Die Apokalypse des Johannes - 255. Vortrag von Wolfgang Peter, 2025

Aus AnthroWorld
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«Ein interaktiver Vortragszyklus über den Zusammenhang mit dem Wirken Jesu Christi und dem eigenen Ich. Ausgangspunkt sind die Schriften von Rudolf Steiner, z.B. die GA 104, GA 104a und GA 346. Hier fließen sowohl Fragen und Anliegen von Zuschauern als auch eigene geisteswissenschaftliche Erkenntnisse mit ein. Und es gibt immer Bezüge zu aktuellen Themen der Zeit.»

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Transkription | 255. Vortrag vom 4. Februar 2025

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Begrüßung und Wochenspruch 00:00:40

Meine Lieben, ich begrüße euch ganz herzlich zur 255. Folge zur Apokalypse. Jetzt habe ich wirklich schon ein paar Schwierigkeiten mit dem Mitzählen. Dazu gibt es den 48. Wochenspruch: Im Lichte, das aus Weltenhöhen der Seele machtvoll fließen will, erscheine, lösend Seelenrätsel, des Weltendenkens Sicherheit, versammelnd seiner strahlenden Macht, im Menschenherzen Liebe weckend. Also die Botschaft ist einmal, im Licht, das jetzt, heute haben wir da einen ganz strahlenden Tag gehabt, also im Sonnenlicht, im Licht überhaupt, durchaus auch durch das sinnliche Licht, mit dem sinnlichen Licht, strömt noch viel mehr mit. Auch das Weltendenken kommt da mit. Das heißt, das, was wirklich die Ordnung des Kosmos ausmacht, das, was gestaltend wirkt im Kosmos, was wir aber erkennen können, erfahren können in Wahrheit. Sicher, wir haben auch die Möglichkeit des Irrtums dabei, wir können danebenschlagen. Aber alleine das, dass wir fähig sind, uns Gedanken über die Welt zu bilden, sei es über die äußere, sinnliche Welt, sei es aber auch über die höhere Welt, also über das, was wir das Seelische, das Geistige nennen, dass wir das überhaupt können, das zeigt eigentlich, dass wir alle die Veranlagung zur geistigen Wahrnehmung haben.

Grundlage der geistigen Wahrnehmung 00:02:34

Die Grundlage dazu haben wir alle. Also das heißt, das, worum es geht in der Geisteswissenschaft, letztlich zu einem Erleben, zu einer Erfahrung der geistigen Welt zu kommen, die Anlage dazu ist in jedem Menschen drinnen, und wir üben die elementare Basis eigentlich tagtäglich im Kleinen, ohne dass uns das irgendwie bewusst wird. Es ist halt für uns selbstverständlich, aber selbst im alltäglichsten Denken drinnen, dass wir es überhaupt uns zu Bewusstsein bringen können, da ist bereits etwas Geistiges drinnen, etwas, wenn man so will, Übersinnliches, das aber eben auch dazu taugt, die sinnliche Welt ergreifen zu können, erfassen zu können. Wenn wir das nicht hätten, dann würden wir uns in der sinnlichen Welt genauso instinktiv bewegen, wie es die Tiere tun. Die Tiere können dieses bewusste Denken in sich nicht erleben, obwohl Gedanken durchaus in ihnen walten, nur sie sind ihnen nicht bewusster als solche, sie werden geleitet durch diese Gedanken. Was den Menschen auszeichnet, ist, dass er sich selbst leiten kann durch seine Gedanken.

Bewusstseinserweiterung in unserer Zeit 00:03:54

Das ist ein ganz wesentliches Thema unserer Zeit, und es liegt eigentlich alles in unserer Zeit drinnen, unser Bewusstsein auszuweiten, dass wir noch intensiver, noch bewusster diese geistige Seite erfassen, die sich jetzt in unserem alltäglichen Denken ganz schwach abdrückt, aber da steckt viel mehr dahinter. Aber im Grunde sind wir alle Hellseher, wir sehen Gedanken, wir erleben sie in einer gewissen Form. Wobei natürlich Gedanken erfahren, erleben, ist noch mehr als irgendwelche gescheiten Gedanken nachzuplappern, das muss man auch sagen, man muss sie selber denken können, das können wir aber alle. In Wahrheit können wir das alle, besser oder schlechter. Und schlechter machen wir es auf jeden Fall dann, wenn wir die hochgescheiten Gedanken nur nachbeten und nicht selber denken. Sondern sagen, das verstehe ich aber nicht, was der gescheite Mensch jetzt da gesagt hat. Da spüre ich irgendeinen Widerspruch mit dem, wie ich es erlebe. Kann ja sein, dass ich mich irre dabei, aber es kann auch eine Einseitigkeit des anderen Denkers sein, weil wir immer als Menschen, die wir sind, die Welt aus einer individuellen Perspektive betrachten müssen und auch sollen.

Individuelle Perspektiven und Inkarnationen 00:05:32

Obwohl wir den göttlichen Funken gerade in unserem Ich, in uns haben, fehlt uns natürlich noch bei Weitem die Möglichkeit, allumfassend den ganzen Kosmos mit allen Menschen, mit allen Tieren, mit allen Sternenwelten, die da draußen sind, auf einen Schlag erleben zu können. Wir stehen immer als Mensch, wie wir heute sind, auf einem bestimmten Standpunkt, sowohl erheblich als auch zeitlich. Wir sind durch viele Standpunkte in der Vergangenheit schon durchgegangen, in denen wir auf ganz verschiedenen Erdgebieten gelebt haben, in früheren Inkarnationen eine ganz andere Perspektive hatten, die Welt zu sehen. Man braucht ja nur heute in andere Länder reisen. Es ist zwar heute schon ein bisschen das Problem, dass wir so ein bisschen eine Einheitskultur über die Welt bekommen. Klarerweise in unserer Zeit ist der Austausch da. Aber trotzdem, wir lernen andere Kulturen kennen, lernen andere Perspektiven sehen, wir sehen andere Religionen, andere Mythologien. Und in allen ist etwas von der Wahrheit drinnen. Es ist ein richtiges Bild, aber es ist vielleicht ein einseitiges Bild.

Der eigene Weg und Schicksal 00:06:48

Und mit dem müssen wir uns halt vertraut machen, dass wir letztlich immer unser individuelles Bild finden müssen. Weil es auch zusammenhängt mit dem, was wir dann aus unserer Perspektive heraus gestaltend tun können in der Welt. Mit unseren individuellen Fähigkeiten, die wir über viele, viele Inkarnationen entwickelt haben. Da ist nämlich eine gewisse Kontinuität drinnen. Allerdings eben eine Kontinuität, die nicht auf den ersten Blick augenscheinlich ist, weil es oft so ist, wenn wir auf frühere Inkarnationen zurückschauen, wenn wir es schon nicht selber können bei unserem eigenen Dasein, aber doch zum Beispiel an den Schilderungen von Rudolf Steiner, dann sieht man, dass Menschen in früherer Inkarnation durchaus ganz andere Perspektiven hatten. Und dass der Weg durch die verschiedenen Inkarnationen gerade auch ein Weg ist, immer wieder andere Perspektiven einzunehmen. Die Perspektive eines anderen Volkes vielleicht auch einzunehmen. Einer anderen Kultur, in der wir gelebt haben, einzunehmen. Und durch all das sind wir durchgegangen, und erst dadurch werden wir immer beweglicher.

Beweglichkeit und Dogmatismus 00:08:04

Und das ist heute die Grundaufgabe, nirgendwo dogmatisch zu werden, weil dogmatisch heißt, ich sehe eine Errichtung, das ist meine Errichtung, wie ich sie jetzt sehe, und das ist die einzige. Und die ist wahr. Ja, sie ist wahr. Aber sie ist eine Perspektive von Millionen, von Milliarden Perspektiven, weil jeder Mensch seine eigene Perspektive finden muss, seinen Weg, den er gehen muss, weil er ihn gehen will eigentlich aus seinem Ich heraus. Nur ist uns das oft nicht im Alltagsbewusstsein so klar. Aber wir alle gehen einen Weg, den wir gehen wollen, sofern uns nicht heute die Widersacher immer links oder rechts zur Seite ziehen und uns vom Weg abirren lassen. Dann machen wir heute einen Umweg. Aber eigentlich ist unser Ich der große Kompass, der uns unseren Weg führt. Der resultiert aus den Erfahrungen der Vergangenheit und aus den Fähigkeiten, die wir entwickelt haben, und aus denen entstehen Willensimpulse, diese Fähigkeit auch im Dienste der Welt letztlich anzuwenden. Damit fördern wir unsere Entwicklung am allerstärksten.

Schicksalsaufgaben und Begegnungen 00:09:29

Natürlich gibt es dabei unser Alltags-Ich, das uns begleitet, das unsere ganzen Alltagsprobleme tragen muss, ausbaden muss, auch fertig werden muss damit, die aber sich integrieren in den großen Weg hinein. Und wie soll ich sagen, der Wille, den unser Ich entwickelt, was ich eigentlich fast immer wieder bemerke, eräußert sich dadurch, dass wir in Situationen kommen, die wir wissend gar nicht aufgesucht haben, aber in denen wir erkennen, das muss ich tun, das will ich tun. Das ist meine Aufgabe, da kann ich etwas leisten. Also es geht nicht darum, dass wir uns das im Kopf ausspintisieren, sondern es sind Aufgaben, die wir uns im Grunde selbst schicksalsmäßig, ich sage bewusst selbst schicksalsmäßig, aber von außen durch andere Menschen zukommen lassen. Die sind sozusagen die Boten unserer selbst. Wir schicken uns selbst die Menschen, denen wir begegnen, die uns Anerwägungen geben. Oft auch vielleicht, weil wir in eine Konfrontation mit ihnen geraten und eben genau sehen, meine Perspektive ist eine ganz andere als deine, und das spießt sich. Bis wir dann erkennen, aha, ja, aber das ist auch ein wichtiger Standpunkt. Bis zum absoluten Gegensatz.

Verschlungene Wege des Lebens 00:11:01

So funktioniert die Welt. Also die Welt funktioniert nicht so, dass sie eine Autobahn ist, die durchgeht, ein Weg, der durchgeht, sondern es sind viele, viele verschlungene Wege, und sie überkreuzen sich, finden sich, trennen sich wieder, begegnen sich mit anderen Wegen wieder. Das macht das Leben aus, also diese Beweglichkeit, die drinnen ist. Wir sind noch viel zu sehr drinnen, gerade in unserer Zeit, in einem mechanischen Denken, in einem Programmierungsdenken drinnen, wo wir denken, es gibt eine optimale Lösung für alles. Und die gibt es aber nicht. Die gibt es aber nicht. Sondern es gibt vielleicht eine optimale Lösung für jedes einzelne Individuum, wenn er seinen Weg findet, seinen Weg geht und bereit ist, bei ihm die ganzen Umwege zu gehen.

Der längste Weg als schnellster 00:12:05

Das ist ja das Interessante, dass für die geistige Entwicklung der schnellste Weg nicht der kürzeste ist, sondern eigentlich der längste. Der die meisten Umwege macht, der die meisten Sachen links und rechts mitnimmt, mit dem kommt man geistig gesehen am schnellsten weiter. Also in der Auseinandersetzung mit allen möglichen Anderen, mit den Anregungen, die uns eh anspringen, aber wenn wir stur mit Schallklappen gehen, halt nicht registrieren, dann gehen wir aber an unserer Aufgabe vorbei. Also wir glauben, wenn wir stur einen Weg gehen, weil wir den als den richtigen erkannt haben, dann sehen wir das noch gar nicht ganz richtig. Ja, die Perspektive mag stimmen, aber der Weg geht nicht so geradlinig, sondern links, rechts, es überkreuzt sich mit anderen Wegen. Und es geht immer wieder vor allem, das ist auch wichtig, in bisher unentdecktes Neuland. Jeder Mensch stolpert irgendwo in die weißen Flecken hinein, wo noch niemand war. Und gerade dort können wir am meisten unsere Kraft entfalten.

Der eigene Weg nach Rudolf Steiner 00:13:18

Also es geht nicht darum, um die ausgetretenen Wege, die eh schon hunderttausend Leute gegangen sind, sondern es geht darum, den eigenen Weg zu finden. Das war eigentlich immer auch die Botschaft von Rudolf Steiner, aber sie ist nicht wirklich immer gehört worden, weil ich bin mir sicher, er würde erwarten, dass wir alles, was er gesagt hat, eigenständig ergreifen, in eigenen Worten formulieren, vielleicht dazu hier und da auch einmal etwas finden, weil wir ja alle eigentlich hellsichtig sind, auch wenn wir es nicht wissen. Aber schon in unserem Denken, in Gedanken, die wir erfahren, die plötzlich da sind, wo uns etwas klar wird, wo sich uns etwas offenbart, wo uns eine Erhellung kommt, ist eine geistige Wahrnehmung.

Geistige Erkenntnis und Aktivität 00:14:17

Das ist aber ganz etwas anderes, als das, was aus dem Spintisieren herauskommt, wo man grübelt. Die großen Erfahrungen kommen nach entsprechender Vorbereitung plötzlich und unerwartet. Also auch, wie es im Hellsehen ist, ich sage jetzt bewusst, das Hellsehen, man kann nicht sagen, bitte in zehn Minuten erforsche mir diese oder die geistige Wahrheit. Das ist eine völlige Schnapsidee, weil das ja oft vorgeschlagen ist, wenn Rudolf Steiner wirklich so ein großer Hellseher war, dann muss man das doch irgendwie im Labor überprüfen können. Also in einer bestimmten Situation stellt man eine Frage, sage mir, was steckt geistig hinter dem oder dem dahinter. Das ist ein völliges Unding. Man kommt auch zu keiner geistigen Erkenntnis, die nicht mit dem eigenen Schicksalsweg zu tun hat, der einen mit anderen Menschen verbindet. Und wenn es dort zu dem Weg dazugehört, dann ist eine Erkenntnis möglich. Aber auf irgendeine Frage, die irgendwer stellt oder sich irgendwie ausspintessiert hat, das ist völlig sinnlos. Da kommt man nur ins Spekulieren hinein. Da ist das geistige Licht verdunkelt. Da verdunkelt man es mit Mühe, mit Gewalt eigentlich.

Selbstverständlichkeit der geistigen Welt 00:15:52

Wir denken heute alle, wir rennen mit einem Brettl vorm Kopf herum. So fühlen wir uns wahrscheinlich, weil das Selbstverständlichste ist, die geistige Welt zu erleben. Wir haben das Gefühl, ich sehe ja noch nichts. Aber alleine schon, indem wir denken, haben wir den ersten Anfang davon. Wir haben den ersten Anfang davon, und zwar wirklich selber denken. Selber denken und durch das selber Denken aber auch Inspirationen in Wahrheit bekommen. Das wird jeder schon erlebt, wenn man ganz konkrete Einfälle hat. Aber wir müssen unsere eigene Aktivität aufbringen, um auch empfänglich zu werden. Nur passiv zu warten, das wird nicht funktionieren.

Geistiges Wechselgespräch 00:16:41

Die geistige Wahrnehmung ist im Grunde nichts anderes als ein Wechselgespräch mit geistigen Wesenheiten. Da sind wir eine geistige Wesenheit, und dann sind andere geistige Wesenheiten. Das ist eigentlich nur die gesteigerte Form des Gesprächs, wie es zwischen Menschen hier auf Erden stattfinden kann. Aber so können wir genauso in Zwiesprache treten mit Menschen, die heute gar nicht mehr leben. Vielleicht lernen wir es kennen durch ihre Werke, die sie hinterlassen haben, und wo uns dann plötzlich gewisse Fragestellungen oder etwas aufleuchten. Dann sind wir schon in einem geistigen Gespräch mit dem, was dieser Mensch vielleicht jetzt hinterlassen hat. Das ist vielleicht jetzt noch nicht ein Gespräch mit dem, wo er jetzt gerade ist. Vielleicht ist er gerade im Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Aber es gibt dann auch die Möglichkeit, dass das den Weg bahnt, dazu wirklich in ein Geistgespräch zu kommen, in ein Gedankengespräch zu kommen mit diesen Menschen.

Innere Offenheit und Bewusstseinsentwicklung 00:17:50

Das ist eigentlich nur eine Frage der inneren Offenheit, diese Berührungen zu spüren. Es ist absolut nicht fern, aber wir sind es noch sehr wenig gewohnt, dafür wachsam genug zu sein. Aber wir leben in einer Zeit, in der das Bewusstsein sich sehr schnell weiterentwickeln kann, wenn wir daran arbeiten. Es ist auch jetzt die Zeit, wo wir unsere eigene Entwicklung immer bewusster in die Hand nehmen werden. Weil nur dann wird überhaupt eine Entwicklung stattfinden, wo wir sie nicht bewusst anstreben. Da geht es nicht nur um Wissen anzuhelfen, sondern wirklich in unseren Weg zu gehen, mit allen Konsequenzen. Dann wird es, je energischer wir das angehen, je weniger wir uns alleine stützen auf das, was wir alles gelesen haben, sondern sagen, ja, das ist gut, her damit mit allem, aber ich muss es selber denken, ich muss es selber erfahren, ich muss es selber in mir bewegen. Und dann wird es erst Erkenntnis. Sonst ist es eine bloße Zurkenntnisnahme, keine Erkenntnis.

Aktives Ergreifen der geistigen Welt 00:19:20

Erkenntnis hat was mit Erarbeiten zu tun, mit selber tätig werden. Auch das Hellsehen, die Imagination, wenn wir heute noch davon sprechen, ist etwas, wo wir tätig sind. Es ist nicht so, dass wir irgendein geistiges Organ aufmachen, das geistige Auge aufklappen, und dann nehmen wir passiv etwas wahr, sondern es ist immer ein aktives Ergreifen, in dem Fall der geistigen Welt. Wir haben das letztes Mal auch angedeutet und öfter schon in der Vergangenheit. Es ist ja in Wahrheit auch bei dem sinnlichen Wahrnehmen genauso. Wir müssen es lernen. Wir haben es nur vergessen, dass wir es lernen mussten, weil wir es irgendwann selbstverständlich haben und uns dabei aber gar nicht bewusst sind, wie viel wir zum Beispiel noch sehen könnten, was eh vor unseren Augen ist, was wir aber eigentlich gar nicht bewusst wahrnehmen, sondern was an uns vorbeizieht.

Bewusstes Wahrnehmen der Sinneswelt 00:20:25

Man geht durch eine belebte Straße, was an Leuten vorbeigeht, alle Sinneseindrücke, und eine Minute später weiß man nicht mehr, wen man alle gesehen hat, wie die ausgesehen haben. Durch die Sinnesorgane wird es aufgenommen, aber ob wir es ergreifen, ob wir es wirklich bewusst erfassen, das ist ein ganz anderes Kapitel. Es strömt vorbei. Das, was wir wirklich im Bewusstsein behalten, das ist so ein kleiner Bruchteil, das ist so ein winziger Bruchteil. Man kann manches, was man scheinbar nicht bewusst mitbekommen hat, sondern nur unbewusst durchgezogen ist, kann man zum Beispiel durch Hypnose oder so herausholen. Sogar die Polizei wendet das an, wenn jemand sagt, genau kann ich mich nicht erinnern, aber wie war denn das Kennzeichen von dem Auto? Wir haben es gesehen. Und es ist eigentlich da. Unser Unterbewusstsein hat es aufgenommen. Und wenn wir es wirklich gesehen haben, dann kann man es auch herausholen, auch wenn wir uns nicht daran erinnern können.

Unbewusstes Potenzial und Ausweitung 00:21:45

Es ist viel, viel mehr da. Es hat natürlich für unser Alltagsleben eine gewisse Berechtigung, dass wir entlastet werden, dass unser Bewusstsein entlastet wird und alles, was im Moment nicht wichtig scheint, wird einfach ausgeblendet. Wir filtern also unheimlich stark aus. So ist aber auch in der ganzen Sinneswelt, schon allein in der Sinneswelt, viel, viel, viel mehr zu entdecken, als uns normalerweise bewusst wird. Wenn wir nicht automatisch ausfiltern würden und nach dem Motto, das Bewusstsein ist ja noch so klein, es hält nicht mehr aus, dann geht es darum, es langsam auszuweiten. Es geht Schritt für Schritt. Und mit dem Inbegriffen ist das sogenannte Übersinnliche des Geistige genauso, weil es zur Welt dazugehört. Es gehören beide Seiten dazu.

Geistige Echo und Lebensprozesse 00:22:43

Und wir haben in unseren Seelenfähigkeiten, in unserem Denken namentlich, aber durchaus auch im Gefühl bereits ein Wahrnehmungsvermögen für Dinge, für Wesen, die eben nicht sinnlich sichtbar sind, die aber sehr wohl ein Echo in unserem Seelenleben zurücklassen, die ein Echo in unserem Gedankenleben zurücklassen. Wir müssen es nur greifen lernen. Vieles davon, gerade nämlich das, was sich nicht auf das Unmittelbar, Sinnlich Erfassbare bezieht, das rutscht halt sehr schnell durch. Es zieht schon irgendwo durch, schnell durch unser Bewusstsein, aber wir kriegen es nicht mit, weil es so schnell durchzieht und wir es wieder weiterfließen lassen. Es ist in der Tiefe aber da, in Wahrheit. Verloren geht im Grunde nichts, gar nichts. Die kleinste Kleinigkeit ist da. Wir hätten alle ein fotografisches Gedächtnis, wenn man es so nennen will, sowohl für die sinnlichen als auch für die geistigen Erlebnisse. Für die sinnlichen wie für die geistigen Erlebnisse.

Lebenspanorama nach dem Tod 00:23:58

Das ist alles da. Wenn sich unser Ätherleib zu lösen beginnt nach dem Tod, ist das alles in dem großen Lebenspanorama drinnen. Da sehen wir es erst einmal, und das ist das so Beglückende, weil wir da eigentlich erst überschauen, wie weich unser Leben eigentlich war und wie wenig davon wir jetzt noch ins Bewusstsein heben können, sowohl sinnlich als auch übersinnlich. Es gehört beides zusammen. Das eine ist ohne den anderen keine Wirklichkeit, ist nur Scheinbild. Wenn ich mich nur im Gedankenleben verliere und das Äußere nicht betrachte, dann bin ich ein Scheinbild. Die Gedanken, die wir so im Bewusstsein haben, sind eigentlich auch nur ein Spiegelbild. Genauso die äußere sinnliche Welt ist für sich genommen auch nur ein Spiegelbild, keine Wirklichkeit. Erst wenn ich das zusammenbringe.

Zusammenschau von Geistigem und Sinnlichem 00:25:06

Nur wenn ich die geistige Seite zu dem, was mir in der Sinneswelt begegnet, was mir durch die Sinnesorgane durchkommt, wenn ich es von der geistigen, von mir als gedanklichen Seite ergreife, erkenne ich überhaupt erst, was das ist. Ansonsten ist es ein wirres Chaos von Sinneseindrücken, das gar keinen Sinn für mich macht und das eigentlich dann halt vorbeifließt. So gehen wir durch den Alltag, indem wir 98 Prozent gar nicht bewusst wahrnehmen, es macht für uns gar keinen Sinn, weil wir es nicht ergreifen. Wir müssten es gedanklich ergreifen, wichtig genug nehmen, festhalten. Festhalten ist schlecht. Mit der Bewegung mitgehen. Das Denken ist etwas Bewegliches. Es ist ein Lebensprozess im Grunde.

Lebendiges Denken und Ätherkräfte 00:26:08

Die Gedankenkräfte haben sehr viel zu tun mit den Ätherkräften, mit denen bilden wir etwas. Das sind aber dieselben Kräfte, durch die wir leben. Nur wenn wir es zu sehr zum Absterben bringen, und das passiert durch unseren normalen Bewusstseinsprozess, das macht nämlich unser Hirnkastl oben, es wird zum Absterben gebracht, es wird ausgefiltert, und ein kleiner Rest wird dann bewusst wahrgenommen. Erst wenn wir lernen, einen Moment früher mit unserem Bewusstsein aufzuwachen, nicht erst aufzuwachen dort, wo alles schon stirbt, sondern einen Moment früher aufzuwachen, dann sind wir eigentlich im lebendigen Denken drinnen. Dann sind wir aber auch in den Lebenskräften drinnen, die die Welt gestalten. Und ich sage bewusst die Welt gestalten, weil letztlich alles lebt.

Lebensprozesse der Erde und des Kosmos 00:27:15

Manches ist vielleicht schon sterbend, aber der ganze Erdplanet lebt eigentlich. Darüber haben wir auch schon wiederholt gesprochen. Er ist auch in einer ständigen Bewegung, in einer ständigen Veränderung, und das ist nicht nur etwas Mechanisches, was da passiert. Das sind Gestaltungsprozesse. Allein wenn man nimmt, wie die Kontinente sich bewegen, sich verschieben, wie sich die Gebirge heben oder wie sich etwas senkt und dergleichen. Wie die Kontinentalplatten untereinander wandern, sich übereinander schieben. Das sind alles Lebensprozesse, die einen viel, viel längeren zeitlichen Atem haben als das, was wir mit unserem einzigen Erdenleben, in dem wir jetzt gerade drinnen stehen, überschauen können. Aber alles lebt. Der ganze Kosmos lebt. Und alles bewegt sich.

Bewegung des Sonnensystems 00:28:11

Unsere ganze Erde, die Sonne, bewegt sich durch den Kosmos. Das ist eine Bewegung, auf die Rudolf Steiner auch immer wieder hingewiesen hat. Auf diese Bewegung der Sonne, des ganzen Sonnensystems eigentlich. Die Astronomie kennt das ja auch, das sogenannte Sonnenapex. Das ist die Richtung, in die sich die Sonne und damit aber auch die Erde, die ja die Sonne begleitet, hinbewegt. Das ist eine sehr interessante Bewegung, eine schwingende Bewegung noch dazu. Das hängt wieder damit zusammen, dass unsere Sonne Teil unserer Milchstraße ist. Und die Milchstraße ist nichts anderes als ein riesiges Gebilde von Milliarden von Sternen. Und von denen gibt es aber wieder unzählig viele solche. Es ist riesig groß, hat 100.000 Lichtjahre Durchmesser oder so und ist in Bewegung. Und mit dem Ganzen bewegt sich unsere Sonne mit. Und sie schwingt hoch, und sie schwingt tief. Sie ist in einer schwingenden Bewegung drinnen.

Naturwissenschaft und Geistesforschung 00:29:26

Das sind alles Dinge, die man äußerlich heute erforschen kann. Und das Interessante ist ja, dass gerade diese äußere Erforschung den wesentlichen Anstoß gegeben hat, dass Rudolf Steiner den Entschluss gefasst hat und erkannt hat, dass die Zeit reif ist mit der Geistesforschung in die Öffentlichkeit zu treten. Gerade auch die Erkenntnisse der Naturwissenschaft, der Astronomen, der Physiker, der Chemiker und so weiter. Weil es darum geht, die andere Seite, die geistige Seite dazu zu zeigen. Wir sehen heute hauptsächlich die eine Hemisphäre, und die andere ist Lege im Denken drinnen. Aber es ist so abstrakt, dass es eigentlich nur da nach außen schauen kann und nicht den Blick mit dem Bewusstsein in die andere Richtung lenken kann, was hinter dem Denken eigentlich lebt, geistig lebt. Es gehört aber zusammen.

Wirklichkeit durch Zusammenschau 00:30:32

Wir würden die Welt überhaupt nicht als Wirklichkeit erleben können, wenn wir nicht in Wahrheit beide Seiten zusammen schauen könnten, nur wird uns das nicht so richtig bewusst. Aber wenn wir sagen, das Glas ist wirklich da. Für das Kind ist das Glas, für das kleine Kind, das gerade erst geboren ist, ist das noch nicht wirklich da. Das ist eigentlich gar nichts. Das Glas ist gar nichts. Das ist irgendein hellerer oder dunklerer Fleck vielleicht. Das ist das Einzige, was es erlebt daran. Wir können aber viel weiter gehen. Wir merken bei manchen Gegenständen, das ist etwas mehr oder weniger Erstorbenes, zumindest etwas, dessen Lebensrhythmus ein sehr langer ist, sagen wir es einmal so. In der mineralischen Welt sind die Lebensrhythmen sehr lange.

Ätherkräfte und Zeitorganismus 00:31:33

Geologische Zeiträume, das betrifft alle toten mineralischen Gegenstände, auch das Glas ist letztlich so ein Gegenstand. Es gibt manche, die einen kürzeren Zeitrhythmus haben, jedes seinen eigenen. Da drücken sich aus die spezifischen Ätherkräfte zum Beispiel. Die Ätherkräfte haben etwas zu tun mit dem Zeitlauf. Die Ätherwelt ist die Welt der Zeit in gewisser Weise. Aber Zeit nicht im Sinne so, dass sie einfach verfließt, sondern dass sie Zusammenhänge schafft zwischen früheren und späteren. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, das hat eine gewisse Ordnung. Da kommt etwas aus der Zukunft entgegen, da kommt schon sogar das Australische herein, das immer wieder neue Einschläge bringt und den Weg verändert. Aber zu sehen den Zeitorganismus sozusagen. Wie hängt Vergangenes mit Künftigem zusammen? Das zusammenschauen zu können. Der Ätherleib ist so etwas.

Der Rosenkreuzer-Schulungsweg 00:32:50

Das heißt für den Rosenkreuzer-Schulungsweg. Erstens, warum heißt der Rosenkreuzer-Schulungsweg? Er hängt zusammen mit dem Christian Rosenkreuz, der eigentlich der Begründer dieses Schulungsweges ist. Und der ist gedacht für die Menschen unseres Zeitalters, des Bewusstseinsseelenzeitalters. Christian Rosenkreuz hat ja seine große Einweihung gemacht im 15. Jahrhundert. Das ist die Zeit, wo die dann später geschildert wird in den Schriften von Johann Valentin André, der im Grunde etwas an Inspiration eingefangen hat von Christian Rosenkreuz, der selber im Grunde keine wirkliche tiefgehende Erkenntnis von dem Ganzen hatte. Aber ein geeigneter Mensch war, diese Inspiration durch Christian Rosenkreuz zu empfangen. Und er hat eben einen geistigen Schulungsweg ausgearbeitet für unser Bewusstseinsseelenzeitalter, das jetzt wirklich die Aufgabe hat, einerseits ganz zum Verständnis der materiellen Welt zu kommen und auf der anderen Seite zum Verständnis zu kommen der geistigen Welt und beides zusammenschauen zu können, wie beides zusammen gehört.

Inspiration von Rudolf Steiner durch Christian Rosenkreuz 00:34:30

Das ist das Wichtige. Und Rudolf Steiner hat auch so eine Inspiration von Christian Rosenkreuz empfangen. Und da sind drei wichtige Punkte drinnen, die Rudolf Steiner dann dazu gebracht haben, wirklich mit den geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit zu gehen. Abgesehen davon, dass dann auch wieder ihm das von außen entgegengekommen ist, die Möglichkeit es zu tun. Also dass er ihm eingeladen wurde damals zu dem Theosophischen Zirkel und dort eine Möglichkeit gefunden hat, jetzt erstmals offen Klartext zu reden über das, was sich in der geistigen Welt erfahren lässt. Es zwar zu gleiten in die Sprache der Theosophen, die sich gepflegt haben. Sonst hätte er sich auch kaum verständlich machen können. Er musste also anknüpfen daran, aber doch erstmals offen sprechen konnte. Sonst an den Universitäten wäre das mit Sicherheit nicht gegangen. Die wären sicher nicht offen gewesen dafür, für solche Sachen. Obwohl er lange gesucht hat, ob er nicht an eine Universität als Philosophieprofessor oder sowas hingeht. Aber sein Schicksalsweg hat ihn so geführt, dass da keine Möglichkeit sich gefunden hat. Und das war eigentlich gut, weil sonst wäre er sicher nicht dort hingekommen, ein Publikum zu finden, das offen war für diese geistigen Erfahrungen, für dieses lebendige Denken, für dieses eigentlich nicht steif akademische Denken allein, das er sehr wohl auch beherrschte. Aber in dem stecken zu bleiben, sondern aus einem lebendigen Denken zu schöpfen, einem imaginativen Denken dann zu schöpfen, aber es bis zur Klarheit zu bringen, eben auch der äußeren Logik hinein.

Verbindung von Imagination und Logik 00:36:38

Da die Verbindung zu finden, das ist wahnsinnig schwer, weil selbst auch das, was zum Beispiel Johann Valentin André überliefert hat, von den Erfahrungen des Christian Rosenkreuz und die inspiriert waren durch Christian Rosenkreuz, es ist in Bildern geschildert, die nicht so ohne weiteres, ja wie soll ich sagen, einen modernen Wissenschaftler, der mit seinem abstrakten Denken arbeitet, überzeugen würde. Es sind Bilder. Und die Bilder und Symbole, imaginative Bilder, die muss man mit einem lebendigen Denken lesen können überhaupt erst. Und wer nicht dazu bereit ist, sagt, ja, das ist von mir aus eine spannende Geschichte, ist eine nette Fantasie, ist ein guter Fantasieroman, aber mehr nicht. Weil es in seiner Wahrheit, in seiner Wirklichkeit zu erkennen geht nur, wenn ich mein eigenes Denken reif gemacht habe, diese Bilder selber denken zu können, das heißt, selber sie schaffen zu können. Dann weiß ich, was dran ist oder nicht dran ist.

Selbsttätiges Denken als Erkenntnisgrundlage 00:37:55

So wie ich im Äußeren weiß, wenn ich ein Dreieck konstruieren kann und dann den Lehrsatz von Pythagoras mal anschaue, wenn ich das selber machen kann, dann weiß ich, dass das die Wahrheit ist. Dann weiß ich, dass das stimmig ist. Ansonsten kann man sagen, ja, ich kann es glauben oder nicht glauben. Ich muss es selber tun können, selber geistig ergreifen können. Dann gibt es eigentlich keine Debatte mehr darüber, ob ich einer Wirklichkeit gegenüberstehe oder nicht. Genauso wie das Dreieck. Das Dreieck selber ist eigentlich eine geistige Wirklichkeit. Alles, was wir äußerlich an Dreiecken sehen, ist nur der sinnliche Abglanz davon. Aber das Dreieck kann ich eigentlich mit sinnlichen Augen gar nicht sehen, weil das Dreieck schlechthin umfasst alle Dreiecke, die möglich sind. Und das müsste ich schauen. Es kann ein spitzwinkeliges sein, es kann ein stumpfwinkeliges Dreieck sein, es kann ein schiefes Dreieck sein, alles Mögliche. Es kann ein gleichseitiges Dreieck sein. Alles das ist Dreieck. Hinter all diesen äußeren Erscheinungen steht als Realität, als geistige Wirklichkeit besser gesagt, das Dreieck schlechthin.

Platon und Aristoteles: Vom Hellsehen zur Logik 00:39:21

Solche Dinge hat schon der Platon erkannt. Das haben schon die Philosophen der Griechen erkannt. Das ist das, worum es geht in Platons Ideenschau besonders. Der war sich noch bewusst, dass das eine hellsichtige Erfahrung ist. Für ihn war es das noch. Der Aristoteles interessanterweise war der Erste, der zwar das von seinem Lehrer Platon, weil er ja auch ein Schüler Platons war, auch anderer Philosophen, aber auch Platons war. Er wusste also, dass es das gibt, dass der Platon diese Fähigkeit hatte. Er hatte sie nicht mehr. Er hatte sie nicht mehr. Das ist ein ganz interessanter Schritt. Und er hat dadurch das gebracht, alles das im Äußeren eigentlich in eine logische Kette bringen zu können. Die Logik ist im Wesentlichen seine Erfindung, wie man daraus schließen kann, und hat damit sehr wesentlich den Weg geebnet in unsere Zeit, auch in unser materialistisches Zeitalter hinein, nämlich wirklich das Ersterbende im Grunde erfassen zu können. Wir können mit der Logik, mit der bloßen Logik nur das Ersterbende erfassen. Nichts anderes. Das Leben können wir nicht erfassen.

Grenzen der Logik und des abstrakten Denkens 00:40:53

Wenn man jetzt sagt, na ja, aber die Biologen, die Mediziner denken doch auch mit dem logischen Denken, ja, dann erfassen sie aber gerade das Leben nicht daran. Sondern sie erfassen im Grunde das Abgestorbene daran. Ja, da gibt es genug zu erkennen, weil unser Organismus selber besteht auch aus genug Abgestorbenen, oder weitgehend Abgestorbenen. Und gerade unser Hirnkasteldenken ist das beste Werkzeug dazu, dieses Abgestorbene zu erfassen. Und das hat in der heutigen Erkenntnis noch den Vorrang. Aber wir stehen im Aufbruch dazu, dass so etwas, was Platon auf seine Weise hatte, nämlich ja, im Grunde noch auf eine ähnliche Art erlebt, aber viel blasser als es etwa die Propheten erlebt haben. Visionäre Bilder, ein visionäres Schauen, das ist nicht etwas, was er mit derselben Konsequenz, mit derselben, jetzt sag ich es bewusst, mit derselben logischen Klarheit erfassen zu können, wie es dann der Aristoteles konnte.

Übergang vom Imaginativen zum Abstrakten 00:42:27

Das war nämlich wichtig, das ist ein wichtiges Werkzeug. Wenn der Schritt von Platon zu Aristoteles, und natürlich gab es andere, die auch diesen Schritt gemacht haben, und letztlich dann fast alle Philosophen nach Platon sind diesen Weg gegangen. Ausnahmen gibt es natürlich noch, aber das ist der Schritt. Sie verlieren das imaginative Schauen, es bleibt nur mehr der abstrakte, der abgestorbene Gedanke über. Aber selbst der abgestorbene Gedanke ist eine Frucht dieses Hellsehens, das ursprünglich da war, nur hat man das vergessen. Aber der Ursprung ist immer dort, selbst die abstraktesten Gedanken kommen von dort, nur solange sie noch irgendwie leben, bemerken wir sie im Grunde gar nicht, da schlafen wir noch davon, vielleicht träumen wir ein bisschen davon, aber erst wenn es abgestorben ist, wenn es fixiert ist, wenn sie es nicht mehr rührt, wenn aus dem Dreieck das Geistige eine Wirklichkeit ist, dann ein bestimmtes Dreieck herausgestorben ist, dann können wir es fassen.

Das lebendige Dreieck als geistige Erfahrung 00:43:47

Die Kunst, das Dreieck, das Lebende, das wirkliche Dreieck zu sehen, ist es im Geistigen, dieses bewegliche Dreieck erleben zu können, die Beweglichkeit erleben zu können. Und nicht nur das sinnliche Dreieck ist immer das Abgestorbene. Das ist so, wie es ist, es ist gleichseitig oder rechtwinklig oder sonst, weil es ist immer ein Spezielles. Das ist das, was wir sinnlich erfassen können und was wir mit dem abgestorbenen Verstand denken können. Aber das ist eben nicht das wirkliche Dreieck. Das wirkliche Dreieck ist das Bewegliche, das alle möglichen Dreiecke umfasst, in jeder beliebigen Größe, in jeder beliebigen Winkelhaftigkeit. Sie haben zwar alle immer 180 Grad in der Winkelsumme, aber es kann sich beliebig verschieben. Es ist beweglich. Das als Erlebnis zu haben, das konnte Platon noch, aber als letzten Rest eines alten Hellsehens.

Bewusstseinswandel von Platon zu Aristoteles 00:45:05

Der Aristoteles verliert, weiß aber noch, es gab Menschen, die das können, er ist ihnen ja selber begegnet, waren sogar seine Lehrer, aber er kann es nicht mehr. Aber er kann das Bewusstsein aufwecken, weil das Bewusstsein beim Platon war im Grunde noch viel träumerischer oder, wenn wir es nobler sagen, im Hellseherischer, als bei Aristoteles. Wir mussten also ganz, ganz herauskommen aus dem, um jetzt neu, aus eigener Kraft, ganz bewusst aus dem Ich heraus in diese Bereiche wieder vorzudringen. Das heißt, zu merken, ja, es gibt diese abstrakten Begriffe, es gibt dieses abstrakte Denken, das ist aber nur der letzte Zipfel, der letzte Schatten einer viel, viel größeren Wirklichkeit, die dahintersteckt. Und wenn ich in meinem Denken lebendig werde, bildhaft werde, wenn man so will, imaginativ werde, dann kann ich diese Wirklichkeit, aus der das, was ich bis jetzt denken konnte, nur herausgestorben ist, jetzt kann ich dort hineingehen. Also ich komme ein Stück weiter mit dem Bewusstsein.

Rudolf Steiners Motivation und die Gefahr des Absterbens 00:46:42

Das steht heute an. Das ist der Grund, warum Rudolf Steiner eben mit dem an die Öffentlichkeit getreten ist, weil sonst bestünde die Gefahr, dass das immer mehr abstirbt, dann verlieren wir aber zuletzt auch dieses abgestorbene Denken, dann sind wir überhaupt, dann erkennen wir gar nichts mehr wirklich. Ich meine, dann lassen wir denken, dann lassen wir die künstliche Intelligenz arbeiten, die im Grunde die Gedanken, die die ganze Menschheit im Verwalten, zu verarbeiten. Das kann es wunderbar viel, viel schneller, als wir es können. Das ganze Wissen der Welt steht ja zur Verfügung, aber das Wissen ist immer das Abgestorbene. Das ist das, was ich archivieren kann.

Transformation des Denkens in der Zukunft 00:47:35

Und es ist ganz klar, dass diese Art des Denkens, die jetzt noch viele sehr gut beherrschen, dass die verschwinden wird, je mehr dieses technische Werkzeug da ist. Wir stehen jetzt in der Situation, dass wir eigentlich dieses abstrakte Denken, das eigentlich im Grunde im Übergang von Platon zu Aristoteles aufgekommen ist, dass das verloren gehen wird. In 100 Jahren wird alles anders ausschauen. Und diese Art des Denkens, auf die wir heute so stolz sind, wird es nicht mehr geben. Am wenigsten werden es beherrschen. Es wird sich verwandeln, das Ganze. Und wenn es sich gut verwandelt, dann geht es dorthin, dass wir eben dieses lebendige, dieses ätherische Denken, wenn wir es so nennen wollen. Aber es heißt eigentlich nur, es ist beweglich. Es ist nichts, was sich fixieren lässt.

Lebendiges Denken bei Goethe 00:48:56

Ich erlebe das Dreieck in seiner Bewegung zum Beispiel. Ich erlebe die Pflanze, die Blume, die Blüte in ihrer Entstehung. Etwa, was Goethe zum Beispiel hatte mit seiner Urpflanze. Das war ein inneres Erlebnis. Er beschaut die ganze Entwicklung der Pflanze. Er erlebt das. Er kann sich es eigentlich gar nicht vorstellen wie ein Totengegenstand, den ich womöglich noch zerpflücke und anfange jetzt abzuzählen, wie viele Blütenblätter und so weiter. Das kann ich schon machen, aber das ist nicht die lebende Pflanze. Das ist eigentlich nur mehr das erstarrte Abbild davon, sondern wo ich eintauchen kann wirklich in den Lebensprozess. Und wo er ihn so intensiv erleben kann, dass er auch das weiterführen kann. Er kann die Pflanze weiter verwandeln in einen geistigen Erlebnis bis hin zu einer Pflanze, die es vielleicht äußerlich nicht oder noch nicht gibt, die aber sein könnte, die lebensfähig wäre. Dann verstehe ich das Leben.

Anthroposophie und das lebendige Denken 00:50:04

Wir sind heute ganz auf den Punkt gekommen, nur das Tote verstehen zu können. Und die Anthroposophie zielt aber darauf hin, im Denken so weit zu kommen, dass wir über das bloß Tote hinauskommen und in dieses lebendige Denken einsteigen können. Und das fängt damit an, auch schon in der Art, wie man zum Beispiel die Schriften Steiners liest, wie man sie denkt. Man muss sie nämlich selber denken können. Ja, zuerst einmal sicher den Text lesen, sich anregen lassen damit, aber dann nicht zufrieden sein. Aha, jetzt habe ich eine Erklärung. Jetzt weiß ich, wie das geht. Da weiß ich noch gar nichts. Wissen tue ich es dann, wenn ich das versinken lassen kann und es selber denken kann. Da brauche ich schon vorher die Kenntnis dessen, es gelesen zu haben.

Der Rosenkreuzer-Schulungsweg: Studium als Anfang 00:51:18

Und das ist im Rosenkreuzer-Schulungsweg auch tatsächlich die erste Stufe, das Studium. Aber das Studium geht nicht darum, so wie es vielfach auf den Hochschulen ist, irgendwas auswendig zu lernen und das dann reproduzieren zu können, sondern es geht darum, das zu studieren und das eigene Denken anzuregen und es dann selbst zu denken. Wie vollständig oder unvollständig auch immer es sein mag. Aber ich muss es selber in Bewegung bringen. Erst wenn ich es selber so denken kann, wie ich klar denken kann, 2 mal 2 ist 4, dass es mir so klar wird, dann kann ich was anfangen damit. Sonst kann ich im Grunde nur mehr oder weniger gelehrt nachblabbern, was der Steiner gesagt oder geschrieben hat. Und das ist keine Anthroposophie, das ist auch keine Naturwissenschaft, das ist im Grunde gar nichts.

Vom Nachdenken zum Vordenken 00:52:26

Vielleicht sage ich es überspitzt jetzt wertlos. Es kann eine Zwischenstufe sein. Ich muss mich einmal beschäftigen, ich muss natürlich logisch verstehen, ja was hat er denn da gesagt. Nur um am Ende drauf zu kommen, ja irgendwie habe ich jetzt erkannt, da ist ein Gebiet, das könnte interessant sein. Und jetzt muss ich anfangen selber zu formen, selber zu denken, selber ein lebendiges Denken zu entwickeln und es in eigenen Worten zu sagen, vielleicht kommt was dazu, vielleicht bleibt was weg davon, aber es selber in sich geistig zu bewegen, dann wird es erst Wirklichkeit. Es als Wissen aufzunehmen, das ich jederzeit brav zitieren kann, ist ja lange Zeit sehr beliebt gewesen, dass man dann immer gleich ein genaxes Zitat aus Steiner parat hat für irgendwas. Das ist die allererste Stufe, nur dass ich sage, aha, da gibt es etwas, was ich studieren sollte, aber das Studieren, das Studium besteht darin, es selber zu bewegen, es selber zu denken. Nur es nachzudenken alleine ist zu wenig. Wir neigen heute immer noch zum Nachdenken, da sind wir aber immer hinten nach. Wir müssen eigentlich Vordenker werden.

Prometheus und Epimetheus: Vordenken vs. Nachdenken 00:54:09

Es steht aber im Grunde schon in der griechischen Mythologie, da wenn die Geschichte mit Prometheus und seinem Bruder Epimetheus und der öffnet die Büchse der Pandora, der Epimetheus, der Nachdenkende, weil Prometheus heißt der Vordenker und der Epimetheus ist der Nachdenker, der Nachdenkende, das ist der, der immer nur mit dem Fix und Fertig Abgestorbenen, das er nimmer wird, was er anfangen kann und das kann er wunderbar endlos wiederholen. Aber der Schritt in die Zukunft geht mit dem Vordenken, das heißt im Denken, im lebendigen Denken etwas zu schaffen, was in die Zukunft führt, was es eben so noch nicht gibt.

Erkenntnis der schöpferischen Welt 00:55:06

Und die geistige Welt erkennen heißt ja, die schaffende Welt zu erkennen in Wahrheit, das zu erkennen, was noch nicht ist. Und auch wenn ich in die Vergangenheit zurückblicke, es von dem Standpunkt aus zu betrachten, wo es noch nicht war, wo es im Werden war. Wenn Rudolf Steiner schildert, die alten kosmischen Zustände oder was, dann ist er nicht wie ein Geologe oder Archäologe oder was und schaut sich die Leichname an von dem, was vielleicht zurückgeblieben ist, sondern er versetzt sich eigentlich geistig und im Ätherischen geht das sehr gut, weil das überspannt die ganze Zeit eigentlich. Er erlebt es in dem Zustand, wo es noch nicht war und er taucht ein in den Schaffensprozess, in den schöpferischen Prozess, der das hervorgebracht hat.

Kontinuierliche Schöpfung und Zerfall 00:56:08

Und der bis heute nicht ganz abgestorben ist, sonst hätte man gar nicht den Durchgang durch diese ganzen sieben kosmischen großen Entwicklungsstufen. Da geht ein Faden durch und da lebt immer noch was und es lässt aber auch Leichname zurück, wenn man so will. Etwas, was aber im Weltgeschehen das Schicksal hat zu zerfallen, so wie der Leichnam eben zerfällt irgendwann. Und gerade in dem Zerfallen dann vielleicht die Möglichkeit gibt, oder nicht nur vielleicht, sondern sicher sogar die Möglichkeit gibt, wieder durch eine gestaltende Kraft aufgegriffen zu werden, was sozusagen zu Staub zerfallen ist. Irgendwo kommt der Staub wieder in den Lebenskreislauf hinein, wird ergriffen wieder und es entsteht daraus neues Leben. Neues. Und das ist nicht bloß ewige Wiederholung des früheren, sondern es kommt immer ein neuer schöpferischer Impuls hinein.

Evolutionslehre und Bewusstseinsseelenzeitalter 00:57:05

In der Natur draußen, das ist das, was so eine wunderbare, wenn auch halt äußerliche Weise noch sehr, aber doch immerhin, was ein großer Fortschritt war, die Evolutionslehre. Die Welt ist nicht einfach irgendwann vor sechs oder zwölftausend Jahren geschaffen wurde, wie man früher geglaubt hat, und damit war sie fertig. Und da waren alle Pflanzen da, alle Tiere, die Menschen letztlich auch und alles fix und fertig. Und dann hätte sich im Grunde nichts mehr geändert. Nein, sie ist in einer ständigen Entwicklung drinnen, die Schöpfung geht kontinuierlich weiter. Später haben manche Theologen das auch aufgegriffen, die haben das wenigstens erkannt, aber irgendwo ist da eine Bewegung drinnen, aber noch sehr schwach. Aber ganz deutlich hat das halt dann die Evolutionslehre hineingebracht, auch wenn sie zunächst sehr äußerlich, materialistisch aufgefasst war. Klar, im Bewusstseinsseelenzeitalter hilft uns halt der Materialismus, dazu wach zu werden. Gerade an der härtesten Materie wäre man wach, am Toten wäre man wach.

Tod und Bewusstsein 00:58:31

Darum spielt das so eine große Rolle. Und Vorbereitung dazu war schon die griechisch-lateinische Epoche im Grunde, die hatte das Rätsel von Tod und Geburt zu lösen, und wir sind jetzt dabei, die Früchte davonzunehmen. Damit ist ein gewisses Bewusstsein entstanden. Eine der wichtigsten Früchte, Geburt und Tod kennenzulernen, ist, dass für das Bewusstsein das Absterbende das Wichtige ist. Allein schon in unserem Organismus, aber auch im großen Weltganzen. Das Bewusstsein, selbst der höchsten geistigen Wesenheiten, wächst mit dem, dass auch Welten vergehen können. Das ist wichtig. Es wird etwas geschaffen, aber es muss auch wieder vergehen. Und gibt damit Raum für eine neue, höhere Schöpfung, wenn man so will.

Schöpfung als dynamischer Prozess 00:59:31

Das ist ein Prozess, der immer wieder passiert. Und es geht eben nicht darum, dass die äußerliche Erscheinung, die für eine bestimmte Zeit vorhanden ist, aber dann wieder zerfällt, die ist eigentlich nur so ein äußeres Merkzeichen dafür. Aber die muss verfallen, damit eine höhere Schöpfung wieder da sein kann. Das haben wir das letzte Mal auch schon gesprochen. Die letzten Male überhaupt. Was Goethe so schön ausgedrückt hat, der Tod ist der große Kunstgericht der Natur, viel Leben zu haben. Die Welt wäre schrecklich und völlig sinnlos, wenn sie einfach fix und fertig wäre und alle Wesen, die halt jetzt zufällig da sind, die laufen halt ewig herunter und es ändert sich im Grunde nichts.

Freiheit durch Sterblichkeit 01:00:30

Den Reichtum der Welt liegt drin, dass alles entstehen kann, dass der schöpferische Impuls drinnen leben kann, dass das Geistige drinnen wirken kann, dass es etwas zur Erscheinung bringt und diese Erscheinung schließlich irgendwann wieder zerfällt, im äußeren Sinnlichen. Das ist das Genialste, was es überhaupt gibt. Und der Nebeneffekt von dem ist, dass damit überhaupt, wenn das passierte, ein Bewusstsein entstehen kann, nämlich dieses Bewusstsein, dass man mit dem Tod umgehen kann, dass den Tod erfährt, dass dadurch erst die Freiheit entwickelt. Die geistigen Wesenheiten, die über uns stehen, arbeiten zwar fleißig an diesem ganzen Entwicklungsprozess, wo immer das Entstehen und Vergehen drinnen ist, aber bis zur Freiheit sind sie noch nicht gekommen.

Das Privileg des Menschen 01:01:33

Wir sind jetzt als Menschen auf dem Wege dorthin. Wir stehen mitten in diesem Todesbezirk drinnen. Das ist unser großes Privileg. Ich will nicht sagen, dass es uns höher hebt als die Hierarchien, die über uns sind, aber es gibt uns etwas ganz Spezielles. Es gibt uns eben diese neue Fähigkeit, Schöpferwillen ganz aus unserem Ich heraus zu entwickeln, aber einen Schöpferwillen, der im vollen Einklang mit dem göttlichen Willen steht. Das kann niemand, der über uns steht. Die Engel nicht, die Erzengel nicht, die Urengel nicht, sie können das alle nicht. Sie müssen es empfangen von oben. Wir tragen das in uns.

Sterblichkeit als Weg zur Freiheit 01:02:23

Und der Weg, dass wir zu dieser Freiheit kommen konnten, ist der Weg, dass wir durch diese Sterblichkeit durchgehen, dass wir in die Welt des Todes gehen, dass sogar eine Welt des Todes entsteht dadurch. Weil in der Art, wie während unserer Erdentwicklung der Tod erlebt werden kann oder überhaupt dass der Tod erlebt werden kann, das war zum Beispiel auf der kosmischen Vorgängerstufe unserer Erde als auf dem alten Mond nicht der Fall. Tod in unserem Sinne gab es auch dort nicht. Es gab Verwandlung bis in dieses flüssig, mehr oder minder flüssige, der alte Mond war noch ein flüssiger Himmelskörper, wenn man will. Man darf es jetzt nicht mit Wasser denken, es ist sicher zäher, beweglich gewesen, aber trotzdem, alles war dort in Bewegung. Und anstatt das Tod ist, dass ein Leichnam abgelegt wird, zerfließt etwas auseinander, formt sich wieder neu und daraus entsteht ein neues Geschöpf.

Fließende Verwandlung auf dem alten Mond 01:03:46

Auch die Vorstufe dessen, was dann später für uns die Leibesgrundlage gegeben hat auf der Erde, war dort etwas Fließendes, etwas sich Verwandlendes. So wie wir es heute noch bei den Einzellern oder so haben. Einzeller sind eigentlich in gewisser Weise unsterblich, sie teilen sich, es fließt weiter irgendwo. Sicher können sie auch zerstört werden, äußerlich, aber was so auf die Art am alten Mond noch nicht möglich war, weil das ist halt die Erdenbedingung. Aber da erinnert vieles daran. Also es ist etwas, was fließt, was keine fest definierte Kontur eigentlich hat, keine ganz feste Gestalt hat, keine verfestigte, keine individuelle Gestalt schon gar nicht, sondern wo das alles etwas Fließendes noch ist. Ja, so waren wir auch einmal.

Tod und Bewusstseinswechsel auf der Erde 01:04:52

Erst während der Erdentwicklung kommt dann dieses Todesprinzip hinein und das ist mit einem ganz radikalen Bewusstseinswechsel verbunden. Das hatten wir auch schon oft gesprochen, dass gerade das Todeserlebnis, dieses Aufleuchten des Geistigen, das dabei stattfindet, dass das so ein starker Impuls für das Ich-Bewusstsein ist, gerade dieses Sterbenkönnen, der Moment des Sterbens, auch wenn es manchmal erst eine Zeit nach dem Tod im Bewusstsein wirklich aufleuchtet, aber es leuchtet auf.

Tod und Freiheitsbewusstsein 01:05:43

Und es gibt eigentlich immer jeder Tod, den wir sterben, legt etwas dazu, auch zu unserer Fähigkeit zur Freiheit. Das ist vielleicht sogar das Wichtigste. Natürlich, wir bereiten in unserem ganzen Leben von der Geburt bis zum Tod das alles vor, aber das Entscheidende ist, dass wir dann durch den Tod durchgehen und damit einen gewaltigen Schub bekommen, ein Aufleuchten des Bewusstseins, das uns weiterführt und zwar eines Bewusstseins aus der Freiheit heraus. Das ist etwas ganz anderes, als es die Engelwesenheiten über uns haben. Auch darüber haben wir oft gesprochen, die Engelwesenheiten um Geisterfüllung von oben. Das heißt, sie sind in dem Moment, wo sie ihren schöpferischen Impuls, also was sie schöpferisch beizutragen haben zur Welt, wo sie den empfangen, sind sie am allerwenigsten bei sich selbst. Dann wirkt durch sie die göttliche Welt aus. Und erst wenn sie dann in die Tätigkeit gehen, dann spüren sie sich daran, wie gut oder schlecht ihnen das Werk gelingt. Aber der eigentliche schöpferische Impuls, wenn der in ihnen aufzuleben beginnt, sind sie eben gar nicht bei sich. Das kann man sich gar nicht vorstellen.

Schöpferischer Impuls beim Menschen 01:07:27

Bei uns ist gerade das Gegenteil der Fall. Gerade dort, wenn wir einen schöpferischen Impuls, sei es bei einem Künstler oder sonst wie, wirklich etwas erleben, wo wir sagen, das muss es jetzt sein, das will ich machen, das will ich gestalten, das tue ich. Selbst bei ganz banalen Dingen. Aber wo man so ganz sicher ist, das ist mein Impuls. Das muss ich tun, das will ich tun, weil ich es tun kann und weil es etwas zur Welt beiträgt. Auch wenn man sich das vielleicht jetzt gar nicht in solchen Gedanken klar macht, aber man weiß, das muss jetzt sein. Da sind wir ganz bei uns selbst. Und das lebt aber ganz der schöpferische Impuls drinnen. Aber dass wir diese Momente erleben können, dazu müssen wir durch viele Tode eigentlich schon durchgegangen sein. Also jedem Tod haben wir zu verdanken, dass unsere Bewusstseinsfähigkeit wächst. Und wir leben heute in dem Zeitalter, wo wir beginnen können, die Früchte davon zu ernten.

Früchte der griechisch-lateinischen Epoche 01:08:49

Die griechisch-lateinische Epoche hat eigentlich dieses Rätsel von Geburt und Tod zu lösen gehabt. Und die Frucht davon ist, dass wir jetzt das Bewusstsein haben, das wir heute haben. Und das selbst die Griechen so noch nicht hatten. Jedenfalls zumindest nicht die Griechen so bis zu Platon hin. Aristoteles fängt mit dem Neuen an, dass er jetzt ganz gezwungen ist, aber auch erkennt, dass er auf das Tote im Grunde setzen muss. Das Tote, das ich fixieren kann, das ich in Gedanken festhalten kann. Und alles, was ich festhalten kann, ist aber Tod. Also wenn ich ein Dreieck festhalten kann, eines und nur dieses, dann ist das Dreieck als Geistiges abgestorben sozusagen. Dann ist es weg. Oder ich erfahre es zumindest nicht mehr. Natürlich, es lebt in der geistigen Welt weiter. Aber was ich da jetzt in meinem Bewusstsein habe, ist dann nur mehr der Leichnam davon.

Bewusstsein durch das Abgestorbene 01:10:06

Das ist das eine Dreieck, das ich zeichnen kann. Und sicher, ich kann daneben dutzende andere zeichnen, aber das lebendige Erleben aller Dreiecke in ihrer beweglichen Veränderlichkeit, das ist weg. Dieses geistige Schauen ist weg. Aber wir werden wacher dabei, durch das Abgestorbene. Wir sind also am Gestorbenen wach geworden, müssen es auch noch weiter werden, aber es kann jetzt eben dazukommen, das Lebendige. Und ohne dass wir das Bewusstsein, dass wir am Toten oder durch das Tote oder durch das Sterben, dass wir gewonnen haben, dass wir das verlieren. Das ist nämlich der Punkt. Das Sterben ist der Weg, das zu lernen, dieses Bewusstsein zu behalten, dieses Bewusstsein zu entwickeln, dieses Bewusstsein der Freiheit vor allem zu entwickeln. Aber wenn wir es einmal haben, dann wird irgendwann der Tod unwichtig.

Zukunft ohne Tod 01:11:17

Er trägt dann nichts mehr bei dazu. Das wird auch der Zeitpunkt sein, wo wir uns nicht mehr auf Erden verkörpern werden. Und in so einer körperlichen Form überhaupt nie mehr, auch in einer künftigen Entwicklung nicht auftreten werden. Wir werden dann in einer geistigeren Lebensform leben und trotzdem ganz bewusst sein und trotzdem frei sein. Und um zurückzukommen auf Christian Rosenkreuz. Er hat also drei Dinge genannt. Also Steiner hat das jedenfalls durch Inspiration so erfahren. Drei Entdeckungen, die die Menschheit macht, werden wichtig sein und werden die Notwendigkeit bringen, dass man öffentlich über Geistiges spricht. Und zwar in letztlich voller Tiefe spricht, natürlich Schritt für Schritt es entwickelt.

Drei Entdeckungen der Menschheit 01:12:29

Und das sind alles Dinge, die im Wesentlichen mit dem zusammenhängen, was die äußere materialistische Forschung hervorgebracht hat. Er nennt als erstes die materielle Konstitution, den materiellen Aufbau des ganzen Kosmos bis in die entferntesten Sternen hinein. Rudolf Steiner hat oft davon gesprochen, dass die Sterne und eben auch die Sonne nicht eigentlich materiell ist, aber es geht jetzt darum, um die materielle Erkenntnis dessen, was die materialistische Wissenschaft erkennt daran. Und das zu ergänzen, zusammenzuschauen mit dem, was man von der geistigen Seite erfassen kann. Weil es ist schon richtig, Sonnen, die Sterne sind eigentlich geistig Gewesenheiten in Wahrheit, aber es ist etwas Ersterbendes auch drinnen. Und nur das Ersterbende kann die Naturwissenschaft erfassen. Und gerade an solchen Dingen können wir aber dann auch aufwachen für die geistige Seite.

Spektralanalyse und Sternenerkenntnis 01:13:39

Und die materielle Konstitution des ganzen Kosmos, des Weltalls, hängt mit einer ganz bestimmten Erfindung zusammen oder Entdeckung zusammen, die man im 19. Jahrhundert gemacht hat, die Entdeckung der Spektralanalyse. Am Licht der Sterne kann man die materielle Zusammensetzung der Sternenatmosphäre zumindest erkennen. Das ist heute also zu einer ganz ausgefeilten Technik geworden. Also das Licht, das kommt, wenn man es so wie es Newton gemacht hat oder wie es Goethe auch gemacht hat, wenn man durch ein Glasprisma schaut, wird das Licht, naja, man kann nicht sagen zerlegt, aber es offenbart dann die verschiedensten Farben, die drinnen sind. Die Spektralfarben nennt man das auch. Und diese Spektralfarben, jede Farbe kündet von einem bestimmten Stoff, der dort ist, der aber selbst im Grunde wieder nur ein Absterbensprodukt, ein Leichnam ist, das etwas aus etwas Geistigem hervorgegangen ist.

Verbindung zu geistigen Wesenheiten 01:14:52

Und das kann man an den Spektren der Sterne, das heißt an diesen Farben, die da drinnen sind im Sternenlicht, heute erkennen. Daher kann man sagen, selbst bei Sternen, die selbst sogar nicht in unserer Milchstraße, sondern in anderen Milchstraßen oder Galaxien sind, kann man erkennen, welche Zusammensetzung die haben. Und jeder erzählt so seine eigene Geschichte irgendwo drinnen. Und irgendjemand sollte dann kommen, um sozusagen nach und nach die Geschichte der geistigen Wesenheiten erzählt, die dort wirksam sind, die schöpferisch dahinterstehen und die das hervorbringen. Bei unserer Sonne, bei unserem Planetensystem, aber letztlich auch bei den anderen da draußen, mit denen wir auch in einer Beziehung stehen. Darüber haben wir auch schon gesprochen. Dieser Ausspruch, jeder Mensch hat seinen Stern oder besser wie es Rudolf Steiner sagt, seine Sterne in der Region, mit der er eng verbunden ist.

Geistige Verbindung zu Sternenregionen 01:16:05

Die kann ganz weit weg sein, weil im Geistigen spielt die Entfernung überhaupt keine Rolle. Sinnlich ist es für uns unerreichbar, gerade zu Gottes Licht sehen wir noch davon, aber ansonsten ist es weit weg. Aber geistig sind wir verbunden damit. In jedem Fall sind wir verbunden damit im Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Dann sind wir mit diesen geistigen Wesenheiten unserer Sternenregion zusammen, ganz intensiv, bewusster oder unbewusster. Kommt darauf an, wie weit wir uns heute schon ein geistiges Bewusstsein entwickelt haben. Je nachdem sind wir bewusst auch in Sternenregionen, die sehr weit entfernt sind und die vielleicht gerade unsere ist. Die muss nicht einmal mit unserer Galaxie was zu tun haben, mit unserer Milchstraße. Wir gehen durch bis ans Ende der Welt sozusagen.

Naturwissenschaft und geistige Erkenntnis 01:17:12

Das ist also das Erste, diese Erkenntnis, wo die äußere naturwissenschaftliche Erkenntnis die andere Seite dazu braucht zu erkennen, welche geistigen Wesenheiten hängen mit dem allen zusammen. Mit der sinnlichen Forschung kann ich nur im Grunde das Absterbende erkennen. Also so gesehen ist jeder Stern, der sinnlich erscheint, sinnlich leuchtet, ist eigentlich ein Sterbender schon. Selbst bei einem Stern, der erst ganz neu geboren ist. Aber was wir sehen, ist das, was an ihm stirbt. Dadurch sehen wir ihn sinnlich. Aber dahinter steckt etwas Geistiges. Und auch wenn er sich geistig entwickelt, es stirbt immer wieder etwas ab. Er verändert sich dadurch. Das sind Dinge, die man heute naturwissenschaftlich von außen betrachten kann, diesen Geburts- und Sterbeprozess. Und in Wahrheit ist die Geburt schon der Anfang des Sterbens. Da fängt es eigentlich schon, ja es fängt sogar schon vorher an, bevor die Geburt ist.

Sterbeprozess und Bewusstseinsorgan 01:18:24

Da fängt es schon an. Also gerade zum Beispiel bei der Ausformung des Gehirns. Ein riesiger Sterbeprozess. Dadurch wird das Gehirn überhaupt erst fähig gemacht dazu, unsere Welt, unsere materielle Welt, unsere sinnliche Welt verstehen zu können. Wenn das noch so ganz lebendig wuchert und sich verändert wäre, könnten wir niemals unser heutiges Bewusstsein entwickeln. Es hängt auch gerade damit zusammen, dass schon, das fängt schon vor der Geburt an und nach der Geburt geht es weiter. Das Gehirn wird eigentlich gebildet, indem man seiner Überfülle eines lebendigen Gehirns eigentlich immer mehr heraus gemeißelt wird und dass es immer mehr abstirbt im Grunde. Dadurch haben wir dieses Ding da oben als Bewusstseinsorgan.

Das Sterbende und das Lebendige 01:19:27

Und so ist es im Großen, aber auch im Grunde, das was wir da draußen sehen, das ist alles das Sterbende. Und nur dieses Sterbende ist einmal aus einem Lebendigen, aus einem Geistigen hervorgegangen. Und das ist die Seite, für die uns halt heute noch vielfach das Bewusstsein fehlt, wozu aber die Anthroposophie, aber die Geisteswissenschaft, die Rosenkreuzer Einweihung uns den Weg ebnen soll, kann, wird, mit Sicherheit wird. Es ist mit Sicherheit nicht aufzuhalten und das Erkenntnisvermögen der Menschen wird sich verändern, wird sich eben ausweiten auf die geistige Welt. Darum ist Steiner an die Öffentlichkeit getreten, um wenigstens der Handvoll Menschen, die dafür schon ein Ohr haben, zu zeigen, wo es hingeht, die mit einem gewissen Bewusstsein gehen.

Individuelles, lebendiges Denken 01:20:38

Und ganz praktisch ist es aber dadurch, dass sie selber die Anregungen, die er gibt, ergreifen und sie lernen, selber zu denken, selber lebendig, in einem lebendigen, bildhaften Denken zu formen und dann auf ganz eigene, individuelle Art das zu ergreifen. Das ist ganz wichtig. Und da geht es gar nicht darum, dass jetzt der zweite Anthroposoph neben mir genau dasselbe sagt wie ich. Weil es gibt so viele Perspektiven und keiner kann das Ganze erfassen. Nicht einmal Rudolf Steiner. Und auch kein Christian Rosenkreuz. Auch die können einen Überblick haben. Das Wichtige ist, dass sie den Zusammenhang sehen, den großen.

Grenzen der Überschau und Sprache des Geistigen 01:21:54

Aber keineswegs auch der größte menschliche Hellseher, Geistesforscher kann das alles überschauen. Aber er kann die wesentlichen, die wichtigen Wesenheiten, die wichtigen Erscheinungen, die geistigen Erscheinungen in der Welt erfassen und den Zusammenhang schauen. Und er kann davon mitteilen, er kann es übersetzen in unsere Sprachen, weil die Geisteswelt spricht nicht Deutsch oder Chinesisch oder Englisch oder sonst was, sondern sie spricht in einer Sprache, die wir halt auf Erden erst lernen müssen. Aber gehen wir ein bisschen schrittweise noch weiter. Also wir haben jetzt gesprochen einmal die Voraussetzungen, von denen Christian Rosenkreuz schildert. Also erstens die materielle Erkenntnis des ganzen Kosmos. Nicht nur der Erdenwelt, sondern bis in die fernsten Fernen. Mithilfe unter anderem der Spektroskopie. Also das ist für die Sterne vor allem das Wichtigste.

Wert der naturwissenschaftlichen Forschung 01:22:50

Also das heißt, ich kann nicht als Geistesforscher jetzt schimpfen über die äußere Forschung oder sie als unwichtig abtun. Man kann eine sehr kritische Haltung zu vielen haben, man kann eine kritische Haltung haben zu manchen irrwitzigen Theorien, die gebildet werden, die halt nur auf Spintessierereien-Wahrheit beruhen, auch wenn es scheinbar sehr logisch begründet sind. Aber der Punkt ist auch bei allem logischen Schließen, wenn ich nicht die geistige Überschau irgendwo zumindest im Hintergrund habe, dann kann ich ganz in die Irre auch gehen, dann kann ich mich verirren.

Materielle Evolution und Devolution 01:23:39

Ja, das Zweite, was Christian Rosenkreuz genannt hat, also was Rudolf Steiner als Inspiration von ihm empfangen hat, ist die materielle Evolution, also die ganzen Evolutionstheorien. Zu sehen, die Welt ist in beständiger, lebendiger Umgestaltung. Und da gibt es etwas, was dann Rudolf Steiner auch ganz wichtig gesagt hat und was mir äußerlich jetzt auch ein bisschen schon draufgekommen ist, aber es gibt nicht nur die Evolution, sondern es gibt auch eine Devolution, eine Wieder-Zurück-Entwicklung. Alles entsteht, strebt einem Höhepunkt zu und dann vergeht es wieder. Und dafür kommt etwas Neues wieder hoch. Also die Welt ist in einer ständigen Bewegung.

Kosmische Veränderung 01:24:30

Das gilt für alles. Das gilt vom kleinsten Einzeller über die Tier- und Pflanzenwelt bis zum Menschen hinauf. Es gilt aber auch für die Planeten. Auch sie sind in einer Veränderung. Sie haben eine, wie soll ich sagen, Geburtsphase, die sie durchmachen, eine Wachstumsphase, wenn man so will, aber sie sterben auch irgendwann und vergehen und irgendwann werden sie auch sich auflösen. Und dasselbe gilt für die Sterne. Und dasselbe gilt für den ganzen Kosmos, so wie wir ihn jetzt erleben. Er wird auch vergehen und es wird ein Neuer entstehen. Mit all den geistigen Früchten, die eben während dieser Entwicklung gewachsen sind, die wird man dann ernten können und es wird auch darauf aufbauen können und es wird ein neuer, noch weicherer Kosmos entstehen. Und wir werden dann schon ein bisschen mehr mitarbeiten dran irgendwann einmal.

Andere Bewusstseinszustände 01:25:36

Und der dritte Punkt, und das ist eben auch jetzt der ganz direkte Punkt, dass in der äußeren Wissenschaft die Anerkennung anderer Bewusstseinszustände als der gewöhnlichen, die wir heute kennen, aus dem Alltagsleben möglich ist. Und Rudolf Steiner spricht da in dem Zusammenhang oder im Christian Rosenkreuz von solchen Sachen wie Suggestion, Hypnose und dergleichen. Es gibt also andere Bewusstseinszustände noch, als wir sie kennen und es ist wichtig, diese anderen Zustände auch kennenzulernen. Und damit aber eben auch den Anstoß zu geben, ja überhaupt, Bewusstsein ist etwas, was sich erweitern lässt, an dem man arbeiten kann.

Einweihungsweg und aktives Bewusstsein 01:26:36

Und um das ist es ja dann, um das es beim Einweihungsweg geht, selber Bewusstsein zu entwickeln, Bewusstsein zu entwickeln auf Bereiche, Weltbereiche, die uns halt jetzt im Moment noch nicht bewusst sind oder den meisten Menschen noch nicht bewusst sind. Wir sehen halt heute eben wirklich nur die eine Seite, wir haben die, dadurch, dass wir im Moment nicht das Bewusstsein für das lebendige Denken haben. Platon hatte das noch, aber auf nicht wirklich ich-bewusste Weise, sondern er konnte es halt erleben, er konnte es schauen und dann konnte er das schildern und darüber philosophieren, aber er war nicht mit vollem Ich-Bewusstsein dabei, diese Schauungen, diese Ideenschau, die er hatte mit vollem Bewusstsein zu schaffen. Das ist das Wichtige, selber tätig drinnen zu sein.

Tätigkeit und Wirklichkeitserkenntnis 01:27:49

Damit erst, wenn man selber tätig ist drinnen, dann erst kann man sich von der vollen Wirklichkeit dessen überzeugen. Wir stehen heute immer noch in dem Irrglauben, ja, wenn was fix und fertig da vor mir steht und womöglich noch angreifen kann, dann glaube ich wirklich daran. Dabei ist es eigentlich viel mehr Schein als das, was ich im geistig Schaffenden zunächst von mir als Bild, als imaginatives Bild erzeugen kann, selber tätig bin daran, aber bei jedem Schritt in diesem Schaffungsprozess wach dabei bin, ganz wach dabei bin und dann erkenne, ja, das hat aber Bedeutung in der Welt.

Neue Ideen und Kunst als Geistiges 01:28:50

Das war immer der Fall, wo Menschen neue Ideen entwickelt haben, die vorher noch kein Mensch gedacht hat. Da ist es zum Beispiel drinnen. Und wo sich dann auch sehr wohl in der Praxis herausgestellt hat, ja, mit dem kann man aber wirklich auch was anfangen. Das ist nicht nur Fantasterei, sondern auch wenn das vielleicht viele Menschen gesagt haben, und da gerade Wissenschaft und Technik sind da ein Gebiet, wo sehr viel entstanden ist. Aber auch natürlich ganz besonders im Künstlerischen, wo Werke entstanden sind, die aber ein Bewusstsein wecken für das Geistige, das dahintersteckt. Also Kunst, sagt Udo Stein einmal, ist dort gegeben, wo ein Sinnliches bereits als ein Geistiges erscheint. Als Schein da ist. Wo es in seiner Vollkommenheit da ist, die es im realen äußeren Dasein nie erreicht.

Unvollkommenheit und Entwicklung 01:30:01

Alles Äußere, was in der materiellen Welt erscheint, ist unvollkommen. Hat immer einen gewissen Fehler drinnen. Nebensatz dazu, auch wir, sowohl im Körperlichen, aber auch in unserem Seelischen, selbst im Geistigen, wir machen Fehler. Das passiert, das gehört dazu, das ist das typische Charakteristikum der äußeren Welt. Wenn sie keinen Fehler hätte, dann hätte man wirklich die Welt, aha, die Schöpfung, sie wird geschaffen, sie ist fertig, sie ist vollkommen. Dann wäre aber das das Ende. Das wäre in Wahrheit eine völlig armseelige Welt. Was uns sowohl die Geisteswissenschaft lehrt, aber eben auch den Anstoß bekommen hat, auch durch die Naturwissenschaften, nein, das ist in ständiger Bewegung. Das ist in ständiger Veränderung und Bewegung, in ständiger Entwicklung.

Bewusstseinsentwicklung und Evolution 01:31:07

Das ist ganz wichtig. Gerade bei der Entwicklung des Bewusstseins können wir selber bewusst tätig daran sein. Wir werden die weitere Evolution des Menschenkörpers, weil wird sich auch noch deutlich verändern, auch noch während der paar Jahrtausende, wo eine Mehrzahl der Menschen noch auf Erden inkarniert sind, wird sich weiterentwickeln, so wie er sich in der Vergangenheit entwickelt hat. Aber da können wir nur indirekt zunächst einmal darauf wirken. Wir wirken schon sehr wohl darauf, nämlich dadurch, dass wir uns geistig entwickeln. Einen sehr großen Einfluss wird darauf haben, wie wir uns bewusstseinsmäßig entwickeln. Das heißt, dass unser Bewusstsein sich ausweitet, dass es wieder ganz wach Dinge ergreifen kann, die man in früher Zeit in einem traumhaften Zustand erfahren hat.

Platon und Aristoteles revisited 01:32:10

Selbst Plato noch, seine Ideenschau hat immer einen traumhaften Charakter noch, aber er kann das halt mitnehmen ins Wachbewusstsein, daher kann er es auch relativ klar und philosophisch formulieren, aber die eigentliche Ideenschau, das ist ein traumhafter Zustand, den er noch hat, ein visionärer Zustand. Der Aristoteles verzichtet in Wahrheit dann auf dieses hellsichtige Schauen, auf diese Ideenschau, aber er schafft das äußere Werkzeug, das jetzt so abzutöten, dass es ganz bewusst wird, weil wir eben noch nicht fähig sind, mit der Bewegung mitzukommen. Wir kommen halt mit unserem vollen Wachbewusstsein nicht mit, mit dem beweglichen Dreieck, das alle Dreiecke, das gibt, in sich umfasst, das erleben zu können.

Geistige Erlebnisse und Sprache 01:33:06

Im Wachbewusstsein schafft man das nicht. Im Traumbewusstsein, das konnte Platon in seiner Ideenschau, da sieht er das, da erlebt er das. Und wir können es uns gar nicht vorstellen, wenn wir es uns wieder wie ein sinnliches Erlebnis vorstellen und im Sinnlichen können wir es aber nicht erleben. Da geht es nicht. Ich kann nicht alle Dreiecke zugleich in einem Moment in ihrer Bewegung, in ständigen Verwandlung erleben. Das müsste man eigentlich erleben können in einem zeitlosen Augenblick. Im Geistigen tut man genau das. Nur reden können wir eigentlich nicht mehr darüber. Wir können nur sagen, es gibt die Möglichkeit, dort hinzukommen, es zu erleben und sie liegt eigentlich gar nicht so ferne. Aber solange das Erleben nicht da ist, können wir auch keine Worte dafür finden.

Kommunikation des Unfassbaren 01:34:18

Selbst wenn wir es gefunden haben, da wir die Sprache verwenden müssen, die alle haben, sonst können wir es heute nicht verständigen, können wir es nicht kommunizieren, könnten wir nur schweigen. Aber man kann anfangen. Und das ist das, was Rudolf Steiner getan hat, anzufangen darüber zu reden. Und jeder Mensch, der das aufgreift, sollte eigentlich auch lernen, darüber zu sprechen mit eigenen Worten. Mit eigenen Worten. Das ist das Wertvolle daran. Weil, indem ich eigene Worte dazu finde, versuche etwas in Worte zu gleiten, was eigentlich nicht in Worte zu fassen ist, das ist gerade der Schritt, der uns weiterbringt.

Wachwerden für die geistige Welt 01:35:06

Der die Entwicklung weiterbringt, dass das Bewusstsein dann wirklich wach wird, aber auf neue Weise jetzt für die geistige Welt, sodass wir eben zum Beispiel das bewegliche Dreieck erleben können, oder dass wir erleben können, die Urpflanze, so wie sie Goethe erlebt hat, dass wir erleben können, die vielen geistigen Wesenheiten, die in der Natur wirken, die um uns wirken, die im sozialen Zusammenleben wirken, dass wir sie erleben können. Dazu fehlt uns nur noch die geistige Beweglichkeit. Es ist nichts anderes. Also das heißt, da wird unser Bewusstsein nicht nur traumhaft, sondern es schläft ganz ein.

Entwicklungsschritte von Platon zu Steiner 01:35:58

Also der Schritt von Platon zu Aristoteles, wenn man so will, ist das, was Platon noch wachträumen konnte, dass das beim Aristoteles in Schlaf versunken ist. War ein notwendiger, ein ganz wichtiger Entwicklungsschritt. Und wenn man der Annahme folgen darf, dass Rudolf Steiner der wiedergeborene Aristoteles ist, ist er genau durch das durchgegangen. Das ist das ganz Interessante. Und er ist es noch einmal durchgegangen, darüber habe ich in einem früheren Vortrag angesprochen, um den Schritt zu machen von seiner hellsichtigen Anlage, die er schon als Kind hatte, zu dem ganz neu entwickelten Schauen, mit dem er dann ab der Wende zum 20. Jahrhundert mit dem Ende des Kali-Yuga aufgetreten ist.

Von altem zu neuem Schauen 01:36:59

Und dazwischen ist eine Phase, wo er nichts geschaut hat, wo das Alte verschwunden ist, wo er eigentlich alles dazu getan hat, bewusst oder unbewusst dazu getan hat, dass es verschwindet. Weil der Weg geht ihm nicht zurück, sondern nach vorne. Und da kann man es auch in Verbindung bringen mit etwas, was öfter nachgefragt wurde. Es gibt verschiedene Strömungen in der Anthroposophie, in der anthroposophischen Bewegung. Und zwei wesentliche Strömungen, von denen auch Rudolf Steiner spricht, sind die Platoniker und die Aristoteliker.

Platoniker und Aristoteliker in der Anthroposophie 01:37:35

Also das heißt Menschen, die aus der Richtung kommen, aus der auch Platon gekommen ist, die ein, wie soll man sagen, traumhaftes Hellsehen hatten, mitgebracht haben, aber noch nicht die ganze logische Stränge hatten, wie sie Aristoteles hatte, der nichts mehr sehen konnte. Und diese beiden Gruppierungen, grob jetzt genommen, gibt es eben auch in der anthroposophischen Bewegung. Es gibt welche, die auch noch mit alten Fähigkeiten dieses Platonische haben, diese platonische Strömung haben. Die waren aber gerade eigentlich im Anfang der anthroposophischen Bewegung absolut in der Minderzahl. Es waren hauptsächlich Aristoteliker. Das wirkt bis heute nach. Es sind die, die eigentlich nur mit dem Totenverstand sich all das, was Steiner gesagt hat, zu Bewusstsein bringen. Und er war der Vorreiter, wenn er selber Aristoteles war. Also er hat diese Schülerschaft eigentlich mit sich gezogen. Er hat aber ganz deutlich gesagt, an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert werden vermehrt die Platoniker kommen.

Die Aufgabe von Platonikern und Aristotelikern 01:39:12

Und was ist jetzt die Aufgabe? Die Platoniker werden sich leichter tun, dieses lebendige Denken, dieses schauende Denken zu entwickeln. Aber sie müssen energisch darauf schauen, dass sie sich die aristotelische Bewusstheit und Klarheit dabei aber auch erwerben, dass es nicht vielleicht dann wieder ein aufgewärmtes, traumhaftes Hellsehen ist, das kommt. Das wäre fatal. Also das heißt, alle, die diese platonische Anlage in sich spüren, müssen sehr stark trainieren das Aristotelische. Und umgekehrt ist es bei der anderen Gruppe, die also eigentlich durchs ganze 20. Jahrhundert sehr intensiv gearbeitet hat, das waren hauptsächlich die Aristoteliker. Die haben die klare Logik, wissen genau, was Steiner wann wo gesagt hat und wie das zusammenhängt, aber mit der eigenen Schau schaut es eher schlecht aus. Sie können das, was sie denken, eigentlich nicht erleben. Das ist das Problem. Also dieses aristotelische Denken neigt dann dazu, je weiter man geht, dass es eigentlich nicht mehr erlebt wird, sondern es wird dann völlig abstrakt, es stirbt irgendwann ab. Dann habe ich Begriffe und mit denen kann ich logisch operieren, aber ich erlebe eigentlich gar nichts mehr. Ich kann dann sagen, ja so ist das, ich verstehe das, es ist gescheit, aber konkret erleben tue ich nichts.

Verbindung von Klarheit und Erlebnis 01:41:06

Und wir brauchen die Verbindung von beidem. Wir brauchen also diese aristotelische Klarheit, diese Bewusstheit, die eben sehr stark mit dem Sterbeprozess zusammenhängt. Wir brauchen aber jetzt in unserem Jahrhundert ganz deutlich einen gewaltigen Schub, wirklich auch die Wirklichkeit der geistigen Welt erleben zu können, indem wir sie selber aus eigenem, lebendigem Denken erfassen, ergreifen, malen, imaginieren, wie auch immer. Das ist nicht Fantasterei eben, das darf es eben nicht sein. Es ist auch nicht mehr unbewusste Vision, wie es früher war, sondern es ist ein ganz bewusstes gestaltendes Ergreifen der geistigen Welt. Und in diesem Ergreifen, in diesem in Berührung kommen, damit es zu einem Bild formen, einmal zur Imagination zunächst, das ist etwas, was wir machen müssen. Wie ich es schon oft gesagt habe, wie schaut ein Engel aus? Gar nicht. Also wenn ich mir ein Bild von einem Engel schaffen will, dann muss ich es schaffen, sonst ist es nicht da. Aber es sollte nicht immer ein Fantasiebild einfach sein, sondern aus einer seelisch-geistigen Erfahrung kommen.

Bewusstes Gestalten und Kommunikation 01:42:45

Und die in ein Bild fassen, indem ich sie in das Bild gestalte, werde ich mir erst dieser Wesenheit wirklich voll wachbewusst und dann kann ich auch darüber sprechen. Dann kann ich aus diesem bewussten Erleben heraus eben auch Worte finden, es sind sinnliche Begriffe gleiten, es in ein sinnliches Bild gleiten, sonst kann ich es nicht kommunizieren. Das ist das, was Steiner gemacht hat. Er, der selber Aristoteles war, das Aristotelische ganz stark in sich hat und ein ganz klarer, logischer Denker auch war, hat aber diese Bewusstheit mitgenommen, um jetzt diese Imaginationen, die er sich bildet, ganz klar zu fassen und so klar, dass er sich auch kommunizieren kann mit anderen Leuten, die es selber noch nicht so formen können. Daher sind seine Schriften ganz besonders geeignet, diese Fähigkeit auch selber zu wecken. Aber, Nachsatz, nicht indem ich sie sozusagen auswendig lerne und möglichst viel zitieren kann und sage, ich habe es verstandesmäßig begriffen, sondern indem ich es selber denken lerne.

Steiners Vorbild und individueller Weg 01:44:11

Und das gibt uns Steiner in seinen Werken, in seinen Vorträgen immer wieder, dass er uns an seinem Denken, ich sage es bewusst, an seinem Denken über die geistige Welt teilhaben lässt. Und wir dadurch einfach ein Vorbild haben, dass uns zugleich die Möglichkeit gibt, selber Übende zu werden, aber selber unseren eigenen Weg dabei zu gehen. Das ist ganz wichtig, nicht einfach nachmachen, eins zu eins und ewig dabei zu bleiben beim Nachahmen, sondern so wie das Kind, ja es lernt sehr viel in den ersten Lebensjahren durch Nachahmung von den Eltern, gute wie schlechte Dinge, die man nachmacht, aber irgendwann kommt man darüber hinweg. Irgendwann macht man es nicht mehr so, wie es die Eltern gemacht haben, sondern man macht es anders, geht seinen eigenen Weg. Das ist ganz wichtig.

Kunstentwicklung im 20. Jahrhundert 01:45:18

In allem, die ganze Kultur des 20. Jahrhunderts zeigt es, dass der Weg dorthin geht, auch in der Kunst. Nicht mehr äußerlich, sinnlich, male ich es halt so, wie es eh jeder sieht. Ja, vielleicht schon mit Nuancen, die anderen nicht aufgefallen sind, also ich habe einen reicheren Blick da, aber ich male es eigentlich wie eine Fotografie, die man eh äußerlich besser in der Natur selber sehen kann. Nein, das 20. Jahrhundert hat gezeigt, es entstehen völlig neue Darstellungsarten. Man erkennt es vielleicht auf den ersten Blick gar nicht mehr, was das sein soll. Man nimmt nur die interessanten Bilder von Piet Mondrian an, das ist der mit den Quadraten, mit den bunten Vierecken, die sind und dazwischen gibt es die senkrechten Striche irgendwo. Rot-Blau in den Grundformen irgendwo. Und man denkt sich, was will er eigentlich zeigen? Das war seine Art Bäume zu sehen.

Piet Mondrian und geistige Gestaltung 01:46:19

Primär mal Bäume. Er hat ursprünglich ganz naturalistisch nachgemalt alles und irgendwann hat er gesagt, der ganze Firlefanz den Wiener. Ich sehe die Idee dahinter. Und die Idee sind die senkrechten, die waagerechten und die Farbe, die drinnen lebt. Ist eigentlich ganz abstrakt, aber was man dabei erlebt, da muss man als Betrachter eigentlich in diesen Lebensprozess, aus dem das Bild entstanden ist, den muss man leben. Und das ist nur der letzte, letzte, abstrakteste, abstrakteste, toteste Abglanz davon. Aber wir müssen den Weg mitgehen, den er im Malen gemacht hat. Dazu lädt er uns ein. Und man versteht es von vornherein nicht, man weiß gar nicht einmal, was das darstellen soll. Aber fang selber was damit an.

Aktive Teilnahme an der Kunst 01:47:24

Du musst nicht unbedingt den Baum erkennen, der vielleicht für den Piet Mondrian der Ausgangspunkt war. Vielleicht erkennst du was anderes, aber du erkennst dasselbe Gestaltungsprinzip drinnen. Dem du selber eintauchst, selber es nachmachst. Das ist ein ganz großer Schritt in der Kunst gewesen. Also nicht mehr einfach nur das äußere Sinnliche sichtbar zu machen, sondern ein erster Schritt, eine Anregung zu geben, werde selber lebendig. Du, mein Bild ist eigentlich nicht fertig. Du musst es im Geist weiter malen. Und es kommt gar nicht darauf an, dass du auch genau den Baum malst, den ich vor Augen hatte dabei, sondern male selber. Und du wirst etwas ergreifen von den Impulsen, die da jetzt ganz abstrakt angedeutet sind.

Zeitgenössische Kunst als Aufforderung 01:48:24

Also die Kunst hat am meisten da, fordert uns am meisten eigentlich auf, selber tätig zu werden heute. Gerade die zeitgenössische Kunst. Gerade dort, wo es eben nicht mehr einfach eins zu eins sinnliches Abbild ist, sondern da ist was und es ist scheinbar nicht fertig. Oder wie? Was fange ich damit an? Was soll es überhaupt sein? Ja, dann ergreife es selber. Und wenn wirklich ein geistiger Impuls drinnen steckt, hinter dem Bild, dann wirst du etwas finden. Vielleicht siehst du es aus einer anderen Perspektive dann, als der Künstler es gesehen hat. Er hat nur so eine Perspektive da und ich erkenne aber, wo das hingeht. Was eigentlich dahinter steckt. Was er sagen wollte, aber ich sehe es aus einer anderen Perspektive. Dann muss ich selber tätig werden.

Anregung durch Steiner und eigene Gestaltung 01:49:25

Das ist so wichtig. Wir dürfen uns nicht zufrieden geben mit dem, was fix und fertig ist. Das gilt für die Bilder, das gilt aber genauso auch für die Werke Steiners. Das ist eine Anregung, aber wenn es nicht mehr ist, was fix und fertig ist und nur das, was da drinnen steht, dafür nehmen. Nein, es ist nur eine Anregung, aber eine Anregung ist es. Und darum ist das Studium wichtig am Anfang, um aber dann darüber hinaus zu kommen und den Mut zu haben, selber zu gestalten und damit die Wirklichkeit aber zu ergreifen. Weil ich kann sie eben nur erkennen, wenn ich selber gestaltet werde. Und mir rastet das ein, das hängt mit der geistigen Wirklichkeit zusammen. Das erfährt man dabei.

Künstlerisches Erleben und Entwicklung 01:50:29

Das ist so wie ein Künstler, ein guter Künstler merkt, ah, ja, jetzt ist es das geworden, was ich wollte. Jetzt passt es irgendwo. Und an diesem Erlebnis eigentlich merkt er, jetzt bin ich fertig, jetzt bin ich eine Stufe zumindest weiter gekommen und nach zehn Jahren greife ich es vielleicht wieder auf und gestalte es weiter. Oder mache es schon wieder ganz anders, weil ich einen neuen Aspekt entdeckt habe. Zu all dem soll der Rosenkreuzerische Schulungsweg Mut machen. Jetzt ist natürlich die geistige Welt unerschöpflich im Grunde. Klar, weil sie lebt ja davon, dass immer etwas Neues geschaffen wird.

Unerschöpflichkeit der geistigen Welt 01:51:23

Wenn wir das nehmen, dass die Welt in ständiger Entwicklung ist, es laufen ständig Schöpfungsprozesse an, sie ist daher unerschöpflich. Solang die Welt existiert, ist sie in Bewegung. Und wenn sie vergeht, ist es auch nur der Durchgangspunkt, dass dann danach aus dem höchsten Geistigen heraus wieder eine neue Welt kommt, die jetzt viel reicher ist und die Erfahrungen, die Fähigkeiten mitgenommen hat, aber damit jetzt noch etwas Neues, Höheres schafft. Es ist also in ständiger Bewegung, die ganze Geschichte. Und das muss ich beim Studium jetzt mit dazu nehmen. Es ist eine Anregung, es ist von mir aus das Bild von Piet Mondrian, jetzt auf geisteswissenschaftlich, es ist ein abstraktes Raster in Wahrheit, das da gegeben ist.

Künstlerisches Denken mit Exaktheit 01:52:24

Dass ich es zum Leben erwecke und damit an die Wirklichkeit, an die geistige Wirklichkeit, von der Rudolf Steiner spricht, dass ich da herankomme, da muss ich selber gestaltend tätig werden. Das heißt ein künstlerisches Denken, das aber die gleiche Exaktheit hat, wie das heutige wissenschaftliche Denken. Das heißt vollbewusst, nicht, ich mache intuitiv, muss ich da jetzt einen Patzen machen, sozusagen, wenn ich es jetzt aufs Malen beziehe. Nein, sondern ich weiß auch, warum man dorthin gehört. Nicht eine unklare Intuition, sondern ein klares Wissen im Moment des Tuns. Da gehört noch was hin. Zu dem, was Steiner da sagt, da gehört noch was dazu. Da gehört noch ein Punkt.

Individuelle Perspektiven 01:53:20

Nicht, weil der Steiner es vergessen hätte einfach, sondern weil ich einen etwas anderen Blickwinkel habe und etwas sehe, was er aus der Perspektive, aus der er es beschreibt, nicht sichtbar ist, nicht sichtbar gemacht werden kann. Aber ich stehe nicht genau auf dem gleichen Standpunkt, sondern als das Individuum, das ich bin, habe ich geistig einen etwas anderen Standpunkt und sehe dadurch andere Dinge oder kann andere Dinge sehen. Keiner, selbst der größte Seher, sieht nicht alle Perspektiven, die es gibt. Es gibt eigentlich unendlich viele oder zumindest so viele, als es Menschen gibt. So viele Perspektiven gibt es in jedem Fall.

Perspektiven teilen und entdecken 01:54:05

Und man kann aber andere dann aufmerksam machen darauf. Sie können sich einmal auf meinen Standpunkt auch begeben und von da aus die Welt anschauen. Und umgekehrt ich mich auch auf den anderen. Und das ist wichtig. Steiner gibt uns eher eine große Hilfe darin, dass er verschiedenste Perspektiven zeigt. Immer wieder. Und ein und dasselbe Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet. Und dann sind es 3, 4, 5, 6, 7, vielleicht 10 verschiedene Perspektiven. Aber es gibt Milliarden Perspektiven. Und die zu entdecken, um das geht es. Dann lebt Geisteswissenschaft. Dann können wir wirklich in der Praxis was anfangen.

Schöpferischer Impuls durch Eigenaktivität 01:55:11

Weil gerade dadurch, dass wir es selber ergreifen, selber erkennen, wird es in uns schöpferischer Impuls, auch hier im Leben was zu gestalten. Meine wirkliche Kunst lebt immer aus einem geistigen Impuls heraus. Selbst wenn es der Künstler gar nicht mitkriegt. Vielleicht will er nur zeitkritisch irgendwas gestalten und das plakativ in die Welt stellen. Das hat er in seinem Oberbewusstsein. Dahinter steckt immer was anderes. Wenn es wirklich gut wird, wenn es wirklich etwas ist, was man als Kunstwerk bezeichnen kann, dann steckt mehr dahinter. Die Frage ist, wie bewusst ist das?

Bewusstsein in der Kunst: Johannes Thomasius 01:55:45

Das ist ein Thema, das Rudolf Steiner in den Mysteriendramen immer wieder aufbringt, im Zusammenhang mit dem Maler Johannes Thomasius, der einer der Protagonisten ist. Der wehrt sie eigentlich. Immer wieder wehrt er sich einmal dagegen. Bewusst? Nein, eigentlich unbewusst. Bewusst will ich es nicht wissen, da bin ich meinem Künstlertum gehemmt irgendwo. Es muss sozusagen intuitiv kommen oder eigentlich muss ich es von irgendwo die Anregung kriegen dazu. Selber? Nein, nein, traue ich mich nicht. Abstrakt könnte ich ja reden, über die geistige Welt, das ginge noch, aber wirklich Kunst zu gestalten, bewusst? Nein, das geht nicht. Die Inspiration muss mich halt sozusagen irgendwie, die Muse muss mich küssen.

Die Muse als höheres Ich 01:56:30

Aber die Muse muss man selber sein. Das heißt, unser höheres Ich muss im Einklang mit unserem niedrigeren Ich setzen. Aber das Kleine sagt immer, mach du da oben. Und dann wieder, mag ich nicht, wenn es so anstrengend wird. Also das ist dieser Kampf mit uns selbst. Aber gerade dadurch können wir uns bewusst weiterentwickeln. Wir kämpfen ununterbrochen mit uns selbst. Das Ich wird immer wacher dadurch, dass es eigentlich mit dem ganzen niedrigen Anteil kämpft. Also bitte beschwert euch nicht darüber, dass ihr tagtäglich mit euren Fehlern konfrontiert seid. Was muss ich noch alles entwickeln? Und wie viele Mängel habe ich noch?

Ständige Entwicklung und Unsterblichkeit 01:57:25

Das gehört dazu. Und egal auf welchem Niveau man steht, es gibt so viel noch zu tun. Und da haben wir noch zu tun eine ganze Weile, aber solange wir inkarniert sind auf Erden, und zwar meine ich nicht nur die Inkarnation, sondern auch die künftigen, da haben wir noch viel zu tun. Und auch dann, wenn wir uns so weit vergeistigt haben, dass wir nicht mehr in physischstofflicher Form auf Erden erscheinen, dann geht die Entwicklung erst recht weiter. Wir sind nie fertig. Wenn wir fertig wären, dann würde man uns auflösen eigentlich im Grunde aus. Aber im Wesen des Geistes liegt es sich weiter zu entwickeln. Das ist die eigentliche Unsterblichkeit. Das geht dann gar nicht anders.

Gefahr der Widersacher und Transhumanismus 01:58:18

Und ab einem gewissen Punkt kann man dann eh nimmer aussteigen. So wie man ab einem gewissen Zeitpunkt auch nicht aussteigen kann aus dem Weg, der halt zu den Widersachern führt, der zu den saratischen Wesen führt. Auch dort ist es dann irgendwann einmal keine Umkehr mehr möglich. Dann leben wir im Grunde in einer mechanisierten, materialisierten Welt, vielleicht in einer Schein-Unsterblichkeit, die aber in Wahrheit das genaue Gegenteil davon ist, nämlich Unsterblichkeit, wie es heute im Transhumanismus gewünscht, erwartet, erhofft wird, die Unsterblichkeit im materiellen Sinn. Und sei es in Gestalt, dass man gespeichert ist in einem Computer. Hauptsache das Bewusstsein, so wie es jetzt da auf Erden ist, so bleibt es.

Gegensatz zur wahren Unsterblichkeit 01:59:24

Das ist aber die andere Seite. Das ist die andere Seite. Das würde der eigentlichen, das ist das genaue Gegenteil der eigentlichen Unsterblichkeit, der wirklichen Unsterblichkeit, des Geistigen, das sich eben immer wieder verändert, immer wieder weiterentwickelt und immer bewusster wird, gerade dadurch, dass es jetzt auf Erden zumindest immer wieder durch den Tod durchgeht. Also wenn der Traum der Transhumanisten sich erfüllen würde oder für manche Menschen erfüllen würde, dann ist es die Autobahn zu den Widersachern hinunter und führt letztlich dann zum Verlust der Freiheit, zum Verlust des eigentlichen Schöpferischen in uns. Und etwas, was nur mehr folgen kann, dann nur mehr Marionette sein kann der Widersacher. Das ist die andere Seite.

Studium und universelle Brüderlichkeit 02:00:40

Ja, damit sind wir immer noch beim ersten, erste Stufe des Rosenkreuzerischen Weges, was mit dem Studium zusammenhängt und mit dem Studium verbunden ist auch eines. Es gibt, wie Rudolf Steiner sagt, ein Gesetz der universellen Brüderlichkeit unter den Geistesforschern. Wenn ein Geistesforscher hellsichtig etwas in Erfahrung gebracht hat, beschrieben hat, dann kann niemand, selbst der höchste, höchstentwickelte Geistesforscher, das, also wenn der Andere, der Erste, das etwas gesehen hat, es beschrieben hat, es niedergelegt hat, in Worten, dass es überliefert ist, in Schrift überliefert ist, wie auch immer, dann kann es selbst der höchste Eingeweihte nicht schauen, wenn er sich nicht zuvor auf äußerem Wege mit dem bekannt gemacht hat, was derjenige gesagt hat.

Perspektiven in der Geistesforschung 02:02:09

Das scheint jetzt eine komische Sache zu sein, aber es ist ganz klar, in Wahrheit ist es ganz klar, weil jeder Geistesforscher, jeder Hellseher, wie man es nennen will, der unserer Zeit angemessen ist, aber es gilt auch für die Geistesforscher der Vergangenheit, die halt mehr dieses visionäre Schauen hatten, es ist immer dieses Schauen von einem ganz individuellen Standpunkt. Und es gibt unendlich viele Standpunkte, Beobachtungsperspektiven, aus denen ich schauen kann. Und um aus der Perspektive schauen zu können, dass das ein Andere gesehen hat, dazu muss ich erst seine Perspektive kennenlernen. Ich kann schauen, schauen, was immer ich will, das wäre sozusagen ein Zufallstreffer, dass ich genau diese Perspektive treffe. Es ist in Wahrheit unmöglich.

Äußere Kenntnisnahme und Standpunkt 02:03:23

Ich kann es aber, das was der schildert, dann schauen, wenn ich äußere Kenntnis davon nehme, weil dann lerne kennen, seine Blickperspektive. Dann, wenn ich das weiß, aha, warte, jetzt begebe ich mich auf seinen Standpunkt. Das ist auch nicht immer so leicht, diesen Standpunkt einzunehmen, aber ich kann mich dorthin bewegen und dann werde ich zumindest ziemlich genau die Perspektive auch einnehmen können, die er eingenommen hat und dann kann ich von der Seite aus beschreiben. Ansonsten beschreibe ich es eben aus meiner Perspektive. Ist ja gut, aber die wird ganz anders sein. Also wenn ich etwas aufgreifen will, was ein Andere entdeckt habe und vielleicht dann weitergehen will dort sogar, muss ich zuerst von dem Kenntnis nehmen. Das geht wirklich nur äußerlich, weil diese Perspektive einzunehmen, überhaupt Hellsehen und das alles, Geistesforschung, muss man sehr bewusst sein, das sind alles Dinge, die spielen sich hier auf unserer Erdenwelt ab.

Unterschied zwischen Erdenwelt und geistiger Welt 02:04:47

Wenn ich in der geistigen Welt oben bin, sind alle Geistesforscher auf andere Art, auf ganz andere Art. Da haben alle diese Fähigkeit sowieso. Da ist eher die verborgene Welt, die nicht so ohne weiteres zugänglich ist, ist unsere Sinneswelt. Die ist weg. Ich kann vielleicht natürlich geistig Kontakt bekommen mit Menschen, die noch unten leben, aber vom äußeren Sinnlichen kriege ich überhaupt nichts mehr mit, wenn ich drüben bin. Das ist eine kurze Zwischenphase nach dem Tod, wo es unter Umständen noch möglich ist und manche hängen ein bisschen länger in den unteren Bereichen. Die kriegen noch etwas von der äußeren Welt mit über den Umweg anderer Menschen, aber das ist eigentlich ungesund und für die Geistesforschung nicht relevant.

Notwendigkeit der Information auf Erden 02:05:55

Aber hier auf Erden, wenn ich bin, ist eben ein Wesentliches, dass ich immer einen bestimmten Standpunkt, eine bestimmte Perspektive einnehmen muss. Daher muss ich mir davon Kenntnis verschaffen, wenn ich auch mich auf diesen Standpunkt begeben will. Sonst weiß ich gar nicht, dass es ihn gibt. Es ist so vielfältig so erreicht, dass ich auch nicht einfach sagen kann, ich probiere halt alles durch, irgendwann werde ich es schon treffen. Das heißt, ich muss mich informieren.

Notwendigkeit der Information für Geistesforscher 02:06:34

Auch ein Rudolf Steiner musste sich informieren, wenn er über bestimmte Themen sprechen wollte, über die andere schon gesprochen haben. Wenn er sie aus einer ähnlichen Perspektive schildern wollte, wie dort, aber halt vielleicht jetzt für Menschen unserer Zeit zu übersetzen, in unsere Zeit, dann musste er sich auf äußerem Wege davon Kenntnis verschaffen. Das ist auch wichtig. Man muss auch weggehen von den naiven Auffahrungen, jetzt ist jemand hellsichtig, der kann ja dann eigentlich eh alles schauen. Ja, im Prinzip ja, zumindest bis zu einer gewissen geistigen Höhe hinauf, aber aus welcher Perspektive er es sieht, aus welcher Perspektive er es daher schildert, ob das irgendwie jemals mit dem zusammenkommt, was andere schon gesagt haben, dazu muss er sich vorher auf äußerem Wege darüber informiert haben. Ganz, ganz wichtig, ganz interessant. Seine eigenen Perspektiven kann er völlig frei schildern, aber dann wird es nie einen Zusammenhang finden mit dem, was andere gesagt haben.

Bedeutung der universellen Brüderlichkeit 02:07:57

Und das ist eben auch nicht das Ideal der Geistesforschung, weil dann gibt es eigentlich keine Geistesforschung, sondern dann hätte sie nur Bedeutung für den, der halt forscht und schaut, aber wirklich nur für ihn, für niemand anderen. Daher ist es sehr, sehr, sehr wichtig, diese anderen Perspektiven kennenzulernen und von dem Standpunkt aus zu betrachten. Rudolf Steiner hat eben vieles aufgegriffen, halt namentlich eben aus dem, was in der Theosophie gegeben war. Da hat ihn halt sein Schicksalsweg so geführt, dass auf dem Weg das gut zu erreichen ist, aber eben vor allem auch sind aber daraus dann später die Differenzen gekommen, weil er eben gemerkt hat, es ist eigentlich für Europa, für Mitteleuropa nicht ganz der passende Weg, sagen wir es einmal so, weil eben die Theosophie zu stark an den östlichen Geistesströmungen gehangen ist.

Unterschied zwischen Ost und West 02:09:27

Und diese Dinge zu schildern, die Rudolf Steiner geschildert hat, braucht man ja nur schauen. In den eigentlichen östlichen Lehren findet man vieles davon nicht, weil man es von der Perspektive gar nicht sehen kann, nämlich alles das vor allem, was mit dem Christusimpuls und mit der Freiheit des Menschen zu tun hat. Das kann ich von der Seite aus nicht ergreifen. Rudolf Steiner konnte das aber, weil er wirklich gerade zu der Zeit, als er mit den Theosophen zusammengekommen ist, wo er dazu eingeladen wurde, war eigentlich der Punkt, wo er jetzt schon mit seinem neuen, ganz bewussten Hellsehen, wenn man so will, agieren konnte und sehr genau unterscheiden konnte, aus welchen Perspektiven werden die Dinge gesehen, welche Perspektive ist meine Perspektive, wo liegt meine Aufgabe, wo sind meine Fähigkeiten, was kann ich geben, was braucht namentlich Europa an Geistesgut.

Christusverständnis und Schöpferkraft 02:11:06

Das ist keineswegs ablehnend zu dem, was im Osten ist, aber nur es muss bei uns zumindest dazukommen. Und das ist ganz klarerweise dieses klare Christusverständnis, weil mit dem hängt die Freiheit zusammen, mit dem hängt zusammen, dass eben das göttliche Mensch geworden ist. Und das heißt, die volle Schöpferkraft im einzelnen Ich potenziell vorhanden ist. Auch wenn wir nur einen kleinen Funken davon ein Weg machen können. Aber das findet man im ganzen Osten nicht. Genau das Gegenteil. Also im Buddhismus als, wenn man so will, Blüte eigentlich der östlichen Religionen, weil sie ja so viel Gutes auch gebracht hat. Also diese Lehre von Liebe und Mitleid, die drinnen steckt. Aber der nächste Schritt, der wirklich zum freien Ich hinführt, der ist gerade dort nicht drinnen, sondern das Ziel im Buddhismus ist, geh ein ins Nirwana, geh in Wahrheit zu deinem wirklichen Ich.

Unterschiedliche Wege: Buddhismus und Christentum 02:12:22

So wird es zwar dort nicht ausgedrückt, sondern man sagt, es soll verwehen, es soll verschwinden. In Wahrheit heißt es, es geht ins Nirwana, wo es seine eigentliche Quelle hat. Es geht zur schöpferischen Quelle. Aber dort bleibe. Also wenn du unseren Weg gehst, den achtfachen, den achtgliederigen Pfad des Buddha gehst, dann wirst du irgendwann so weit kommen, wie auch der Buddha gekommen ist, dass du dich nicht mehr inkarnieren musst und darfst du dort bleiben. Aber der christliche Weg ist eigentlich die andere Richtung. Daher zu kommen und in gewisser Weise sogar zu dem Leiden auf Erden, nämlich zum eigenen Leiden, nicht zu dem aller anderen, aber zum eigenen Leiden Ja zu sagen. Es zu akzeptieren, das heißt nicht, dass man nicht zwischendurch einmal hadern darf, aber es grundsätzlich zu akzeptieren, dass es mit dem eigenen Entwicklungsweg in Zusammenhang steht und dass es einen Sinn hat, dass es Sinn macht.

Karma-Lehre im Vergleich 02:13:34

Daher ist auch die anthroposophische Karma-Lehre ein anderes im Osten. In den östlichen Religionen ist Karma eigentlich immer das schlimme Schicksalsverhängnis. Manchmal hat man halt Glück, dass man in besseren Regionen wiedergeboren wird. Wir haben schon darüber gesprochen, dass das aber eigentlich in Wahrheit eine Seelenwanderungslehre ist. Es geht gar nicht nur um wieder auf Erden geboren zu werden, sondern es geht vor allem einmal darum, in welcher Region der geistigen Welt bin ich nach dem Tod. Dort gehe ich durch und irgendwann komme ich als Mensch auch wieder. Das differenzieren sie eigentlich gar nicht dort. Können wir wieder einmal darüber sprechen. Man kann nicht oft genug darüber sprechen, um sich das zu Bewusstsein zu führen, aber es ist jetzt nur ein kleiner Ausflug zu dem Ganzen.

Fortsetzung des Rosenkreuzerwegs 02:14:41

Ich sehe, die Zeit ist schon wieder ein bisschen weit gediehen. Wir sind immer noch beim Studium. Macht nichts. Das heißt, wir werden mit dem Rosenkreuzerweg weiter tun, weil bevor ich zum nächsten Schritt komme, zur imaginativen Erkenntnis, das ist wieder ein riesiges Thema. Vielleicht, bevor wir ganz aufhören, noch eine Erinnerung, weil jetzt natürlich die berechtigte Frage auftreten kann, was hat das alles mit der Apokalypse zu tun. Es hat ganz intensiv damit zu tun. Alleine schon dadurch, ich erinnere euch daran, das haben wir schon öfter besprochen, wer ist denn dieser Christian Rosenkreuz?

Christian Rosenkreuz und seine Inkarnationen 02:15:39

Wer ist denn das? Es ist der wiedergeborene Lazarus Johannes. Der Johannes der Evangelist. Er war in einem noch früheren Leben zur Zeit Salomons der Tempelbaumeister des Salomonischen Tempels, der Hiram Abif, und wird dann zur Zeitenwende, um die Zeitenwende, als dieser Lazarus wiedergeboren und später dann im Mittelalter, 13., 14. Jahrhundert, zwei Inkarnationen, die relativ knapp aufeinander folgen, als Christian Rosenkreuz. In der ersten dieser beiden mittelalterlichen Inkarnationen ist das noch nicht sein offizieller äußeren Name, in der zweiten ist es dann. Und seit dieser Inkarnation im Mittelalter, wo er seine Einweihung vollendet hat, also das, was geschildert wird eben in der kymischen Hochzeit des Christian Rosenkreuz, seitdem ist er immer wieder inkarniert gewesen. Eine Inkarnation ist durch Rudolf Steiner bekannt, das ist der Graf von St. Germain, aber er war im jedem Jahrhundert inkarniert, mit sehr kurzen Zeiten zwischen den Inkarnationen.

Aktivität und Bewusstsein von Christian Rosenkreuz 02:17:50

Und das heißt, er ist jedenfalls in unseren Tagen auch sehr aktiv. Sowohl wenn er in der geistigen Welt ist, was aber eben immer nur kurzzeitig ist, also liegen zwischen den Inkarnationen vielleicht zehn, zwölf Jahre oder so. Und dann ist er wieder da, weil er für sich also nicht einen langen Weg durch die geistige Welt braucht, weil er eigentlich, auch wenn er inkarniert ist, jederzeit sehr hoch aufsteigen kann. Vollbewusst. Vollbewusst. Und das sind natürlich Menschen, die in der Entwicklung weit vorausgehen, aber trotzdem, sie zeigen das, was dem Menschen möglich ist und was wir alle in einer gewissen Weise erreichen können.

Ziel der Menschheitsentwicklung 02:19:01

Es geht eben nicht darum, dass es am Ende so steht, ja da gibt es jetzt von mir aus zehn, 15 große Geistesführer, die gehen voran. Das Wichtige ist ja, wie weit wir das entwickeln. Natürlich, die werden weitergehen und werden wahrscheinlich lange und hoffentlich die Nase vorne haben. Aber wir werden uns diese Fähigkeiten auch erwerben. Und weitere darüber hinaus, während wir halt jetzt dann irgendwann wo hinkommen, wo wir die Fähigkeiten entwickeln, wie sie von mir aus ein Christian der Rosenkreuz damals hatte, oder wie sie ein Rudolf Steiner damals hatte, wenn wir das vielleicht jetzt in ein paar Inkarnationen irgendwo dem nahe kommen, gehen die schon wieder weiter. Aber das Wichtige ist ja, dass wir nachfolgen in diesem Sinne, aber auf unsere eigene individuelle Art und eben auch wieder ganz neue Aspekte hineinbringen.

Erwachen der Menschheit und Gefahr der Widersacher 02:19:57

Um das geht es ja. Es geht darum, dass die ganze Menschheit aufwacht, möglichst die ganze Menschheit aufwacht zu dem. Weil die nicht aufwachen dafür, für die wird es unter Umständen das Böse erwachen geben im Bereich der Widersacher. Weil sie dann eben einfach ein falsches, ein verzerrtes Bild der Weltentwicklung kriegen und glauben vielleicht auch einen geistigen Weg irgendwo zu gehen, aber eben geblendet sind von den Widersachern. Das ist heute die große, entscheidende Frage, ist gar nicht mehr geistiger Entwicklungsweg gehen oder nicht gehen. Wenn ich nicht gehe, dann ist es mit Sicherheit ein Weg bergab. Das heißt natürlich, wenn ich es jetzt in dieser Inkarnation komplett versäume, wird es noch weitere geben, aber es wird nicht leichter werden.

Geistiges im Alltag 02:21:03

Es ist jetzt an der Zeit, dass wir das Geistige wieder mitschauen können, mit in unser Leben einfach, in unser ganz normales Leben miteinbeziehen. Und es eben ja nicht nur als Sonntagserbauung nehmen, sondern ganz konkret in den wirklich alltäglichen Kleinigkeiten auch, dass es beginnt, eine konkrete Wirkung zu haben. Das wird noch dauern. Wir sind auch in der Anthroposophie lange noch nicht so weit, dass das wirklich Selbstverständlichkeit wäre. Das müssen wir uns erst erwingen, alle. Aber das wird kommen. Das wird kommen.

Individueller Weg und Stolpersteine 02:21:52

Und damit sind wir Nachfolger dieser großen Eingeweihten, auch wenn wir viel bescheidenere sind, aber trotzdem müssen wir unseren individuellen Weg finden. Weil wenn wir nicht den individuellen Weg gehen, dann gehen wir schon den falschen Weg. Es nützt uns nichts. Auch wenn Christian Rosenkreutz und Rudolf Steiner und einige andere die Autobahn gelegt haben, das ist genau die Straße, die man nicht gehen dürfte. Aber sie haben eigentlich keine Autobahn gelegt. Wir interpretieren es nur so. Wir sehen halt oft die Stolpersteine noch gar nicht drinnen. Interessant wäre auch, das Werk Steiner so darauf zu lesen, wo kann ich denn überall stolpern, wo stolpere ich? Was heißt das, wo stolpere ich? Wo lese ich das? Es kommt so ein Plausibel vor, 20 Grad, ich glaube, ich habe es verstanden.

Lernen durch Stolpern 02:23:05

Aber dann komme ich vielleicht darauf, eigentlich ist mir da drinnen was noch ganz unklar. Dann fängt es an, interessant zu werden. Dann bin ich gestolpert. Und dann merke ich, hoppla, ich muss den Weg ein bisschen anders nehmen. Dann kann ich ihn gehen. Ansonsten werde ich dort immer wieder hängen bleiben. Ich werde immer wieder im Kreis gehen und wieder drüber so lange stolpern, bis ich meinen eigenen Weg gehe. Und dazu soll das Ganze Mut machen. Das ist drinnen. Wir dürfen uns heute in unserer Zeit, vor allem im 21. Jahrhundert, nicht vorstellen, Anthroposophie, Anthroposophen, das ist so wie eine alte, okkulte Loge mit strengen Regeln. Da gibt es die strengen Hierarchien drin. Und wer darf was wann wo. Mit dem werden wir nicht weit kommen.

Mut zu eigenen Schritten 02:23:57

Es gehört der Mut dazu, eigene Schritte zu machen, auch wenn sie unbeholfen sind, auch wenn wir Fehler machen. Alle haben diese Fehler gemacht. Jetzt die großen Eingeweihten haben es auch gemacht. Nämlich ab dem Zeitpunkt, wo sie wirklich selbstverantwortlich für ihr Tun waren, wo sie nicht nur Gefäß waren für höhere Wesenheiten, die sie geleitet haben. Das war am Anfang natürlich der Fall. Bis über die atlantische Zeit hinaus. Aber jetzt geht es darum, dass sich jeder Einzelne, auch die geistigen Führer, von Inkarnation zu Inkarnation selber erwingern. Und dabei immer wieder auch stolpern. Und wir haben das Recht, auch selber herumzustolpern, sozusagen.

Gemeinsames Schicksal und Abschluss 02:25:03

In dem teilen wir alle ein Schicksal. Weil auch die, die jetzt überhaupt nichts davon wissen wollen, stolpern wir auch irgendwo. Und wenn es genug gestolpert sind, werden sie sagen, jetzt muss ich aber endlich schon schauen, wo ich einen gescheiten Weg finde. Und daher, es geht jeden etwas an. Aber damit lassen wir es jetzt wirklich für heute gut sein. Wir werden das nächste Mal weitergehen mit der zweiten Stufe. Mit der imaginativen Erkenntnis. Das wird mindestens so lange werden. Wir haben zwar schon öfter davon gesprochen, aber auch das ist etwas, was man nicht aus genügend Perspektiven betrachten kann.

Persönliche Erfahrung und Dank 02:25:48

Und wenn ich mich selber nehme, wie viele Perspektiven ich dazu schon in mein eigenes Leben eingenommen habe, und dann immer wieder auf die Nase gefallen bin und dachte, so ist es auch nicht. Und das wird jeder durchmachen. Jeder. Und das gehört dazu. Zu dem ganzen Weg. Ja, so viel für heute. Ich danke euch fürs Dabeisein. Danke, die im Livestream dabei seid. Bis zum nächsten Mal. Danke auch. Aber ich wollte fragen, seid ihr auch immer wieder rausgeschmissen worden heute? Nur einmal. Einmal bin ich rausgeflogen. Ich habe irgendwas Zwischendurch einmal gehört. Das ist immer so ein Zeichen. Das letzte Mal bin ich zwischendurch einmal rausgeflogen auch.

Technische Herausforderungen und Abschied 02:26:56

Wir kommen immer wieder. Genau. Nicht unterzukriegen. Aber sonst glaube ich hat es mit dem Ton und mit dem Einen geklappt. Oh ja. Ja, perfekt. Keine Ahnung, ob das vorher die letzten Male nicht wollen hat. Na gut. Wir kämpfen uns durch. Bis zum nächsten Mal, meine Lieben. Tschüss. Eine Stunde, aber halt weiter durchs Leben. Genau. Das OBS spinnt. Ich meine, ich weiß, das ist übertragen. Aber es lässt sich nicht beenden. Nur gewaltsam. So. Da kommt einer. Ja.


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Literaturangaben

Rudolf Steiner, Alexandra Riggins: Die sieben apokalyptischen Siegel, Triskel Verlag 2005, ISBN 978-3-905893-02-1;

Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums, GA 8 (1989), ISBN 3-7274-0080-3;

Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X;

Rudolf Steiner: Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes, GA 104a (1991), ISBN 3-7274-1045-0;

Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V: Apokalypse und Priesterwirken, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0;

Emil Bock, Das Neue Testament, Übersetzung in der Originalfassung, Urachhaus, Stuttgart 1998, ISBN 3-8251-7221-X

Einzelnachweise