Die Apokalypse des Johannes - 153. Vortrag von Wolfgang Peter

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«Ein interaktiver Vortragszyklus über den Zusammenhang mit dem Wirken Jesu Christi und dem eigenen Ich. Ausgangspunkt sind die Schriften von Rudolf Steiner, z.B. die GA 104, GA 104a und GA 346. Hier fließen sowohl Fragen und Anliegen von Zuschauern als auch eigene geisteswissenschaftliche Erkenntnisse mit ein. Und es gibt immer Bezüge zu aktuellen Themen der Zeit.»

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- 153. Vortrag -
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Vorschau:

Schwerpunkte des 153. Vortrages

Gehalten am 21. März 2023/ Zusammenfassung am 18.4.2023

Begrüßung und 51. Wochenspruch 0:00:45

Ins Innre des Menschenwesens

Ergießt der Sinne Reichtum sich,

Es findet sich der Weltengeist

Im Spiegelbild des Menschenauges,

Das seine Kraft aus ihm

Sich neu erschaffen muß.

Unser ICH ist nicht im Innern, es ist draußen - mitten im Welten-Geist 0:01:26 (Volltranskribierter Abschnitt)

Also eigentlich das Grundthema, das in vielen Variationen schon längere Zeit da ist. Es beginnt immer mehr die Sinneswelt, der Reichtum, dieser eigentlich große Reichtum der Sinneswelt durch unsere Sinnesorgane an uns heranzufluten. Und mit diesem Sinnlichen kommt aber auch der Weltengeist mit. Der ist uns halt nicht gleich offenbar, aber er ist mit dabei. Und jetzt kommt es darauf an, dass das, was wir entgegen nehmen, sich spiegelt im Menschenauge, in Menschenwesen, in der Art, wie wir sehen, in der Art, wie wir hören, in der Art, wie wir riechen, mit allen Sinnen die Welt zu erleben.

Mit dem Sinnlichen auch das Geistige erleben – ein aktiver Prozess

Es ist gerade die Geisteswissenschaft ja ganz und gar nicht abgeneigt der Sinneswelt. Es geht nur darum, im Sinnlichen mit dem Sinnlichen auch das Geistige zu erleben. Dann sind wir überhaupt erst bei der vollen Wirklichkeit in Wahrheit. Also beides zusammen zu schauen und zu verbinden, in uns miteinander zu verbinden. Aber auch, wie wir es jetzt schon öfter gesagt haben: Es erfordert einen aktiven Prozess des Menschen. Also ganz offensichtlich können wir in die Welt hinausschauen, hinausglotzen, oft einmal sinnlich selbst gar nichts wahrnehmen, das meiste übersehen und schon gar nicht das Geistige aufnehmen, das mit dem eigentlich mitkommt. Also um das wirklich ergreifen zu können, um einmal wirklich wach zu werden gegenüber der sinnlichen Welt und dann noch wacher zu werden, auch das Geistige zu ergreifen, das damit verbunden ist, das erfordert heute unsere wirkliche geistige, bewusste Aktivität.

Das alte Hellsehen

Früher, in alten Zeiten, als die Menschen noch ein natürliches Hellsehen hatten - umso stärker, je weiter man zurückgeht in die Vergangenheit - da war das Sinnliche noch sehr verschwommen. Aber es wurde immer auf jeden Fall das Geistige mit wahrgenommen. Wenn ich in die frühere atlantische Zeit zurückgehe, dann haben die Menschen überhaupt nur das Geistige wahrgenommen und das Sinnliche überhaupt als solches nicht. Jedenfalls nicht in der Art, wie wir es heute kennen, sondern sie haben eben diese geistigen Bilder, diese Imaginationen gesehen, und die haben ihnen geholfen, sich in der Welt zu orientieren an dem, was geistig und seelisch eigentlich in ihrer Umwelt lebt.

Rudolf Steiner: Instinkte sitzen im physischen Leib

Und Tiere bis zu einem gewissen Grad haben das selbst heute noch. Also dass sie es eben auch Erleben an den Dingen, zum Beispiel an den Blumen, an den Gräsern. Und so weiter, wo es für sie bekömmlich ist, wo es nicht bekömmlich ist. Das funktioniert bei den Tieren nicht so: Ach, jetzt sehe ich ein bestimmtes Gras, ein bestimmtes Kraut herausschießen. Aha, jetzt muss ich überlegen, ist es gesund oder nicht gesund für mich? Nein, sondern der Instinkt sagt, das ist das Richtige. Zum Beispiel, wenn jetzt ein Tier Beschwerden hat, dann führt der Instinkt es dorthin, die richtige Pflanze, das richtige Kraut, das richtige Gras, die richtige Blume zu verschlingen. Und dabei erlebt das Tier aber etwas und es erlebt eigentlich auch vor allem die geistige Seite, die seelische Seite. Besser gesagt, in der Seelenwelt erlebt es mächtige, ganz tolle Bilder. Und die befeuern also den Instinktes des Tieres, der aber auch so wirkt, dass er gestaltend wirkt, bis ins Physische hinein. Rudolf Steiner sagt sehr richtig: Instinkte sitzen eigentlich im physischen Leib. Sie sind in gewisser Weise die Weisheit, die in den physischen Leib eingebaut ist, könnte man sagen. Aber das entsteht genau dadurch, dass über Jahrmillionen die Tiere in ihrer Entwicklung eben diese Impulse von außen aufgenommen haben und sich danach gebaut haben. Nicht bewusst, aber sie wurden gebaut durch die geistigen Kräfte, die in ihrer Umgebung sind, in denen wir als Menschen von Anfang an drinnen mit leben.

Was wir sehen ist dasjenige, was die äußere Welt in uns spiegelt

Also, wenn wir hier jetzt den Welten-Geist aufnehmen, der sich im Menschenauge spiegeln sollte, dann müssen wir wissen, dass wir mit unserem Ich hier mitten drin stehen in diesem Welten-Geist. Rudolf Steiner sagte sehr oft: Die wichtigste Erkenntnis ist zu wissen, dass unser Ich nicht dort drinnen eigentlich ist, sondern dort draußen. Überall. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse. Daher sind auch alle Theorien verkehrt, die fragen: Ja, wie kommt das denn zustande? Die Sinneswelt schickt Signale über mein Auge, die werden dann irgendwie verarbeitet und interpretiert? Und wie kann ich dann sicherstellen, dass das was, was dabei als Endergebnis herauskommt, wirklich dem entspricht, was draußen ist? Weil das ja über viele Stufen verändert, verarbeitet, bearbeitet wird. Aber im Grunde ist das nur der Spiegelungsprozess, durch den sich die Welt draußen in uns spiegelt, ja wir uns selber spiegeln, weil unser wirkliches Ich eigentlich draußen ist. Und das Spiegelbild erleben wir dann in uns und sagen zu uns: Aha - Ich! Und haben im Grunde dann meistens keine Ahnung, was das wirklich ist. Weil alles das, was unsere Biografie äußerlich ausmacht, das ist es alles in Wahrheit nicht. Ob wir gescheit sind, ob wir dumm sind, geschickt oder ungeschickt sind, hängt sicher mit dem Ich irgendwo zusammen. Aber das Faktum allein sagt uns noch gar nichts. Also da müssten wir erst wirklich unser wirkliches Ich erleben lernen und dann sind wir aber zugleich ganz bei uns selbst und zugleich ganz, ganz bei der Welt da draußen.

Das ICH: Wie ein Loch in der Wand, das aktiv erfüllt werden muss

Weil von dort uns unser Ich entgegenkommt und wir sind mit allem verbunden. Und das heißt, im Grunde ist das, was da geschildert wird, auch eine Begegnung mit uns selbst, oder die Chance, uns selbst zu begegnen. Heute bin ich zufällig auf eine Aussage von Rudolf Steiner gestoßen: Wie es denn wirklich mit unserem Ich ist? Und dass es überhaupt keinen Sinn macht, wenn man sich selbst erkennen will, dass man dann in sich hineingrübelt, nachdenkt, ja wer bin ich denn? Das führte eigentlich zu gar nix. Also wenn ich meine ganzen Erinnerungen durchforste, so wie wir es zumindest normalerweise machen, bringt es überhaupt nichts. Weil das eigentlich ein Hohlraum ist. Also unser Ich ist zunächst einmal wirklich ein Hohlraum, der aber dann erfüllt wird von unseren höheren geistigen Kräften. Da füllt sich dann hinein auch das Geistselbst, der Lebensgeist, von dem schon ein bisschen was da ist, ja sogar der Geist des Menschen. Aber eigentlich ist es wie ein Hohlraum in uns. Oder wie ich gesagt habe, das Ich, wenn ich es als erstes erlebe, es ist wie ein Loch in der Wand. Also das heißt, ich sehe nur dadurch, dass ich eben nichts sehe außer einem Loch, von dem ich aber nicht sehe, was da drinnen ist. Und diesen Hohlraum gilt es zu erfüllen und das muss heute aktiv passieren.

Unser ICH ist zunächst ein Hohlraum, der erfüllt wird von unseren höheren geistigen Kräften

Also es muss überhaupt aktiv passieren, weil gerade auch in der in der vorchristlichen Zeit, also vor dem Mysterium von Golgatha die Menschen ihr eigenes Ich überhaupt noch nicht so richtig erlebt haben. Ich meine, sie haben begonnen, in der griechisch-lateinischen Zeit immer stärker ihr Ego wahrzunehmen. Das ist eben unser kleines Ich, das aber mit dem Großen nur indirekt etwas zu tun hat. Jedenfalls höchstens ein sehr verzerrtes Abbild davon ist. Sicher wirkt unser Ich auch drin. Es wirken aber auch die Widersacher darin. Aber das ist es alles nicht. Das wirkliche Ich muss sich da erst einen Raum schaffen. Allerdings darf man sich das halt nicht so wie ein Glas vorstellen und das Ich zieht dann in den ganzen Körper letztlich in seiner Wirkung ein, wirkt von draußen herein. Aber dazu muss es eigentlich erst alles andere zur Seite schieben, diesen Hohlraum sozusagen, bildlich gesprochen schaffen, in dem ich jetzt aktiv werden kann und wo ich mir dann endlich irgendwann meiner selbst bewusst werden kann.

Themenbezogene Leseanregungen

mit dem Sinnlichen auch das Geistige erleben ist ein aktiver Prozess - das alte Hellsehen - Instinkte sitzen im physischen Leib - was wir sehen ist das, was die äußere Welt in uns spiegelt - unser Ich ist zunächst ein Hohlraum, der erfüllt wird von unseren höheren geistigen Kräften -

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Literaturangaben

Rudolf Steiner, Alexandra Riggins: Die sieben apokalyptischen Siegel, Triskel Verlag 2005, ISBN 978-3-905893-02-1;

Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums, GA 8 (1989), ISBN 3-7274-0080-3;

Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X;

Rudolf Steiner: Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes, GA 104a (1991), ISBN 3-7274-1045-0;

Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V: Apokalypse und Priesterwirken, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0;

Emil Bock, Das Neue Testament, Übersetzung in der Originalfassung, Urachhaus, Stuttgart 1998, ISBN 3-8251-7221-X