Die Apokalypse des Johannes - 146. Vortrag von Wolfgang Peter

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«Ein interaktiver Vortragszyklus über den Zusammenhang mit dem Wirken Jesu Christi und dem eigenen Ich. Ausgangspunkt sind die Schriften von Rudolf Steiner, z.B. die GA 104, GA 104a und GA 346. Hier fließen sowohl Fragen und Anliegen von Zuschauern als auch eigene geisteswissenschaftliche Erkenntnisse mit ein. Und es gibt immer Bezüge zu aktuellen Themen der Zeit.»

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- 146. Vortrag -
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Vorschau

Ein zentrales Thema in diesem Vortrag ist der Ausblick auf die kommende neue Wahrnehmungsfähigkeit der Menschheit. Die Zeit ist nahe, dass es für uns ganz selbstverständlich sein wird, Sinnliches und Übersinnliches als eins wahrzunehmen. Daraus ergibt sich für uns die Aufgabe, mit Hilfe eines klaren Denkens den Willen aufzubringen, uns mit der äußeren Welt bewusst seelisch zu verbinden. Es liegt an uns, ob wir Aufbau-Prozesse fördern, die ganz im Einklang mit dem physischen und geistigen Kosmos sind, entgegen den Prozessen der Widersacher-Kräfte. Das Mysterium von Golgatha eröffnete für die Menschheit erstmals die Möglichkeit, freie, bewusste und individuelle Entscheidungen zu treffen. Es liegt an jedem Einzelnen, frei und willentlich die lichtvollen Kräfte zu unterstützen - oder seine Möglichkeit der Freiheit aufzugeben.

Kurztranskription des 146. Vortrages (24. Jänner 2023)

Gehalten am 31. Jänner 2023/ Zusammenfassung am 16.3.2023

Begrüßung und 44. Wochenspruch 0:00:41

Ergreifend neue Sinnesreize

Erfüllet Seelenklarheit,

Eingedenk vollzogner Geistgeburt,

Verwirrend sprossend Weltenwerden

Mit meines Denkens Schöpferwillen.

Jetzt, wo es auf Lichtmess zugeht, wird die Sinneswelt draußen immer lichter. Die Seele sollte nun bereit sein, das aufzunehmen, was ihr entgegenkommt. An vieles, dem wir begegnen, können wir uns nicht mehr erinnern. Das ist auch nicht verwunderlich, denn wir stehen erst am Anfang, im ersten Drittel des Zeitalters der Bewusstseins-Seele. Unser Ätherleib und auch unser Astralleib nehmen alles wahr, nur bis zum Ich kommt es nicht durch. Das Ich kann es noch nicht ergreifen. In den nächsten 100 bis 200 Jahren wird das Bewusstsein der Menschen ein ganz anderes sein.

Der heutige Mensch erlebt die Innen- und Außenwelt getrennt 0:04:09

Das Bewusstsein des Menschen war nicht immer so wie heute. noch im Mittelalter war es viel weniger klar, vielmehr in einer Einheit verschwommen. Man war viel mehr seelisch in den Gegenständen drinnen und eins mit dem, was man erlebte. Heute stehen die Menschen einer Welt gegenüber, die mit dem, was Sie erleben, im Grunde gar nichts zu tun hat. Sie sehen sie rein äußerlich und spüren nichts dabei. Die vielen technischen Artikel, die uns umgeben sind nicht beseelt, obwohl sie mit Wesenheiten verbunden sind, die etwas Seelisches und auch etwas Geistiges haben. Es sind ahrimanische Wesenheiten, die keine wirklichen Gemütsbewegungen haben, außer Angst und Schmerz. Wenn wir die Bewusstseinsseele weiterentwickeln, wird eine Zeit kommen, in der wir die verschiedenen Elementarwesen erleben, die damit verbunden und wirksam sind. Wenn früher das Bewusstsein mit dem Australischen verbunden war, so geht es heute darum, es wirklich ins Ich-Bewusstsein zu heben. Und zusammen mit dem bewussten Erfassen brauchen wir die Klarheit des Denkens.

Der Lernprozess im Bewusstseinsseelenzeitalter 0:08:10

Es bedarf jetzt wirklich der bewussten Anstrengung, das heißt den Willen, uns mit der äußeren Welt seelisch zu verbinden. Das Fühlen allein genügt aber nicht, es braucht auch die Klarheit des Denkens. Und immer mehr wird uns auch bewusst werden, dass Schöpferwille dazu notwendig ist. Denn wir bekommen nicht das fertige Bild von der Welt, wie sie heute ist. Wir müssen das Bild selber aufbauen und formen. Bis jetzt waren viele australische Kräfte im Unterbewusstsein für uns aktiv. Aber die werden sich immer mehr zurückziehen und wird darauf warten, dass unser Ich immer aktiver wird. Tun wir das nicht, dann wird die sinnliche Außenwelt immer abstrakter, immer kälter, immer banaler. Rudolf Steiner sagt, Wenn der Mensch nicht geistig arbeitet und aktiv aus seinem Ich tätig ist, werden zum Beispiel die Farben verschwinden. obwohl wir gesunde Augen haben, wird und die Welt schwarz weiß erscheinen. Das Bild von der Welt wird dann immer abstrakter.

Der Weg zur Abstraktion am Beispiel der Malerei des 20. Jahrhunderts 0:11:09

Wenn unser Denken weiter abstrakt bleibt, dann wird und die Welt auch immer abstrakter erscheinen. Wir sehen dann nicht mehr den Baum, sondern ein abstraktes Bild des Baumes. Maler des 20. Jahrhunderts haben in ihren Werken genau diesen Prozess verfolgt. Viele von ihnen waren mit dem Werk Rudolf Steiners vertraut und bekannt und bekamen durch ihn Anregungen. So schrieb Kandinsky über „Das Geistige in der Kunst“. Ein berühmtes Beispiel sind die geometrischen Bilder des niederländischen Malers Piet Mondrian. Er hatte ursprünglich naturalistische Bäume gemalt und sie dann auf senkrechte und waagerechte Striche reduziert. Das Ergebnis war eine Art schwarzes Gitter. Auch die Farben selbst hatte er nur auf die Primärfarben reduziert. Er ging weg davon, nur die sinnliche Außenseite anzuschauen, sondern dahinter zu schauen. Damit komme ich ins Übersinnliche, in die Imagination. Die Künstler haben sich vom Gegenständlichen gelöst, denn der sinnliche Schein verdeckt das Geistige. Goethe sagte: Das Innere der Natur erfahre ich in mir.

Das Erscheinen des ätherischen Christus 0:23:30

Der Buddha erhielt einen Ewigkeitsleib, den Nirmanakaya. Seine Leibeshüllen, mit denen er in der geistigen Welt wohnt, sind ein Ätherleib und ein Astralleib, aber kein übersinnlich-physischer Leib. Eine Steigerung davon ist der Christus, der sich in seinem Auferstehungsleib (Auferstehung des Leibes) zeigen kann. Er hat einen geistig-physischen Leib, der aber nur über sinnlich wahrgenommen werden kann. Dieser ist eine Stufe der Welt näher. Darum spricht Rudolf Steiner davon, dass ab dem 20. Jahrhundert uns der ätherische Christus in seinem Auferstehungsleib erscheinen kann. Wesensbegegnungen mit dem Christus sind in verschiedenen Variationen möglich. Zur Zeit des Mysteriums von Golgatha und kurz danach war es den Aposteln möglich, den Christus in menschlicher Gestalt zu erleben. doch es war nicht einfach ein sinnliches Sehen, sie waren sich dessen auch bewusst. Gerade heute sind wir wieder an einem Übergang vom Sinnlichen zum übersinnlichen Schauen sehr nahe dran. So wie Goethe in seiner Farbenlehre von der sinnlich-sittlichen Wirkung der Farben sprach. Also er schaute eigentlich mit dem Sinnlichen ein Übersinnliches mit dazu.

Der Auferstehungsleib des Christus 0:26:38

Die Bibel erzählt uns von der Begegnung Maria Magdalenas mit dem Christus am Sonntag nach der Kreuzigung. Sie erkennt zwar seine physische Gestalt, erkennt ihn selbst aber nicht. Der Auferstehungsleib ist nämlich kein üblicher fleischlicher Leib, kein stofflich-physischer Leib mehr, sondern es ist ein übersinnlich-physischer Leib. Und trotzdem ist die Menschengestalt da. Tatsächlich ist die reine physische Form übersinnlicher Natur, und nur die mit irdischen Stoffen erfüllte Form wird sinnlich sichtbar. Die übersinnliche physische Formgestalt des physischen Leibes wird von Rudolf Steiner auch als Phantom bezeichnet, und sie ist gemeint, wenn von der Auferstehung des Leibes gesprochen wird. Er ist für sinnliche Augen, die nicht weiter geschult sind, unsichtbar. Man braucht dafür einen verstärkten Blick, den man als hellsichtig bezeichnen könnte.

Der Christus mitten unter uns 0:30:43

Wenn es keine Trennung mehr gibt zwischen dem Sinnlichen und Übersinnlichen, dann wird der Christus in der Mitte derer stehen, die sich zum Gottesdienst versammeln. Der Gottesdienst wird die Begegnung mit dem Christus sein. Die Voraussetzung dafür ist, dass dann jeder Mensch eine priesterliche Haltung trägt, also ein Vermittler zum Christus und zum Geistigen wird. Dazu kann jeder Mensch fähig werden und das kann in jeder Menschengemeinschaft passieren. Ein großer Teil der Menschheit wird dafür in der nächsten Kulturepoche reif werden.

Die Empfänglichkeit für Farben geht mehr und mehr verloren 0:32:08

Es wird weiterhin eine Gruppe von Menschen geben, die vom Hinübergehen ins Geistige nichts mitbekommen. Sie sind stark beeinträchtigt durch die Wirkung der Widersacher, die die Menschheit an die sinnlich materielle Außenwelt fesseln wollen. So kann es sein, dass Menschen jenes, was nicht materiell ist, nicht mehr wahrnehmen können. So können sie zum Beispiel die Wahrnehmung der Farben verlieren. Farben sind nichts Sinnliches. Plakate erscheinen heute fast nur mehr in grellen Farben, während ineinander fließende Pastelltöne immer weniger wahrgenommen werden. Dagegen müssen wir seelisch etwas tun. Das Farbsehen kann sich verbinden mit der Imagination, wodurch man auch das erleben kann, was dahinter steckt.

Anregung für eine Farb-Meditation 0:50:35 (Volltranskribierter Abschnitt)

Am wachsten sind wir in der Regel als Menschen im Sehsinn. Dort ist dann am einfachsten möglich und am sichersten möglich, den Übergang zwischen dem Sinnlichen und dem Übersinnlichen wirklich auszuloten. Da brauche ich mich im Grunde nur mit der Farben-Welt beschäftigen, Farb-Meditationen machen. Das heißt mich ganz versenken in eine Farbe und erleben: Was tut diese Farbe mit mir? Dann kann man damit beginnen, dass man wirklich eine farbige Leinwand, einfarbig angestrichen oder ein Blatt Papier vor sich hinstellt und sich ganz mit den Sinnen darauf konzentriert, zugleich anfangt zu spüren: Was erlebe ich da in mir, wenn diese Farbe auf mich wirkt? Da darf ich natürlich nicht auf dieses farbige Ding glotzen. Glotzen heißt, ich bin draußen, spüre aber nicht.

Das Interessante ist, dass dann die äußere Farbe irgendwann verschwinden wird. Ich schaue zwar hin, hab die Augen offen, aber eigentlich sehe ich sie nicht mehr. Sie ist weg. Es ist ein undefiniertes Blatt oder eine Leinwand vor mir, aber die Farbe löscht sich fast aus. Und dann kommt von innen was. Das wird stärker. Was spüre ich an der Farbe? Welchen Charakter hat genau dieser Farbton von den vielen, vielen Tausenden Millionen Farbtönen, die überhaupt möglich sind? Dieser eine spezielle Farbton hat eine ganz bestimmte Qualität und die beginne zu spüren. Und dann kann ich wieder mehr hinübergleiten ins sinnliche Wahrnehmen. Dann kommt mir jetzt wieder mehr das Sinnliche entgegen und ich kann hin und her pendeln. Solche Dinge erfordern ein bisschen Übung, ist aber im Prinzip gar nicht so schwer, das auszuprobieren. Einfach individuell experimentieren. Man braucht im Grunde nur einen farbigen Karton oder Ähnliches und fängt damit an. Wie immer wird es am Anfang nicht gleich funktionieren. Dann halt dabeibleiben, immer wieder probieren, dabeibleiben. Irgendwann funktioniert's. Und am besten ist es, wenn man es mit jemandem gemeinsam macht. Es macht zwar jeder für sich, aber man tauscht sich aus. Man kommt ins Gespräch darüber. Also wir haben so tolle Erfahrungen gemacht bei den Nebenübungen zum Beispiel, aber auch bei den Übungen zum Lebendigen Denken. Obwohl es eigentlich kaum Anweisungen dazu gab. Die Grund-Übung ist relativ leicht beschrieben. Aber dann muss man tun. Hat man Schwierigkeiten, dann tauscht man sich darüber aus und merkt, andere haben auch Schwierigkeiten. Dann hat man einen Durchbruch irgendwo und erzählt davon. Und auf einmal kommt es in Bewegung. Es ist ganz gut, sie regelmäßig zu treffen. Man kann sich natürlich auch physisch vor Ort treffen. Es muss nicht online sein, aber es geht interessanterweise sogar online.

Rudolf Steiner: Es wird einmal der einzelne Ton seine Melodie offenbaren 1:01:59

Man kann auch an Tönen für dasjenige sinnlich wach werden, was sich entfaltet. Hinter jedem Ton steht ein reiches Klangwesen, welches sich auf jedem Instrument anders entfalten kann. Zur Übung kann kann einen einzelnen Ton anschlagen und horchen, was passiert. Und nun lasse ich ihn verklingen und bleibe immer mit meinem Bewusstsein dabei, bis man nichts mehr hört. Jetzt aber gehts innerlich weiter. Ich komme vom Sinnlichen ins Übersinnliche, ins Innere des Tones und der kann dann sehr lebendig sein. Dann komme ich zur eigentlichen Begegnung mit den Klangwesen, die dahinter stecken. Sympathie und Antipathie dürfen dabei keine Rolle spielen, denn sonst bin ich mit mir beschäftigt.

Das Ich bringt Impulse aus der geistigen Welt, zerstört sie aber auch wieder 1:21:07

Wenn wir weit in die Vergangenheit zurückgehen, war das individuelle Ich schon bei jedem Menschen da, aber die Ich-Kraft war noch sehr gering und ungeschult. Weil die Ich-Kraft wirklich zu entwickeln erfordert Bewusstsein und das Spüren des gestaltenden Willens des Ich in mir. Für uns geht es darum, gute schöpferische Impulse hereinzubringen, die der geistigen Welt etwas hinzufügen und sie nicht zerstören. Denn das Ich kann zwar schöpferisch aus dem Nichts heraus schaffen, aber es kann auch vernichten und ins Nichts hinein führen. Das ist auch seine Aufgabe. Es kann daher aber auch etwas Gutes Seelisches in der Welt zerstören. Da die Widersacher das nicht können, ist es für sie sehr interessant, den Menschen in ihre Dienste zu nehmen. Das ist eines der Dinge, die uns die Apokalypse sehr deutlich lehrt, dass wir jetzt immer mehr Bewusstsein entwickeln und Verantwortung übernehmen, dass es in eine gute Richtung geht. Und da ist jeder einzelne gefragt. Es wird nur gelingen, wenn immer mehr Menschen die Welt aus ihrem Schöpferischen heraus mit guten seelischen Kräften bereichern und negative seelische Kräfte, soweit es in ihrer Macht steht, entfernen.

Das seelische Erleben Ahrimans besteht in Schmerz und Angst 1:27:13

Seit die Menschheit und die Erde nicht mehr eins sind, verändern die Widersacher die Seelen-Atmosphäre. Gerade Ahriman leidet an einem Mangel an seelischen Kräften. Sein seelisches Erleben besteht in Schmerz und Angst. Er hat ein sehr starkes Bewusstsein, aber dieses Bewusstsein schmerzt ununterbrochen. Ahriman ist wesentlich daran beteiligt, dass die Welt materiell geworden ist. Materie ist verdichteter Schmerz. Das ahrimanische Wesen zeigt sich in zweifacher Weise: Einerseits als zurückgebliebene Erzengel. Andererseits als Ur-Engel, die ahrimanisch geworden sind. Das sind die Asuras. Es sind Kräfte, die aus der geistigen Finsternis die Materie hervorbringen. Das erleben sie mit einem immensen Schmerz, der ihnen zugleich ein sehr starkes Bewusstsein gibt, aber nur für die dunkle, materielle Welt, nicht für das Geistige. Ihre Welt kann nur durch das geistige Licht aufgelöst werden, was Ihnen Angst macht.

Schmerz entsteht durch Fülle, die ins Bewusstsein einfließen will  1:34:41 (Volltranskribierter Abschnitt)

Und sie haben paradoxerweise Angst davor, dass das durch Licht aufgelöst werden könnte. Sie sind im Grunde getrieben geradezu von der Aufgabe, sich immer mehr verdichten, verdichten, verdichten zu müssen. Alles eigentlich, was Licht sein könnte, noch in Dunkelheit zu verwandeln. Das heißt letztlich in eine Welt hinein zu verwandeln, die einen paradoxen Zustand erreicht: Ein Bewusstsein, das in unserem Sinne eigentlich gar keines ist, in dem aber der Schmerz auch die Erlösung vom Schmerz ist. Nur die ahrimanischen Wesenheiten merken nicht, dass das nicht funktionieren kann. Aber sie  haben den Eindruck, was ihnen Schmerz bereitet, ist, dass da immer noch das Licht drinnen ist, immer noch Licht dabei. Selbst in der Materie ist noch Licht drinnen. Und dieses Licht, das drinnen ist, das bereitet ihnen in Wahrheit die Schmerzen.

Das geistige Licht bereitet ihnen Schmerzen

Erst wenn es das letzte Restchen Licht aus dem ganzen draußen ist.... Und das wird nicht passieren. Wenn es passieren würde, wäre das in Wahrheit das Ende der ahrimanischen Wesenheiten. Sie würden damit jegliches Bewusstsein verlieren. Sie würden dann so etwas werden wie selbsttätige Automaten. Da würde noch was passieren, aber es gäbe niemanden mehr, der ein Bewusstsein davon hätte. Es wäre sowas wie eine immense, ungeheure, selbsttätige Intelligenz, ohne jegliches Bewusstsein. Unheimlich gescheit in dem Sinne, dass es alle möglichen Sachen abwägen könnte. Aber das würde passieren wie ein Rechenprozess. Das, was wir heute erleben an künstlicher Intelligenz, die so oft Thema ist, macht im Kleinen genau das, ist so etwas. Und das in unheimlicher Steigerung würde aus den ahrimanischen Wesenheiten selbst werden. Aber damit würden sie sich ihr Bewusstsein vollkommen auslöschen. Und dann wären sie überhaupt keine wirklichen Wesenheiten mehr. Sie würden ganz sicher selber Materie werden, könnte man sagen. Aber hochintelligente Materie. Und das ist das Ziel, das sie eigentlich anstreben, dem sie zustreben.

Den ahrimanischen Kräften fehlt weitgehend das Seelenhafte

Und es ist aber immer eine gewisse Zwiespältigkeit auf der anderen Seite: Weil es fehlt ihnen das Seelenhafte, das fehlt ihnen komplett. Das fehlt ihnen sowieso schon jetzt. Aber eine gewisse Menge davon haben sie, sonst könnten sie auch den Schmerz nicht erleben. Und es ist immer ein Hin und Her zwischen dem, das ganz loszuwerden. Aber andererseits spüren sie so halbbewusst: Bewusstsein ist notwendig irgendwo. Sie brauchen das Seelenhafte auch irgendwo. Und so stehen sie zwischen der Crux, das einerseits loswerden zu wollen, es andrerseits aber auch haben zu wollen. Aber so, dass jedenfalls nichts drinnen ist - was aber ein Widerspruch in sich selbst ist - von Sympathie- und Antipathie-Kräften, die aber das Seelische eigentlich ausmachen. Sie meinen, es müsste sowas geben wie ein völlig nüchternes Bewusstsein, wie die künstliche Intelligenz, die aber kein Bewusstsein hat. Es müsste für sie so etwas sein, das Bewusstsein hat, aber Null Sympathie oder Antipathie dabei empfindet, sondern eigentlich vollkommen schmerzlos geworden ist.

Bewusstsein trägt immer Schmerz in sich

Weil die ahrimanischen Wesenheiten spüren, auch wieder nicht voll bewusst, dass Bewusstsein immer die Komponente des Schmerzes mit sich trägt. Bewusstsein ist ohne Schmerz nicht möglich. Die Frage ist: Ist das Ausmaß des Bewusstseins dem Schmerz gewachsen oder nicht. Der Schmerz ist nämlich nur mehr dann nicht mehr Schmerz, wenn das Ich stark genug geworden ist, um diese Bewusstseinsfülle, um die es jetzt geht, fassen zu können. Schmerz entsteht dadurch, dass da eine Fülle hinein will ins Bewusstsein und das Bewusstsein diese Fülle nicht erträgt. Dann wird aus dem klaren Bewusstsein, etwas unterscheiden zu können, Zusammenhänge sehen zu können, Schmerz.

Körperliche Schmerzen sind ein Weckruf, aufzuwachen

Wenn plötzlich unser Bewusstsein aufwacht für das, was sich irgendwo in einem Organ bei uns tut, weil es jetzt verletzt worden ist oder krank ist, dann entsteht der Schmerz in Wahrheit dadurch, dass ein Bewusstsein aufwacht dafür, was sich da tut. Eh nur minimal. Weil unser Bewusstsein in Wahrheit das nur ganz dumpf mitkriegt. Aber eigentlich hieße es jetzt: Wach auf, da ist was nicht in Ordnung! Da solltest du eigentlich aus deinem Geistigen heraus was tun, um das in Ordnung zu bringen! Das können wir noch nicht bewusst. Aber es drängt danach.

Das Ich will wie der Christus bis in den winzigsten Kristall aufwachen

Das Ich will endlich dort aufwachen, weil wir sollen ja irgendwann einmal so weit kommen wie der Christus. Bewusst, voll bewusst bis in den winzigsten Kristall, der eingelagert ist in unseren Knochen, bis in das hinein aufwacht. Die Knochen selber spüren wir ja in Wahrheit gar nicht. Wir spüren halt all das, was rundherum ist, da brauchen wir Nerven dazu. Aber der Christus geht bis ins Kristalline hinein, das eingelagert ist in unseren Organismus, wacht auf, voll und ganz auf dort. Wenn wir mit dem Bewusstsein nur für einen Sekundenbruchteil, nur zu einem winzigen Teil von dem aufwachen würden, zu dem der Christus aufgewacht ist, wir würden sofort sterben, weil das Bewusstsein es nicht aushalten würde. Das heißt, das Ich und der Astralleib würden davonzischen wie eine Rakete. Weil wir es nicht aushalten würden. Und die ahrimanischen Wesenheiten sind heute im Hin und Her. Einerseits merken sie, je mehr es sich ins bewusstlos Materielle verdichtet: Das lindert meinen Schmerz. In dem Moment, wo es Materie geworden ist, der Schmerz sozusagen verdichtet worden ist - die Geistesabwesenheit, was heißt, das geistige Licht eliminiert worden ist und es dadurch Materie geworden ist - dann ist auch das Bewusstsein weg. Andererseits wollen sie aber doch ein Bewusstsein haben. Das ist jetzt die andere Seite. Und daher versuchen sie, das Bewusstsein jetzt ebenso zu entwickeln, dass alles das draußen ist, wie schon erwähnt: Sympathie-, Antipathie-Kräfte - weil das ertragen sie überhaupt nicht. Mit dem können sie nicht umgehen. Damit werden sie nicht fertig.

Im Menschheitsrepräsentanten Rudolf Steiners sind Ahriman und Luzifer dargestellt 1:49:21

Man könnte sich fragen, wo bleibt im Menschheitsrepräsentanten Rudolf Steiners die Darstellung der asurischen und soratischen Kräfte? Sie sind spezielle Wesenheiten, die zur ahrimanischen Ebene zählen. Als zurückgebliebene Geister der Form sind sie der Dunkelheit zuzurechnen. Luzifer dagegen wird dem Licht zugerechnet, aber dem egoistischen Eigenlicht.

Nur die Menschheit kann mithilfe des Christus die Kräfte ins Gleichgewicht bringen 1:51:36

Wir Menschen sind die einzigen Wesenheiten im gesamten Kosmos, die mit Hilfe des Christus, dessen Kraft unserem ich in individueller Weise zur Verfügung steht, die vorhandenen Kräfte ins Gleichgewicht bringen können. Auch die regulären geistigen Hierarchien können das nicht. Es kann nur die Gottheit, die sich mit unserem Ich in Form des Christus verbunden hat. Wir können es, wenn wir es wollen. Je mehr Menschen mit dabei sind, diese Christuskraft durch ihr Ich individuell wirksam zu machen, desto eher kommen die Kräfte wieder ins Lot. Da in der geistigen Welt zehn Mal mehr Menschen-Iche vorhanden sind, als jetzt auf Erden verkörpert sind, sind wir nicht so wenige. Sie arbeiten sehr fleißig daran, gerade in der Natur, im Kosmos draußen etwas beizutragen, um diese Kräfte zwischen den luziferischen und den ahrimanischen Kräften ins Gleichgewicht zu bringen. Damit soll den regulären geistigen Hierarchien ein guter Boden bereitet werden. Weil je mehr alles verzerrt ist durch die Widersacher, umso weniger können diese tun hier. Immer mehr spüren die Engel-Wesenheiten, die Erzengel, die Ur-Engel, die regulären, die lichtvollen, im guten Sinne lichtvollen Wesenheiten: Uns sind die Hände gebunden. Wir können nicht eingreifen. Wir können das eigentliche Kernproblem nicht lösen. Nur die Menschheit kann es. (Wolfgang rezitiert Teile aus folgendem Gedicht von C.F. Meyer:)

Wir Toten, wir Toten sind größere Heere

Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere!

Wir pflügten das Feld mit geduldigen Taten,

Ihr schwinget die Sicheln und schneidet die Saaten,

Und was wir vollendet und was wir begonnen,

Das füllt noch dort oben die rauschenden Bronnen,

Und all unser Lieben und Hassen und Hadern,

Das klopft noch dort oben in sterblichen Adern,

Und was wir an gültigen Sätzen gefunden,

Dran bleibt aller irdische Wandel gebunden,

Und unsere Töne, Gebilde, Gedichte

Erkämpfen den Lorbeer im strahlenden Lichte,

Wir suchen noch immer die menschlichen Ziele –

Drum ehret und opfert! Denn unser sind viele!

Conrad Ferdinand Meyer (1825 - 1898), Schweizer Novellist, Dichter und Epiker

Erst seit dem Mysterium von Golgatha ist es für den Menschen möglich, bewusste individuelle Entscheidungen zu treffen 2:04:16

Das Mysterium von Golgatha ist die bedeutendste Wende in der Menschheitsgeschichte. Der Christus hatte sich am absoluten Tiefpunkt einer Entwicklung auf Erden Inkarniert, der die Loslösung vom alten Weg einleitete. Damit wurde aber auch für den Menschen die Möglichkeit vorbereitet, völlig den Widersachern zu verfallen. Denn den soratischen Wesenheiten oder Schwarzmagiern zu verfallen, muss aus freiem Willen geschehen. Erst seit dem Mysterium von Golgatha kann der Mensch die bewusste Entscheidung fällen, in die Unfreiheit zu gehen, selbst um den Preis, dass es seine letzte freie Entscheidung war.

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Schlüsselwörter

die lichter werdende Sinneswelt bewusster wahrnehmen - die Bewusstseinsseele weiter entwickeln -  die Trennung von Außen-und Innenwelt bewusst aufheben - das Bild von der Welt selber aufbauen und formen - das Geistige in der Kunst - von der naturalistischen zur abstrakten Malerei - das Innere der Natur erfahre ich in mir - Piet Mondrian - Wassily Kandinsky - das Erscheinen des ätherischen Christus - Goethes sinnlich-sittliche Wirkung der Farben - der Auferstehungsleib des Christus - die Empfänglichkeit für Farben geht verloren - die Farbe sehen und spüren - Farbmeditation - auf den verklingenden Ton horchenBegegnung mit den Klangwesen - vom Sinnlichen ins Übersinnliche - auf den verklingenden Ton horchenBegegnung mit den Klangwesen - das Ich bringt neue Impulse und zerstört sie wieder ins Nichts hinein - der Bereich der Widersacher kann nur durch das geistige Licht aufgelöst werden - Bewusstsein ist ohne Schmerz nicht möglich - asurische und soratische Kräfte sind auch ahrimanische Kräfte - die lichtvollen Kräfte arbeiten am gesamten Kosmos - die Möglichkeit der freien Entscheidung für die Menschheit ;

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Themenbezogene Leseanregungen

-Wassily Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst. Insbesondere in der Malerei. Originalausgabe von 1911 bei R. Piper

Literaturangaben

Rudolf Steiner, Alexandra Riggins: Die sieben apokalyptischen Siegel, Triskel Verlag 2005, ISBN 978-3-905893-02-1;

Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums, GA 8 (1989), ISBN 3-7274-0080-3;

Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X;

Rudolf Steiner: Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes, GA 104a (1991), ISBN 3-7274-1045-0;

Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V: Apokalypse und Priesterwirken, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0;

Emil Bock, Das Neue Testament, Übersetzung in der Originalfassung, Urachhaus, Stuttgart 1998, ISBN 3-8251-7221-X