Gedenken und Gedanken 1925 - 2025, Teil 2 von Christoph Bolleßen, 2025

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Einleitung und Ergänzung zum vorherigen Video 00:00:58

Hallo und herzlich willkommen hier auf dem Kanal Kulturepochen zu diesem neuen Video.

Ja, vielleicht erlauben Sie mir, erlaubt Ihr mir heute, dem vorhergehenden Beitrag „Gedenken und Gedanken“ noch ein paar Dinge hinzuzustellen. Ich hatte, nachdem das Video veröffentlicht wurde, das Bedürfnis, den Inhalten noch etwas anzufügen, einige Gedanken beizustellen, die aus meiner Sicht sehr gut in diesen Kontext hineinpassen.

Und ich möchte heute damit beginnen, dass im Kommentarbereich zu Recht einigen Zuschauern ein kleiner Fehlerteufel aufgefallen ist, der sich in das vergangene Video eingeschlichen hatte. Dort ging es um eine Textpassage, die ich zitiert habe. Die Partei, die Partei, die hat immer Recht – diese Textzeile befindet sich nicht in der eigentlichen Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik, sondern es handelt sich um ein Lied der Arbeiterpartei, ein populäres Stück aus dem sozialistisch-kommunistischen Kontext heraus. Und ich hatte, als ich diese Passage im Video zitiert habe und es ausgesprochen habe, es handele sich um einen Auszug aus der Nationalhymne der DDR, ist mir dieser Umstand bereits bewusst geworden.

Ich habe mich aber trotzdem entschieden, diese Stelle nicht herauszuschneiden, da ich, wie gehabt, auf diesem Kanal immer anstrebe, möglichst ohne Nachbearbeitung, das heißt ohne Schnitt, zu arbeiten, sondern dass die Beiträge so, wie sie gesprochen werden, dann auch veröffentlicht werden. In 99% der Fälle gelingt dies; manchmal kommt es, zum Beispiel durch Geräusche oder Schalleinwirkungen, die in einem Mehrfamilienhaus manchmal nicht zu vermeiden sind, dazu, dass die Aufnahme gestört wird. In einem solchen Fall wende ich einen Schnitt an, aber wie gesagt, ich möchte es eigentlich vermeiden. Und da es sich bei dieser Textpassage, bei diesem Lied ja durchaus auch um ein populäres Stück aus den Zeiten der DDR gehandelt hat, möchte ich dies hiermit richtigstellen. Diese Zeile stammt nicht aus der Nationalhymne, sondern aus einem populären Lied der Arbeiterpartei.

Anknüpfung: Esoterische Arbeit und heutige Notwendigkeiten 00:04:24

Nun, ich möchte den Faden heute gerne wieder aufnehmen. Nachdem wir gesagt haben, nachdem ich aus meiner Sicht betonen durfte, wie wichtig die esoterische Arbeit, das heißt die innere Arbeit, für den anthroposophischen Impuls, der heute in der Welt steht, ist, möchte ich heute mit Blick auf das Zeitgeschehen und gleichzeitig auch auf unseren derzeitigen Blickpunkt auf die Erdenentwicklung in unserer Reihe „Anthroposophie – eine Erlebnisreise“ noch ein paar Gedanken mit euch teilen.

Diese beziehen sich auf das, was heute die Menschheit sehr dringend bräuchte: Impulse, die nicht, wie es in früheren Zeiten einmal gewesen ist, aus einem unbewussten Kollektiv heraus zu entnehmen sind. Sondern diese Kräfte, die wir heute dringend brauchen, können nur entstehen, indem sich die Individuen als das erkennen, was sie sind, nämlich als entwicklungsfähige Geistwesen.

Historische Entwicklungsschritte des Bewusstseins 00:05:58

Und diesen Weg, den die Menschheit zurückgelegt hat – Rudolf Steiner gibt uns immer wieder wunderbar illustrierende Beispiele, wie wir durch den Blick in die Vergangenheit nachvollziehen können, wie sich bestimmte Verrichtungen innerhalb der Menschheitsentwicklung durch die geistige Welt gezeigt haben. Ich möchte heute verweisen auf einige entscheidende Persönlichkeiten aus der Historie, aus der Kunsthistorie, der Dicht- und Literaturkunst und möchte dann hinleiten auf unsere heutige Zeit.

Dr. Steiner beschreibt in einem seiner Vorträge einmal, um die Entwicklungsschritte der Menschheit bis zum heutigen Tage zu illustrieren, vier bedeutende Persönlichkeiten. Er beginnt mit Homer. Homer, ein griechischer Dichter und Denker, trug zu seiner Zeit ein bestimmtes Bewusstsein in sich, das man beschreiben könnte als noch sehr tief verankert in der Götterwelt, in der geistigen Welt, verbunden mit den Wesenheiten der höheren Hierarchien. Wir können uns vorstellen, grob gesagt, dass sich das Bewusstsein des Menschen maßgeblich zusammensetzt aus den Tätigkeiten und Bewusstseinen dieser höheren Wesen. Und deshalb, so stellt es Rudolf Steiner heraus, beginnen viele Werke Homers mit den Worten: „Singe mir, o Muse.“ Das bedeutet, Homer stellt sich der Götterwelt zur Verfügung, als Medium zu dienen, dafür, was die Götterwelt mit der Menschenwelt vorhat beziehungsweise was sich in dieser Götterwelt gerade abspielt. Und das bedeutet, dass das Selbstbewusstsein von Homer sich noch in einem rudimentären Zustande befindet. Also eingebunden in die Götterwelt: „Singe mir, o Muse“, der Mensch als Medium, als Überbringer der göttlichen Gegebenheiten.

Es wird dann übergeleitet zur nächsten Persönlichkeit, die einen weiteren Entwicklungsschritt verkörpert, und zwar die Persönlichkeit des Äschylos, ebenfalls ein griechischer Lyriker, Dichter. Und Äschylos wird das Werk zugeschrieben, dass er es vermochte, eine ganz bestimmte Gestalt in die Menschenwelt zu bringen, und es handelt sich dabei um die Gestalt des Prometheus. Prometheus, kurz gesagt, ein Göttersohn, der die Fähigkeit besitzt, durch sein Denken sich selbst zu erkennen und seinen Einfluss auf das Schicksal, man könnte sagen, ein wenig zu spüren. Das Selbstbewusstsein kommt noch nicht zur vollen Klarheit, aber es leuchtet auf, und Äschylos ist es zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass der Prometheus, der vordenkende Mensch, hineingestellt ist in den Strom seiner Schicksalskräfte. Er erkennt rudimentär, dass der einzelne Mensch eine individuelle Mission auf Erden hat, könnte man sagen. Wir wissen, dass Prometheus auch einen Bruder hatte. Dieser Bruder heißt Epimetheus, der Nachher- oder Nachdenkende. Wir können auf diese Dinge aus Zeitgründen nicht genauer eingehen, und damit ist mit diesen beiden Persönlichkeiten Homer und Äschylos der Weg bis zum Mysterium von Golgatha illustriert. Nachdem diese beiden Persönlichkeiten ihr Bewusstsein, ihren Zeitgeist zum Ausdruck gebracht haben, ereignet sich nun das Mysterium von Golgatha in Palästina.

Und die nächste große Persönlichkeit, die Rudolf Steiner anführt, um die weiteren Entwicklungsschritte zu illustrieren, ist Dante. Dante, ein großer Lyriker, Schriftsteller des Mittelalters. Genau genommen in der Mitte des Mittelalters schafft Dante unter anderem sein großes Werk, die „Göttliche Komödie“. Wir wissen, dass Dante ein Okkultist, ein Esoteriker war, ein Schüler eines Eingeweihten, und dass Dante für seine damalige Zeit einen geistigen Schulungsweg beschritten hat. Und dass es bei Dante zum Ausdruck kommt, zum ersten Mal in der Mitte des Mittelalters, dass das individuelle Ziel des Menschen sein muss, seine eigene Persönlichkeit, seinen eigenen Lebensweg zu erkennen, sich in sein Schicksal, in seinen Lebensstrom hineinzustellen und okkult, das heißt verborgen im Inneren, sich seinem Schicksal zu stellen und entsprechend gemäß dieser Erfahrungen dann auch einen neuen Weg in die Zukunft zu beschreiten. Das heißt, es ist ein markanter Punkt im Mittelalter, an dem deutlich wird: Die Persönlichkeitsentwicklung des europäischen, wir können auch sagen des mittel- oder nordeuropäischen Menschen, wird in der Zukunft eine große und wichtige Rolle spielen.

Rudolf Steiner geht dann weiter, nennt uns die nächste große Persönlichkeit, die im 16./17. Jahrhundert auftaucht, und diese Persönlichkeit ist William Shakespeare. Und William Shakespeare ist eine Persönlichkeit, die es vermag, die Tragik und die Vehemenz der Persönlichkeitsentwicklung sozusagen auf eine Ebene zu heben, die wir bis heute in gewissem Sinne als gültig anerkennen können. Denn es war Shakespeare, der die Theaterkunst, die Lyrik mehr oder weniger als Erster nicht mehr in die großen Theaterhallen der aristokratischen Gesellschaft hineinbrachte, sondern die Stücke von William Shakespeare wurden erstmals in Hinterhöfen und in Gebäuden, die weniger prunkvoll waren, hineingebracht, sodass auch, wie man damals sagte, das gemeine Volk die Möglichkeit hatte, durch diese künstlerischen Darstellungen einen Appell in sich zu fühlen, dass auch sie einen eigenen Lebensweg zu gehen haben, dass auch sie eine individuelle Persönlichkeit entwickeln können. Und die Tragweite der Werke William Shakespeares ist so weit, dass man durchaus sagen kann, dass die Französische Revolution, die Aufklärungsbewegung davon beeinflusst wurde. Friedrich Schiller beispielsweise war in seiner Jugend ein enthusiastischer Leser der Werke William Shakespeares.

Und Rudolf Steiner macht uns darauf aufmerksam, dass es hier an dem Punkt, an dem William Shakespeare seine Werke in die Welt stellt, so ist, dass nun der strebende Mensch, der darauf aus ist, seine Persönlichkeit zu entwickeln, dass die Fähigkeit, dies zu erkennen, nun durch William Shakespeare, durch seine Werke endgültig auf der Erde angekommen ist. Man könnte sagen, dieser Persönlichkeitsgeist gelangt mitten in die physische Welt hinein. Während er sich vorher ankündigte, ist er nun, wenn man so will, inkarniert. Das heißt, er befindet sich nun wirkungsvoll in der Welt der Gestalten, in der physischen Welt.

Und die Fähigkeiten William Shakespeares waren so ausgeprägt, dass Rudolf Steiner die bemerkenswerte Angabe macht, dass die von William Shakespeare geschaffenen Charaktere, die er in seinen Werken darstellt, so gefüllt sind mit Wirklichkeit, dass es William Shakespeare gelungen ist, dass seine Figuren auf dem Astralplan, in der Seelenwelt, wirklich leben. Das heißt, wer begabt ist, durch die Werke William Shakespeares die Charaktere, die in den Stücken vorkommen, zu verfolgen, sie mittels seiner Fähigkeiten der Seele zu verfolgen, ob sie in der Seelenwelt vorhanden sind und dort leben – so hat es Shakespeare tatsächlich geschafft, diese Figuren in der Seelenwelt zum Leben zu erwecken. Und das ist eine Fähigkeit, die später auch von anderen großen Dichtern und Denkern nicht unbedingt wiedererreicht wurde.

Von Shakespeare zu Goethe: Erkennen und Handeln in der Welt 00:20:31

Das heißt, durch Shakespeare erfahren wir: Die geistige Welt wird erkannt, wird kontaktiert durch die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Das ist nun etwas, was im 16./17. Jahrhundert in der Welt vorhanden ist. Hier erhält „O Mensch, erkenne dich selbst“ eine Art Hochblüte in den Werken Shakespeares.

Und nun vollzieht Rudolf Steiner in seinem Vortrag einen weiteren Schritt, indem er uns nun eine Persönlichkeit nennt, die durchaus den modernen Menschen besonders betrifft, und hierbei handelt es sich um Johann Wolfgang von Goethe. Johann Wolfgang von Goethe hatte die geistigen Kräfte, die Fähigkeiten, natürlich auch aufgrund seiner zeitlichen Verortung der Inkarnation Johann Wolfgang von Goethes, über den Punkt hinauszugehen, an dem es heißt „O Mensch, erkenne dich selbst“, das heißt schau in dein Inneres und du wirst den Weg finden. Sondern Goethe hat durch sein Lebenswerk, den „Faust“, an dem er 60 Jahre gearbeitet hat, etwas in die Welt bringen können, das den Menschen nun auf eine völlig neue Stufe heben kann.

Nämlich, so sagt es auch Goethe, dass er mit dem Grundsatz der Antike „O Mensch, erkenne dich selbst“, dass er mit diesem Grundsatz nicht mehr ganz übereingestimmt hat, sondern für Goethe war es mindestens ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger, dass er sagt: „Meinen Entwicklungsweg und die Fortschritte, die ich in meiner Persönlichkeitsentwicklung in der Lage bin zu vollziehen, erkenne ich in erster Linie daran, welche Spuren ich in meinem Umkreis, das heißt nicht in mir, sondern in der Welt hinterlassen kann.“ Das heißt, die Tätigkeit in der Welt, wie wir in der Welt stehen und diese gestalten, das lehrt uns, wer wir sind. Nicht das Versenken in Stille und Abgeschiedenheit in das eigene Selbst, in das Innenleben, sondern die Taten im Außen – diese bedeuten den Weg, um als moderner Mensch heute weiterzukommen.

Und darüber hinaus ist es eine Fähigkeit, eine Eigenschaft des Fauststückes, dass in diesem Stück Anhaltspunkte enthalten sind, die das allgemein Menschliche betreffen. Eine Art Loslösung von der Persönlichkeit des Faust, aus dem wir Schlüsse ziehen können auf unser eigenes Leben. Jeder Mensch kann im Faust etwas finden, das ihn auf seinem inneren Wege weiterbringt. Wir haben dies auch andeutungsweise schon bei William Shakespeare und auch bei Dante, aber wir fühlen bei der Lektüre des Faust, dass hier etwas Gewaltiges anklingt, etwas Allgemeines, das jeden Menschen betrifft.

Herausforderungen der Gegenwart: Christus-Prinzip und Widersacherkräfte 00:26:00

Und wenn wir nun auf die heutige Zeit zurückkommen möchten, dann ist es wichtig, sich diesen Schritt von Shakespeare zu Goethe noch einmal genau anzuschauen. Wir haben es in den Videos öfter angesprochen, dass wir nun an einem sehr kritischen Punkt in der Menschheitsentwicklung angelangt sind. Dass wir durch die Tatsache, dass wir unser Ich vielleicht schon ein wenig entdecken konnten, auf der einen Seite eine große Leistung vollbracht haben, dass wir aber auf der anderen Seite an diesen Punkten sehr wachsam sein müssen. Denn auch das Ich hat, wenn man so will, zwei Seiten.

Die eine Qualität des Ich ist die, dass wir bis zu dem Punkt gelangen können, an dem wir unser eigenes Selbst in Verbindung mit der niederen Dreiheit – physischer Leib, Ätherleib, Astralleib – bis zu einer Art Blüte bringen können, was durchaus notwendig und wichtig ist. Uns selbst innerhalb der physischen Welt verorten zu können, zu uns selbst aufzuwachen. Und dieser Punkt kann durchaus schon in Verbindung mit dem Christus sein. Aber dass es nun einen ganz wichtigen Punkt gibt, der eng gekoppelt ist, wie es uns Dr. Steiner sagt, an das Verständnis des Mysteriums von Golgatha. Das heißt, an das Verständnis von Tod und Auferstehung.

Denn die Versuchung ist groß, dass wir bei diesem Aufwachen zu uns selbst und der Identifikation mit unserer physischen Existenz verbleiben möchten. Dass wir sagen: Der Mensch ist die Krone der Schöpfung. Macht euch die Erde untertan. Und darüber hinaus gibt es nichts für den Menschen. Dies ist ein mächtiges Werkzeug der Widersacher.

Wir dürfen nicht vergessen, dass der Christus als Sonnenwesen auch immer noch auf der Sonne lebt. Dass er sich aber mit der Erde vereinigt hat. Dass er sich dem Prinzip der Erde hingegeben hat. Das heißt, seinen Leib dem Tode unterworfen hat. Und dass aber sein Geist, sein unendlich hoher Geist auferstanden ist. Das heißt, er hat in gewissem Sinne seine Existenz als reines Sonnenwesen geopfert, zugunsten einer Weiterentwicklung in die Zukunft hinein.

Und wir haben ein Wesen, das Rudolf Steiner bezeichnet als den Sonnendämon. Das ist ein Wesen, das tragischerweise gerade heute in unserer Zeit seine volle Kraft entfalten kann. Und dieser Sonnendämon möchte uns mit aller Kraft daran hindern, zu einem tiefen Verständnis des Mysteriums von Golgatha, von Tod und Auferstehung zu kommen. Eine neue Geistigkeit, eine frische geistige Kraft, die durch die Menschheit zielen soll, um ihn aus der Materie ein Stück weit herauszuheben, um daraus Kräfte frei werden zu lassen, an seinem höheren Menschsein zu arbeiten. Diesen Punkt möchte dieses Wesen mit allen Mitteln verhindern. Und wie wir im ersten Teil des Videos gesagt haben, sind die Werkzeuge, die den Widersachern zur Verfügung stehen, nicht zu unterschätzen.

Die Geschlechterfrage aus geistiger Sicht 00:32:28

Und es ist mir heute wichtig, auf einen Punkt einzugehen, der in unserer Zeit ebenso mit wachem Auge beobachtet werden sollte. Und zwar handelt es sich um die Geschlechterfrage. Die Geschlechterfrage ist heute in aller Munde, und wir müssen es schaffen, einen geistigen Blick auch auf diese Dinge zu richten, uns Klarheit darüber zu verschaffen, wo der Segen, aber wo auch die Gefahren in dieser Thematik liegen.

Und zwar wäre dazu zunächst zu sagen, wie wir auch in den Videos „Anthroposophie – eine Erlebnisreise“ noch detaillierter anschauen werden, dass der Mensch ja ein Kompendium ist aus Kräften, die aus dem Tierkreis und auch aus dem Kreise der Planeten wirken. Und wir hatten den Menschen bezeichnet als ein Ergebnis maßgeblich vierer Kräfte aus dem Tierkreis. Das sind einmal die Kräfte des Adlers, die Kräfte des Löwen und die Kräfte des Stieres. Aber das Vierte ist das Entscheidende: der Wassermensch oder Wassermann. Dieses Sternbild ist dasjenige, das den Menschen weiterhin entwicklungsfähig hält. Während Adler, Löwe und Stier den Menschen bis zu einer gewissen Stufe bringen können, aber dann muss der Mensch selbst mithilfe der Kraft des Wassermenschen seine eigene Entwicklung weiter voranführen. Und dass wir sagen können, dieses Wesen, dieser Sonnendämon, möchte den Einfluss des Wassermenschen von uns fernhalten. Wir werden darauf noch detaillierter zu sprechen kommen.

Jedenfalls ist es, auf die Geschlechterfrage bezogen, zunächst einmal notwendig, dass wir uns sagen: Das Geschlecht der Frau, das heißt der weibliche Mensch, hat sich gebildet vornehmlich aus den Kräften der Löwen, der Löwenmenschen, wie sie auf dem alten Monde zu finden waren. Während sich das männliche Geschlecht, das heißt die männlichen Menschen, gebildet haben aus dem Stier heraus, aus den Stiermenschen. Und wir können sagen, dass es das Los einer männlichen Inkarnation ist, dass diese Existenz, diese Inkarnation, diese männliche Leiblichkeit ein wenig zu tief, könnte man sagen, in die Materie hinabgestiegen ist. Das Erdenprinzip mehr aufnahm, als es gedeihlich gewesen wäre. Und dass bei einer weiblichen Inkarnation es so ist, dass die weibliche Inkarnation nicht ganz inkarniert ist. Man könnte sagen, ein wenig über dem Erdboden zurückgeblieben ist, zurückgeschreckt ist vor den Erdenkräften. Und dass der eigentliche Mensch, der eigentliche Erdenmensch, der in die Zukunft hineingetragen werden muss, in der Mitte zwischen beiden liegt. Weder zu tief in der Erde oder unter der Erde, noch darüber.

Und es gehört aus meiner Sicht zu den ganz wichtigen Verständnispunkten des modernen Menschen, diese Dinge zu durchschauen. Denn ein Großteil der zornmütigen, kriegerischen Auseinandersetzungen resultiert auch daher, dass die Geschlechterfrage nicht geistig angeschaut wird heutzutage. Zurzeit haben wir eine mehr oder weniger stärkere Fokussierung auf die Unvollkommenheiten der männlichen Inkarnationen. In alter Zeit hat man versucht, die Menschen, die als Frauen inkarniert waren, durch patriarchalische Maßnahmen zu unterdrücken. Das Männliche setzte sich aufgrund seiner physischen Überlegenheit gegenüber der Frau durch.

Und heute erkennen wir Bestrebungen, dass diese Ungleichheit, die für viel Leid gesorgt hat in der Vergangenheit, dass diese Ungleichheit nun wieder von Konventionen und leider auch von viel Phrasenhaftigkeit zum Ausgleich gebracht werden soll. Das heißt, es wird einfach gesagt, wir müssen per se mehr Frauen in bestimmte Positionen der Macht hineinbringen. Als geistig strebende Menschen können wir nur vermuten, dass dies kein guter Weg ist. Und zwar aus dem Grunde, weil wir ebenso wie die männlichen Menschen in der Vergangenheit mit den Widersachern zusammengearbeitet haben, dass wir sehen müssen, dass natürlich ein Mensch, ein Ich, das in einen weiblichen Körper hinein inkarniert, ebenso großen Widersacherkräften ausgesetzt ist und dass wir hier sehr wachsam sein sollten.

Und ich möchte vielleicht mit diesen Ausführungen die Damen unter uns besonders zur Wachsamkeit aufrufen. Aus dem Grunde, weil, wie wir im ersten Teil gesagt haben, versuchen heutzutage die Widersacher vor allem über den Einfluss des Mondes die Menschen vom Weg abzubringen, die Menschen gefangen zu halten in einem Zustand, in dem das niedere Ich, gespeist durch instinkthaften Willen, eine moralische Höherentwicklung der Menschheit verhindern möchte. Und während die männlichen Menschen durch ihr Heruntersteigen tief in die Erdenmaterie ein wenig mehr geschützt sind vor den Einflüssen des Mondes, sind die Frauen, die weiblichen Menschen offener für diese Einflüsse. Im Positiven äußert sich das dahingehend, dass Rudolf Steiner sagt, dass der weibliche Astralleib wesentlich feiner ausgearbeitet ist als der männliche. Das heißt, es gibt bei Damen einen allgemeinen Hang zur Spiritualität in wesentlich ausgeprägterer Form als bei den Männern.

Auf der anderen Seite ist es so, dass dann gerade folgend daraus die Frau sehr wachsam, behutsam und auch akribisch einen geistigen Weg verfolgen muss, um nicht durch die Mondenwesen überwältigt zu werden. Und wir haben von Rudolf Steiner die Angabe, dass zu seiner Zeit, als die Weltkriegskatastrophe sich ereignet hat, dass er uns sagte, es war ein Kreis von circa 30 bis 40 Personen, die in unbewusster Art und Weise durch die Widersacher überwältigt wurden und aufgrund dieser Unbewusstheit es den Widersachern möglich war, die Dinge so einzurichten, dass es dann zu dieser Katastrophe kommen konnte. Und dass man sehr genau ins Auge fassen muss, dass unter diesen Personen auch viele Frauen waren. Er geht auf diese Angabe nicht näher ein. Ich persönlich würde aber den Schluss daraus ziehen, dass wir nicht nur die männlichen Menschen ins Gericht nehmen sollen, wenn es um eine geistige Entwicklung geht, sondern ebenso auch die Damen zur Wachsamkeit aufzurufen.

Gefahr der Reduktion und der Weg zur Freiheit durch das Ich 00:44:43

Und diese Geschlechterkriege, diese Geschlechterauseinandersetzungen können aus meiner Sicht nur durch einen wahrhaftigen, geistigen Weg überwunden werden. Unter anderem durch die Erkenntnis der eben nur ganz grob skizzierten Dinge, über die man durchaus auch eine längere Zeit immer wieder meditieren kann. Das heißt, beschaulich bedacht werden können, um daraus Schlüsse zu ziehen. Denn mit der Geschlechterfrage sind unter anderem auch Verknüpfungen mit dem Sexualleben der Menschen verbunden. Und dass aus diesem Sexualleben heraus gerade der instinktive Wille, genau diese unbewussten Teile unseres Wesens gespeist werden können. Und wenn wir es nicht durch klares Denken, durch Vorstellungen moralischer Art, Vorstellungen der höheren Art, die unsere höhere Dreiheit in die Existenz verlebendigen, dass es dann dazu kommen wird, dass die Engel, unsere direkten Begleiter, eine Veränderung durchmachen. Und ich würde heute sagen, wahrscheinlich teilweise auch schon eine Veränderung durchgemacht haben.

Nämlich, dass sich die Menschen durch die Unbewusstheit über die geistigen Hintergründe der Geschlechterfrage dazu verleiten lassen, sich aus ihrem instinktiven Willen heraus immer wieder gegen die Brüderlichkeit aufzulehnen. Rudolf Steiner beschreibt diesen Zustand eindringlich. Dass er sagt, wenn die höheren Zusammenhänge in dieser Richtung nicht erkannt werden, dann wird sich die Problematik der Geschlechter immer mehr zuspitzen. Und durch den großen Einfluss der Naturwissenschaften und aufgrund der Tatsache, dass die geistigen Zusammenhänge von dieser nicht berücksichtigt werden, werden die Naturwissenschaften dann zu dem Schluss kommen, dass dieses Unmöglichmachen einer moralischen Menschheit in der Natur des Menschen verankert ist. Das heißt, diese Verhinderung der Brüderlichkeit, diese Lösung der Geschlechterfrage wird einigen Naturwissenschaftlern dann dazu dienen zu sagen: Der Mensch kann nicht frei werden. Denn durch die Geschlechterbindung wird er immer diesen Naturgeboten und Naturgesetzen unterworfen sein.

Und Rudolf Steiner beschreibt es so, dass die Naturwissenschaft dann beweisen wird, dass es normal ist, dass die Menschen eigentlich kleine Teufel sind. Und wir erkennen heute bereits erste rudimentäre Ansätze dieser Richtung, indem zum Beispiel eine Straftat, eine Gewalttat – die Tatsache, dass es dazu gekommen ist – immer mehr abgeleitet wird aus einem bestimmten Kontext der Herkunft, der kulturellen Zugehörigkeit, der Abstammung und so weiter. Und dass dann gesagt wird, eigentlich ist dieser Mensch, ich möchte es zugespitzt formulieren, unschuldig, denn er konnte ja nicht anders aufgrund seiner naturgemäßen Anlagen.

Und natürlich sollten wir, wenn es um strafrechtliche Verurteilung und dergleichen geht, immer auch den Hintergrund eines Menschen – wie konnte es dazu kommen, dass er eine Straftat begangen hat – mitberücksichtigen. Aber wir sollten nie den Rückschluss auf die freie Entscheidung jedes einzelnen Menschen verstellen. Wir sollten niemals vergessen, dass es letztlich das Ich des Menschen ist, das Entscheidungen trifft, zumindest treffen sollte. Und nur wenn wir die Ich-Kräfte eines Menschen stärken, ihn zur Freiheit hinführen, dann wird es auch eine Loslösung geben können von den Einlassungen, den Unterwerfungen, die wir alle in der Vergangenheit und auch in diesem Leben mit den Widersachern und durch die Widersacher vorgenommen haben.

Zusammenführung: Innere Arbeit, äußeres Handeln und Ausblick 00:51:19

Und dazu gehört auch, sich zu erheben über das eigene Geschlecht. Von Kindern Luzifers müssen wir zu Brüdern Christi werden. Nicht länger die Abstammung, nicht länger die Identifikation mit diesem irdischen Körper allein soll die gestaltende Kraft in diesem Leben bilden, sondern wir brauchen die übergeordnete Perspektive aus dem Geistigen heraus. Nur so werden wir die Konflikte, die nun in zahlreicher und vehementer Art und Weise anstehen, bewältigen können.

Und wir sind in diesem Punkt dann im Prinzip auch wieder dort angelangt, dass wir sagen können: Die innere Arbeit, die jeder Einzelne an sich zu vollziehen hat, muss sich vereinigen mit den Tätigkeiten in der Welt, wie es Goethe im Faust uns darstellt. Jeder von uns kann in der Welt stehen, kann die innere Haltung einnehmen: „Ich möchte meinen Lebensstrom von allen Unvollkommenheiten befreien“ und dann in Gott vertrauen, sich in die Welt hineinstellen und während des Tuns, während des Handelns abzuwarten, welche Reaktionen aus meinem Umkreis in mein Leben hineingeführt werden. Und während wir dies tun, brauchen wir ebenso die innere Schulung, das heißt die Auseinandersetzung mit den geistigen Inhalten, das Studium der Anthroposophie, und nur so werden wir in die Zukunft gehen können. Wie es Friedrich Schiller einmal sagte: Wir werden zuerst Menschen oder Bürger für eine Verfassung schaffen müssen, bevor wir den Menschen, den Bürgern eine Verfassung geben können. Hier klingt bereits dieser Weg an. Wir können nicht die Menschen, die Menschen so belassen, wie sie nun sind, und versuchen durch immer neue juristische Winkelzüge, durch mehr Regeln, mehr Unterwerfung unter einen Staat, unter Gesetze, die aus alten Religionen heraus entnommen worden sind, in eine gedeihliche Zukunft voranzugehen, sondern es geht nur, indem sich jeder einzelne Mensch verwandelt in ein Individuum der Zukunft, in ein durchchristetes Ich. Das ist die Aufgabe.

Und damit möchte ich das heutige Video gerne zu Ende führen, wünsche euch viele schöne Momente. Aus meiner Sicht spüren wir die Kraft des Osterfestes bereits in unseren Seelen. Ich für meinen Teil spüre es in diesem Jahr besonders kraftvoll und bedanke mich sehr herzlich erneut für euer Interesse, für euer Mitverfolgen und freue mich bereits sehr darauf, dass wir in diesem Jahr zwei anthroposophische Disziplinen, die bisher noch nicht so stark fokussiert wurden, nämlich die biologisch-dynamische Landwirtschaft und auch die Waldorfpädagogik, anschauen werden und hoffe, dass diese Beiträge ebenso ihr Interesse finden werden.

Und möchte, wenn Sie erlauben, wenn Ihr erlaubt, gerne noch darauf verweisen, dass dieser Kanal auf finanzielle Zuwendung angewiesen ist. Alle Beiträge sind jederzeit für alle Menschen frei verfügbar und daher würde ich mich sehr freuen, wenn diejenigen, die es vermögen, die Arbeit mit einem kleinen Beitrag unterstützen würden. In diesem Sinne alles Gute.

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