ausgerichtet sind, die Begegnungskraft auf niedriger Ebene zugunsten einer unpersönlichen, hohen Verwaltungsebene aufzugeben.
Gefahren zentralistischer und individualitätsfeindlicher Systeme 00:33:36
Die Zeiten sind vorbei, wo in zentralistischer Art und Weise große Menschengruppen geführt werden. Mit Sorge können wir heute beobachten, dass es an einigen Stellen Bestrebungen gibt, zum Beispiel alte Reiche wiederaufleben zu lassen, Großreiche, die in alter Zeit einmal bestanden haben, diese erneut wiederzubeleben. Ich möchte hier nur anmerken, dass Rudolf Steiner sehr deutlich geäußert hat, dass es weltweit agierende Kräfte gibt, die ein großes Interesse daran haben, die Menschheit, die durch die Phase der Aufklärung gegangen ist, durch die Phase des Humanismus, durch die Phase der Demokratie als Errungenschaft und damit hin zur Stärkung des Individuums, dass es sehr starke Kräfte gibt, die versuchen, die Menschheit wieder zurückzuversetzen an den Punkt, der vor der Französischen Revolution liegt. Das heißt, eine Menschheit zu kreieren, die besteht aus Herren und Sklaven.
Und dass wir uns darüber keine Illusionen machen sollten, dass diese Bestrebungen nur anderswo im Gange sind. Denn diese Bestrebungen können auf vielfältigste Art und Weise angestrebt werden, umgesetzt werden. Die äußere Form ist dabei völlig nebensächlich. Und ich muss aus meiner Sicht sagen, ich denke, dass die Menschen die Zusammenhänge zwischen bestimmten Ereignissen in der Geschichte – wenn wir im Falle Deutschlands anvisieren: Kritik am Nationalsozialismus ist durchaus vorhanden. Eine kritische Sicht auf diese Zeit, auf das System, in dem die Menschen bis zur Unkenntlichkeit in politische Strukturen eingebunden wurden, bestimmte Menschengruppen als Sündenböcke agieren mussten und systematisch am Ende vernichtet werden sollten. Hier haben wir ein besonders drastisches Beispiel, wo es enden kann, wenn wir die Menschlichkeit vergessen und uns vereinnahmen lassen von Phrasen und Konventionen.
Aber auf der anderen Seite wird oft vergessen, dass die zu dieser Zeit ebenso aufstrebende Bewegung des Kommunismus-Sozialismus im Prinzip im gleichen Gewande daherkommt. Auch hier wird nicht die Stärkung des Individuums angestrebt, sondern hier soll ein zentralistischer Einheitsstaat, ein nicht näher definiertes, hohes Parteiwesen – erinnern wir uns an die Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik: „Die Partei, die Partei, die hat immer Recht“ – auch in diesem System, nicht nur im Nationalsozialismus, ist das Ziel, einen neuen Menschen zu formen, der wie ein Rädchen im großen Uhrwerk zu funktionieren hat. Also eine ebenso individualitätsfeindliche Tendenz ist hier deutlich zu erkennen, und lediglich die Deklarierung ist anders.
Und ich finde es sehr sorgenvoll, dass wir auf der einen Seite beobachten können, dass dem einen Lager große Kritik, zu Recht große Kritik, entgegengebracht wird, wie es aber die Widersacher schaffen, zunehmend Menschen einzuschläfern dahingehend, dass sie im anderen Lager etwas weniger Dramatisches sehen, dass es wieder zum guten Ton gehört, eine bestimmte politische Gesinnung zu haben, sich dadurch moralisch überlegen zu fühlen. Aber in Wirklichkeit ist dies keine moralische Überlegenheit, sondern wir spüren bereits sehr deutlich die Macht von Gruppenwesen, die die Menschen unterwerfen wollen, die die Menschen gleichschalten wollen. Andere Meinungen zu äußern, und zwar unabhängig von der Überprüfung der inhaltlichen Tragfähigkeit bestimmter Standpunkte, werden konsequent unterdrückt.
Und das ist anhand der Definition, die wir eben hergeleitet haben, nicht gerecht. Denn sowohl im Nationalsozialismus als auch im Kommunismus-Sozialismus haben wir es zu tun mit einer extremen Fokussierung auf den physischen Menschen und auf eine materialistische Weltsicht. Die geistige Welt wird ausgeschlossen. Der Mensch als Diener eines Staates und, im Falle des Nationalsozialismus, als Diener eines Führers – der Führerkult, dem man sich heutzutage auch nur allzu gerne hingibt.
Und an dieser Stelle sollten wir äußerst wachsam sein, denn diese politischen Richtungen bekommen gerade wieder Auftrieb und werden zum Teil unterstützt durch Kräfte, die aus den alten Religionen gewonnen werden.
Der Weg der Menschlichkeit: Gerechtigkeit und Moralität 00:41:58
Und ich möchte hier sagen, es ist keine einfache Lage, mit der wir uns konfrontiert sehen. Auch damals, zur Zeit der Französischen Revolution, bei aller Freude und bei allem Sturm und Drang, der bestanden hat, die Menschen aus dem Joch der Aristokratie zu befreien, so gab es doch Persönlichkeiten, unter anderem auch Goethe, später auch Schiller. Schiller war zunächst ein enthusiastischer Unterstützer der Revolutionsbewegung, doch als er dann sah, welche Auswirkungen es hat, die staatliche Ordnung zu beseitigen und diesen Kräften den Weg freizumachen, die einfach nur alles umstürzen wollen, als er sah, wie Tausende von Aristokraten und Geistlichen, oftmals Menschen, die unschuldig waren, die einen hohen Idealismus vertreten haben, sich teilweise auch für das Volk einsetzten, dass diese ganz gemäß der Konvention „Wer adelig ist, ist unser Feind“ in Massen hingerichtet wurden. Die Menschlichkeit wurde auch hier ausgeschaltet zugunsten eines mechanistischen Konventionsgeschehens. Und in diesem Moment wurde auch Schiller klar, dass es so kein gedeihlicher Weg ist. Und im Zuge dessen war es Schillers Werk, „Die ästhetische Erziehung des Menschengeschlechtes“, das ihn in eine neue Richtung denken ließ.
Und ich denke, einen solchen Weg brauchen wir auch heute sehr dringend. Wir müssen bleiben bei der Menschlichkeit, wir müssen bleiben bei Gedankenklarheit und wir müssen bleiben bei Gerechtigkeit. Denn ohne Gerechtigkeit kommen wir von einem Pfad ab, der uns in die Zukunft führen soll. Denn wie wir von Rudolf Steiner erfahren, ist mit dem Mysterium von Golgatha, mit der Menschwerdung Christi, der Weg der Gerechtigkeit somit geebnet. Die Gerechtigkeit kann nun vollkommen in der Welt stehen. Und gleichzeitig mit dem Ende der Entwicklung der Gerechtigkeit steht der Beginn eines neuen Pfades vor uns, einer neuen Eigenschaft der Menschheit. Und das ist die Moralität. Die Moral, ein Grundpfeiler der ästhetischen Erziehung des Menschen. Moralität ergibt sich aus Gerechtigkeit, ebenso wie sich Liebe aus Freiheit ergeben muss. Denn nur wer gerecht handelt im vollumfänglichen geistigen Sinne, der kann auch moralisch handeln.
Die zentrale Rolle der Esoterik in der Anthroposophie 00:46:14
Und hier möchte ich überleiten zu einem weiteren Anliegen, das mir heute am Gedenktag des 30. März besonders wichtig ist. Wir sehen allerorts, dass die anthroposophischen Institutionen sich zunehmend, aus meiner Sicht, distanzieren – zunächst einmal von Rudolf Steiner als Persönlichkeit, aber ganz besonders auch von dem Teil der Anthroposophie, der in meinen Augen das wichtigste Element überhaupt ist. Und das ist die geisteswissenschaftliche Esoterik. Was ist Esoterik? Esoterik kann aus meiner Sicht übersetzt eigentlich nur heißen: innere Arbeit an sich selbst.
Und diese innere Arbeit, diese Esoterik, ist wie der Motor eines Fahrzeugs. Wenn ich versuche, ein Fahrzeug zu benutzen, aus dem der Motor entfernt wurde, dann bringt es mir nichts, dass das Auto – wenn wir beim Pkw vielleicht das Beispiel vollziehen – es bringt mir nichts, dass ich gute Reifen habe. Es bringt mir nichts, dass der Innenraum intakt ist, dass ich ein Lenkrad habe, dass ich einen Schalthebel habe, dass die Scheiben geputzt sind. All das ist wichtig, um sicher zu fahren, keine Frage. Aber wenn ich keinen Motor habe, kann ich nicht fahren. Und der Motor für alle anthroposophische Arbeit ist – so ist zumindest meine persönliche Überzeugung, ich möchte hier nicht für andere Menschen sprechen, die das vielleicht anders sehen – aber für mich ist der Motor der Anthroposophie die Esoterik.
Ohne Esoterik, ohne innere Arbeit, die uns mit dem Christusimpuls verbindet, ist eine anthroposophische Arbeit in der Welt eigentlich nicht denkbar. Zumindest nicht in der Form, wie es gedeihlich ist. Denn wir haben noch eine drastische Mitteilung Rudolf Steiners, die wir sehr ernst nehmen sollten, nämlich dass der menschliche Verstand, der menschliche Intellekt, wenn er nicht durch die Christuskraft geführt wird, heute die starke Tendenz hat, sich mit dem Bösen zu verbinden. Und auch wenn dies drastisch klingt, so können wir dies auch geisteswissenschaftlich herleiten, indem wir sagen können: Der Verstand des Menschen hat seine Blütezeit bereits absolviert. Die Blütezeit des Verstandes war in der vorhergehenden Kulturepoche, in der Zeit der Verstandesseele. Hier sollte der Verstand zu einer Hochblüte getrieben werden, um dem Menschen den Weg zu ebnen, die ersten Ich-Erlebnisse haben zu können.
Aber dieser Verstand hat nun elementare Kräfte eingebüßt, diese Kräfte werden abgezogen zugunsten der Entwicklung, die nun folgen soll. Wie wir wissen, ist es nun unsere primäre Aufgabe, seit dem Jahre 1413, unsere Bewusstseinsseele immer mehr auszubilden. Und die Bewusstseinsseele beinhaltet unter anderem die Arbeit am ersten Wesensglied unserer höheren Dreiheit, nämlich dem Geistselbst, dem Manas. Und damit wir an diesem Geistselbst arbeiten können, braucht es wieder eine Durchlässigkeit, eine Empfänglichkeit für Verbindungen in die geistige Welt hinein. Während der Verstand zur Zeit seiner Hochblüte genau diese Einflüsse ausklammern sollte. Das Böse ist nur ein zeitversetztes Gutes. Und so wird es erklärlich, dass wenn wir nun festhalten an einer reinen Verstandeskultur, wenn wir versuchen, griechisch-lateinische Verhältnisse in unserer heutigen Welt aufrechtzuerhalten, so werden wir abdriften auf eine böse Bahn.
Appell zur inneren Arbeit und bewusstem Handeln 00:52:40
Und wir brauchen die Esoterik, wir brauchen die Arbeit, die innere Arbeit, das Zustreben der geistigen Welt, dem Christus in uns, da wir sonst nicht erwarten können, dass sich die Welt in eine gedeihliche Richtung entwickelt. Die Vogel-Strauß-Methode, den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass alles gut wird – ich glaube, da ist man relativ schnell sich einig, dass das nicht funktionieren wird. Vollbewusstes Agieren in der Welt, Gerechtigkeit und Moralität, das müssen die großen Leitmotive für uns werden.
Nicht die Individualitäten schwächen, sondern den Individualitäten die Möglichkeit geben, sich zu schulen, an sich zu arbeiten und die geistige Welt dabei nicht aus dem Blick zu verlieren. Den Christus niemals zu vergessen. Und an diesem Gedenktag, dem 30. März, möchte ich mich auch dafür einsetzen, dass wir auch Dr. Rudolf Steiner nicht vergessen. Denn nur durch ihn sind wir heute in der Lage, diese Dinge überblicken zu können, von diesen Dingen erfahren zu können. Und er hat ein großes Opfer gebracht, um uns diese Botschaften zu überbringen.
Gedankenklarheit in den Willen und während der Gedankenführung die Herzenswärme nicht außer Acht zu lassen. Wir müssen dies anstreben, auch wenn die Zeiten im Moment finster sind und die Anzeichen deuten darauf hin, dass es auch noch finsterer werden wird. Meine persönliche Einschätzung ist, dass in den letzten Jahrzehnten zu wenig Geistiges angestrebt wurde. Und dass wir es auch aufgrund der Zeitenwende mit dem Jahr 1998 und dem Beginn des 3. Jahrtausends nun mit Kräften zu tun haben, die eigentlich in eine anders, in eine besser vorbereitete – aus geistiger Sicht – Menschheit hätten kommen müssen. Aber wie es oft im Leben ist, wir müssen nun mit dem agieren, was uns zur Verfügung steht. Und das Umfeld, das Milieu, in dem wir nun versuchen sollten, geistig zu arbeiten, ist nicht ideal.
Und trotzdem: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Erdenzeiten.“ So lautet das Versprechen des Christus. Und er ist mit der Erde verbunden, er ist mit jedem von uns verbunden und er ist der Herr des Karmas. Das heißt, wann immer wir beginnen, esoterisch zu arbeiten, uns bewusst mit dem auseinanderzusetzen, was es in unserem Lebensstrom an Unvollkommenheiten und an nicht gedeihlichen Beeigenschaftungen für die Welt gegeben hat, dies wieder auszugleichen, wird uns der Christus zur Seite stehen. Aber wir dürfen nicht erwarten, dass er sich, ohne dass wir es anstreben, mit ihm zusammenzuarbeiten, in das Weltgeschehen einmischen wird. Das wird nicht passieren.
Also liegt es nur an uns. Handeln wir gerecht, streben wir Moralität an – im Wirtschaftsleben, im Rechtsleben, im Geistesleben? Oder werden wir den Weg weitergehen, griechisch-lateinische Verhältnisse aufrechtzuerhalten, den Intellekt als Hauptwerkzeug einzusetzen und uns damit bewusst oder unbewusst immer mehr dem Bösen zu verschreiben? Ich denke, das ist die Kernfrage der nächsten Jahre, und die Entscheidung muss jeder für sich treffen.
Und mit diesen Gedanken möchte ich mich für heute von Ihnen, von Euch verabschieden und wünsche noch einen schönen Frühlingsbeginn. Es geht nun auf das Osterfest zu, und vielleicht möchte ich zum Abschluss noch den Wochenspruch vorlesen, den Rudolf Steiner am 30. März – der ja dann später sein Todestag werden sollte – am 30. März 1913 gegeben hat. Es ist der 52. Wochenspruch:
Wenn aus Seelentiefen der Geist sich wendet zu dem Weltensein und Schönheit quillt aus Raumesweiten, dann zieht aus Himmelsfernen des Lebens Kraft in Menschenleibe und einet machtvoll wirkend des Geistes Wesen mit dem Menschensein.
In diesem Sinne herzlichen Dank und gerne bis zum nächsten Mal.